Wie ja schon von jemand anderem gesagt wurde, geht es bei diesem Schulevent nicht primär darum, IT-Kenntnisse in Schulen zu vermitteln, sondern IT-Werkzeuge für den normalen Schulbetrieb einzusetzen. iPads sind hier Werkzeuge wie Schulhefte, Schulbücher, Lehrmittelsammlungen, Taschenrechner und Tafeln. Klar, es sollte auch mal erklärt werden, wie man den Taschenrechner bedient, aber danach ist der Taschenrechner nur noch Mittel zum Zweck und nicht Hauptgegenstand des Unterrichts und genauso sollte es auch mit dem iPad und den darauf eingesetzten Apps sein.
Das Problem ist, dass die guten alten Hefte aber kein Softwareupdate brauchen und das Buch auch in 5 Jahren noch genutzt werden kann. Ohne neuen Akku, veraltete Software o.ä.
Taschenrechner werden im Unterricht ja eingesetzt, allerdings in den meisten Schulen als normaler wissenschaftlicher TR, aktuell dieser:
Casio FX-991DE X - völlig ausreichend, GTR mit Plotten kann jedes Handy mit Wolfram Alpha besser.
Ansonsten gilt die Frage: Wie ein "sollte auch mal erklärt werden" eben noch zusätzlich neben dem eigentlichen Unterricht stattfinden soll. Wird das gemacht, kommt der nächste mit "Ja, beim verkürzten Abitur (G8) fehlen die Inhalte XY und mein Kind wird nicht vorbereitet, weil alle nur mit iPads rumspielen."
Die iPad/Laptopklassen der Vergangenheit haben letztlich nur gezeigt, dass es zwar für PR gut ist, aber den Schülern nicht zwangsläufig etwas bringt. Der Unterricht wird ebenso wenig "besser" nur weil iPads genutzt werden. Wenn ein iPad auf dem Heimweg in die Pfütze fällt ist ein Riesenbetrag dahin, wenn es das Heft/Buch war, ist es weniger schlimm.
Schüler, die aktuell schon mit iPads arbeiten wollen, tun das durchaus auch. An meiner Schule gibt es in der Oberstufe Schüler wie Lehrer, die mit iPads arbeiten und dort mitschreiben. Mich eingeschlossen, wobei die Vorbereitung zuhause auf dem Rechner passiert und alles nur möglich ist, da die Schule mit interaktiven Whiteboards/ActiveBoards ausgestattet sind.
Um das ganze mal in Relation zu setzen: Aktuell gibt es an meiner Schule die Diskussion, ob das Land die schulinterne Datenaustauschplattform inkl. Mailsystem, Computermanagement etc. für
3500€ pro Jahr weiter bezahlt oder nicht. Das entspricht dem Preis von gerade einmal
10 iPads für die ganze Schule!
In diesen Größenordnungen muss man hier rechnen. Dafür ist das Geld vom Land schon nicht da. Bei ca. 950 Schülern (5-Abi) sind selbst passende Chromebooks für 200 eine riesige Anschaffung und für eine Schule alleine gar nicht tragbar. Bleibt also die Frage der Finanzierung...
Realität: Es wird mit wachsender Begeisterung an der Bildung und dem Bildungssektor gespart.
Manche Schultoiletten sind schlimmer als Bahnhofsklos und die Bilder von verschimmelten Schulgebäuden gibt es auch oft genug im Fernsehen.
Für eine Schule gibt es inzwischen oftmals nur noch die Möglichkeit über Fördervereine irgendwelche Investitionen zu tätigen. Sei es die Subventionierung des Schüleraustausches/Klassenfahrten für sozial schwächere Schüler oder eine Kletterwand o.ä. Aber das ist weit jenseits von regelmäßigen (!) Ausgaben wie iPads/Chromebooks für jeden Schüler (= 190.000€). Und dank Updates und Produktzyklen bzw. geplanter Obdoleszenz wie HS nur auf Geräten ab 2009/2010, statt auf allen die es wirklich können, ist es leider wirklich regelmäßig.
