Scharfer Wind für freiberufliche Kreative

K

Krill

Wie sich die Bedingungen für freiberufliche Designer, Fotografen, Journalisten etc. verändert haben, fasst die Süddeutsche zusammen klick :
Die Konkurrenz ist gewachsen, schon "kleine PowerPoint-Präsentationen" werden nur über einen Pitch vergeben.
Die Tagessätze sinken, aber Fotografen etc. müssen digitale Daten druckfertig abliefern und entsprechend investieren - die Verlage haben eine ganze Ebene in der Druckvorstufe eingespart.
Designer bekommen immer weniger Entwicklungsaufträge, stattdessen müssen sie bei den Firmen Produktvorschläge machen.
Und wer für's Fernsehen arbeitet, muss seine ganze Kreativität für die versteckte Integration von Produktwerbung entfalten und seine Ansprechpartner regelmässig zu üppigen Essen einladen.

Und so weiter...
 
Die sogenannte Wertschätzung in unserer Wertegesellschaft ist abhanden gekommen.

Nicht nur für Freiberufler !

Gehts nu a bisserl billiger ?

Wo bekomm ich es noch billiger ?

HA HA das war ein Schnäppchen.....

Dann jammern wir uns gegenseitig an, wenn der Lohn nicht mehr stimmt !

Die Schuldigen sind ja dann rasch gefunden !
Die Unternehmer, die Politiker.....

In Wahrheit ist und bleibt es der Konsument, der die Gesellschaft mit seinem Einkaufsverhalten an den Rand des Ruins treibt !

Geht hin in den Supermarkt und beschwert euch über den billigen Fraß und weigert euch billiges Zeugs zu kaufen, das euren Arbeitsplatz wegrationalisiert !
 
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Na, den schwarzen Peter dem Konsumenten in die Schuhe schieben zu wollen hinkt doch etwas. Es gibt da, denke ich nicht "den" Schuldigen.

Das ist doch eher so ein Kreislauf. Kosten hoch (z.B. Steuern) -> Preise hoch -> Schnäppchenjagd -> Preiskampf -> Firmenpleite -> arbeitslos -> Papa Staat zahlt -> holt sich das aus den Firmen wieder -> Mehrausgaben Lohnnebenkosten -> Preise hoch...
Dieses Szenario hat natürlich noch andere Gesichter aber im Grunde genommen...

Wichtig für mich ist einzig und allein, bei allen Widrigkeiten Mensch bleiben.
In diesem Sinne!
 
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Ich finde das ganze ist nicht differenziert genug gesehen. Natürlich gibt es Fotografen die druckfertige Dateien liefern müssen, wer aber heute noch ohne Agentur unterwegs ist (Bildjournalisten sind gemeint) der hat selber schuld und das man alle zwei Jahre neue Ausrüstung anschaffen muss halte ich auch für übertrieben - wann schreibt man das zeug denn ab??
Und es ist doch wahr, vor der großen Krise wurden doch Honorare gezahlt, das man sich nur wundern konnte (Leider nicht an mich).
Meiner Meinung ist das mal wieder so ein Uns-geht-es-so-shlecht-Artikel.
 
Ja ich finde den auch ein wenig übertrieben, ich wohne seit fast zwei Jahren in Deutschland und muss mir sehr häufig dieses uns-geht's so schlecht Gejammere anhören. Man muss das alles relativ sehen, natürlich wird der Konkurrenzkampf härter aber ich finde daß hier gute Arbeit immer noch vernünftig honoriert wird gegenüber anderen Teilen Europas und der Welt.
Vorher war ich Jahrzehnte in Frankreich, auch freiberuflich, das ist dort wirklich viel komplizierter als hier und der Kampf um Aufträge ist ein hartes Brot. Da muss man mit einer fertigen ausgearbeiteten Idee ankommen, meistens wird man nicht genommen weil zu teuer, aber man findet seine Idee wieder bei dem der das billigste Angebot gemacht hatte und der dann auch den Auftrag bekommen hat.
Hier ist mir das noch nicht passiert, aber das kann natürlich auch noch kommen.
 
Der Artikel ist schwachsinnig und nur bedingt sauber recherchiert.
Die Medien schüren das weil man damit Auflagen machen kann. Es ist ganz ähnlich wie mit dem 2. Weltkrieg. Es heisst immer die Geschichte ist vorbei aber es vergeht kein Tag, ohne das in irgend einem deutschen Sender etwas über den Krieg kommt.

Es ist wie mit einer Krankheit. Wenn man sich 24 h am Tag nur noch damit befasst wie schlecht es einem geht, wird man garantiert nicht gesund.

