I
il castrato
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Diese Gemeinde ist umweltfreundlicher drauf als andere. Aber "autonom" im Sinne von "unabhängig von fossiler Energie" ist sie leider nicht. Die Leute dort nutzen massig Industrieprodukte, die unter hohem (fossilem) Energieaufwand hergestellt wurden. Und das Einkommen der Dorfbewohner wird aus einem Wirtschaftssystem heraus erzeugt, das mit fossiler Energie angetrieben wird (bis auf ein paar Prozent, die aus Wind und Sonne kommen - bitte dabei den Gesamtenergieverbrauch in D betrachten und nicht allein den Stromverbrauch). Klar kann man sagen: Die Kastler gehen wenigstens schonmal beachtliche Schritte in die richtige Richtung. Aber erstens reicht das nicht, zweitens gibt es auch nicht mehr viel Potenzial - jetzt schon versucht der Bürgermeister, das letzte Quäntchen rauszuholen, indem er schweren Herzens Solaranlagen auch auf denkmalgeschützten Gebäuden erwägt. Drittens lässt sich das Ding kaum auf Ballungsräume übertragen, erst recht nicht auf ein ganzes Industrieland. Wie bereits mehrfach erwähnt, sind die Zahlen erschütternd, was die Industrie betrifft: "Dekarbonisiert" würde sie gigantische Mengen an Strom benötigen, die mit Wind und Sonne schlicht nicht erzeugt werden können - erst recht nicht, wenn man gleichzeitig noch Häuser beheizen, E-Autos befüllen, Internet-Streams bereitstellen und intensive Landwirtschaft betreiben will. Manchmal frage ich mich, wie denkbefreit man eigentlich sein muss, um nicht zu kapieren, dass ein Wirtschaftssystem, das auf Ausbeutung natürlicher Ressourcen fußt, nicht umweltfreundlich machen lässt.Genau so sieht es aus. Derartige Defaitisten haben wir hier ja auch.
Aber man lese nur mal das hier: Gemeinden als Vorreiter für Klimaschutz?
Ja, auf den Orkney-Inseln bläst der Wind wie blöde. Es gibt auch extrem sonnenverwöhnte Gegenden. Die kann man aber nicht zum Modell für alle machen! Und selbst auf den Orkney-Inseln würde es massive Probleme geben, wenn dort eine Industrie vorhanden wäre, die 24/7 große Mengen an Energie benötigen würde - ohne Unterbrechungen, wohlgemerkt. Mein Gott, man muss doch mal die Maßstäbe betrachten! Lässt sich global überhaupt so viel grünes Ammoniak als "Nebenprodukt" herstellen, um damit den globalen Flugverkehr am Laufen zu halten? Schau mal auf flightradar24.com, was so alles in der Luft ist - das künftig in Grün? Wobei das Problem mit den Kondensstreifen weiterhin bliebe; auch sie tragen deutlich zur Klimaerwärmung bei. Wie man es dreht und wendet, man kommt immer bei einem Punkt an: dass die Ära des Kapitalismus vorbei ist. Es darf nicht mehr alles Mögliche produziert werden, kein Flugverkehr mehr, ÖPV statt Auto, kaum noch Fleisch, keine Neubauten und kein Streaming-TV mehr. Schrumpfen statt wachsen. Das bedeutet aber eben nicht nur Verzicht, sondern auch eine ökonomische Wende, denn Schrumpfen verträgt der Kapitalismus nicht; er bricht dann einfach zusammen wie ein Kartenhaus. Genau aus diesem Grund ist bislang beim Klimaschutz nichts passiert.