Und ein interessantes Interview mit der tagesschau:
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Michael Moore: "Es geht bergab mit Bush"
Seit Monaten sind seine "Stupid White Men“ der Bestseller in Deutschland. Am 14. November erscheint das neue Buch des amerikanischen Schriftstellers und Regisseurs Michael Moore. New-York-Korrespondent Gerald Baars sprach für den ARD-Kulturreport mit Moore über Amerika, die Amerikaner und den Präsidenten.
Baars: Herr Moore, helfen Sie mir, die amerikanische Seele zu verstehen. Da gibt es Menschen, die einen Bodybuilder zum Gouverneur von Kalifornien wählen. Menschen, die sehr lange brauchten, bis sie gegenüber Präsident Bushs Krieg im Irak misstrauisch wurden. Wir haben Probleme, das zu verstehen...
Moore: Erst einmal möchte ich mich dafür entschuldigen, dass ich Englisch und nicht Deutsch mit Ihnen spreche. Durch unser Bildungssystem lernen wir leider Fremdsprachen nicht besonders gut.
Nun zur Frage: Sie müssen verstehen - der Durchschnittsamerikaner ist ein guter Mensch, hat ein Herz und ein Gewissen, lässt sich aber leider von den Machthabern leicht manipulieren. Das liegt hauptsächlich an einer aufgedrängten Ignoranz, aufgenötigt durch die Medien, das Bildungssystem und die Kultur. Es gilt eigentlich als gute Sache, dumm zu sein. Nehmen Sie zum Beispiel Arnold Schwarzenegger. Oder George Bush, der zu einer Graduierungsfeier nach Yale geht und in seiner Rede stolz erklärt, dass er auch nur ein mittelmäßiger bis schlechter Schüler war. Als wenn das etwas Gutes wäre.
Baars: Aber man hat ihn gewählt und Arnold Schwarzenegger auch...
Moore: "National Geographic" hat im letzten Jahr eine Umfrage unter 18-25 Jahre alten Amerikanern veröffentlicht. Sie wurden gefragt: "Können Sie mir bitte zeigen, wo auf der Landkarte der Irak liegt?". 85 Prozent waren nicht in der Lage, den Irak auf der Karte zu finden. "Können Sie Großbritannien finden?", wurden sie anschließend gefragt. 60 Prozent haben Großbritannien nicht gefunden. Als sie gebeten wurden, die Vereinigten Staaten auf dem Globus zu zeigen, waren 11 Prozent nicht in der Lage, selbst die USA zu finden. 11 Prozent der jungen Amerikaner! Das muss man sich klarmachen.
"Hässliche Art von Nationalismus"
Baars: Amerika ist die einzig verbliebene Supermacht. Dem Rest der Welt wird Angst und Bange, wenn er das hört.
Moore: Das stimmt. Und das sollte ihm auch werden. Auch ich habe Angst. Als die jungen Amerikaner nach der Größe der Bevölkerung gefragt wurden, sagte die Mehrzahl: "Zwischen ein und zwei Millarden!", also gigantisch, die Nummer eins. Dieses Bild haben sie von sich. Wenn Sie also eine Bevölkerung haben, die den Bezug zu ihrem eigenen Platz in der Welt und ihrer eigenen Größe verloren hat, haben Sie ein Volk, das sehr leicht zu manipulieren ist. Und sie werden manipuliert mit Ängsten, mit Behauptungen, die nicht wahr sind. Sie werden zu dieser hässlichen Art von Nationalismus gedrängt, zu diesem Denken, in allem die Nummer 1 zu sein. Wir können keine Fehler machen. Und alle anderen werden uns folgen.
"Eine Orwellsche Lüge nach der anderen"
Baars: Meinen Sie, dass die Bush-Regierung weiterhin die Öffentlichkeit - möglicherweise noch verstärkt - missinformiert, um es vorsichtig auszudrücken, nachdem sie die Bevölkerung schon in den Krieg geführt hat? Wird da noch mehr kommen, vor dem wir Angst haben sollten?
Moore: Er hat die Dinge hochgeschraubt. Er hat gelogen. Nicht nur einmal, sondern vielfach. Es gab nicht nur eine Lüge. Er log über die Massenvernichtungswaffen. Er log über Saddam Husseins Verbindung zum 11. September. Er log, als er sagte, dass die Franzosen schlechte Menschen sind ... Egal, welche Lüge es auch war. Die Behauptung, es habe eine große internationale Koalition der Willigen gegeben, war eine Lüge. Eine Orwellsche Lüge nach der anderen. Und jetzt beginnen die Amerikaner zu begreifen: Oh mein Gott, er hat uns belogen. Und das wird ihm im nächsten Jahr schaden. Die Menschen haben es nicht gerne, wenn sie angelogen werden. Insbesondere diejenigen, die ihn und den Krieg unterstützt haben. Wenn diese Menschen merken, dass sie belogen wurden, wird ihm das schaden.
Baars: Also ist er verwundbar bei den Wahlen?
