MacUser Hunde Thread

Vielen Dank für eure Antworten.

Wie bereits erwähnt, sehen Hunde anders als wir, trotzdem erfüllt dieser Sinn aber normalerweise seinen Zweck. Ein 30 cm entferntes Spielzeug müßte ein Hund mit der Nase spielend orten können. Was wißt ihr über sein Vorleben? Streuner, oder hatte er Halter, die sich um ihn gekümmert haben?

Der erste Gang wäre zum Tierarzt, damit der schaut, was er hat, und ob man medizinisch etwas verbessern kann.

Wir wissen leider nur sehr wenig. Das Tierheim hat ihn Anfang Juli als Streuner halb verhungert und bereits quasi blind aufgelesen, aber mehr konnten die uns auch nicht sagen. Er ist extrem zutraulich und geht von sich aus auf Fremde zu, hat ein extrem hohes Aufmerksamkeitsbedürfnis (folgt uns bis auf den Porzellanthron und weicht uns keine Minute von der Seite) und ist sehr verkuschelt. Ich vermute, dass er noch früher mal Halter hatte, da er insgesamt doch sehr gut erzogen ist - er hat ab dem ersten Tag auf "sit" und "stay" gehorcht (meistens zumindest, klappt noch nicht jedes Mal), versteht ein lautes "no" und zieht sich daraufhin zurück.

Einen Termin beim Tierarzt haben wir für übernächsten Montag, dann folgt die Erstuntersuchung und wir reden auf jeden Fall mal mit dem Arzt.

Von daher...was kann er schon?
Läuft er gut an der Leine?
Soll er den Ninja holen und zu euch bringen? Weiß er, daß er das soll?
Wir sind mittlerweile erstaunt wie gut er sich benimmt und wie gut er auf uns hört. Ninja zu uns bringen ging ab Tag 1, er wirft ihn uns vor die Füße und wartet, dass der Ninja wieder wegfliegt. Wenn wir nicht innerhalb weniger Sekunden reagieren wird der Ninja erneut hochgehoben und uns nochmal mit Nachdruck hingeworfen.

An der Leine läuft er sehr gut, zieht nur manchmal recht stark wenn er was interessantes riecht und/oder sieht (Bewegungen anderer Tiere z.B.). Ansonsten hört er bereits auf diverse Kommandos und auch seinen Namen hat er mittlerweile verinnerlicht und reagiert darauf - und das nach gerade mal drei Tagen bei uns.

Mit etwas Ausdauer und vor allem Beschäftigung und Zuwendung, also ihr mit dem Hund – als direkte Bezugspersonen (Stimmlage, Geruch),
könntet ihr den Hund konditionieren, in dem ihr "Zusatzkommandos" erlernen lasst.
Sprich, wenn ihr mit dem Hund rausgeht, schauen womit er die meisten Probleme hat und vor dem "Gegenlaufen" ein "festes Kommando-Wort" etabliert.
Ungefähr: "Bello, Baum." – und das jedesmal, damit er das verinnerlicht, wenn das Wort in Zusammenhang mit seinem Namen fällt a) er gemeint ist und b) ein Hindernis kommt.

Solltet ihr Treppen mit glatten bzw. rutschigen Stufen im Wohnbereich haben, die auch der Hund nutzen könnte,
rutschfest machen (mit Stufen-Teppich bsw.).
Die Zusatzkommandos sind eine sehr gute Idee, da werd ich mir was einfallen lassen. Stufen gibt es im Haus keine, nur vom Deck in den Garten runter gibt es eine Treppe. Er hat allerdings glaube ich am Sonntag das erste Mal überhaupt Treppen gesehen, da er damit heillos überfordert ist. Wusste gar nicht, was er da tun soll. Mittlerweile klappt es, von alleine läuft er noch nicht in den Garten runter aber wenn meine Frau oder ich die Treppe hoch- oder runtergehen folgt er.

Auch die Idee mit der Glocke ist gut, allerdings wird das mit Hosenbein oder Schuhen hier in Texas nix werden :D Ich werd mir allerdings auch da was einfallen lassen, die Idee gefällt mir sehr gut.

