Radiowerbung - wer hat Erfahrung?

uzzel

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Hallo zusammen, mich würde interessieren, ob von Euch schon mal jemand einen Radiospot konzipiert und realisiert hat. Wenn ja, welcher Aufwand steckt dahinter, wo sind die "Stolperfallen", was ist ein angemessenes Honorar für die Konzeption. Kunde ist ein regionaler Handwerksverband.
 
Hallo,

zum "Aufwand", in wilder Reihenfolge:

- mit dem Kunden erörtern, wofür er genau Werbung machen will; welches Budget kann oder möchte er investieren ?
- Sender kontaktieren, sich aufgehübschte Mappen mit gigantischen Reichweitenzahlen und Preisen zuschicken lassen und sich darauf einstellen, dass der Werbeberater des Senders Deine Telefonnummer mehrmals auf Wiedervorlage legen wird...
- Text konzipieren
- Tonstudio für die Produktion suchen, sich über Referenzen und Preise informieren
- evtl. Musikkomposition/-produktion (falls der Spot nicht "trocken" sein soll)
- Sprecherin oder Sprecher suchen, Hörproben anfordern bzw. von der Homepage des Sprechers herunterladen, Preisliste studieren

oder:
- Spot gegen Pauschale vom Sender produzieren lassen (vorher aber unbedingt Beispielproduktionen vorspielen lassen, und zwar mehr als eine....)

- Mit dem Kunden Rücksprache halten; falls er sein prinzipielles O.K. gibt: gemeinsam den Sprecher aussuchen, den Text abstimmen. Schaltplan für die Spotbuchung erstellen (an welchen Tagen in welcher Stunde wie oft der Spot laufen soll), dabei u.U. vom Werbeberater des Senders helfen lassen.
- Spot produzieren lassen
- Spot vom Kunden abnehmen lassen, evtl. noch kleine Änderungen
- Werbezeit beim Sender gemäß Plan buchen
- Die Spots müssen meist vorab bezahlt werden.

Stolperfallen:

- Hast Du oder jemand in Deinem Umfeld schonmal funkmäßig was getextet oder produziert ? Falls nein: dann besser machen lassen.

- Die Produktionen mancher Sender sind, charmant formuliert, gelegentlich "von der Stange" und mit "heißer Nadel" - so klingen sie dann auch gelegentlich. Eine phantasielose Produktion schadet unter Umständen mehr, als dass sie nützt.

- Was will der Handwerkerverband bewerben - das ist gaaanz wichtig: eine Messe ? Eine Veranstaltung ? Oder soll's was zur Imagepflege sein ?

-Passt die Hörerschaft des Senders zur Zielgruppe, die erreicht werden soll ?
Plattes Beispiel: Spot für eine Ausbildungsmesse passt in ein Jugendradio, aber nicht in einen Sender, der Volksmusik spielt. Umgekehrt: ein Spot für eine Handwerkermesse, auf der Gartenmöbel und Wintergärten präsentiert werden, passt eher zu einer "älteren" Hörerschaft.

- Alle Sender protzen in ihren Broschüren mit beeindruckenden Reichweitenzahlen. Recherchiere vorher im Netz unbedingt den Unterschied zwisxchen "WHK" ( Weitester Hörerkreis"), "Hörer gestern" und "Nettostundenreichweite"....und Du wirst verstehen, wie manche Sender in ihren Prospekten aufschneiden...

- Abhängig davon, in welchem Bundesland Du unterwegs bist: ist der Sender in der MA (Mediaanalyse) (in Bayern und NRW gibts spezielle Analysen für die Lokalen) ausgewiesen, oder bietet er Dir "eigene Reichweitenuntersuchungen" an: die "eigenen Zahlen" kannst Du in vielen Fällen ruhig knicken. MA ist die Währung (und auch die ist nicht unumstritten).

- Gaaanz wichtig für den Spot ist die Devise "Weniger ist mehr 1". In 30 Sekunden (übliche Länge) passt zwar theoretisch ne Menge rein, aber praktisch sollte man zurückhaltend sein.

Gos:
- Öfter den Namen des Produkts/Events etc.
- eingängige (!!!) Webadresse
- Ort und Datum eines Events mindestens zweimal nennen
- eine eingängige (!!!) und kurze (!!!) Telefonnummer (0800 - 33 44 55 o.ä.)

No gos:
- eine lange/unbekannte Telefonnummer nur einmal nennen (merkt sich keine Sau, kein Mensch wird anrufen).
- runtergeratterte Textungetüme
- ausgelutschte Floskeln à la "Auf geht's", "Auf zum" etc.
- Bürokratenslang

..um mal nur einige zu nennen....:)

Fast hätt ich's vergessen:
Vorsicht mit Musik im Spot ! Hier muss man unbedingt vorher die Rechte klären.....
 
Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Hört sich nach jahrelanger (leidvoller) Erfahrung an. Momentan ist das Thema Radiowerbung noch in der Schwebe, also weder beauftragt noch abgesagt. Ich muss jetzt erst mal meine "Hausaufgaben" weiter vorantreiben und die ganze Sache konkretisieren. Zahlen beschaffen, Dienstleister suchen, Budgets erfragen usw... Deine Infos helfen mir jedenfalls sehr. VIELEN DANK!
 
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