Der Titel, den Du dem Thread hier gegeben hast, geht ganau auch in diese Richtung.

Auf dieser Basis wachsen "Geister" die dann denken, dass es wieder mal einen Krieg braucht. So frei nach der Idee " baue auf und reisse nieder, dann hast du Arbeit, immer wieder."
 
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nein, buzo hat schon recht. Letztlich ist es die Gesellschaft, die quantitativ orientierten billigen Konsum will. Die Schraube dreht sich immer weiter - und nun will die Gesellschaft die Folgen nicht tragen und jammert.
Man muß endlich einzusehen beginnen, daß alle (!) die Gesellschaft sind und es daher alle in der Hand haben, etwas zu ändern. Daß das nicht auf Knopfdruck geschieht, ist klar - die Schraube hat sich lange genug in die eine Richtung gedreht, daß sie ihre Zeit braucht, sich zurückzudrehen.
Der Konsument muß tatsächlich den Anfang machen, es muß ein Umdenken geschehen, was das Konsumverhalten angeht. Jammern ist da der falsche Ansatzpunkt - selbst Handeln ist angesagt.

Frage: Wozu braucht ein Zeitungsphotograph, der für ein 60-er Raster seine Daten produziert, alle zwei Jahre ein neues Equipment? dafür wäre ja meine eigene Ausrüstung für den privaten Bedarf überqualifiziert ... :rolleyes:

Grüße, tridion
 
Ich habe diesen Thread hier erstellt, weil ich mir davon eine Diskussion mit Erfahrungsberichten und Quellenhinweisen erhoffe, die deutlich über allgemeines Räsonieren auf Bar- oder sogar Stammtischniveau hinausgeht.

Warum? Weil hier in diesem Forum viele Leute unterwegs sind, die eine Profilaufbahn noch vor sich haben, oder die noch überlegen, was sie studieren.

In dem Artikel wird meinem Eindruck nach eben nicht gejammert, sondern die geänderten Verhältnisse skizziert und von der Notwendigkeit gesprochen, sich darauf einzustellen.

Mich würden z.B. Erfahrungen wie die von CyVice interessieren.
 
Hi,

Ich arbeite seit nunmehr 16 Jahren erst als Journalist und Redakteur für das führende Medium der Werbebranche, jetzt as Werbetexter. Meine Beobachtung: Auf der einen Seite sparen Unternehmen - vor allem an Kreativ-Dienstleistungen. Auf der anderen Seite hauen Sie das Geld raus. Ich habe letztes Jahr einen Geschäftsbericht gemacht. Da wurden alle Dienstleister wirklich stark unter Druck gesetzt. Als das Ding dann fertig war hat das Management den Bericht einstampfen lassen, weil dem Aufsichtsratvorsitzenden sein Bild plötzlich nicht mehr gefiel, das er vorher freigegeben hat. Kosten: Ungefähr 100.000 Euro.

Ähnliche Erfahrungen mache ich laufend. Es wird auf der einen Seite wie verrückt gespart um auf der anderen Seite massiv Geld auszugeben.

z.B.
Messepräsenz ohne Nach- oder Vorbearbeitung der Leads
Entwicklung neuer Geschäftsausstattung - um dann drei Monate später einen Relaunch einzuleiten.

Anyway: Die guten Zeiten snd für immer vorbei Da hilft ein Herumgeheule.

Jörn
 
Was du für "Raisonieren auf Bar- oder Stammtischniveau" hältst, ist aber tatsächlich der Ausgangspunkt für die Misere, und deshalb muß sehr wohl darüber geredet werden ... seltsam, daß zwar alle die Gesellschaft sein wollen, wenns um die Folgen geht - aber nicht, wenn es um die Ursache geht ... ;)
 
Entscheidend ist nach der heute wie damals gültigen Volkswirtschaftslehre die Produktivität. Wenn die proportional zu den Versorgungskosten steigt, steigt auch der Lebensstandard und sonst geht's wie jetzt den Bach ab.
Dienstleistung 'produziert' nichts und Wissen als solches auch nicht, das kann und sollte aber eingesetzt werden um neue, intelligente Produkte herzustellen. Und zwar hier und nicht in China.
Ich sage nur Transrapid gegen den Verkehrsinfarkt
Kernenergie gegen die Abhängigkeit der Scheichs oder russischen Gases und
Raumfahrt für eine Perspektive unserer Urenkel.
Da das in einem vergrünten Land aber kaum realistisch umsetzbar sein wird, wird Deutschland sich damit abfinden müssen, langsam und immer schneller zu verarmen.
Hartz IV war der Anfang und das allein betrifft schon rund 1/8 der Bevölkerung. Und es ist gewollt von den neoliberalen Vordenkern in den Finanzinstituten, IAW's, DIW's etc.
In dieser Richtung sollte man mal nachdenken, dann wird ein Schuh draus.
 
