Sammler alter Hardware, Brandgefahr durch Akkus?

dosenpils

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Moin,

Hier gibt es ja wahrscheinlich auch einige Retro-Freunde und Sammler alter Apple Hardware,
egal ob MacBooks oder iPhones.

Wie sind eure Erfahrungen mit Lagerung von "sehr" alter Hardware mit Batterien?

Bei mir hat es letztens in einer Schublade "geknallt" - dort lag noch ein altes Sony Ericson K800 Jahrgang 2005.
der Akku hatte sich wohl soweit aufgebläht, dass es mit einem lauten Knall die Plastikrückschale des Telefons aufgesprengt hat. Das Teil lag jetzt bestimmt 10 Jahre unbenutzt in der Schublade.

Nun muss ich dabei immer an die wahnwitzigen Sammler denken, die das erste iPhone 1 (2007/2008) als Sammlerobjekt bei eBay verticken, teils Originalverschweisst für 2000 Euro Plus. Wer stellt sich sowas in die Vitrine,
wenn er irgendwann in -10 Jahren damit rechnen muss das der Akku sich aufbläht, ausläuft oder sonstiges.
Natürlich könnte man die Verpackung aufreissen, das iPhone zerlegen und den Akku entnehmen und entsorgen,
hätte aber dann wiederrum nur noch ein Bruchteil des Sammlerwerts.

Mein Frage wäre nun, gibt es eine Methode Akkus langfristig zu "entladen" und sie im Gerät zu belassen,
ohne das Gefahr davon ausgeht? Gerade bei meinen sehr alten Macbooks und iBooks - wo die Akkus zwar sowieso
schon tot sind, sieht es aus Sammlersicht unschön aus, wenn man unten den Akkublock komplett entfernt und nur noch ein halbes Untergestell hat.

Kann ich meine alte Hardware mit toten Akkus ohne Probleme die nächsten 10 Jahre im Schrank oder (trockenen)
Dachboden lagern, ohne Gefahr das die Dinger sich aufblähen, oder Brandgefahr besteht? Kenne mich mit Akkutechnik nicht so wirklich aus, wie diese sich über Jahrzehnte zersetzen könn(t)en.
 
Mein Frage wäre nun, gibt es eine Methode Akkus langfristig zu "entladen" und sie im Gerät zu belassen,
ohne das Gefahr davon ausgeht?

Nein. Sie entladen sich über die Jahre so oder so. Die Defekte bzw. das Aufblähen passiert auch mit leeren Akkus.
 
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Nein. Sie entladen sich über die Jahre so oder so. Die Defekte bzw. das Aufblähen passiert auch mit leeren Akkus.

Das ist mir bewusst, so hatte ich es ja in meiner Fragestellung auch mit dem mir passierten Fall geschildert (aufgeblähter Akku / explodierte Handyplastik vom 2005er Sony)

Ich versuche die Frage zu konkretisieren:
Geht auch bei einem Akku der seit vielen Jahren bereits tiefenentladen (und aufgebläht) aber nicht mehr genutzt wird, noch Brandgefahr aus?

Ich stelle mir gerade vor, wie mir die Bude abfackelt und die Versicherung dann sagt: "Tja, der Brand ist durch ein 20 Jahre alten Apple Akku aus ihrem Notebook entstanden,
den hätten sie beizeiten ausbauen müssen - wegen grober Fahrlässigkeit zahlen wir als ihre Hausratversicherung keinen Cent... Auf wiedersehen"
 
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Potenziell besteht immer eine Gefahr. Hier kann dir niemand ernsthaft eine andere Antwort geben.
 
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Also 2007 ist nicht alt.. in meiner Auffassung. Ich hole immer alle Akkus b.z.w. Batterien aus den Rechnern raus. Gerade die alten Varta (suche mal Varta-Leaks in google) sorgen für erheblichen schaden. Die explodieren nicht, die laufen aus und zerfressen die Platinen. Lion-Ionen Akkus können sich aufblähen bis hin zum explodieren, davon bin ich bis jetzt verschont geblieben.

Hier mal ein paar Fotos von meinem Apple IIfx: https://forum.classic-computing.de/...9760-zeigt-mal-eure-schlimmsten-akku-schaden/
 
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Das wäre mal eine Frage an Leute, die professionell mit alter Elektronik umgehen müssen. Also Restauratoren, Museumsmenschen et cetera.
Ich könnte mir denken, daß die sich da eine Menge Gedanken gemacht haben, wie man die Integrität der Ausstellungsstücke bewahrt ohne die Besucher mit Panzerglas zu schützen.

Bei Standard-Zellen (AA usw.) ist es ja kein Problem, sie rauszunehmen, da ändert sich ja nichts am Aussehen.
Ebenso bei im Inneren versteckten Pufferbatterien (außer halt, wenn die Leute wert auf die Einschweißfolie legen zum Beweis der Jungfräulichkeit).

