Prism und die Auswirkungen auf unser Leben

Ich denke nicht, dass diese 40% damit allesamt ihrer Zufriedenheit Ausdruck verleihen wollten.
Mangelnde Alternativen halte ich da für wahrscheinlicher.
 
Worin besteht denn für dich das Motiv der USA, das Abkommen nicht zu unterzeichnen?

Vielleicht will Obama einfach nur den Schwanz auf den Tisch legen damit Angela sieht wer der Herr im Hause ist?
 
Ein No Spy Abkommen ist ohnehin ein zahnloser Baby-Tiger. Denn anders als beispielsweise Atomwaffen lässt sich die Einhaltung eines solchen Abkommens schlicht und ergreifend nicht überwachen oder überprüfen, wenn die Leute, die die Spionage durchführen entsprechendes Wissen mitbringen (und dazu zählt insbesondere die NSA). Wenn die Bundesregierung meint damit wäre das Thema vom Tisch, dann hätte sie an Stelle des Abkommens auch sagen können: "Wir vertrauen darauf, dass die USA uns nicht weiter ausspioniert."
 
Das hat ja nicht einmal die Stasi gemacht. Der Grund war aber sicherlich nicht, dass sie es (aus moralischen Gründen) nicht wollten, sondern weil es technisch einfach nicht machbar war, alle Telefonate aufzuzeichnen, zu speichern und auszuwerten. Analoges gilt für den Postverkehr. Denn selbst wenn man alle Telefonate mitschneiden könnte, bräuchte es doch immer noch eine riesige Zahl von Agenten, die diese angehört und ausgewertet hätten. Oder man hört sich rückwirkend die "interessanten" Gespräche (von Verdächtigen) an, aber dazu müsste man die Gespräche lange speichern können. Auch das wäre nicht praktikabel, denn die vielen Tonbändern würden viel zu viel Platz brauchen.
Machbar war nur, gezielt bestimmte Personen zu überwachen und das hat die NSA sicher auch gemacht.
Echelon hat im Prinzip schon alles überwacht, dezidiert getrackt wurde dann aber erst nach Schlüsselbegriffen ...

Man könnte ja auch einfach mal damit beginnen, die Bevölkerung über die Möglichkeiten der Geheimdienste aufzuklären und bei wichtiger Kommunikation Richtlinien vorzuschreiben, die der NSA (und Co) das Abhören zumindest wesentlich erschwert.
Das könnte man, will aber kaum jemand noch hören.
Und je mehr Wiederholungen es gibt, umso weniger wird es die breite Masse der Bevölkerung interessieren.
Selbst Internetkonzerne wie Google haben schon so viele Datensätze über Nutzer, ihre Bewegungen und Aktivitäten, dass es auf ein Barvermögen von 56 Milliarden $ geschafft haben - mit Werbung, einem Geschäft, das ausschließlich über Kundendaten funktioniert.
Und überhaupt: Welche Hardware erzeugt im Jahr 2014 keine Nutzerdaten?

Demnächst steht uns das Abgreifen der Daten, die mit den Sensoren im Haushalt anfallen ins Haus.
Google hat ja nicht ohne plausiblen Grund "NEST" den Hersteller von Thermostat und Rauchmeldern übernommen.
Google will nicht "in Ihr Schlafzimmer", wie der Spiegel gestern noch hysterisch meldete - Google ist mit Android und Apple mit vergleichbaren iOS-Apps schon lange dort.
Fitness-Gadgets wie Withings Pulse, Fitbit Flex, Nike+ Fuelband, Bluetooth Schlaftracker, Bluetooth Herzfrequenzmonitore, Bluetooth Schrittmesser, Bluetooth Blutdruckmess-Gadgets, incl. Clubs & Apps, liefern personenbezogene Datenmengen über die sich nicht nur jede Krankenversicherung freuen dürfte.

Datensammelei und Privatsphären-Verletzung sind Schlagworte aus dem letzten Jahrhundert, wo konspirativ Briefe über Wasserdampf geöffnet wurden und Telefongespräche mittels Tonband abgehört.
Heute liefert man als Bürger defakto freiwillig seine Daten ab.
Wir stehen längst nicht mehr vor der Frage Privatsphäre zu schützen - sondern Privatsphäre neu zu definieren ...
 
Heute liefert man als Bürger defakto freiwillig seine Daten ab.
Das darf man nicht sagen. Und wenn man es schon sagt, darf man es auf gar keinen Fall mit diesem Thema in Verbindung bringen. Nicht sagen darf man es, weil es wahr ist, und mit diesem Thema in Verbindung bringen darf man es nicht, weil diese Verbindung allzu offensichtlich ist. Schöner ist es, den Kopf in den Sand zu stecken und von »informationeller Selbstbestimmung« zu schwatzen, damit alles so schick cool bleiben kann, wie es ist.
 
