Mut zur Wahrheit?

converter

converter

Aktives Mitglied
Thread Starter
Dabei seit
06.11.2005
Beiträge
628
Reaktionspunkte
20
Man sagt ja, nichts ist in der Wirtschaft so unbekannt wie die Wahrheit. Aber ist das wirklich so? Ich möchte mich mal an alle (kreativen) Freiberufler und Selbstständige richten und Euch um Eure Meinung zu einem (fiktiven :D ) Szenario bitten.

Also, gehen wir mal davon aus Ihr seid Webdesigner (pauschal) und durchforstet das Internet nach potentiellen Kunden (ob man das als Webdesigner so macht, weiß ich nicht genau aber ich gehe jetzt mal davon aus). Ihr findet die Seite eines relativ potenten Unternehmens, die aussieht, als wäre sie von der Putzfrau und der Sekretärin in der Mittagspause zusammengefummelt worden. Nachdem Ihr Eure Augen gereinigt und den Ekel runtergeschluckt habt, entschließt Ihr Euch, die Firma anzurufen, um Eure Dienstleitstung als Webkönner anzubieten und die Seite zu überarbeiten.
Nachdem Ihr Euch an der Wachhund ähnlichen Tippse vorbei zum Apparat des Chefs lamentiert habt, stellt sich während des Gesprächs heraus, dass dieser mehr als zufrieden mit dem grauenvollen Internetauftritt ist, weil er natürlich als vorbildlicher Chef auch seine Ideen, in Form von Word-Cliparts, einfliessen lassen hat. Wie reagiert Ihr nun?

a) Ihr schleimt was das Zeug hält und versucht durchs Hinterteil des Chefs zu diesem Auftrag zu kommen ...

b) Ihr krallt Euch am Telefonhörer fest, sammelt allen Mumm und erzählt Eurem Gegenüber in Klartext die Wahrheit über seine Supi-Internetseite und wie Ihr das aus Eurem professionellen Blickwinkel so seht ...

Habt Ihr Mut zur Wahrheit?
Bin sehr gespannt auf Antworten. :rolleyes:

PS: Es kann natürlich jeder freie reagieren, immerhin lässt sich so ein Szenario wohl auf jede Branche projezieren wo Dienstleistungen verkauft werden.
 
a) Bringt doch nichts. Wenn die Seite so toll ist, warum sollte er dann für Geld was dran ändern wollen?
 
gar nicht. Wenn der Chef zufrieden ist mit seinem Corporate Design, wird er - ganz Chef - seine Meinung auch nicht ändern, bloß weil ein kleiner sich Graphiker Nennender am Telefon seine Dienste anbietet. Er wird das als das erkennen, was es ist: Werbung.
Vergiß nicht: das Erstellen eines Corporate Design kostet was, und in Zeiten wie diesen wird sich jemand, der vielleicht selbst schon die Dienste eines selbst ernannten Graphikers in Anspruch genommen und vor allem auch bezahlt hat - das Ergebnis ist ja jetzt mal egal -, davor hüten, nochmal eine Verschlimmbesserung vornehmen zu lassen. ;)

Gruß tridion
 
Sollte die Seite wirklich so übel sein, würde ich davon ausgehen der Betreiber (sowied er Designer) der Seite sind Anfänger und ich würde versuchen sie sachlich von der Überarbeitung der Seite zu überzeugen. Oftmals hilft hier der Vergleich mit besseren Seiten aus der gleichen Branche, ein Hinweis vonwegen 'Der erste Eindruck zählt', sowie die Tatsache das eine ordentlich erstelle und vermarktete Seite sicher mehr Besucher bedeutet, was unter Umständen für mehr Umsatz sorgen würde. Man darf dabei nicht zu sehr darauf eingehen, das die Bemühungen des Chefs sowie des Designers zu schlecht gewesen sind, sondern muß potentielle Kunden mit Beispielen beweisen das man noch mehr aus der Sache machen kann.

Beispiel... ein weltweit führendes Unternehmen für Baustoffe wurde von unserer kleinen Klitsche angesprochen, worauf wir deren Auftritt nicht nur überarbeiten, sondern komplett neu gestalten konnten. Versteht man sein Handwerk, wird ein Leihe dies auch einsehen und überzeugt man einen Chef davon, das die Website die Visitenkarte für die ganze Welt ist, wird jeder vernünftig denkende Chef einlenken, die wollen doch auch nur ihren Gewinn maximieren. ;)
 
tridion schrieb:
gar nicht. Wenn der Chef zufrieden ist mit seinem Corporate Design, wird er - ganz Chef - seine Meinung auch nicht ändern, bloß weil ein kleiner sich Graphiker Nennender am Telefon seine Dienste anbietet. Er wird das als das erkennen, was es ist: Werbung.
Vergiß nicht: das Erstellen eines Corporate Design kostet was, und in Zeiten wie diesen wird sich jemand, der vielleicht selbst schon die Dienste eines selbst ernannten Graphikers in Anspruch genommen und vor allem auch bezahlt hat - das Ergebnis ist ja jetzt mal egal -, davor hüten, nochmal eine Verschlimmbesserung vornehmen zu lassen. ;)

