Organisierter Stilverlust!

McOdysseus

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Ich glaub ich platze!

Der Grund dieses unangenehmen Gefühls liegt unter anderem in dem
Umstand, daß ich in letzter Zeit einige Tage im Bett verbringen mußte,
wohin mich eine Grippe zwang.

Also vertreibt sich der Kranke McO die Zeit mit Lesen und da man nicht
ununterbrochen über Frösche informiert werden möchte, greift man nach
kurzer Zeit zur Belletristik. 'Die Wächter der Nacht' von Lukianenko hatte
ich mir ausersehen, genauso wie Håkan Nessers 'Die Schwalbe, die Katze,
die Rose und der Tod'.

Da lese ich so vor mich hin und mein Unmut steigt. In beiden Büchern muß
ich einen Schreibstil hinnehmen, den ich sonst nur aus der täglichen
Schundpostille mit den vier Buchstaben gewohnt bin!

Zum Beispiel wird sehr gerne das Subjekt des Folgesatzes gespart, wenn es
identisch mit dem des Vorhergehenden ist. Das klingt dann beispielsweise
so: "Er wußte nicht, was zu tun war. Konnte sich nicht entscheiden." Was
soll das?
Hat die Regierung während meiner Fieberphase aus lauter
Geldnot eine 'Subjekt-Abgabe' von €10,83 das Stück eingeführt, daß man
gezwungen ist, derart unsauber zu formulieren? Wird diese Verstümmelung
der Grammatik gar als modern angesehen?

Noch so ein Beispiel ist die Verwendung des - im Deutschen durchweg
reflexiven - Verbes 'erinnern'! Da muß ich Sätze lesen wie: "Diesen
Tag erinnerte sie ohne Probleme." AAAAAAARGH!!! Mein
Deutschlehrer hätte mich für so eine Leistung den kompletten 'Homo Faber'
rückwärts, nackelig und phantomimisch mit einer Pfauenfeder im
Allerwertesten auf dem Schulhof aufführen lassen!!!

Wem sollte man denn sonst in Sachen Rechschreibung und vor allem
Grammatik vertrauen, wenn nicht den Übersetzern, Lektoren und Verlagen,
die uns deutsche und frendsprachliche Literatur erst zugänglich machen???

Versteht mich nicht falsch, ich habe selbst ab und zu so meine Probleme
mit der Rechtschreibung und Sprache ist sicher etwas Lebendiges, aber
schon im Hinblick auf Lesegenuß und eine Gewisse Kontinuität sollte man
den Menschen, die ihr täglich Brot damit verdienen doch abverlangen
können, daß sie sich an die geltenden Regeln halten und versuchen, einen
gewissen Stil in die Sache zu bringen, statt auf B*LD-Zeitungs-Niveau
abzurutschen!

verärgert
McO
 
Zuletzt bearbeitet:
grammatikalische regeln kannst du bei einem schriftsteller kaum geltend machen, weil das bestimmt der künstlerischen freiheit unterliegt.
 
Na ja, wer kann sich schon gute Übersetzer leisten? Und die Russen müssen doch sowieso sparen, das wirst du verstehen, lieber McO - gute Besserung sei an dieser Stelle noch nachträglich gewünscht.

Den ersten Satz fänd ich übrigens sogar elegant formuliert, wenn der . einem , gewichen wäre.
Beim zweiten Satz ist ja alles verloren, insbesondere, wenn es wirklich "dieseM" und nicht "dieseN" heißen sollte.

Nichtsdestoweniger sind die Redakteure der Bildzeitung durchaus in der Lage, grammatikalisch korrekte Scheiße zu formulieren...
 
@misti
Na das waren doch beides Übersetzungen - einmal vom Schwedischen und einmal aus dem Russischen!
 
Zuletzt bearbeitet:
Doppelpost
 
Lies einfach ein paar Wochen lang Kafka und Du wirst Dich über den Schreibstil von Lukianenko oder Nesser freuen ;)
 
McOdysseus schrieb:
@misti
Na das waren doch beides Übersetzungen - einmal vom Schwedischen und einmal aus dem Russischen!
dann ist das natürlich was anderes.
hab nicht so genau darauf geachtet woher die autoren stammen.
 
"Diesen Tag erinnerte sie ohne Probleme."