Müsste man sich nicht auch Sorgen machen wegen Elektrolyt-Kondensatoren, die zwar nicht explodieren, aber ebenfalls Schäden an den Innereien verursachen können?
 
Also mal das was ich weiss und was ich neben noch recherchieret habe. Alles natürlich ohne Gewähr.

Ein Akku bläht sich normalerweise nur bei Schädigungen auf. Das Lithium reagiert dabei mit Feuchtigkeit und Sauerstoff und erzeugt dabei ein brennbares Gas.
Wenn ein Akku keine Energie gespeichert hat, dürfte es zu keinem Brand kommen, da das Gas nicht entzündet werden kann (es sei denn die Akkus liegen in der Nähe einer Flamme). Es bläht halt nur den Akku auf und sprengt gegebenenfalls ein zu enges Gehäuse auf.

Ich habe hier Uralt Lithium Akkus und bisher gab es nie Probleme, Eine Gefahr kann aber trotzdem nie ganz ausgeschlossen werden. Wenn du die Gefahr verringern willst, lagere sie komplett leer in einem LiPo-Safe Bag.
 
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Die Gefahr eines "Thermal Runaway" besteht natürlich nur wenn in der Zelle noch elektrische Energie/Ladung vorhanden ist. Die Ladung liefert die Energie für das "Feuer". ;)

Eine vernünftige Lade-, Entlade-Schutzschaltung die vor jedem Lithium Akku zu finden sein sollte trennt diesen bei erstmaliger Tiefentladung dauerhaft vom Verbraucher. Ein Voltmeter würde 0 Volt anzeigen. Damit ist die Chemische Zelle jedoch noch nicht entladen und kann sich immer noch aufblähen!
Vor der Schutzschaltung gemessen kann die Spannung sogar wieder über dem zulässigen unteren Minimum liegen. Die Zelle wird ja nicht mehr belastet.

Um die Zelle wirklich komplett zu entladen muss sie ohne Schutzschaltung belastet entladen werden. Danach sollte sie auf keinen Fall wieder geladen werden. Brandgefährlich!

Ich habe noch nicht erlebt das eine auf 0V entladene und dauerhaft kurz geschlossene Zelle sich durch innere chemische Zersetzung aufgebläht hat. Meist blähen sich die (teil)geladenen Zellen im Gerät auf. (Vorsicht, das ist nur meine persönliche Erfahrung und keine Regel!)

Ich hatte bisher nur drei Akkupacks die dick wurden.
- MacBook Pro 2009 Akku eines Fremdherstellers. Im geladenen Zustand im MacBook ca. 60% Restladung.
- Olympus Kamera Akku eines Fremdherstellers. Im geladenen Zustand in der Kamera ca. 30% Restladung.
- LiPo eines billigen Spielzeughelikopters. Beim Laden.
Alle Originalen Akkus (Apple, Olympus) ließen sich eines Tages einfach nicht mehr laden. Sie sind auch nicht dick geworden. Seither kaufe ich nur noch original Akkus.

Wer ein "historisches" Gerät konservieren, und auf Nummer sicher gehen möchte sollte die Zelle im Gerät entladen. Anschließend ausbauen, die Kontakte sicher Abkleben und fachgerecht entsorgen.

Weil sich gute Lithium Zellen nur sehr langsam selbst entladen ist es sehr schwer vorauszusagen wann eine Zelle sich selbst ohne Schaden zu nehmen komplett entladen hat oder durch innere Kurzschlüsse doch noch dicke Backen bekommt.

Viele gute Hintergrundinfos:
>> http://www.rc-network.de/magazin/artikel_15/art_450/Lit-Akku-Techn-Einfuehrung.pdf
>> https://www.dke.de/resource/blob/93...860a39/kompendium-li-ionen-batterien-data.pdf
 
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...
Geht auch bei einem Akku der seit vielen Jahren bereits tiefenentladen (und aufgebläht) aber nicht mehr genutzt wird, noch Brandgefahr aus?
...

Das Problem ist, die meisten Akkus bestehen aus Lithium und Lithium reagiert exothermisch mit Sauerstoff. Wenn also der Akku irgendwann mal undicht wird und Sauerstoff eindringt wird der Akku zumindest mal warm. Und wenn die Reaktion ausreichend schnell abläuft kann es auch durchaus zum Brand kommen.

Ich habe dem Problem vorgebeut indem bei mir die Akkus aus den Geräten, die nicht genutzt werden, entnommen worden sind und in einem brandsicheren Behältnis (in meinem Fallel eine Edelstahlkiste) gelagert werden. Zudem steht in unmittelbarer Umgebung des Behältnisses nichts Entflammbares, in meinem Falle steht die Kiste auf den Ersatz-Dachziegeln unseres Hauses in der Garage.
 
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Müsste man sich nicht auch Sorgen machen wegen Elektrolyt-Kondensatoren, die zwar nicht explodieren, aber ebenfalls Schäden an den Innereien verursachen können?
Die laufen nur im Betrieb aus oder platzen (explorieren nicht, kein Feuer) die Lagerung ist kein Problem.
 