Achso, und schaut darauf, wie er bei Fremden reagiert.
Wenn eine fremde Person ankommt und ihn bsw. streicheln will, kann es ja durchaus vorkommen, daß der Hund erschrickt, weil er die fremde Person nicht sah usw.
Je nachdem, wie der Hund darauf reagiert, müsstet ihr sonst Fremden das vorher sagen, wie sie sich dem Tier nähern sollen.
Euer Hund dürfte so auch eine Art "Kindermagnet" sein.
Er erschrickt zwar schon manchmal, ist aber Fremden gegenüber sehr aufgeschlossen und freundlich und will sofort gestreichelt werden, egal von wem. Er hat auch seit Sonntag kein einziges Mal gebellt, weder bei der Türklingel noch anderweitig.

Mal ganz allgemein muss ich sagen, dass wir erstaunt sind wie gut er erzogen ist. Er muss irgendwann im Leben, vermutlich als Welpe, bei einer Familie gewesen sein, da er sehr stark auf Menschen fixiert ist (lässt uns nicht aus den Augen und winselt erbärmlichst, wenn er mal allein gelassen wird). Nach nur drei Tagen hört er bereits auf seinen Namen (klappt im Haus besser als draußen, da ist vermutlich zu viel Ablenkung), hat gelernt wo im Haus er nicht hin darf (Couch, Bett, Spülmaschine) und wo seine Bettchen sind (jeweils eine Decke im Wohnzimmer und Schlafzimmer und ein Kissen bei mir im Büro), hat sich nach zwei Tagen das Betteln am Esstisch abgewöhnt nachdem er konsequent weggeschickt oder ignoriert wurde und hat gelernt, dass er sich zum Anbringen und Abnehmen der Leine hinsetzen und ruhig halten soll. Letzteres klappt mittlerweile sogar ganz ohne Kommando. Auch Kommandos mit der Hand funktionieren einigermaßen, allerdings nur aus nächster Nähe - bin ich in der Hocke und hebe ich den Finger setzt er sich hin. Stehe ich und hebe ich den Finger sieht er das vermutlich nicht und reagiert folglich nicht. Allerdings schätze ich aufgrund seiner starken Fixierung auf meine Frau und mich, dass er (mehrfach) entweder verlassen oder durchgereicht wurde. Es ist fast so als hätte er konstant panische Angst erneut alleingelassen zu werden, daher folgt er uns sicherheitshalber auf Schritt und Tritt und lässt uns nicht aus den Augen.

Was seine Sicht angeht haben wir gestern ein wenig im Garten mit dem Ninja experimentiert und wir sind uns noch unsicher wie gut er wirklich sehen kann. Manchmal sieht er besser als wir meinen, manchmal schlechter. Im Garten gestern haben wir den Ninja immer weiter weggeworfen um zu sehen, wie weit seine Sicht geht. So bis ca. 3-4m ging es einigermaßen, allerdings hatte er gelegentlich Probleme ihn dann optisch im Gras zu orten. Man darf auch nicht zu hoch werfen, da er ihn dann aus den Augen verliert. Meine Vermutung ist, dass sich der weiße Ninja dann vor dem Himmel nicht stark genug abbildet und er ihn einfach nicht mehr erkennen kann. Bewegungen sieht er sehr gut - solang der Ninja fliegt oder über den Rasen taumelt ist er sehr zielstrebig, sobald der Ninja liegen bleibt wird es allerdings schwierig. Ein paar Stunden später ist er dann allerdings stockgrad gegen einen knallroten Putzeimer in der Küche gelaufen, weil er auf meine Frau fixiert war die versetzt hinter dem Eimer stand. Und beim Spazierengehen übersieht er regelmäßig Stufen und Absätze und rutscht runter, manchmal erkennt er diese allerdings auch korrekt. Ich denke, dass es mit etwas Unterstützung durchaus machbar sein sollte aber bin noch dabei ein Muster zu erkennen um im richtigen Moment reagieren zu können.
 