"Längst arbeiten freie Fotografen zu Honorarsätzen, für die sich vor zehn Jahren kein Praktikant hergegeben hätte. Innenarchitekten sind für weniger als 250 Euro pro Tag zu haben, Reisespesen inbegriffen."

Das Hauptproblem ist, dass es eben so weit gekommen ist, dass die Auftraggeber die Preise für kreative und zeitintensive Arbeit drücken können ohne Ende. Der absolute Witz ist doch auch, dass die Unternehmen vielfach nurmehr hochqualifizierte Praktikanten für 1,50 € im Monat anheuern. Im Prinzip gilt es nur, diese Spirale zu durchbrechen. Aber wie will man das denjenigen erklären, die durch ihre Billigofferten das Ganze mit verursacht haben – und die es ja vermutlich auch deswegen gemacht haben, um überhaupt ihre Miete bezahlen zu können.

Die Beobachtungen von Digital90 kann ich auf anderer Ebene nur bestätigen. Da werden in Bereichen Gelder rausgehauen, wo man sich nur noch fragt: woher kommt das Geld denn, ihr knickert doch an euren Redakteuren und freien Schreiberlingen rum wie blöd…

Und: Der Titel des Freds ist absolut korrekt!
 
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Ich sehe noch eine andere Ursache für den Verfall der Preise, vor allem in der gestaltenden Zunft: Ein Trend zum Geiz war schon seit Mitte der Neunziger Jahre zu beobachten, als immer mehr Freischaffende oder Nebenbeiarbeiter auf den Markt drängten, die in ihrem Leben noch nie ein Scribble per Hand gemacht hatten, geschweige noch wussten, was eine Reprokamera ist. Bezahlbare Computer und Software, die einem potentiellen Kunden suggerierten, Gestaltung sei total einfach. Kreative, die durch Internet sehr kreativ zusammengeklaute Mappen präsentierten. Dass deren Kunden dann oft draufzahlten, ob durch Probleme beim Druck oder anderes, steht auf einem anderen Blatt.

Ich verteufle die Möglichkeiten eines digitalen Workflow keinesfalls: ein wenig »Demokratisierung« hat der Branche in keinem Fall geschadet. Aber der Druck durch Geiz und Blödheit schlägt halt auch mit voller Wucht in den Bereich der kreativen Tätigkeiten ein. Und ja, es wird langsam zur Mode, die abgelehnten und unwillig bezahlten Entwürfe durch billigere »Konkurrenten« weiterentwickeln zu lassen.

Grüße, Hondo
 
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Ich muss Krill leider Recht geben, die Bedingungen für Freiberufler haben sich wirklich radikal verschlechtert. Wenn man darüber spricht, hat das meiner Meinung nach auch nichts mit Jammern zu tun. Die Wahrheit ist doch, dass sich kaum ein Freiberufler traut, über seine miese Situation zu reden, um nicht auch noch die letzten Aufträge zu verlieren bzw. um nicht seine Auftraggeber zu vergrätzen. Es gibt sicher noch eine Menge Freiberufler, die gut über die Runden kommen und nicht schlecht verdienen, aber die meisten aus dem großen Heer stehen doch am Abgrund.
Als Freiberufler in der TV-Branche habe ich am eigenen Leib erfahren müssen, wie sich die Voraussetzungen verändert haben. Beispielsweise musste ich in diesem Jahr so viele Pitches liefern wie nie zuvor. Wenn ich dann mal einen Auftrag ergattert habe, denke ich wehmütig an die Zeit vor zehn Jahren, als die Laufzeit der Verträge und die Honorare noch wirklich eine berufliche und private Planung für ein Jahr im Voraus zuließen. Dazu kommt, dass die TV-Produktionsfirmen immer mehr auf billige Praktikanten setzen, die das übernehmen, was Freiberufler wie ich vorher geleistet haben. Was dabei rauskommt, sieht man ja, wenn man z.B. nachmittags mal die Privatsender einschaltet. Das Schlimme daran ist, dass diese Produktionsfirmen gar nicht anders können als auf Praktikanten zu setzen, bzw. für Freiberufler die Honorare zu drücken. Die TV-Sender zwingen sie, ihre Formate für lau zu verkaufen. Und wenn sich eine Firma darauf nicht einlässt, wird der Kontakt abgebrochen und die Firma kann dichtmachen.
 
