Kardinal Meißner als Commedian

Rauti

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Interview mit Kardinal Meißner auf Spiegel Online:
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SPIEGEL ONLINE: Terroristen scheren sich aber nicht um Ihre Werte.

Meisner: Sie werden mich vielleicht für verrückt halten, doch ich bete jeden Abend für die Terroristen. Der Segen Gottes kann aus Terroristen Heilige machen: Man muss das Böse durch das Gute überwinden. Ich habe mich noch keine halbe Minute mit der Frage beunruhigt, dass es hier auch losgehen könnte. Gott wird dafür sorgen, dass es gut geht
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Die versuchen ja schließlich auch, durch ihre Taten ins Paradies zu kommen. Es scheint da Parallelen zu geben.

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SPIEGEL ONLINE: Wie wollen Sie den jungen Menschen Gott geben?

Meisner: Es geht darum, den Menschen in neue Beziehungen zu setzen, nachdem er - abgekappt von der Mutter - mit einem Angstschrei auf die Welt gekommen ist. Die Dolmetscher des Daseins sind Mutter und Vater. Zunächst kommt nur die Wirklichkeit an das Kind ran, die die Eltern ranlassen. Wenn sie die Wirklichkeit Gottes nicht eröffnen, werden die Kinder zu geistigen Krüppeln.

SPIEGEL ONLINE:
Wollen Sie als Kirche ihre Erziehung übernehmen?

Meisner: Sehen Sie sich diese Eltern an! Viele gehören noch zu den 68ern. Das sind metaphysische Asylanten, Obdachlose. Die wissen nicht, wo sie hingehören. Viele junge Menschen machen das nicht mehr mit. Man sagt immer, die Jugend sei egoistisch, hedonistisch und bequem; doch in Wahrheit hat sie Ideale und will hoch hinaus. Aber weil Eltern und Lehrer die Jugend nicht mehr an die Quellen des Lebens führen, kommt es zu Ersatzhandlungen wie etwa zum Griff nach Kondomen und der Pille.
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Dazu fällt mir nichts mehr ein. rotfl

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SPIEGEL ONLINE: Jetzt heißt der Papst beim Weltjugendtag erstmals Benedikt XVI. War es Ihr Ernst, dass die Wahl Joseph Ratzingers zum Papst das erste postmortale Wunder von Johannes Paul II. war?

Meisner: Mein voller Ernst. Als Johannes Paul tot war, war ich am Boden zerstört, weil er mich mit dem Weltjugendtag allein ließ. Aber als ich dann vor dem aufgebahrten Papst kniete, habe ich seine Stimme vernommen: 'Das müsstest Du eigentlich wissen: Wenn Heilige im Himmel sind, dann nehmen sie teil an den unbegrenzten Möglichkeiten Gottes.'

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Einen gewissen Unterhaltungswert kann man dem Mann nicht absprechen.
 
Rauti schrieb:
...kommt es zu Ersatzhandlungen wie etwa zum Griff nach Kondomen und der Pille.
rotfl Dazu fällt mir auch nichts mehr ein, einfach nur realitätsfern.
 
Realsatire lebt! :D

Na ja, jedem das seine...

Oder wie Else Kling zu sagen pflegt:
"Ja, wenns schön macht..."
 
... und dann wird gejammert, weil niemand mehr in die Kirche geht oder der Priesternachwuchs fehlt. *kopfschüttel*
 
Ich bin selbst römisch-katholisch und wundere mich über die teilweise absurden Vorgänge in dieser weltweit anerkannten "Sekte" gar nicht mehr.
 
ein schönes Beispiel dafür, auf welchem Niveau unsere geistliche und geistige Elite beizeiten angekommen ist. Das Gute daran: es kann nur noch bergauf gehen :)
 
Kardinal Meisner ist kein Mathematiker oder sonstwas, sondern er ist Theologe, das sollte man bedenken. Wer mit der Kirche nichts am Hut hat, soll es doch einfach bleiben lassen, sich über jene lustig machen, zumal ich an den Aussagen des Kardinals nichts lustiges finden kann. Gott - und eben auch Aussagen über ihn - sind eben realitätsfern, wenn man unter Realität nur das empirisch Erfassbare versteht. Aber wollen wir wirklich Kardinäle, die ein solches Konzept von Welt haben? Ich nicht.

