Ein Fotograf ist ein Künstler, der selbst entscheiden kann ob er seine Arbeit als Rohdaten oder bearbeitete Artworks an den Kunden bzw. die Agentur weiter geben will. Am besten macht man das im Voraus aus. Aber es kommt sicher auch immer darauf an, was da fotografiert werden soll. Macht er "nur" Fotos von Gegenständen, die z.B. anschließend nur noch freigestellt und separiert werden sollen, verstehe ich den Wunsch nach RAWs. Die Lithobude will vor allem unseparierte Daten mit dem größten Farbraum, Luminanz usw., weil sie dann für verschiedene Drucktechniken bei der Separation die optimalen Ergebnisse erzielen kann. Gibt der Fotograf Artworks als TIF oder EPS ab, sind die eben schon in RGB konvertiert. Mit welchen Separationsvorgaben auch immer, sie wurden schon mal in einen anderen Farbraum transferiert und dabei entstehen Verluste (wenn auch meist geringfügige).
Nun sind die professionellen Fotografen heute aber durchaus in der Lage mit den Separationsvorgaben und Profilen in Photoshop z.B. umzugehen. Da stellt sich nur noch die Frage ob das eigentlich überhaupt noch ihr Job ist?
Denn "früher" hatten sie auch kaum die Möglichkeit am fertigen Dia noch zu korrigieren oder sonstwie herumzudrehen. Warum liefern sie also heute nicht einfach die Rohdaten ihrer digitalen Kamerarückteile? Weil es ihre Arbeit ist und sie als Ergebnis verkaufen können was sie im Sinn hatten, was sie wollen (bzw. was vereinbart ist).
Also ums kurz zu machen: Für "seelenlose Stills", also z.B. Produktkataloge für Büroartikel, würde ich mich wundern, wenn sich der Fotograf weigert RAWs abzuliefern (und dann macht es eben ein anderer).
Aber ein Motiv nach genaumen Briefing aufwändig zu fotografieren und dann als Rohdaten abzuliefern, damit die Pixelmischer in Agenturen das eigentliche Artwork fertigen, das finde ich dem Fotografen nicht zuzumuten und da weigert er sich zu Recht. Vielleicht damit diese Diskussion nicht aufkommt weigern sich manche Fotografen generell RAWs zu liefern? Man muss als Fotograf aber schon ganz gut am Markt sein um sich in solchen Fällen zu verweigern. Denn es gibt sehr, sehr viele Fotografen ...
Im Übrigen ist die Digitalfotografie immernoch weit entfernt davon eine Qualität liefern zu können, die auch nur ungefähr in Farbtiefe, Brillianz und Schärfemöglichkeiten, einem Dia gleichkommt, das mit einem sehr guten Scanner und von einem guten Operator gescannt wird. Manche sagen: das wird sie auch nie schaffen. Ich sage: sag niemals nie.
Mein erster Mac z.B. hatte glaube ich 8MB RAM und eine 80MB Festplatte. Ich hätte nie gedacht, dass ich 15 Jahre später mit 8-Kern Gigaherzprozessoren, mehreren Gigabyte RAM und Terrabyte Festplatten hantieren würde. Aber ich hätte auch nie gedacht, das solche Daten anfallen können würden.
Gruß, Sandiipa