Seitdem Apple auf iOS den Autofill und Shortcuts von Drittanbieter-Apps zulässt, gibt es meiner Meinung nach absolut gar nichts, wodurch Keychain punkten kann. Nur noch evtl., dass es OOTB funktioniert, absolut kostenfrei ist und wohl auch bleiben wird, aber das ist eher nebensächlich...
Was die Passwortmanager allgemein besser können, als der schlichte Keychain:
-man kann weitere beliebige Felder hinzufügen (bspw. kann man so irgendwelche Notizen zum bestimmten Login oder Super-PIN‘s, Telefonnummern u.ä. speichern);
-man kann Bankdaten, Software Lizenzen und Anhänge in Form von Dateien oder Bildern/Fotos speichern;
-man kann 2FA TOTP Codes speichern;
-man kann einfache und geleakte Passwörter (pwned) ausfindig machen und Vorsichtsmaßnahmen ergreifen;
-Platformunabhängigkeit;
-man ist nicht von einem Anbieter (Apple) abhängig und es gibt Export- und Importmöglichkeiten.
An der Stelle sei gesagt: es gibt wohl keine Möglichkeit aus Keychain die gesicherten Passwörter zu exportieren. Die einfachste Möglichkeit wäre wohl einen Passwortmanager zu installieren und sich dann bei allen Webseiten nacheinander einzuloggen - dann kommt ein Fenster, wo man das jeweilige Passwort speichern kann.
Mal allgemein zu den beiden angesprochenen Passwortmanager: sie sind in meinen Augen die besten ihrer Art.
1Password kann echt viel, funktioniert scheinbar sehr zuverlässig und kostet dafür richtig Geld mit dem blöden Abomodell - privat würde ich mir das evtl. vllt. womöglich nur dann kaufen, wenn es keine Alternativen gäbe. Zum Glück gibt es die...
Enpass: aufgrund der für den Nutzer deutlich günstigeren Preispolitik eben nicht so Bling-Bling und hängt auch in manchen (kosmetischen) Features dem 1P hinterher, aber mit der v6 haben die Jungs stark aufgeholt und Enpass bietet nun alles, was ein guter und kompletter Passwortmanager heute können muss.
Einziger größere Kritikpunkt: k.A. warum, aber die Devs haben das Upgrade auf v6 viel zu früh auf den Markt geworfen und es hat leider noch die eine oder andere Kinderkrankheit. Ein paar Monate längere Beta-Phase hätte der Enpass App echt gut getan und zugleich nicht so dolle die allgemeine Stimmung der User vermiest.
Nun zu den Unterschieden:
1Password setzt auf in erster Linie auf ihre eigene Cloud. Obwohl es neben dem Abomodell noch versteckt eine Vollpreisalternative und die Unterstützung von Drittanbieter-Cloudlösungen (wie Dropbox und iCloud) gibt, so gibt es AFAIK einige Features, die dann nicht mehr funktionieren.
Ich habe immer ein mulmiges Gefühl, wenn ich meine sensiblen Daten in irgendwelche Clouds schiebe. Das ist eines der Gründe, warum 1Password für mich nicht mehr in Frage kommt.
Daher punktet Enpass bei mir damit, dass man hier auch selbsgehostete Cloudlösung, wie Nextcloud oder allgemein WebDAV (also eigentlich jedes eigene heimische NAS), nutzen kann.
Neben dieser Tatsache ist Enpass auf allen möglichen Plattformen nutzbar, also auch unter Linux und es gibt eine Portable Version zum mitnehmen (auf USB-Stick z.B.) - im Moment als v6 noch nicht verfügbar, soll demnächst kommen.
Der weitere Vorteil: es gibt kein Abomodell und ich habe die Übersicht, wie viel ich zahlen muss. Pro Plattform sind um die 12€ fällig (hin und wieder vergünstigt), wobei das nur bei iOS und Android „Pflicht“ ist (ansonsten ist die App kostenlos mit einer Einschränkung für lediglich 20 speicherbare Passwörter - eine Art Demo halt). Bei Desktop sind es eher Zusatzfunktionen, die man sich dazukauft, es jedoch gar tun nicht muss. Linux ist komplett kostenlos.
Zum Abschluss:
Du hast mittlerweile genug Informationen gesammelt und lass dir lieber nichts einreden. Lade einfach Testversionen des jeweiligen Passwortmanagers runter und schaue welcher dir am besten zusagt. Weiterhin schaue, ob du den größeren Funktionsumfang brauchst, im Gegensatz zu dem, was dir Keychain bietet und entscheide dann selbst, was dir wichtiger und lieber ist.