Heute liefert man als Bürger defakto freiwillig seine Daten ab.

Wenn die Leute vernünftig über die Risiken informiert sind, ist es mMn kein Problem, wenn die Leute (ihre) Daten freiwillig an Google geben, indem sie Googles Dienste nutzen.

Problematischer ist es mMn wenn die Leute keine Wahl haben. Heutzutage komme ich beispielsweise ohne Konto nicht sehr weit. Wenn ich dieses Konto jedoch nutze (was ich ja notgedrungen muss), werden Daten (bei Überweisungen usw.) ausgetauscht, die mitgeschnitten und entschlüsselt werden könnten, wenn die Bank es mit der Sicherheit nicht so genau nimmt. Bei vertraulichen Daten sollte folglich gesetzlich vorgeschrieben werden, dass diese nur sicher ausgetauscht werden können.
 
Wenn die Leute vernünftig über die Risiken informiert sind, ist es mMn kein Problem, wenn die Leute (ihre) Daten freiwillig an Google geben, indem sie Googles Dienste nutzen.
Um mal bei dem Beispiel der Thermostatwerte zu bleiben, auf die Google sich Zugriff verschafft:
Wer über die Risiken informiert ist kann soetwas eigentlich gar nicht mehr wollen - oder er wurde nicht vernünftig informiert.

Oder er versteht es nicht ("ich habe mit meinen Thermostatwerten doch nichts zu verbergen, warum sollte Google die nicht kennen dürfen"). Meist sind es die nicht überblickten Zusammenhänge und die daraus möglichen Folgen, die viele Leute so sorglos sein lassen.
 
crab schrieb:
Wer über die Risiken informiert ist kann soetwas eigentlich gar nicht mehr wollen - oder er wurde nicht vernünftig informiert.

...oder es ist ihnen egal. Ich lasse mein Android-Telefon sogar online von Google sichern :eek:
 
Nest-Mitgründer Matt Rogers betonte, dass Daten von Nest-Kunden nicht an Google weitergegeben würden. “Unsere Datenschutzrichtlinie beschränkt die Nutzung von Kundendaten auf die Bereitstellung und Verbesserung der Produkte und Dienste von Nest. Wir haben den Datenschutz immer sehr ernst genommen und daran wird sich nichts ändern.” Nest werde weiterhin auch iOS-Geräte unterstützen.

:crack:

Wie soll denn sonst ein vernünftiges Marketing gemacht werden, ohne Kundendaten...

Ich habe den Eindruck das fast jeder der den Mund aufmacht, lügt.
 
Heute liefert man als Bürger defakto freiwillig seine Daten ab.
Das darf man nicht sagen. Und wenn man es schon sagt, darf man es auf gar keinen Fall mit diesem Thema in Verbindung bringen. Nicht sagen darf man es, weil es wahr ist, und mit diesem Thema in Verbindung bringen darf man es nicht, weil diese Verbindung allzu offensichtlich ist. Schöner ist es, den Kopf in den Sand zu stecken und von »informationeller Selbstbestimmung« zu schwatzen, damit alles so schick cool bleiben kann, wie es ist.
Wer gut informiert ist und eine gewisse Intelligenz besitzt, kann sich natürlich auch besser vor Schädigungen seiner Gesundheit, seines Besitzes, seiner Privatsphäre, usw. schützen. Das heisst aber nicht, dass der Staat es den Bürgern selbst überlassen kann. Er hat eine Fürsorgepflicht auch gegenüber denen, die nicht über ausreichende Intelligenz und Bildung verfügen, um komplexe Zusammenhänge zu durchblicken. Die "informationelle Selbstbestimmung" ist ein Grundrecht.

Mit diesem Anspruch muss der Staat immer wieder konfrontiert werden. Dass ein Teil seiner Bürger/innen sich selbst (aus Unkenntnis oder was auch immer) nur unzureichend schützt, ist kein Grund, darauf zu verzichten. Es geht darum, den Informationssammlern und -verwertern, die das nachlässige Verhalten der Bürger/innen ausnutzen, strafrechtliche Grenzen zu ziehen und die Bürger/innen darüber aufzuklären, wie sie ihre Privatsphäre so gut wie möglich selbst schützen können.

Wer auf strafrechtliche Grenzen verzichten und den Bürger/innen allein die Verantwortung für den Schutz ihrer Daten zuschieben will, propagiert de facto freie Hand für alle Schnüffelstaaten und professionellen Datensammler und -verwerter.
 