Das kam mir immer schon sehr befremdlich vor.
Besonders, wenn ich es - in letzter Zeit häufiger - im Freundeskreis höre!
Es klingt einfach falsch bzw. unvollständig.
 
Hey Süper! Gratuliere zum 7000er!

Deutsche Sprache, schwere Sprache. Wenn ich Drehbücher lesen muss kommen mir auch manchmal merkwürdige Sätze entgegen. "Müsste das nicht anders.....?" Ich Frage dann immer Frau Hotze, studierte Germanistin, ob das so richtig ist. Oft klingt es einfach nur komisch und ist richtig, aber noch viel öffter ist es einfach nur Mist, was da so geschrieben wird. Kann man nichts machen.....

Wer Fehler findet, darf sie behalten....;)
 
@disco
…mit einer Germanistin? ;)
 
Hotze schrieb:
Hey Süper! Gratuliere zum 7000er!

Deutsche Sprache, schwere Sprache. Wenn ich Drehbücher lesen muss kommen mir auch manchmal merkwürdige Sätze entgegen. "Müsste das nicht anders.....?" Ich Frage dann immer Frau Hotze, studierte Germanistin, ob das so richtig ist. Oft klingt es einfach nur komisch und ist richtig, aber noch viel öffter ist es einfach nur Mist, was da so geschrieben wird. Kann man nichts machen.....

Wer Fehler findet, darf sie behalten....;)

Huch! 7000?
Habe ich glatt nicht mitbekommen! :cool:


Meine Cousine hat auch Germanistik studiert.
Die frage ich gerne, wenn es mal wichtig ist.
Eine schöne Radiostimme hat Sie außerdem auch! :)
 
xGB Festplatte, z.B.
Hört sich auch ein wenig befremdlich an.
[Aber ich darf nichts sagen, denn mein Schreibstil ist sicher nicht frei von Kritik.]
 
ziska schrieb:
Lies einfach ein paar Wochen lang Kafka und Du wirst Dich über den Schreibstil von Lukianenko oder Nesser freuen ;)

DAS habe ich mir auch gedacht, als ich kürzlich "Das Schloß" angefangen hatte. Trotzdem mag ich den Herrn...
 
superspike schrieb:
"Diesen Tag erinnerte sie ohne Probleme."

Das kam mir immer schon sehr befremdlich vor.
Besonders, wenn ich es - in letzter Zeit häufiger - im Freundeskreis höre!
Es klingt einfach falsch bzw. unvollständig.
Grottig falsche Uebersetzung. Denglisch eben. In einem Buch wuerde mich das auch auf die Palme treiben. :motz Originalfassungen helfen, aber auch manche deutsche Autoren sind leider nicht mehr ihrer Sprache maechtig (s. Spiegel-Artikel).
Wile
 
Wer es noch nicht kennt, mein absoluter Buchtipp: "Der Dativ ist dem Genetiv sein Tod". Habe mich beim Lesen selbst bei einigen Fehlern ertappt.

Bei Romanen sollte man jedoch vorsichtig sein. Es gibt sie: Autoren, die die Sprache bewußt (auch grammatikalisch falsch!) einsetzen.

Ein anderes Problem sind in der Tat Übersetzungen. Ich habe schon in der Schule festgestellt, daß man, um einen Text aus dem Englischen ins Deutsche zu übersetzen, vor allem exzellent DEUTSCH können muß (also sehr sinnvoll im ENGLISCH-Unterricht).
 
McOdysseus schrieb:
Da lese ich so vor mich hin und mein Unmut steigt. In beiden Büchern muß ich einen Schreibstil hinnehmen, den ich sonst nur aus der täglichen Schundpostille mit den vier Buchstaben gewohnt bin!
Du liest eben einfach die falschen Bücher :D Für Deine Wahl bist Du selbst verantwortlich :)
 
McOdysseus schrieb:
Mein
Deutschlehrer hätte mich für so eine Leistung den kompletten 'Homo Faber'
rückwärts, nackelig und phantomimisch mit einer Pfauenfeder im
Allerwertesten auf dem Schulhof aufführen lassen!!!

Danke für die Anregung...:D

Neben "Diesen Tag erinnerte Sie.." ist genauso schrecklich aus dem englischen Sprachraum eingedeutscht das "In 2004 haben wir folgende Neuzugänge:". *schauder*


Grüße,

animalchin
 
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