Die laufen nur im Betrieb aus oder platzen (explorieren nicht, kein Feuer) die Lagerung ist kein Problem.
Öhm...auslaufen können die auch bei der Lagerung. Hier kommt es dann auf den konkreten Elko-Typ an. ;)
 
Das Problem ist, die meisten Akkus bestehen aus Lithium und Lithium reagiert exothermisch mit Sauerstoff. Wenn also der Akku irgendwann mal undicht wird und Sauerstoff eindringt wird der Akku zumindest mal warm. Und wenn die Reaktion ausreichend schnell abläuft kann es auch durchaus zum Brand kommen.

Ich habe dem Problem vorgebeut indem bei mir die Akkus aus den Geräten, die nicht genutzt werden, entnommen worden sind und in einem brandsicheren Behältnis (in meinem Fallel eine Edelstahlkiste) gelagert werden. Zudem steht in unmittelbarer Umgebung des Behältnisses nichts Entflammbares, in meinem Falle steht die Kiste auf den Ersatz-Dachziegeln unseres Hauses in der Garage.

Das ist sinnvoll und sicher, aber es ist nicht das Lithium welches exotherm reagiert. Der Akku enthält kein metallisches Lithium sondern Lithium-Ionen (Li+) eingebunden in z.B. Cobaltdioxid (CoO2)

Das eigentliche Problem sind interne Kurzschlüsse die sich bei Entladung unterhalb der Mindestspannung (z.B. 2,5V) bilden können (nicht müssen!). Wenn im Falle der Kurzschluss-Brücken-Bildung noch genug Restenergie in der Chemischen Zelle vorhanden ist um die Kurzschlussstelle über 180 Grad C zu erwärmen wird die Zelle sich weiter zerstören "Thermal Runaway" und dabei eigenen Sauerstoff freisetzten. Dieser beschleunigt einen möglichen Brand des Elektrolytmaterials.

>> Richtig ist aber auch, und das macht es für den Laien so schwer verständlich, das es zwei Arten von Leere bei Lithium Akkus gibt.
>> Um das zu verstehen ist es wichtig zu wissen das ein (guter) Lithium-Ionen-Akku immer eine Schutzschaltung beinhaltet.
>> Dadurch ergeben sich immer zwei mögliche Punkte eine Spannung zu messen.
>> 1.) An der chemischen Zelle vor der Schutzschaltung. I.d.R. Nur durch öffnen des Akkupacks zu erreichen.
>> 2.) Nach der Schutzschaltung. Das sind die äusseren "normalen" Kontakte des Akkus
>> Hierraus ergeben sich nun die zwei Arten leerer Akkus:
>> 1.) Wenn das Gerät sagt der Akku ist Leer. Die Schutzbeschaltung schaltet den Akku unterhalb von z.B. 2,5V ab. An den Anschlüssen des Akkus liegen dann 0 Volt an.
>> 2.) Wenn die chemische Zelle vor der Elektronik 0 Volt erreicht. Das ist i.d.R. nur durch eine Messung im inneren des Akkupacks festzustellen.

>> Wenn die chemische Zelle komplett entladen ist kann sich der Akku auch nicht mehr aufheizen. Solange die Zelle nicht geöffnet wird kann sie keinen Schaden mehr anrichten.

>> Vorsicht die Elektrolyte sind teils ätzend und oft sehr giftig!

Zitat Wikipedia:
"Bei einem geladenen Li-Ion-Akku kann es bei Überhitzung (auch lokal durch Überlastung) oder äußerer Beschädigung zu einem thermischen Durchgehen kommen, bei dem die im Akku gespeicherte Energie in kürzester Zeit durch direkte chemische Reaktion in Form von Wärme frei wird. Dadurch kann es zum Brand kommen, zuvorderst durch den organischen Elektrolyten und seine Zersetzungsprodukte.

Um einen klassischen Metallbrand handelt es sich hier nicht, da die Gesamtmenge an „metallischem“ (in Graphit intercaliertem) Lithium auch im geladenen Zustand nicht sehr groß ist, und durch die kompakte Bauform intern mit dem Metalloxid abreagiert."

"Bei Temperaturen ab 180 °C kommt es bei Lithium-Cobalt-Dioxid zu einer Freisetzung von Sauerstoff. Dieser freigesetzte Sauerstoff reagiert mit dem im Akkumulator eingesetzten organischen Elektrolytmaterialenexotherm und führt zu dem sich selbst steigernden und von außen nicht mehr aufhaltbaren Brand, welcher in Folge den Lithium-Cobaltdioxid-Akkumulator vollkommen zerstört.[9]"

Ursprung des Zitats und weitere Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Lithium-Ionen-Akkumulator

Anbei noch ein noname Lipo mit vorgetäuschter Schutzbeschaltung! Ich habe zu Testzwecken eine neue Zelle in das alte Akkugehäuse eingebaut.
nonameLipo150.jpg
 
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