Beste Grüße, Zoë
 
als Agnostiker lasse ich anderen Menschen durchaus ihren Glauben. So wie ich allen Anderen auch ihre Freiheit lassen möchte. In einer vorwiegend christlich geprägten Kultur wie der Unseren hier, ist jemand vom Stande eins Kardinales zwangsläufig ein Vorbild per Definition. Seine Aussage über die metaphysischen Asylanten hat mir durchaus gefallen. Das Maß in dem führende Personen der katholischen Kirche jedoch versuchen die Realität zu ignorieren, läßt mich immer wieder befürchten sie leben in einer parallelen Scheinwelt fernab dessen was draussen vor unseren Türen passiert. Eigentlich sollte die Kirche doch aber dort sein, draussen vor unserer Tür und uns allen einen Schritt voraus statt zurück oder daneben. Daher bleibe ich dabei, daß solche Aussagen, wie in dem Interview, für MICH einen Tiefpunkt darstellen der schwer zu unterbieten ist. Will die Kirche wieder volle Hallen haben, muß sie zu den Menschen zurück. Nicht die Menschen haben sich entfernt, sondern die Kirchen.
 
MacZoë schrieb:
Gott - und eben auch Aussagen über ihn - sind eben realitätsfern, wenn man unter Realität nur das empirisch Erfassbare versteht.

Recht hast du!

Wenn ich aber indirekt als geistiger Krüppel bezeichnet werde, muss ich diese Person als realitätsfremd betrachten.
 
wegus schrieb:
Will die Kirche wieder volle Hallen haben, muß sie zu den Menschen zurück. Nicht die Menschen haben sich entfernt, sondern die Kirchen.

Fast richtig, meiner Meinung nach ist die Kirche mit den Menschen nicht mitgegangen.
 
wegus schrieb:
Will die Kirche wieder volle Hallen haben, muß sie zu den Menschen zurück. Nicht die Menschen haben sich entfernt, sondern die Kirchen.
Glaube ich nicht, denn wonach richtet sich denn die Kirche? Nach Abstimmungen? Nach Moden? Nach Meinungen? Das Wohl des Menschens, das Wesen des Menschens und Gottes wird doch als bereits formuliert und beschrieben angesehen, nämlich in der Bibel und der Tradition.

Vielleicht leeren sich die Kirchen, doch die Lehre bleibt wie sie ist, weil sie einer höheren Wahrheit dient (ob jene eine vermeintliche ist oder nicht ist Glaubenssache), die letzlich auch dem Menschen dient.

Die Tür zur Kirche ist immer offen - die Frage ist, ob es der Mensch auch ist und ob er den Weg der hinter der Tür liegt gehen will. Gilt natürlich nicht für alle Religionen, wohl aber für die katholische Kirche und die hat nunmal ihre Regeln.

Mit (in diesem Falle) populärreligionswissenschaftlich angehauchten Grüßen, Zoë
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
wegus schrieb:
Will die Kirche wieder volle Hallen haben, muß sie zu den Menschen zurück. Nicht die Menschen haben sich entfernt, sondern die Kirchen.
Die Kirche ist bei den Menschen. Abgesehen von der Theologie: Der größte Anteil der Katholiken lebt in Kulturen, in denen gerade das, was bei uns als rückwärtsgewandt oder sonstwie bezeichnet wird, akzeptiert und sogar gewünscht ist. Salopp und vereinfachend gesagt: Würde sich die Kirche mehr dem westlichen Lebensstil annäheren, gäbe es in Mexiko große Enttäuschung. Wir stehen nicht im Mittelpunkt, sondern sind ein kleiner (ziemlicher schwächelnder) Teil einer großen Weltgemeinschaft.

Im übrigen finde ich an Kardinal Meißner Aussagen nichts Anstößiges oder Lächerliches.
 
SPIEGEL ONLINE: Es war aber nicht das einzige Mal, dass Sie mit Ihrer Wortwahl Menschen verletzt haben. Entspricht diese konfrontativ-polemische Haltung der christlichen Vorstellung von Nächstenliebe?

Meisner: Nächstenliebe ist kein Freundlichkeitsbrei. Liebe ist oft sehr hart.


das liebe sehr hart sein kann, wissen wir - vor allem aber die urbevölkerung mittel- und südamerikas, als sie die christliche nächstenliebe nicht "angenommen" haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
hasso schrieb:
das liebe sehr hart sein kann, wissen wir - vor allem aber die urbevölkerung mittel- und südamerikas, als sie die christliche nächstenliebe nicht "angenommen" haben.
Mon dieu, das ist billige Polemik - wer heute Bilder à la "Die katholische Kirche und die Kreuzzüge" oder "Die katholische Kirche und die Hexenverfolgung" (oder eben auch die katholische Kirche und die amerikanischen Ureinwohner um die Jahre 1500-1600) heranzieht, sollte sich doch wirklich fragen, ob dies irgendeinen Bezug zur Realität der heutigen Kirche hat oder ob er dies bei anderen Organisationen oder Gruppierungen, wie zum Beispiel der SPD auch tun würde ("Ich halte die SPD für nicht wählbar, da sie 1914 den Kriegskrediten zugestimmt hat!"). Die Kirche kann man kritisieren, doch bitte vorher nachdenken...