Schon mal gut, daß er "hört", also "sit" und "stay".
Dann ist er anzunehmerderweise "mal in jungen Jahren erzogen worden"– bzw. hatte auch schon mal sozialen Kontakt; zumindest zu Menschen.
Positiv. :)

Ihr könnt statt dem Glöckchen auch einen "Clicker" (Klickfrosch) nehmen.
Damit werden u.a. auch Polizeihunde und ähnliche Ausbildungen vorgenommen.
Kleiner Nachteil: man muss diesen "Clicker" halt dabei haben.
Kann man aber auch mir einem "Schnalzen der Zunge Geräusch" ersetzen.
Muss man halt üben – zur Not beides. :)

Wenn er auf ein striktes "No" eher demütig reagiert, dann hat er eher "maßgebliche Erfahrungen damit" –
sprich ein früheres "strenges Herrchen" gehabt und dementsprechende Erfahrung verinnerlicht.
Generell daruaf achten, daß Ansprachen an einen Hund, ob nun "good boy" oder "no" immer direkt und unmittelbar ge- und erlernt werden.
Je größer die Zeitspanne vom Ereignis, umso sinnloser der Effekt und das Unverständnis beim Hund.
Sprich, ein Hund braucht das unmittelbare Erlebnis, ob es "good" oder "bad" ist.
Sonst rafft er den Zusammenhang nicht.
Es ergibt also keinen Sinn, einen Hund für ein Geschehniss von vor 15 Minuten zu loben oder zu tadeln.

Hört sich bzw. liest sich so, als ob euer Moodle sehr stark "sein Rudel sucht" bzw. die Verbundenheit.
Damit interpretiere ich, daß er um seine schwächere Sehkraft weiß und die Vergangenheit ihm lehrte, daß er kein direktes soziales Gefüge hatte.
So heißen, er konnte mal zu 100% sehen, aber irgendwas brachte ihn davon ab – schlimmstenfalls eine Fremdeinwirkung.

Einen "Apportier-Charakter" bzw. Jagdhelfer kannst du quasi nur damit erfüllen und "befriedigen", indem du ihn das tun lässt,
was ihm sein Naturell mitgegeben hat.
Die einfachste Variante:
Nimm entweder eine gekaufte "Food-Bag", die du mit Leckereien befüllen kannst, als "Stöckchen" zum apportieren (werfen oder verstecken plus holen auf Kommando) –
oder schlicht ein altes Handtuch, wo du ein Leckerli einwickeln kannst und einen sachten Knoten formst, den er dann auspacken muss.
Grundlegend habt ihr mit diesen Charakter einen Hund, der Beschäftigung erfordert und auch fordert – unabhängig ob er gut sehen kann oder nicht.
Er will beschäftigt werden.

Dafür könnt ihr gut auch eine feste Uhrzeit einrichten.
Bsw. immer abends ab 19.00h gut 20 Minuten mit dem Handtuch oder der Food-Bag ein paar Apportier-Spielchen machen.
Konsequent dabei sein – mal ausfallen lassen ok, aber er wird sowieso dann irgendwann um 19.00h darum betteln. :)

Betreffs Farben: Rot ist eh schlecht, für fst jeden Hund; das ist für die nur ein matschiges Grau, was untergeht.
Eher Grüne oder Gelbe Dinge nehmen.

Das Thema Stufen und Treppen ist für seine Sehschwäche suboptimal und da wäre er auf eure Hilfe angewiesen.
Hier würde ein Zusatz-Kommando helfen: "Bello, Treppe/Stairs" etc.
Wenn ihr ihn darauf aufmerksam macht, schnallt er das bald schon und ihr würdet auch sehr schnell miterleben,
daß er wesentlich vorsichtiger an bekannte Stufen und Treppen rangehen würde, wenn er darum weiß.

