marco312
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Ich finde es sehr schade das immer mehr verkauft wird und das Firmen abwandern.
>>Quelle<<
Schöner Schein:
Ausverkauf der deutschen Marken
Mit der Handysparte von Siemens wechselt eine Traditionsmarke in den Besitz von ausländischen Investoren. Doch der Fall ist nur der jüngste einer ganzen Reihe - auf vielen Markenklassikern haftet lediglich noch das deutsche Etikett. SPIEGEL ONLINE hat eine Reihe von Beispielen zusammengetragen.
Berlin - Im brandenburgischen Rathenow hat sich der Rhythmus der Feiertage ein wenig geändert. Zumindest die Mitarbeiter der Welz Gas Cylinder GmbH feiern dort inzwischen zwei Jahreswechsel: Einen nach alter Väter Sitte am 31. Dezember, den anderen nach chinesischem Brauch am 9. Februar. Der neue Eigentümer, Jiang Zhou, hatte zum großen Fest geladen, um das Jahr des Hahns einzuläuten.
Den Produkten des Hauses sieht man die Veränderung nicht an. Welz ist Marktführer für Gasflaschen, wie sie für Feuerlöscher oder Schweißbrenner benötigt werden. In der Branche genießen die Stahlzylinder einen guten Ruf - deutsche Qualitätsarbeit eben. Doch die Regie führen längst andere: Welz ist nur noch eine Abteilung des Huapeng-Konzerns, der in Shanghai ähnliche Druckgasflaschen produziert.
Ähnliches wird in Kürze auch für die Siemens-Werke in Kamp-Lintfort, München, Bocholt, Ulm und Leipzig gelten. Gerade hat sich der taiwanische Elektronikkonzern BenQ mit Siemens auf die Übernahme der Handy-Sparte geeinigt. Die Münchner ziehen sich aus der prestigeträchtigen Handy-Produktion zurück und dokumentieren damit auf eindrucksvolle Weise, dass sie dieses Geschäft nicht beherrschen. Die Münchner zahlen sogar noch 250 Millionen Euro drauf. Bis zu fünf Jahren werden die Taiwaner die Marke Siemens nutzen dürfen. Nach anderthalb Jahren soll das Logo auf den Handys nach und nach durch das von BenQ ersetzt werden.
Auch die Nähmaschinen von Dürkopp Adler werden nicht länger unter Deutscher Regie gefertigt. Ende Oktober vergangenen Jahres kaufte der chinesische Maschinenbaukonzern Shanggong 95 Prozent der Anteile an dem Bielfelder Traditionshersteller.
Fast scheint es, als nehme der Ausverkauf deutscher Marken richtig Fahrt auf. Traditionshersteller mit gutem Namen stehen gleich reihenweise auf den Einkaufslisten. Besonders die Chinesen versprechen sich davon einen leichteren Einstieg in den Weltmarkt, nicht nur in der Industrie. So kauft etwa Hutchison Whampoa systematisch Drogerien auf. Beim Filialisten Rossmann ist der Hongkonger Mischkonzern schon zu 40 Prozent beteiligt.
Für die Marken muss das nicht unbedingt schlecht sein. Klassiker wie zum Beispiel das Mundwasser Odol oder Biermarken wie Becks und Holsten belegen das. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der neue Eigentümer sorgfältig mit dem Label umgeht, die Werte pflegt und das Vertrauen der Käufer rechtfertigt. Denn ohne Vertrauen, weiß Günter Käfer, Geschäftsführer der auf Markenführung spezialisierten Agentur FGK, "läuft gar nichts".
Der britische Öl-Multi BP hat das hat das längst erkannt. Nach der Übernahme von Aral im Jahr 2002 flaggte der Konzern die hierzulande 650 BP-Stationen kurzerhand auf die Tochter um. Laut "European Trusted Brands", der größten Konsumentenstudie ihrer Art, die richtige Entscheidung. Denn während das blaue Rauten-Logo den ersten Platz der Kategorie "Benzin" belegt, landet die gelb-grüne Mutter regelmäßig abgeschlagen auf Rang fünf oder sechs. Dass der Sprit möglicherweise aus der gleichen Raffinerie kommt, ist vollkommen unerheblich.
Im Übrigen beteiligen sich auch deutsche Konzerne fleißig am Wettrennen um bekannte Marken, von deren Image sie zu profitieren hoffen. Die britische Automarke Rover zum Beispiel hatte Geländewagen und den Mini im Programm, die BMW in seiner Produktpalette fehlten. Die Münchner bezahlten am Ende allerdings einen sehr hohen Preis für ihr Abenteuer auf der Insel. Daimler-Benz wiederum wollte durch die Fusion mit Chrysler sein Standbein auf dem amerikanischen Markt stärken. Mit dem Geld und dem Know-how aus Stuttgart kann Chrysler allmählich wieder an alte Erfolge anknüpfen.
Ob dies auch Swiss gelingt, nachdem Lufthansa dort eingestiegen ist, muss sich erst noch erweisen. Die Schweizer Nationalgesellschaft, die 2002 aus der bankrotten Swissair hervorgegangen war, bleibt auch nach der Übernahme mit eigener Marke, Flotte und Crew weitgehend eigenständig und kann von der Zugehörigkeit zur Star Alliance profitieren. Doch die hohen Kosten in der Schweiz machen der Swiss nach wie vor zu schaffen.
Ein Beispiel für eine ganz andere Variante eines falschen Markenetiketts liefert der BMW X3. Denn genau genommen ist der kleine Geländewagen mit dem BMW-Propeller eigentlich ein Magna Steyr. Von der Fertigungsplanung über die Serienfertigung hat BMW den kompletten Produktionsprozess an das austro-kanadische Zulieferunternehmen vergeben. Und trotzdem würde niemand daran zweifeln, dass der X3 ein echter BMW ist.
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