Wenn die Leute vernünftig über die Risiken informiert sind, ist es mMn kein Problem, wenn die Leute (ihre) Daten freiwillig an Google geben, indem sie Googles Dienste nutzen.
Das stimmt, steht aber - zumindest wie ich das sehe - im Widerspruch zur Realität, wie Eure Beispiele ja zeigen:

[...] Heutzutage komme ich beispielsweise ohne Konto nicht sehr weit. Wenn ich dieses Konto jedoch nutze (was ich ja notgedrungen muss), werden Daten (bei Überweisungen usw.) ausgetauscht, die mitgeschnitten und entschlüsselt werden könnten, wenn die Bank es mit der Sicherheit nicht so genau nimmt. Bei vertraulichen Daten sollte folglich gesetzlich vorgeschrieben werden, dass diese nur sicher ausgetauscht werden können.
Banken nehmen es mit der Sicherheit in der Regel extrem genau. Das nützt aber nichts, wenn die NSA alle SWIFT-Daten abgreift und sich Zugang zu den Rechenzentren der Banken verschafft. (Ich gehe mal davon aus, daß auch die IT-Abteilungen von Banken gegen die Tools der NSA machtlos sind.) Man ist als Kontoinhaber also automatisch ausgeliefert, egal, wie gut man bescheid weiß.

Um mal bei dem Beispiel der Thermostatwerte zu bleiben, auf die Google sich Zugriff verschafft:
Wer über die Risiken informiert ist kann soetwas eigentlich gar nicht mehr wollen - oder er wurde nicht vernünftig informiert.

Oder er versteht es nicht ("ich habe mit meinen Thermostatwerten doch nichts zu verbergen, warum sollte Google die nicht kennen dürfen"). Meist sind es die nicht überblickten Zusammenhänge und die daraus möglichen Folgen, die viele Leute so sorglos sein lassen.
Genau! Die zahlreichen Arten der Datenerhebung (von denen jede für sich harmlos erscheint, s. Thermostat) und deren Möglichkeiten zur Verknüpfung machen es dem Normalbürger fast unmöglich, seine Souveränität in Sachen Daten zu erhalten. Im Grunde müßte man sich wegen jeder Kleinigkeit umfassend informieren und erstmal darauf achten, erst gar keine Daten zu produzieren. dazu hat der Normalverbraucher gar keine Gelegenheit - und ist so automatisch Opfer.
 
Genau! Die zahlreichen Arten der Datenerhebung (von denen jede für sich harmlos erscheint, s. Thermostat) und deren Möglichkeiten zur Verknüpfung machen es dem Normalbürger fast unmöglich, seine Souveränität in Sachen Daten zu erhalten. Im Grunde müßte man sich wegen jeder Kleinigkeit umfassend informieren und erstmal darauf achten, erst gar keine Daten zu produzieren. dazu hat der Normalverbraucher gar keine Gelegenheit - und ist so automatisch Opfer.

Teils ist es auch Inkonsequenz, sehe ich an mir selbst. Z.B. will ich erst gar nicht anfangen, elektronischen Tickets auf dem Smartphone zu nutzen, damit meine Fahrten nicht verfolgt werden können und verwende stattdessen Tickets aus dem Automaten.

Gleichzeitig lasse ich mein Smartphone in der Tasche an und schalte nichtmal die Ortungsfunktion mit dem GPS bzw. WLAN aus - so kann man ja ebenfalls sehen, wann und wie ich die Öffis benutzt habe.

Das Fangnetz ist nunmal schon ziemlich dicht und man müsste im Alltag umständlich agieren, um sich konsequent als Datenlieferant auszuklinken.

Ich befürchte dass es in Zukunft noch schwieriger wird, wenn bald fast jedes Gerät (Haushalt/Auto ... ) entweder über eine Verbindung ins Word Wide Wire oder über eine SIM-Karte etc. verfügt.
 
Das Fangnetz ist nunmal schon ziemlich dicht und man müsste im Alltag umständlich agieren, um sich konsequent als Datenlieferant auszuklinken.
In meinem Bekanntenkreis gibt es Leute, die bewusst so leben. (Allerdings eher aus spirituellen Gründen.) Man muss sie anrufen oder besuchen, wenn man was mit ihnen bereden möchte. Mit meinem Lebensstil verträgt sich das nicht, schon allein aus beruflichen Gründen. Die aber können das offenbar ohne Probleme, und ich habe nicht den Eindruck, dass sie unglücklicher sind und weniger Zeit haben – im Gegenteil. Möglicherweise fressen die digitalen Devices im privaten Alltag mehr Zeit als sie einsparen.
 