Und von wegen Texas und Glöckchen – wurscht, ein Hund kann so derbe erstaunlich gut hören…
Alternativ kannst du dir auch (d)einen Schlüsselbund mit einem Karabiner an den Hosenbund hängen oder ähnliches.
Letztendlich geht es nur darum, daß ein minimales Geräusch erzeugt wird, welches er seinem Rudelangehörigen zuordnen kann.
Das ist ja nicht "für immer gedacht", sondern nur anfangs.
Der Rest ergibt sich ja eh durch positive Erfahrungen und Zuwendung inkl. der Stimmlagen und Gerüche.
:teeth:
 
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auf die Treppen runter zum Garten könntet Ihr ein Brett legen, so dass er eine Rampe hat.
An die Rampe könnt Ihr ihn gewöhnen.
Bekannte von mir machen das mit ihrem Hundesenior, der keine Treppen mehr gehen kann wegen Arthritis aber zum Tragen zu groß ist.
 
Ach ja, noch was.
Dein Hund ist offenbar ein ganz lieber, gelehriger und anhänglicher Hund, der noch nicht viel Gutes im Leben erlebt hat.
Schön, dass er bei Euch eine Familie und ein neues Zuhause gefunden habt. Ich hoffe, dass er bei Euch für sein restliches Leben bleiben kann. Er wird es Euch sicher sehr danken. Trotz seiner Behinderung werdet Ihr sicher eine tolle Zeit zusammen haben. :)
 
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Brett auf der Treppe wird nicht klappen, da der Garten ein volles Stockwerk unterhalb der Terrasse ist. Unser Haus ist am Hang gebaut, man geht also ebenerdig vorne rein und befindet sich hinten dann plötzlich ein Stockwerk "höher" :D Damit würde er das Brett nur hilflos runterrutschen weil es so steil und lang wäre, aber die Treppe funktioniert mittlerweile erstaunlich gut. Gestern Nacht mussten wir was schweres runtertragen und er ist uns selbst im Dunkeln die Treppe runter und wieder rauf gefolgt. Langsam, vorsichtig und etwas unbeholfen aber alles in allem problemlos und ganz ohne stolpern oder rutschen. Aber mit ihm fremden Stufen/Treppen werde ich auf jeden Fall ein Kommando einführen, dann stolpert er da nicht mehr runter, das ist eine prima Idee.

Und dass er noch nicht viel Gutes erlebt hat im Leben vermute ich auch (wobei er extrem gut erzogen ist, als Welpe und in jungen Jahren muss er also sehr stark geprägt worden sein). Wir werden ihn auf alle Fälle behalten, komme was wolle. Er ist uns nach einem Tag schon so ans Herz gewachsen, dass es völlig ausgeschlossen ist ihn wieder abzugeben. Ich befürchte nämlich, dass er schon öfters Bindungen eingegangen ist und dann wieder abgegeben wurde. Beim letzten Mal möglicherweise sogar einfach irgendwo ausgesetzt, denn weglaufen würde er sicherlich nicht.
 
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auf die Treppen runter zum Garten könntet Ihr ein Brett legen, so dass er eine Rampe hat.
An die Rampe könnt Ihr ihn gewöhnen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, das Hunde da doch lieber die Treppe nehmen, so ihre Hüfte das noch mitmacht.
Auf einem Brett rutschen die ehr mit ihren Pfoten/Krallen und wenn da der Hund einmal schlechte Erfahrungen gemacht hat, dann ist ein Brett eine ideale Hundesperre.

Wichtig ist auf jeden Fall, das die Hundepfote an sich nicht rutscht wenn sie auf solchen "Wegen" belastet wird
 
Die Treppe ist mittlerweile zu seinem Freund geworden, ich bin echt erstaunt wie wahnsinnig schnell er lernt. Gestern saß ich am Nachmittag im Garten unten und irgendwann hat er die Treppe für sich entdeckt und ist bestimmt 5-6x hoch und umgehend wieder runter gelaufen. Hoch geht mittlerweile sehr flüssig, runter noch nicht ganz so problemlos und äußerst vorsichtig, aber trotzdem sehr beachtlich wie ich finde. Ich saß währenddessen die ganze Zeit unten und hab ihn beobachtet, er ist mir also nicht gefolgt. Er weiß mittlerweile auch an welcher Stelle auf dem Deck die Treppe ist, so dass er da nicht runterfällt sondern sich vorsichtig nähert und herantastet.

