Organspende als Verpflichtung, eure Meinung.

erikvomland

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Zu gegebenem Anlass starte ich hier den Thread, auch um andere Themen nicht durch querköpfige Meinungen
kapern zu lassen.

Ein komplexes Thema. Einerseits fehlen Spenderorgane für viele leidende Menschen die eines brauchen könnten. Das ist ein Fakt.

Andererseits ist es durchaus hinterfragbar, inwiefern der Staatsapparat sich aufwschwingen sollte oder überhaupt darf, in Form eines gesetzlich verpflichtenden Anspruches grundsätzlich den menschlichen Körper im Falle des Tode für die Allgemeinheit als verfügbares Ersatzteillager zu beanspruchen, will heissen für eine freie Verwendung , es sei denn man würde explizit widersprechen,
egal ob man zu diesem vorgelegten Widerspruch gewillt oder in der Lage ist.

Konkret also der Widerspruchslösung, vorgelegt von Herrn Jens Spahn, unterstützt durch Karl Lauterbach.

Meine Meinung ist, dass die bisherigen Möglichkeiten der Befragung, der freiwilligen Motivation, um zu einem Urteil zu kommen bei weitem noch nicht ausgeschöpft sind um eine derartige staatseingreigende Massnahme auch nur irgendwie zu rechtfertigen.

Es steht dem Staatsdünken schlichtweg nicht zu einen solchen generellen Anspruch zu proklamieren,
ungeachtet der Tatsache eines etwaigen Bedarfes.
Es kann nicht sein, dass eine statistische Überlegung dahin mündet , jedermann zu einer Entscheidung zu zwingen. Es gibt genug Szenarien, wo man sich nicht mit dieser Thematik beschäftigen will, auch ist generell die Anspruchshaltung auf die Verwertung des menschlichen Körpers als Automatismus eher im Sinne eines Übergriffs zu werten.

Nicht das ich die Problematik auf der Empfängerseite nicht sähe, es sind aber bei weitem bis eher gar nicht
Massnahmen ergriffen worden, auch die Skandale um das Thema waren nicht hilfreich, um die Problematik
anzugehen.
Der Mensch sollte weiterhin frei sein in seinen Entscheidungen und die Politik sollte mehr Überzeugungsarbeit leisten anstatt Zwangsmassnahmen, - letztlich als Versagenszeugnis- , zu beschliessen.

Eure Meinungen interessiern mich sehr.
 
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Was mich ankotzt:

Irgendein Beerdigungsinstitutangestellter hat Leichen ohne Zustimmung der Angehörigen zu Zwecken der medizin. Ausbildung einer Uni gegeben. Jetzt steht der wegen „Störung der Totenruhe“ vor Gericht.

Gleichzeitig will unsere Regierung beschließen, dass wir nach unserem Tod extrem zeitnah (also sofort, „ach du bist noch nicht ganz tot, na warte, hamma gleich, wir brauchen Deine Niere für den Multimillionär“) ausgeweidet werden können im Sinne der aufoktroierten Organspende, sofern wir und unsere Angehörigen nicht dagegen widersprochen haben.

Das ist für mich bigott.

Dies war für mich mit ein Anlass um den Thread zu eröffnen.
 
Es besteht auch nach dem neuen Vorschlag keine Pflicht zur Organspende. Es soll eine Widerspruchslösung geben - ich sehe da kein ethisches Problem. Es bleibt nach wie vor Deine Entscheidung.

Es ist zudem auch nicht so, dass Organe nach dem Tod einfach als Spende genutzt werden können. Diese Chance besteht ohnehin nur in der begrenzten Zahl der Fälle, in denen ein Hirntod eingetreten ist, der Körper aber noch maschinell am Leben erhalten wird, meist bei Unfällen.

Die Organe eines Menschen, der letztlich an Multiorganversagen, aufgrund einer Infektion oder Herzschlag stirbt, nutzen bei Transplantationen nichts. Von "Ausweiden" kann also gar nicht die Rede sein.
 
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Ich glaube nicht, daß diese Widerspruchslösung deutlich mehr Organspenden zur Folge haben wird.
Sicher sorgt sie aber für jede Menge Verwirrung in der Bevölkerung und bei der Umsetzung für unzählige ungeklärte Fragen.
Es interessiert mich schon, wie Herr Spahn sich das rein praktisch vorstellt. Wo hinterlegt denn der Nichtspender die entsprechende Information? Wie schnell ist sie im Notfall verfügbar? Und wieso haben Angehörige Mitspracherecht (bei der doppelten W.)? Woher will der befragende Arzt wissen, daß die Meinung der Angehörigen mit der des Betroffenen übereinstimmt?
 
