braindub schrieb:
Dann sag mir doch mal, welche Leistungen hier schlechter sind als in den USA? Würde mich wirklich interessieren.
Und wenn Du mir dann noch stichhaltig darlegen kannst, dass das alles viel weniger kostet als hier - bingo, ich wander sofort aus
Nahrungsmittel, funktionierende Renten- und KV sind dort billiger, da sie nicht "doppelt" bezahlt werden müssen.
Wie gesagt, die heutige Rentenkasse wird wohl in 45 Jahren nicht mehr solvent sein, die KV ist es nur noch, weil sie viele Kosten eben nicht übernimmt (was ja dem eigentlichen Sinne widerspricht - und noch dazu höchst unsolidarisch ist, weil es die ärmsten am meisten trifft).
Restproblem, das ich sehe: Arbeitslosenversicherung (kann ja immer was passieren), wird teilweise durch Familie aufgefangen.
ÖPNV ist, regional, günstiger (ich kenns aus Chicago - Monatskarte 75$ statt 140 EUR hier in Nordbaden für Normalverdiener, daneben auch besseren Service)
Das Privatschulsystem hat für Nicht-Geringst-Verdiener den Vorteil, der durch Konkurrenz entsteht, nämlich das schulen auch leistung bringen müssen (was insbesondere durch das Beamtentum hierzulande nicht der Fall ist, wie ich in 13 Jahren Schulzeit erleben durfte). Auch haben Privatunis dort ein höheres Budget. Forschung (was traditionell Deutschlands Markenzeichen war) wird meist nicht mehr hier in Deutschland betrieben. Ferner gibts dort auch Abschlüsse, die sowohl national, als auch international anerkannt sind (unsere Hochschulabschlüsse sind meist nicht deutschlandweit anerkannt, sondern "nur" international oder höchstens landesweit).
Es gibt eine Gleichberechtigung von Mann und Frau (mir wichtig), und keine Allgemeine Wehrpflicht (Zeichen von Demokratie).
benzin ist auch billiger, somit, zusammen mit ÖPNV, billigere Transportkosten (=mehr Mobilität, wie sie vom globalisierten Arbeitsmarkt gefordert ist).
Wohnungen sind ebenfalls viel billiger (liegt an der dünnen Besiedelung), es ist dort durchaus nicht utopisch, Wohneigentum zu besitzen.
das ist es, was mir grad so einfällt.
Und ja, Du hast recht, 15% sind weniger als 85%, daher sind es tatsächlich die wenigsten. Trotzdem ist das fast jeder 6.! Und wenn die hier besser aufgehoben wären, würde sich unsere Bevölkerungszahl mal kurz um 50% anheben. Vielleicht ist das mit den %-Zahlen auch unanschaulich. In den USA sind um die 40 Mio Menschen NICHT krankenversichert. 40 Mio, das ist die Hälfte der deutschen Bevölkerung.
Du darfst nicht vergessen, daß viele dort bewußt nicht versichert sind (was man wohl als nicht besonders intelligent ansehen kann), somit ist die Quote, die es sich nicht leisten kann, durchaus geringer. Wird aber in absehbarer Zeit keinen Unterschied zu hier machen, da die Leute hier zwar auf dem papier versichert sind, die KVs aber ja nur einen immer geringer werdenden Teil bezahlen, und die leute sich den Rest nicht leisten können. Immer häufiger höre ich den Satz "Hmm, Student, gesetzlich versichert..mal schauen, was wir da machen können" von Ärzten, zu denen ich gottseidank nicht oft hin muß. Dann gibts halt eine 2. Klasse behandlung, medizinisch minderwertige Qualität, und dafür zahl ich halt noch ein bissl dazu. Oder ich bezahl viel dazu, und bekomme dann auch das medizinisch sinnvolle.
Die Sicherheit, die wir im Vergleich zu den USA jedem einzelnen hier geben (und das machen wir auch, auch wenn das viele in bezug auf Hartz IV nicht mehr wahrnehmen) kosstet eben einfach mehr Geld. Und irgendwo muss das Geld herkommen.
Richtig..nur haben wir diese Sicherheit größtenteils nur noch auf dem papier, zahlen müssen wir aber trotzdem. Entweder das eine oder das andere, mit beidem wäre ich einverstanden. Aber nicht so.
Uns geht es in Deutschland nicht so schlecht, wie viele immer glauben (wollen?). Natürlich kann man jetzt wieder erschütternte Geschichten von arbeitslosen Sozialhilfeempfängern anführen, die es sicher gibt und die natürlich schrecklich sind.
Doch, tut es. Innerhalb der letzten 3 Jahre allein ist die Inflation gestiegen, tausende von Jobs in der Region wurden gekillt (es ist mittlerweile sogar schwierig, einen Teilzeitjob zu bekommen), viele Läden sind pleite, und die Einstiegsgehälter haben sich einfach mal halbiert. Das hat schon vorher angefangen und wird so weitergehen.
Die Transportkosten haben sich um geschätzte 25% (ÖPNV) und 60% (Benzin) erhöht. Strom und Lebensmittel sind auch teurer geworden.
Viele Leute wurden durch rückwirkende Gerichtsurteile bzgl. Kindergeld überrascht (ich hab zum Glück gegenhalten können) und mußten tausende EUR nachzahlen. Doppelte Haushaltsführung wurde abgeschafft, damit der Staat durch Transportkosten (Auto) deutlich mehr Steuern einnimmt - ökologisch fragwürdig.
Eine Lösung für die Probleme, die seit Jahren existieren (Gleichberechtigung, Arbeitsmarkt, Bildung, Einwanderungsgesetz, Steuerrecht) wurde nichtmal angestrebt.
Das ist jetzt keine Schwarzmalerei sondern einfach das, was ich persönlich erlebt habe, dabei gehts mir in BW noch relativ gut.
Eben gelesen, die Eigenheimzulage wird gestrichen, dabei herrscht schon seit Jahren akuter Wohnungsmangel, und die bezahlbaren Gebäude sind in desolatem Zustand.
Natürlich verkrafte ich das alles (noch). Wie aber sieht es aus in 10 jahren? ich kann nicht garantieren, immer soviel mehr zu verdienen jedes Jahr, um das alles aufzufangen, was da auf mich zukommt. Und ich will auch, so vermessen es klingt, daß es mir finanziell besser geht, als damals, wo ich Schüler war.