Gruß tridion


keinen Weltverbesserungsanspruch? Nur die Seite, nicht das CD.
 
bei einem ordentlichen Webauftritt ist selbstverständlich die Seite vom Corporate Design nicht zu trennen - schließlich muß der Kunde die Firma in allen Medien wiedererkennen. ;)
 
tridion schrieb:
bei einem ordentlichen Webauftritt ist selbstverständlich die Seite vom Corporate Design nicht zu trennen - schließlich muß der Kunde die Firma in allen Medien wiedererkennen. ;)


ja, der webdesigner erstellt aber kein cd sondern es ging hier nur um die seite. gehen wir einfach mal davon aus, dass die firma kein eindeutiges cd hat. ok.
 
Zurücklehnen und freuen...du kannst dem Mann nicht helfen...
 
Ich denke, "Beratung" ist das richtige Stichwort - nicht "Wahrheit", oder "Schleimerei".
Dies sind wohl die beiden Extreme, zwischen denen sich viel abspielt - vor allem die
Kunst der "Diplomatie" - die leider Gottes heutzutage immer weniger Menschen ver-
stehen zu spielen ... ;)

Beraten heißt in dem Falle aber auch, sich bei dem gestellten Thema in diese
Position zu bringen - bei einer Kalt-Aquise (wie hier beschrieben) recht schwer,
aber durchaus machbar. Thema "kompetentes sowie sachliches, professionelles"
Auftreten ...


Also weder a noch b, aber was Charmantes dazwischen.

b würde nur verschrecken und den Zorn sowie eine Widerhaltung hervorrufen
a würde evtl. anfänglich schmeicheln, aber bei einem gescheiten Chef auch recht
schnell umschlagen und eine angewiederte Abweisung zu Folge haben

Fazit: beides Pleiten. :)
Dagegen wird man mit Charm und Kompetenz sicher eher an´s Ziel kommen.

In dem Sinne ...
 
Um den Grundgedanken der Aquise des Threadsteller
aufzugreifen – mache es wie Du es angedacht hast.

Die direkte Response ist auf jedem Fall besser als evtl.
Mailings. Weshalb soll dies heute nicht mehr funk-
tionieren? Vielleicht etwas langwieriger als vor 25 Jahren.
Doch wenn Du genügend fachliche Kompetenz in die
Waagschale werfen kannst und Überzeugungskraft
besitzt – wäre ich heute noch so jung, mir eine Aquise-
Strategie für mich überlegen zu müssen, dies wäre der
kostengünstige und sofort kalkulierbare Werbeeinsatz.

Ich komme von der Printseite und habe beim Aufbau
meiner Kunden auf den Weg der direkten Ansprache
gewonnen (z.B. unstimmiges Design der Verpackung
zum Produkt). In Konkurrenz zu ihren jeweiligen Grafi-
kernoder Agenturen.

Du kannst alles falsch machen im Auftritt. Du kannst
aber alles mit Überzeugung zum Besten machen.

Gruss und Erfolg mit dieser Idee

Jürgen
 
jemanden zu "zwingen", deine dienste in anspruch zu nehmen, ist nicht der richtige weg.
er wird bei JEDEM angebot, das du ihm machst, meckern, denn es ist in seinen augen geld, das er nicht ausgeben muss, weil ja eh alles passt.
und wenn er dich dann doch engagiert wird er so quengelig sein und sachen verlangen, die weit über das angebotene hinausgehen. (wenn er einmal sieht, dass du was draufhast)

am besten die daten hinterlassen und bei meinungsänderung hoffen dass er anruft.

das problem ist, IHM gefällt's vielleicht, und sonst wird sich niemand bei ihm melden und sagen, dass die HP schei*e aussieht. sowas tut man irgendwie nicht.
außer bei freunden/bekannten vielleicht, und dann auch in samt eingehüllt.
 
dann wäre es aber besser, dem Chef gleich die Erstellung eines kompletten CI / CD mit anzubieten, als nur eine Webseite, die vielleicht für den geschmack des Designers gut ist, aber dann auch nicht richtig in den Firmenauftritt reinpasst...