Außerdem hab ich gestern Mittag angefangen das "step" Kommando für jede Stufe auf die er zuläuft einzuführen, egal ob jetzt Treppe, Bordsteinkante etc. Mal sehen wie lange er braucht um das zu verinnerlichen.
 

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Hat hier jemand eigentlich einen blinden Hund und kann seine/ihre Erfahrungen teilen?

Wir haben vor einiger Zeit einen blinden Galgo adoptiert und bauen ihn wieder auf. Da gibt es viel zu erzählen, wenn Du magst. Er ist Teil unseres Rudels mit 4 Galgos. Er wurde blind geschlagen, bereits als Welpe.
 
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Wir arbeiten mit unserem Blindling indem wir nicht mit ihm arbeiten. Primär "sorgt und erzieht" ihn das Rudel. Dazu kommt, dass er einen ausgeprägten Ich-Will-Es-Selber-Machen-Charkter hat. Wir lassen ihn daher immer machen. Er soll und muss Hund sein. Auf seine eigene Art.

Ein Beispiel. Wir leben in einer alten Fabrik über 5 Stockwerke, verbunden durch Stahltreppen. Der Hund bewegt sich völlig frei und sicher im Haus. Unsere Aufgabe: Es ist wie mit einem Kind, man lässt es machen, schaut aber zu und greift falls nötig ein.

Wir arbeiten nicht mit Glocken etc. da unnötig. Dazu kommt, dass sie den Hund bei der Konzentration stören. Die hören dich auch so. Falls nötig, sprich ihn an. Wir hängen auch keine "Ich bin Blind" Wimpel an ihn. Sein Rudelmitglieder erkennt er mit der Nase. Auch auf Distanz.

Der gesunde Hund orientiert sich (ausser auf Sicht) mit der Nase, den Ohren und den Pfoten. Ein Beispiel: So haben wir an bestimmten Stellen im Haus kleine Teppiche hingelegt, die steuert er perfekt an. Erreicht er sie, erfolgt die Handlung. Draussen ist der Hund zu 99% der Zeit frei, ohne Leine. Er lernt so, sich selbständig zu bewegen.

Wir haben 3 Kommandos implementiert: Rechts Links Stop. Die beherrscht er und richtet sich problemlos danach. Mehr braucht man nicht.

Wir haben das Wort "Hund" implementiert, damit er weiss, wenn fremde Hunde kommen. Das ist für Blindlinge die grösste Hürde, da sie die Körpersprache der anderen nicht sehen – und die nicht verstehen, warum er auf ihre Signale nicht reagiert.

Wichtig: Hunde die Trailern sind nach 30 Minuten mit der Nase arbeiten "tot". Blindlinge machen das den ganzen Tag. Auf die Ermüdung achten.

Was ich auch nicht empfehlen würde sind Rampen. Die machen Blindlinge unsicher. Treppen sind kein Problem. Ihn während dem Treppensteigen nicht berühren und nicht ansprechen. Das stört seine Konzentration und den Rhythmus der Schritte.

Im Spiel zeigt er die typische Windhund-Art. Er spielt mit dem Rudel, rennt ihnen nach, ist aber immer der letzte. Wie löst er das? Er rennt nicht mehr im Kreis, sondern kürzt ab, indem er quer rennt.

Körpergefühl: ich spreche ihn grundsätzlich vor jedem Berühren an und streichle ihn dann von vorne bis hinten. Fremde Menschen dürfen ihn nur berühren, wenn wir es erlauben und dann nicht von oben auf den Kopf. Ist eigentlich ja eh so üblich.

Er kommt auch jeden Tag zur gleichen Zeit zu mir zum Kuscheln aufs Sofa. Blindlinge brauchen viel Nähe. Ihre Welt ist eben schon eingeschränkt. Dafür haben sie unbändige Lebensfreude.

Wir haben einen riesigen Wald bei uns, gehen aber immer dieselben Wege. Der Hund wird so immer sicherer und gewinnt sehr schnell Selbstvertrauen. (Das machen wir mit jedem misshandelten Galgo, der zu uns kommt, so. Immer die gleichen Wege, für die innere Sicherheit.)