Das stimmt, steht aber - zumindest wie ich das sehe - im Widerspruch zur Realität, wie Eure Beispiele ja zeigen:

Nein, damit waren Dienste gemeint, die jemand freiwillig nutzt, die er also nutzen kann, aber nicht muss. Ein Bankkonto muss ich haben, weil ich sonst erhebliche Schwierigkeiten im Leben bekommen würde. Ein Mail-Konto bei Google muss ich nicht haben, genauso wenig muss ich ein Smartphone, ob nun mit Android iOS oder sonst einem Betriebssystem, nutzen (ich persönlich habe keins). Wenn die Leute sich also für ein Smartphone entscheiden und aus Bequemlichkeit ihre Daten bei Google und Co. parken, ist das ihre freie Entscheidung. Beim Mitschneiden von Bankgeschäften oder beispielsweise dem Mitschneiden von Telefonaten (auch hier gilt, ohne hat man ziemliche Probleme im Leben) sieht das ganz anders aus, denn hier bleibt mir nichts anderes übrig als es zu nutzen, ob nun abgehört wird oder nicht. Als einzelner Bürger habe ich da keine Chance, bei einem Staat sieht das jedoch ganz anders aus.
 
[...] Wenn die Leute sich also für ein Smartphone entscheiden und aus Bequemlichkeit ihre Daten bei Google und Co. parken, ist das ihre freie Entscheidung. [...]
Prinzipiell hast Du vollkommen recht!

Ich empfinde es aber als Hinterhältigkeit, daß von den Anbietern der jeweiligen Technik keinerlei Aufklärung ausgeht. Die verkaufen auf Teufel komm raus und das ist marktwirtschaftlich vollkommen in Ordnung. Ich vergleiche das jetzt mal bewußt überspitzt mit einem Limoverkäufer, der stillschweigend Strichnin in der Brühe verkauft und argumetiert, daß die Leute ja nicht mehr kaufen würden, wenn er sie aufkläre.

Jegliche Erkenntnis über das Ausmaß des Verlustes der privatsphäre ging meines Wissens nach nicht initial von einem Anbieter aus, die ganze Pseudo-Empörung kam immer erst hinterher.
 
Prinzipiell hast Du vollkommen recht!

Ich empfinde es aber als Hinterhältigkeit, daß von den Anbietern der jeweiligen Technik keinerlei Aufklärung ausgeht. Die verkaufen auf Teufel komm raus und das ist marktwirtschaftlich vollkommen in Ordnung. Ich vergleiche das jetzt mal bewußt überspitzt mit einem Limoverkäufer, der stillschweigend Strichnin in der Brühe verkauft und argumetiert, daß die Leute ja nicht mehr kaufen würden, wenn er sie aufkläre.

Jegliche Erkenntnis über das Ausmaß des Verlustes der privatsphäre ging meines Wissens nach nicht initial von einem Anbieter aus, die ganze Pseudo-Empörung kam immer erst hinterher.

Das Problem haben wir aber schon seit non-ITler sich Rechner kaufen! Komischerweise erwartet so etwas niemand wenn man ihm ein Auto verkauft, da meinen die Kunden meist mehr zu wissen als der Hersteller.
 
Nein, damit waren Dienste gemeint, die jemand freiwillig nutzt, die er also nutzen kann, aber nicht muss.
Wer so argumentiert (und die Argumentation ist ja allgemeiner Standard), blendet mit vollem Bewusstsein aus, dass die Leute erstens verführt werden, das zu tun und zweitens über das Ausmaß der Schnüffelei und das Ausmaß der Macht, die sie den Konzernen damit in die Hände geben, absichtlich im Unklaren gelassen werden. Wäre es also richtig, dass sich die Leute bewusst entscheiden können und es tun, weil sie die entsprechenden Informationen haben, würden die entsprechenden Propagandaabteilungen der Konzerne schlecht arbeiten. Dass sie aber gut arbeiten, sieht man an der weiten Verbreitung der offensichtlich widersinnigen oben zitierten Verdrehung der Tatsachen.

(Nur ein einziges Beispiel: Es ist einfach nicht wahr, dass man sich freiwillig entscheidet, ein Handy zu nutzen. Für den allergrößten Teil der Bevölkerung ist der Druck so groß, dass sie gar keine Wahl haben. Sei es der Chef, der es einfach verlangt, sei es der Gruppendruck – auf dem Schulhof oder in der strikt durchinfantilisierten Gruppe der coolen Kollegen im Büro.)
 
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