Das Problem aber, was ich eher sehe, ist einfach die Leute zu überzeugen, dass sie eine Überarbeitung brauchen.
 
Ich würde ganz schnell flüchten und gar nichts machen. Mit solchen Kunden darf man sich niemals einlassen! Man muss schon auf einer Welle liegen.
 
danke an alle, für die schnelle und reichliche Beteiligung. Allerdings gehen alle Antworten irgendwie an der eigentlichen Sache vorbei. Ich wollte wissen in wie weit Ihr Euch traut innerhalb Eures Geschäfts die Wahrheit zu sagen, auch wenn es den Gegenüber vielleicht nicht gefällt.
Die Sache mit der Seite ist fiktiv, ich bin weder Webdesigner, noch möchte ich mit den genannten Möglichkeiten Kunden Akquirieren. Es geht mir vielmehr ums Prinzip der Offenheit.

mores schrieb:
das problem ist, IHM gefällt's vielleicht, und sonst wird sich niemand bei ihm melden und sagen, dass die HP schei*e aussieht. sowas tut man irgendwie nicht.
außer bei freunden/bekannten vielleicht, und dann auch in samt eingehüllt.

Das geht schon eher in die Richtung. ... sowas tut man irgendwie nicht ... Aber warum nicht? Wäre es in diesem Fall nicht zum Wohle des Unternehmens? Offenheit unter Freunden wird doch auch geschätzt.
 
Hab´s doch versucht, zu umschreiben - Du kannst schon offen sein und die
Wahrheit sagen - mußt es aber verstehen zu verpacken und ihn sozusagen
von hinten mitten in die Brust treffen ...

Konftontation bringt nichts!

Leider verstehen heute viele nicht den Unterschied zwischen Diplomatie und
Geschleime, bzw. die Unwahrheit sagen ...

Nachtrag:
sowas tut man irgendwie nicht ... Aber warum nicht?
Weil es zuviel des Gute für den Anfang ist und Du nicht in der Position (als
jemand, der unbekannter weise anruft) - das Ergebnis wäre ganz einfach:
Dein Gegenüber macht zu und blockt ab.

Und das ist in jeder Lebenslage so - ob in Job, ind er Famile und selbst bei
Freunden ...
 
Stimmt, die knall harte Wahrheit mitten ins Gesicht verträgt kaum jemand, und schon gar nicht am Telefon. Ich bin für Ehrlichkeit, aber nett verpackt. Und auf der persönlichen Ebene würde ich versuchen keinen schlecht zu machen. Der Designer hat bestimmt das beste geben - nur ist einfach mehr raus zu holen!
 
converter schrieb:
... sowas tut man irgendwie nicht ... Aber warum nicht? Wäre es in diesem Fall nicht zum Wohle des Unternehmens? Offenheit unter Freunden wird doch auch geschätzt.
weil es ungefähr so ist wie wenn du jemandem sagst, das auto das er hat ist hässlich. oder seine wohnung ist unaufgeräumt.

vielleicht solltest du bei solchen sachen nicht zu sehr auf das offensichtliche übel gehen (hässliche seite/schlechtes logo/usw), sondern mehr auf die inhaltlichen und strukturellen nachteile eingehen.
es kommt z.B. anders, wenn du (im fiktiven beispiel bleibend) anrufst und sagst, dass du z.b. 2 minuten nach der kontaktadresse der firma gesucht hast, und die info, die du wolltest, noch immer nicht hast.
dann kannst du ihm ein redesign mit strukturanalyse, usability check und dem ganzen pi pa po vorschlagen.
er wird dann sehen, dass du dich mit der sache auseinandergesetzt hast, und die punkte, die du bringst, auch nachvollziehen kann.
wenn du nur sagst "das sieht schei*e aus", und er sieht's nicht so, ist die diskussion beendet.

es wäre vielleicht hilfreich zu wissen, in welchem gebiet du tätig bist.
dann könnte man adäquatere beispiele und argumente finden.
 
Das kommt noch dazu: "Eine Krähe hackt der Anderen kein Auge aus!" ;)

BTW.: Meine Frau Mutter pflegt immer zu sagen: "Wem es bei mir nicht
gefällt, muß mich icht besuchen!" ...

Ungefähr so wäre es doch auch, wenn mein Telefon klingeln würde und am anderen Ende würde jemand sagen: "Ihre Webside ist sowas von grotten-
schlecht - soll ich ihnen die nicht besser machen!?" Meine Reaktion wäre:
"Das kann ja jeder sagen!" und ich würde aufgrund solcher Dreistigkeiten
auflegen - auf nimmerwiedersehen!


Gruß
 
Zurück
Oben Unten