Was den Diskussionsstil betrifft: Es ist halt immer schwierig, über eine bestimmte Sache zu reden und sie dann in einen größeren Kontext zu stellen. Beispiel: Greta Thunberg soll gefälligst erstmal aus Pappbechern trinken und keine in Plastik eingewickelten Sandwiches essen, bevor sie übers Klima sprechen darf. Dabei werden ihre Argumente durch einen Plastikbecher in keiner Weise richtiger oder falscher. Und natürlich ist es unsozial, Konzerne an die Wand zu fahren etc - aber deshalb wird eine Verweigerungshaltung zur Organspende nicht sozialer. Sondern sie bleibt einfach das, was sie ist (wie auch immer man sie einordnet).
Ich habe all deine Beispiele als Gründe verstanden, warum Du dich mit dem Thema nicht auseinandersetzen magst. Ob die angeführten Personen tatsächlich so reagieren, wie Du vermutest, wissen wir wohl beide nicht. Sicher ist jemand, der gerade einen Verlust erlebt hat, weniger aufgeschlossen, sich mit dem Thema "Tod" auseinanderzusetzen - oder aber auch nicht, weil der Verlust aufgrund eines fehlenden Spenderorgans zustande kam. Wenn Du aber nun selbst einen Spenderausweis hast, bedeutet die Spahn-Richtlinie für Dich letztlich gar nichts. Für alle anderen ist es eine kurze Aktion, wenn sie widersprechen wollen - aber im Zweifelsfalle rettet es Leben, wenn nach dem Hirntod eines Menschen nicht erst eine Diskussion über vorhandene Spenderausweise oder mit unwilligen Hinterbliebenen geführt werden muss. Wie gesagt: der Staat ist da sowieso außen vor, und kein Richter bestimmt am Ende die Zulässigkeit, wenn eine Zustimmung (oder zukünftig fehlender Widerspruch) zur Organentnahme vorliegt. Allerdings sollten jene, die widersprechen wollen, das auch ohne Widerspruch dürfen - eine ganz ähnliche Diskussion übrigens wie bei der Frage um die Gentests zur Trisomie 21. Bewusste Entscheidungen sind zu respektieren. Was die Spahn-Direktive aber auslöst, ist eben eine solche bewusste Entscheidung: Bin ich dafür, oder widerspreche ich? Diese Gedanken haben sich die Leute bis jetzt kaum gemacht, weil Organspendeausweise eben nicht ständig und überall Thema sind.