Gute Nacht, Zoë
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Der Mann hat doch Humor: »Das sind metaphysische Asylanten, Obdachlose. Die wissen nicht, wo sie hingehören.« :D

Wenn ihr schon Christen seid, dann verhaltet euch auch so. Wenn es euch stört wie es zur Zeit läuft, geht hin und ändert es. Aber dem 'Verein' anzugehören, nichts dafür tun zu wollen, aber rumtönen das alles weltfremd ist. Ist irgendwie ein kleines Armutszeignis.
 
ich glaube Verein habe ich nicht geschrieben! Ich glaube schlicht nicht mehr - an gar keine höhere Instanz! Ich habe beschlossen für mich selbst verantwortlich zu sein und zu akzeptieren das meine Existenz endlich und für die Allgemeinheit unbedeutend ist. Somit kann ich auch nicht umhin das Zeremoniell einiger eher mystisch angehauchter "Vereine" wie Du sie nennst zu beschmunzeln.
Der Einzige Grund warum ich als Agnostiker den evangelischen Verein nicht verlasse und dort noch mein monatlichen Obulus entrichte ist, weil diese Organisationen sich tatsächlich noch um Menschen kümmern. Das Geld hilft dort einfach mehr, als gäbe man es dem Staat. Es handelt sich also um eine rein pragmatische, soziale Mitgliedschaft. Ein Änderungsbestreben kann es bei mir nicht geben, weil ich mich schon vor 20 Jahren von jedwedem Glauben bewußt und aktiv verabschiedet habe!
 
Was mir an an den gesamten Aussagen und Thesen sauer aufsößt ist die Tatsache, dass vor allem die katholische Kirche allen Ernstest behauptet mit beten jegliches Problem lösen zu können.
Ich sah letztens einen relativ schockierenden Bericht über Inzest-Kinder. Da wurde eine heute ca. 50 jährige gezeigt, die diesem Personenkreis angehört, und sich sehr aktiv mit ihrem Schicksal ausseinandersetzt.
Die wurde u.A. gefragt, ob und was die Frau ihres Vaters gegen die offensichtlichen Übergriffe gegen ihre Schwester unternommen hätte.
Die ist wohl zum örtlichen katholischen Pfarrer gegangen, und der meinte wohl als Lösungsansatz:" Dafür beten, dass es aufhört".

Gut, kann man jetzt sagen, das war vor knapp 50 Jahren. Das schlimme ist nur, die Kirche hat sich in dieser Zeit nicht wirklich weiterentwickelt und empfiehlt bei Problemen auch heute noch diese Taktik!

Ich zähle mich ebenfalls wie Wegus zu den Agnostikern. Ich bin allerdings schon vor Jahren aus der (katholischen) Kirche ausgetreten und Spende monatlich den ungefähr gleichen Betrag an die "Elterninitiative Krebskranker Kinder e.V." des ortsansässigen Kinderkrankenhauses.
Der Punkt ist jedoch, dass es nicht der richtige Weg sein kann (alleine schon von der natürlichen Evolution her...) Probleme auf ein "höheres Wesen" abzuladen. Ziel muss eigentlich sein, sich seinem Leben und seiner Probleme zu stellen.
Da der Mensch, grundsätzlich zumindest, dazu veranlagt ist nach vorne zu streben, ist alles andere IMHO wider der menschlichen Natur!

Charlie
 
wegus schrieb:
ich glaube Verein habe ich nicht geschrieben!

Es war auch niemand persönlich gemeint. Übrigens, man muss keine Kirchensteuer bezahlen, um zu helfen. Man kann auch monatlich einen festen Beitrag spenden, der ungefähr die Höhe der Kirchensteuer besitzt. - Siehe das konsequente Verhalten bei Charlie_D.
 
@Tollschock:
sicher, es gibt viele Wege. In meinem Fall entscheide halt nicht ich über die Verwendung der Beiträge. Ich vertraue anderen, deren Profession es ist die Verteilung zu beurteilen. Sollte dieses Vertrauen mal ernstlich leiden, ist der Weg von Charly_D sicher auch einer für mich. Aber Agnostiker sind ja auch keine Kirchengegner, nur laute Zweifler (zwischen Weiß und Schwarz ist viel Grau ;) ). Somit habe ich, bei aller Kritik, wenig Grund der Kirche zu mißtrauen. Das es gerade an der katholischen Kirche viel zu kritisieren gibt, ist ja evident.
 
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