Ich kann den Artikel der Süddeutschen Zeitung für meinen Bereich (Grafik & Konzept, Print) nicht verifizieren.
Hier in NRW ist die Lage nicht rosig, Freelancer gibt es in Hülle und Fülle. Klar. Aber kein Grund zur düsteren Schwarzseherei. Wer sich einen gesunden Kundenmix erarbeitet und diesen entsprechend pflegt, der wird auch als Freelancer gerne gebucht. Ein Pitch für Kleinstaufträge ist mir noch nicht untergekommen. Wohl natürlich stehen meine Angebote im Vergleich mit Mitbewerbern. Ganz normal.

Und außerdem: Einen astreinen ppt-Vortrag auf die Beine zu stellen bzw. Stylesheets in ppt und wirklich funktionierende Master abzuliefern kann noch lange nicht jeder.

quomodonam schrieb:
Das Hauptproblem ist, dass es eben so weit gekommen ist, dass die Auftraggeber die Preise für kreative und zeitintensive Arbeit drücken können ohne Ende. Der absolute Witz ist doch auch, dass die Unternehmen vielfach nurmehr hochqualifizierte Praktikanten für 1,50 € im Monat anheuern.

Finde ich beides sehr übertrieben. Wieso sollen die das können? Nur mit dem, der es mit sich machen lässt. Und dann sind wir wieder beim Thema Qualität, das wir hier im Forum schon mehrmals bekakelt haben. Gleiches gilt für die Aussage zu den Praktikanten.

Gruß, Al
 
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leider gibts sooooo vielel arbeitslose auf unserem sektor dass man echt haufenweise fertig studierte und hoch qualifizierte leute findet die für n paar 100 euro im monat für einen als prakti arbeiten.
 
Zahlt die Süddeutsche ihren Freien eigentlich ein ordentliches Honorar? Oder ist die Zahlungsmoral der Zeitungsverlage kein Thema in dem Artikel?
 
flieger schrieb:
Zahlt die Süddeutsche ihren Freien eigentlich ein ordentliches Honorar? Oder ist die Zahlungsmoral der Zeitungsverlage kein Thema in dem Artikel?

Zur Süddeutschen kann ich nichts sagen, nur dass in einigen regionalen bayerischen Zeitungsverlagen vermehrt auf Bezahlung jenseits des Tarifvertrages geachtet wird, bei zu übernehmenden Volontären wie auch bei langjährigen Mitarbeitern, denen man schon mal einen Aufhebungsvertrag inkl. Neuanstellung zu »veränderten« Konditionen nahelegt.

Nachtrag: Bei Freien wird schon mal der Zeilenpreis neu verhandelt.

Das liegt aber primär nicht an der Gier der Verleger, sondern eher an dem »Unwillen« der Anzeigenkunden, endlich mal wieder mehr zu schalten.

Grüße, Hondo
 
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Al Terego schrieb:
Finde ich beides sehr übertrieben. Wieso sollen die das können? Nur mit dem, der es mit sich machen lässt. Und dann sind wir wieder beim Thema Qualität, das wir hier im Forum schon mehrmals bekakelt haben. Gleiches gilt für die Aussage zu den Praktikanten.

Gruß, Al

Leider nicht übertrieben, wäre schön wenn's so wäre… Es stimmt, wenn du sagst: "Nur mit dem, der es mit sich machen lässt". Das ist auch meine Devise. Bloß bekommt der eine oder andere dann zu hören: "Dann macht es halt jemand anderes." Und es gibt immer jemand anderes, der es billiger macht. Dass es qualitativ schlechter ist, interessiert heutzutage nicht.
 
quomodonam schrieb:
Leider nicht übertrieben, wäre schön wenn's so wäre… Es stimmt, wenn du sagst: "Nur mit dem, der es mit sich machen lässt". Das ist auch meine Devise. Bloß bekommt der eine oder andere dann zu hören: "Dann macht es halt jemand anderes." Und es gibt immer jemand anderes, der es billiger macht. Dass es qualitativ schlechter ist, interessiert heutzutage nicht.

Dann soll es halt jemand anderes machen. Ich würde eher einen anderen Beruf ergreifen als mich unter Preis verkaufen.
Und Qualität interessiert auch heutzutage.
Und das Thema hatten wir wie gesagt schon öfter hier im Forum, endet immer wieder in endlos fruchtlosen Diskussionen und wir sollten es in diesem Thread nicht weiter breit latschen um, wie Krill gebeten hat, Platz für weitere Erfahrungen oder zumindest kurze Statements zum Thema des Threads zu lassen. Halte ich an dieser Stelle für sinnvoller.

Besten Gruß, Al
 
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