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Ich glaube nicht, daß diese Widerspruchslösung deutlich mehr Organspenden zur Folge haben wird.
Doch, ich denke schon - die Gegner werden zwar mobilisieren, aber die, die an sich wollen, aber sich nicht aufraffen zu einem Organspenderausweis, die kommen dazu. Und das dürfte die große Masse sein. Wir, die Masse sind halt meistens einfach träge.
Und die Killer dürfen ja nach wie vor widersprechen. Ohne Begründung, also egal ob aus religiöser Idiotie oder aus anderen Gründen. Gibt nicht mal eine Gewissensprüfung.
So wie der deutsche Beamten-Staat alles rund um das Sterben und "Entsorgen" im Griff hat - da darf man ja nicht mal die Urne mitnehmen, weil sie dann der beamteten Kontrolle entzogen wäre - , verstehe ich nicht, daß er nicht einfach anordnet, alle (geeigneten) Toten zurückzuhalten, um sterbenskranken Lebenden das Leben zu retten.
Sonst reden sie ja auch allen möglichen Mist über Lebensrettung, Verbot von Sterbehilfe und so, aber wenn's ernst wird, nicht nur zu verbieten, sondern zu helfen, da klemmen sie den Schwanz ein.
 
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Es besteht auch nach dem neuen Vorschlag keine Pflicht zur Organspende. Es soll eine Widerspruchslösung geben - ich sehe da kein ethisches Problem. Es bleibt nach wie vor Deine Entscheidung.

Ich sehe da ein großes Problem. Damit werden wieder Gesetze aufgeweicht... was folgt als Nächstes? - "Schuldig bis zum unumstößlichen Beweis der Unschuld" bei Gerichtsverhandlungen?
Sicher, es werden immer erstmal humanitäre und andere populistische Gründe vorgeschoben, bevor man sein wahres Gesicht zeigt. Das haben wir in jüngster Vergangenheit oft genug erlebt.

Ich persönlich habe mich gegen Organspende entschieden, da ich zu wenig Mitspracherecht habe, welche Organe entnommen werden dürfen und an wen die Organe gehen dürfen.
 
Ich persönlich habe mich gegen Organspende entschieden, da ich zu wenig Mitspracherecht habe, welche Organe entnommen werden dürfen und an wen die Organe gehen dürfen.

Wäre auch danach dein gutes Recht, wo ist also das Problem?

Ich sehe da auch keins, man muss sich nichtmal mit der Thematik beschäftigen wenn man nicht will sondern einfach nur "nein" sagen. Wie das letztlich umgesetzt wird ist sicherlich ein Punkt der interessant ist, sollte bei der grundsätzlichen Fragestellung aber erst einmal außen vor sein.
 
die an sich wollen, aber sich nicht aufraffen zu einem Organspenderausweis, die kommen dazu. Und das dürfte die große Masse sein. Wir, die Masse sind halt meistens einfach träge.
Und die Killer dürfen ja nach wie vor widersprechen.

Da haben wir ja Deiner Einstellung nach jede Menge Mörder in der Bevölkerung: solche, die "Nein!" sagen und solche, die heute schon zu faul sind, sich einen Organspendepaß zu besorgen. Ach ja, das war ja dann auch noch die breite Masse. Aber eigentlich würden die ja gerne, aber sie tun es aus Trägheit nicht. Die sind dann nur bißchen Mörder, oder was?!
 
Ist doch super, wenn ich ein Organ brauche und mein doofer Nachbar hat eines, dann fällt er halt mal die Treppe runter. ;)
Die Chancen stehen gut, daß er nicht widersprochen hat. :hehehe:
 
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Ist doch super, wenn ich ein Organ brauche und mein doofer Nachbar hat eines, dann fällt er halt mal die Treppe runter. ;)
Die Chancen stehen gut, daß er nicht widersprochen hat. :hehehe:

:D Es eröffnen sich ganz neue Perspektiven! :hehehe:
Leute, die im Naturkostladen einkaufen, sind dann potentielle Spender von bio-Organen und leben dann ein Stück weit gefährdeter. :crack:
 
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Es eröffnen sich ganz neue Perspektiven!
Da Du nicht weißt, ob derjenige widersprochen hat, nutzt Dir das gar nichts. Und nochmal: die Fälle, in denen Organspende überhaupt möglich ist, sind nach wie vor sehr begrenzt. Einfach wie bei Dr. Frankenstein Organe vom Friedhof holen (bzw. von bereits Verstorbenen) ist völlig unmöglich.
 
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Da Du nicht weißt, ob derjenige widersprochen hat, nutzt Dir das gar nichts
Na, ich werde mich hüten, jemanden von der Treppe zu schubsen ;).