WENN man wirklich so eine Umstellung haben möchte, DANN…
- ... braucht man den politischen Willen wirklich einige Milliarden in die Bildung zu investieren, statt diese abzuziehen.
- ... Lehrer entsprechend an den Geräten ausbilden - selbst jüngere Kollegen sind IT technisch Anfänger. Ja ich habe Kollegen, die kein Programm installieren können, weil die JRE nicht installiert ist.
- ... Umstellung der Lehrpläne (resp. Curricula) und eine Rückkehr zu G9, wo man entsprechend Zeit hat auch über IT und Co. zu reden.
Leute, bitte nicht das Vermitteln von IT-Kenntnissen und Medienkompetenz verwechseln mit der zur Verfügungstellung von Arbeitsmitteln für den Unterricht! Nur darum geht es hier. Damit Hausarbeiten nicht mehr mit Stift und Blatt geschrieben werden sondern mit einer modernen Textverarbeitung und Präsentationen multimedial gehalten werden und nicht wie in Deutschland noch immer mit Folie und Overheadprojektor.
Ich weiß, das ist sie distanzierte Sicht aus den USA, aber siehe oben. Meine Schule hat interaktive Whiteboards, also schon weit weg von Folie und OHP. Allerdings ist das zur Verfügungstellen von Arbeitsmaterialien hier verdammt teuer.
Ich unterrichte aktuell mit einem Physikbuch, welches nur ein paar Jahre nachdem ich auf die Welt kam, gedruckt wurde. (1996) - Ein Bild zum Thema Transistoren in Computern zeigt ein PC mit grün-schwarzer DOS/Terminal Umgebung. Die Schüler lesen diese Texte mit dem Smartphone in der anderen Hand - noch Fragen?
Das Bild will ich hier nicht posten wegen Urheberrecht usw., wer aber Interesse hat, gerne eine PN.
Hier geht es nur um einen Klassensatz Bücher, welcher in mehr als 20 Jahren nicht ausgetauscht wurde, weil kein Geld und kein Wille dazu da war.
Jetzt stelle man sich mal die gleiche Situation mit einer ungleich höheren Ausgabe für neue Arbeitsmaterialen (aka iPads/Chromebooks/...) vor. Wie lange soll dieser Prozess dann dauern?
Statt 20 Jahre, 30 Jahre?
Ersteres war zur Zeit des PPC G3 und letzteres wäre sogar beim SE (nein, nicht das iPhone
) gewesen. Wer will mit diesen Geräten in 20 Jahren unterrichten oder auf der anderen Seite, damit arbeiten?
Das Problem ist letztlich der politische Wille, da man an der Bildung lange sparen kann, ohne dass es jemand merkt.
Wenn hier im Forum jemand mit dem Wunsch aufschlägt, dass man Renderings machen will und nur das Geld für ein MacBook hat, sagt jeder "Ja sorry, geht nicht - da musst du wohl mehr investieren müssen". Völlig verständlich und völlig richtig. Aber hier in der Diskussion, wird es ohne dieses Ziel einfach gefordert. Hier von "man müsste XY einführen", "man müsste den Schülern YZ beibringen" oder "man müsste mit XYZ arbeiten" zu reden ist ja schön und gut, aber dann wundert euch doch nicht wenn aus der Schule die Antwort "dann müsste man mal mehr Geld in die Bildung investieren" kommt, oder einfacher und kürzer ein: "Ja sorry, geht nicht."
Und wenn eine Schule sagen wir mal 10.000 € vom Förderverein bekommt, verstehe ich es sofort, dass das Geld in die Schulklos investiert wird, statt in einen Klassensatz iPads, für die man drei Artikel in den Lokalnachrichten bekommt und fortan eine iPadklasse hat, die sich mit den Mitschülern und Kollegen aber das Essen&Trinken verkneift, damit man nicht auf die alten Klos rennen muss und nach 5 Jahren ist das iPad obsolete und sowieso zu alt.
Hat zwar nicht mehr so viel zum Thema iPad und Pencil zu tun, aber den Apple Pencil könnt ihr euch ja bei Rechnungen einfach nochmal als 100er obendrauf denken.