Aus meiner Sicht das Wichtigste: wir behandeln ihn nicht wie einen armen, blinden Hund. Er ist einfach ein Hund. Er geniesst auch keine Vorrechte oder Armer-Kerl-Privilegien. Dier fordert er aber auch nicht.

In der Regel sagen wir niemandem, dass er blind ist. Es wird in der Regel auch nicht bemerkt, da er sich sicher bewegt.

Erfordert es die Situation dann doch, weil er seelenruhig auf jemanden zulatscht, staunen Menschen dass er blind ist. Weist man auf die Augen hin, kommt das "Oh der Arme".

Schwierigkeiten die es am Anfang gibt: er besteht auf sein (eigentlich normales) Recht, dass, wenn er in seinem Bett ist, niemand rein darf. Wir wissen, dass er im Heim da schwer attackiert wurde. Die anderen Hunde gehen inzwischen ruhig um ihn herum. Manchmal "knurrte" er dann um sicherzustellen, dass man ihn in Ruhe lässt.

Abschliessend: man sollte sich überlegen, Blindlinge als Suchhunde auszubilden. Ihre Nase ist um einiges besser als die der sehenden Hunde.

NACHTRAG: wir haben kein "Step" Befehl, da der Hund Distanzen exakt einschätzen kann und das Gebiet, in dem er lebt "scannt". Auf dem abendlichen Weg weiss er auf den Zentimeter genau, wann ein Trottoir-Absatz kommt. Er hebt dann die Pfoten einfach höher. Als ob er Schritte zählen könnte… Das gleiche gilt für das Haus. Er stösst sich nirgends, er kennt die Räume, Sofas, Treppen etc. und tapst zentimetergenau an sie ran, bis er ein kleines Stück Teppich spürt. (Sonst alles Parkett). Stellen wir etwas um, lernt er es sofort, wenn man ihn ein einziges Mal zum Objekt hin begleitet.

Das beste für ihn sind die erwähnten Teppichstücke. Mit denen kann er sich erstklassig orientieren, wenn der Boden zu gleichmässig ist.

Am liebsten ist er hier:

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Beim Spielen ist er fast normal:

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Typisches Bild, wenn der Blindling unsicher ist.

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Danke Discovery für die Erfahrungen, das hilft mir schon mal sehr weiter. Es klingt wirklich so, als würde euer Galgo ein völlig normales Leben führen. Unserer ist glücklicherweise noch nicht vollständig blind und erkennt schon noch was (Konturen und Bewegungen), allerdings gehe ich stark davon aus, dass er im weiteren Verlauf seines Lebens komplett erblinden wird.

Das "stop" Kommando ist auch eine sehr gute Idee, das werde ich neben "step" auch noch einführen. Wie habt ihr ihm das beigebracht?
 
@mj

Wenn er noch etwas sieht, lass ihn gegen ein Hindernis laufen und sag dann "Stop". Ich habe es so gemacht, dass ich ihn gegen Blätter im Wald laufen liess oder gegen Vorhänge, Hindernisse, die keine Schmerzen verursachen und sehr weich reagieren. Kurz vor dem "Aufschlagen" kommt das Stop-Kommando. Das geht vielleicht 10 mal so, sie lernen das ausgesprochen schnell, weil die Reaktion bzw. die Korrektur sofort sanft erfolgt, wenn sie nicht gehorchen. Ich habe das nicht mehr als einmal am Tag gemacht. Nach knapp 2 Wochen hat er das fest im Programm.

Erlaube mir eine persönliche Anmerkung. Ich finde "Step" und "Stop" zu nah. Stop nutzt du im Prinzip als Notstop. Dann hat der Hund keine Zeit um zu überlegen, was jetzt gemeint ist – Step oder Stop. Rechne 2 bis 3 Sekunden vom Befehl bis zur Reaktion. Mach doch eher "Halt".

Noch was: kontrollier doch immer wieder mal den Augeninnendruck. Der kann bei Blindlingen ansteigen, dann haben sie Kopfweh und reagieren unwirsch.
 
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@Chaostheorie

Wie Recht Du hast.