Moore: Absolut. Wenn sie die Umfragen sehen, stellen Sie fest, dass es für ihn kontinuierlich abwärts geht. Die Leute sehen ihn nicht mehr so unkritisch wie vorher. Es tut mir leid, dass sie überhaupt gewillt waren, ihm zu glauben. Ich weiß, das spricht nicht für die Bevölkerung insgesamt, aber die Öffentlichkeit, die ich beobachte, das sind andere Menschen. Schauen Sie sich nur an, wie es dieses Jahr mit meinem Buch gelaufen ist. Es war die Nr. 1 der verkauften Sachbücher in Amerika. Wie kann es sein, dass in einer Zeit, in der angeblich jeder hinter Präsident Bush steht, das bestverkaufte Sachbuch eben von diesem George W. Bush handelt? Das zeigt doch, dass es einen Hoffnungsschimmer gibt, und dass Amerikaner, wenn sie mit den Fakten und der Wahrheit konfrontiert werden, richtig reagieren werden.
Baars: Wer hat die besten Chancen, Präsident Bush im nächsten Jahr zu schlagen?
Moore: Wesley Clark hätte die besten Chancen, wenn sie jetzt gegeneinander antreten würden. Er ist ein Vier-Sterne General, der gegen einen Fahnenflüchtigen anträte. Das Duell würde ich zu gern auf der Bühne sehen. Zunächst müsste Bush ihn mit "General" anreden. Und ich würde gern erleben, wenn ausgerechnet Clark ihm erklärt, dass man nur dann in einen Krieg zieht, wenn es gar keinen anderen Ausweg mehr gibt. Und nur aus Gründen der Selbstverteidigung. Man führt keinen Angriffskrieg. Und ich möchte einen Vier-Sterne-General, der Jahrgangsbester in West Point an der Militärakademie war, auf der Bühne sehen, wie er darüber mit George W. Bush spricht. Das wäre ein eindrucksvoller Augenblick.
"Herr Schröder, treffen Sie sich nicht mit diesem Mann!"
Baars: Präsident Bush sucht zur Zeit verstärkt Unterstützung für den Irak auch vom "alten Europa", von den alten Freunden Deutschland und Frankreich. Viele Deutsche fragen sich: Sollen wir diesem Präsidenten helfen?
Moore: Nein. Tun Sie nichts, um diesem Präsidenten zu helfen. Ich habe gesehen, wie Schröder sich bei seinem UN-Besuch mit ihm getroffen hat. Falsch! Ich halte das für falsch. Herr Schröder, treffen Sie sich nicht mit diesem Mann, zumindest nicht, bis er sich entschuldigt hat.
Die Deutschen sind gute Menschen. Die Deutschen sind bereit, in vielen Teilen der Erde Entwicklungshilfe zu leisten, in denen diese Hilfe auch benötigt wird. Ich bin sicher, die Deutschen sorgen sich auch um das Leid der irakischen Bevölkerung. Und sie sind mehr als bereit, auch hier zu helfen. Doch ich glaube nicht, dass sie helfen wollen, solange diese Hilfe von der Bush-Regierung und ihren Freunden in den Ölkonzernen kontrolliert wird. Dafür sollten keinesfalls deutsches Geld, deutsche Hilfsgüter und schon gar nicht deutsche Soldaten eingesetzt werden. Sie sollten sich nicht verwickeln lassen in Bushs Krieg, bis die Verantwortung nicht an die Vereinten Nationen und die Weltgemeinschaft übergeben worden ist, und diese dann versucht, den schrecklichen Schaden zu reparieren, den wir diesem Land zugefügt haben.
Baars: Die amerikanische Regierung versucht, die beschädigten internationalen Beziehungen wieder zu reparieren. Nehmen Sie das ernst oder ist das nur ein weiteres taktisches Manöver?
Moore: Ich sehe nicht, dass diese Regierung das wirklich tut. Ich bin überzeugt, dass sie hinter den Kulissen drohen und bestechen und Druck ausüben, um Länder wie Deutschland an Bord zu holen. Die einzige Möglichkeit, den Schaden zu reparieren, ist, zurück zu den Vereinten Nationen zu gehen und zu sagen: Wir, die Vereinigten Staaten, werden den Irak nicht regieren, sondern das Problem an die Weltgemeinschaft abtreten, um es zu lösen und das Land wieder aufzubauen. Und das Öl sollte nicht in den Händen amerikanischer Ölfirmen sein, sondern in den Händen der Iraker.
Baars: Sie sind sehr unverblümt…
Moore: Was ist daran unverblümt? Ist es nicht gesunder Menschenverstand? Angenommen es gäbe Öl unter Manhatten? Wem gehört das Öl? Den Irakern oder Kanadiern? Nein. Es gehört doch wohl den Menschen hier. Das ist gesunder Menschenverstand. Und so ist das irakische Öl auch nicht unser Öl, sondern deren Öl. Und sie haben das Recht auf Ausbeutung und die Gewinne.
Baars: Ein Teil der Menschen in Amerika liebt Sie nicht besonders. Haben Sie schon böse Reaktionen erfahren müssen?
Moore: Wir leben in einem sehr großen Land. Mit 300 Millionen Menschen. Da ist Platz für viele Leute, die mich lieben oder auch nicht. Ehrlich gesagt, ist mir das auch egal.
Baars: Sie wollen also nicht gemocht, sondern nur gehört werden?
Moore: Natürlich will ich geliebt werden, aber es reichen mir die wenigen Menschen, die auch mir etwas bedeuten. (lacht) Macht das nicht Sinn?