Und nochmal: die Fälle, in denen Organspende überhaupt möglich ist, ist nach wie vor sehr begrenzt.
Das ist mir völlig klar. Deswegen interessiert mich ja auch eigentlich nur der praktische Hintergrund, also wie es umgesetzt werden soll.:kopfkratz:
 
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Ich finde der Staat hat kein generelles Anspruchsrecht auf den Körper zu proklamieren.
Zumal die anderen Möglichkeiten die Bevölkerung zu motivieren bei weitem ja noch nicht ausgeschöpft wurden.
Dann sollen se nen Brief an jeden Haushalt schicken und die Lage und Umstände schildern.
Natürlich kann man widersprechen aber man wird dazu "gezwungen" dies zu tun.

Man bedenke auch, nach dem neuen Datenschutzgesetz muss man wegen jedem Mist fragen,
z. B schriftlich, ob man seinen langjährigen Kunden anrufen darf..:rolleyes:
Und nun kommt der Staatsapparat daher " dein Körper gehört mir, wenn du nicht ausdrücklich widersprichst" das passt doch nicht zusammen.

Ich möchte mich aber selbst entscheiden, ob ich mich damit auseinandersetzen will oder das tun muss.
Man bedenke auch, dass sich ev. Menschen gerade in Situtation befinden können, wo man das nicht will, z.B.
depressive Schwierigkeit, oder andere schwere Krankheiten.

Nicht umsonst hat der Ethikrat grosse Bedenken gegenüber diesem Vorschlag geäussert.
Ich denke der Schuss wird daher, wenn das so kommen sollte, nach hinten losgehen.
 
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Ich finde der Staat hat kein generelles Anspruchsrecht auf den Körper zu proklamieren.
Nimm doch bitte zur Kenntnis, dass das auch mit der Widerspruchslösung nicht der Fall ist. Und dass zudem der "Staat" da sowieso keine Aktien hat, weil Organspende eine Sache zwischen Ärzten und Hinterbliebenen ist.

Du verrennst dich da in einer völlig falschen Interpretation dessen, was tatsächlich geplant ist.

Ich möchte mich aber selbst entscheiden, ob ich mich damit auseinandersetzen will oder das tun muss.
Wenn Du diese spezielle Diskussion führen willst, dann passt die geplante Impfpflicht (die ich übrigens befürworte) viel besser dazu.
 
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Da haben wir ja Deiner Einstellung nach jede Menge Mörder in der Bevölkerung: solche, die "Nein!" sagen und solche, die heute schon zu faul sind, sich einen Organspendepaß zu besorgen. Ach ja, das war ja dann auch noch die breite Masse. Aber eigentlich würden die ja gerne, aber sie tun es aus Trägheit nicht. Die sind dann nur bißchen Mörder, oder was?!

Wo hat er denn was von Mord geschrieben? Was sollen diese Unterstellungen immer wieder? Fakt ist nunmal, der ein oder andere ist zu Bequem sich mit Dingen zu beschäftigen die ihn nicht oder noch nicht betreffen :noplan:
 
Nimm doch bitte zur Kenntnis, dass das auch mit der Widerspruchslösung nicht der Fall ist. Und dass zudem der "Staat" da sowieso keine Aktien hat, weil Organspende eine Sache zwischen Ärzten und Hinterbliebenen ist.

Du verrennst dich da in einer völlig falschen Interpretation dessen, was tatsächlich geplant ist.


Wenn Du diese spezielle Diskussion führen willst, dann passt die geplante Impfpflicht (die ich übrigens befürworte) viel besser dazu.

Dann nimm du bitte auch zur Kenntnis, dass die "doppelte Lösung" für viele Fälle nicht greifen muss.
Es gibt genug Alleinstehende ohne Nachkommen usw.

Eine gute Freundin von mir verstarb vor 2 Jahren, nach Monaten nach einem Schlaganfall.
Keine Eltern, Geschwister, Kinder, Cousinen usw. nichts. Sie konnte nicht mehr sprechen, schlucken usw.
Es war nur dem gesunden Menschenverstand der Ärzte und Pfleger zu verdanken, dass ich sie noch einige Wochen
begleiten und unterstützen konnte.
Rein rechtlich hätte man mir noch nichtmal eine Auskunft erteilen (dürfen).
Auch eine Realität.
 
Eine gute Freundin von mir verstarb vor 2 Jahren, nach Monaten nach einem Schlaganfall.
Ja und? Das war doch kein Fall für eine Organspende. Wann, glaubst Du, tritt der Fall ein, dass man deine Organe entnehmen könnte? Eben nur, wenn ein Hirntod eintritt und der Körper künstlich am Leben erhalten wird - bei Unfällen.

Oder befürchtest Du, dass "nutzbare" Patienten bewusst und industriell getötet werden, um an ihre Organe zu kommen? Wie im 1978er Film "Coma"? Das halte ich gerade in Deutschland für einen unmöglichen Fall.
 
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