Er galt übrigens im Heim, wo er nur noch zwei Optionen hatte (Retten oder Einschläfern) als Hochaggressiv. Komplett falsch.

Der Hund war der einzige blinde im Heim mit über 350 Hunden.
Die Hunde da sind alle im Überlebensmodus. Interessant: sein Rückgrat war bei der Andkunft hier krumm wie eine Banane, jeder Wirbel zu sehen. Körperliches Zusammenziehen und Anspannung, verursacht durch Angst. Vor erneutem Schlagen auf den Kopf, Zusammenbinden der Pfoten (was natürlich im Heim nicht mehr gemacht wurde) und Angriff von anderen Hunden.

Nähe, Liebe, Geduld und Vertrauen haben ihn so gestreckt, dass es jetzt normal ist, gerade Linie, sicher. So, dass sogar der Tierarzt staunt. Der Hund hat lediglich seinen Platz in einer dunklen Welt gesucht.
 
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Eine Tonometrie, zur Ermittelung des Augeninnendrucks, wird i.d.R. mit medizinischem Gerät durchgeführt (beim Menschen auf Verdacht auf "Grünen Star" bsw.).
Bei einem Hund dürfte diese Messung ggf. mit einer tierärztlichen Sedierung einhergehen, weil man dafür das Messgerät auf die Hornhaut auflegen muss.

edit:
Zumindest sind die Messungs-Optionen für eine "Palpation" (Augeninnendruckmessung) unweigerlich mit sensiblem Gerät verbunden, die wohl kaum ein Tier so "unbeeindruckt", im Wachzustand, über sich ergehen lassen würde. Imo.
 
Bei einem Hund dürfte diese Messung ggf. mit einer tierärztlichen Sedierung einhergehen, weil man dafür das Messgerät auf die Hornhaut auflegen muss.

edit:
Zumindest sind die Messungs-Optionen für eine "Palpation" (Augeninnendruckmessung) unweigerlich mit sensiblem Gerät verbunden, die wohl kaum ein Tier so "unbeeindruckt", im Wachzustand, über sich ergehen lassen würde. Imo.

Ein Hund muss nicht sediert werden. Wir arbeiten mit Atropintropfen für die Augen.
 
Ein Hund muss nicht sediert werden. Idr wird mit Atropintropfen ins Auge gearbeitet.
Ah, ok – ist aber m.E.n. auch einfach oftmals abhängig von der Umgänglichkeit des behandelnen Tierarztes.
Es gibt schlicht Tierärzte mit "schlechter Erfahrung" die quasi proformer sedieren, weil sie "keinen Stress" mit dem Tier aus Sicherheitsgründen haben wollen –
oder die Behandlung einfach berechnen wollen.
Manchmal sogar einfach nur, weil es entweder ein Pittbull oder Rhodesian Ridgeback ist.
 
Das ist sehr gut möglich. Allerdings kann eine Sedierung den Augeninnendruck verändern.
Wir machen es bei unserem so, dass er vor der Messung in einen ruhigen Zustand "versetzt" wird.
Als nicht geeignet hat sich ein Maulkorb erwiesen. Unser Hund hat dann sofort
das Gefühl, dass ihm die Kontrolle entzogen wird. Dann reagiert er äusserst unangenehm.
 
Das ist sehr gut möglich. Allerdings kann eine Sedierung den Augeninnendruck verändern.
Wir machen es bei unserem so, dass er vor der Messung in einen ruhigen Zustand "versetzt" wird.
Als nicht geeignet hat sich ein Maulkorb erwiesen. Unser Hund hat dann sofort
das Gefühl, dass ihm die Kontrolle entzogen wird. Dann reagiert er äusserst unangenehm.
Und wie gestaltet ihr dann "den ruhigen Zustand"?

edit:
Kenne ich ja auch von unserem Hund, wenn es bsw. eine Zecke zu entfernen gilt.
Da wird ihr dann angesagt: "Komm, Operation, Zecke…".
Sie legt sich dann hin und wartet ab, auch wenn es dann mal zwickt, bis ihr die Pinzette mit der Zecke einmal kurz zum Beschnüffeln hingehalten wird.
 
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