Ich bin generell mal gespannt, was noch an SOCs kommt. Immerhin kann man dort Prozessorkerne mit unterschiedlicher Leistungscharakteristik sowie noch Nebenprozessoren und andere Komponenten direkt anbinden und je nach Bedarf und Einsatzgebiet weiterentwickeln.
Die x86er Architektur ist dagegen wie ein Baukastensystem zum Selbst-Zusammenstecken, wo auch immer verlangsamende Umwege über Bussysteme zu den Steckkarten gegangen werden muss. Will man die Erweiterbarkeit nicht opfern, die ja der Vorteil dieser Technologie ist, muss man Standards schon mehrere Jahre beibehalten, was dann das Entwicklungstempo zurückwirft.
Das ist ein ganz wichtiger Aspekt. Denn wie gesagt, die „Überlegemheit“ in ganz speziellen, optimierten Tasks wie Final Cut oder Logic oder in Laborsituationen ist ja das eine, doch wie sich die in den realen Alltag übertragen lässt, ist sowieso schon eine ganz andere Sache. Der Content Creator, der vor seiner einzigen Maschine stets auf das Herausrendern eines Ergebnisses wartet und dabei nichts anderes machen kann, dürfte einer der wenigen User sein, der die zukünftig eingesparten drei Minuten wirklich in seine Produktivität einfließen lassen kann — so er die nicht für eine Toilettenpause oder einen Snack nutzt. Fließbandarbeit und Kreativität gehen halt selten einher... ich gehe daher nicht davon aus, dass der Ersatz des plakativen „11.000 $ Mac Pro“ durch ein MacBook Air jetzt dazu führt, dass Freelancer Max Mustermann plötzlich endlich nicht mehr beim Discounter kaufen muss. YouTube ist halt leider doch meist eher ein verzerrtes Bild der Realität...
Jetzt kommt noch hinzu, dass ganz viele Menschen in ganz vielen Branchen noch viel indirekter von der Leistungsfähigkeit ihres Arbeitsgeräts profitieren. In 90% der Arbeitsumgebungen dürften PCs (inkl. Macs) ein Exceltabellen-geschwängertes Dasein nahe des Idle-Zustands ihrer CPU führen. Dann gibt es die Bereiche, die Leistung bewusst gegen Erweiterbarkeit, Wartbarkeit oder den Kostenfaktor eintauschen.
In ganz vielen dieser Disziplinen glänzt nach wie vor x86. Und nicht nur bei den anachronistisch anmutenden Tower-PCs: auch x86-basierte Notebooks oder NUCs sind deutlich reparierbarer als die verkapselten und verlöteten Apple-Systeme.
In der Gesamtbetrachtung, und die spielt halt in vielen Bereichen eine große Rolle, ist der M1 damit trotz seiner guten Eigenschaften nicht der Sieger im Vergleich.