Der Markt regelt's...
( Ich hab gerade Zeit, also wirds etwas länger...
)
CD-Preise:
Wer verdient was an einer CD ? Das ist genau ( und kompliziert ) festgelegt: - - Wenn der Künstler "nur" singt und spielt, bekommt er pro verkauften Tonträger einen Appel und ein Ei. Das meiste erhalten Komponist, Texter, Produzent - es sei denn, der Künstler war kommerziell erfolgreich und konnte einen speziellen Deal machen, hat selbst produziert, einen eigenen Verlag vorgeschaltet etc. etc.. Je nach Vertrag erhält der Künstler vielleicht sogar eine Garantiesumme, unabhängig von den tatsächlichen Abverkäufen.
- Die Händler verdienen was an einer CD.
- Die Plattenfirma, die die CD herausbringt ( und tatsächlich für Marketing, Promotion und Herstellung zunächst einmal Geld in die Hand nehmen muss ).
- Die Firma, die den Vertrieb erledigt - kann, aber muss nicht mit der publizierenden Plattenfirma identisch sein.
- Pro Tonträger musst Du eine Gebühr an die GEMA abführen, die ja freundlicherweise für dich deine (Urheber-)Rechte schützt und Gebühren kassiert...
- Das Presswerk will Geld haben für den Tonträger und die Hülle.
- Der Fotograf, die Stylistin und die Garderobière beim Fotoshooting für's Cover wollen ihr Geld haben ( je renommierter, desto mehr ).
- Die Druckerei kriegt Geld fürs Cover.
- Der Graphik-Designer kriegt ein Honorar für die Gestaltung des Covers.
- Das Tonstudio muss bezahlt werden ( je professioneller, je bekannter, desto teurer ).
Es braucht also schon eine gewisse Zahl verkaufter CDs, um die Herstellungskosten wieder einzufahren. Das gelingt übrigens nicht bei allen Produktionen - die werden durch die Charterfolge zum Teil quersubventioniert ( also viele CDs würden ohne die Kübelböcks und Alexanders dieser Welt nie erscheinen können ).
Die Gewinnspanne pro CD ist relativ gering, da machts dann logischerweise nur die Masse.
Warum klagen die Plattenfirmen über Umsatzeinbussen ( und schreiben z.T. sogar rote Zahlen ) ? Das liegt gewiss ( mal abgesehen von der konjunkturbedingten Kaufzurückhaltung ) nicht nur an der sog. "Musikpiraterie" via Tauschbörsen:
Der Markt ist übersättigt - die Zahl der neu erscheinenden CDs ist in den letzten Jahren enorm gestiegen.
Der Musikmarkt hat inzwischen soviele Nischen wie nie zuvor, der Musikgeschmack ist ziemlich" verspartet". In einer Sparte/Nische grosse,
kostendeckende und gewinnbringende Margen zu erzielen, ist immer schwieriger geworden - in manchen sogar fast unmöglich.
Die Kaufkraft in den relevanten, ehemals kauffreudigen Zielgruppen ist unter'm Strich zwar gestiegen, jedoch fliesst die - beispielsweise bei den Jüngeren - zum Teil in ganz andere Bereiche: Handy & SMS, DVD, Internetzugang etc. ( darunter leidet übrigens auch eine andere Branche: die Gastronomie ).
Jede einzelne CD-Veröffentlichung hat sich also gegen eine viel grössere Konkurrenz auf dem Markt zu behaupten, als etwa vor 15, 20 Jahren. Das übersehen die Plattenfirmen ganz gerne.
Vermutlich sind die deswegen auf die Tauschbörsen besonders sauer, da hierdurch die besonders umsatz- und gewinnstarken Künstler geschädigt werden. Kazaa tut weniger einer Indieband weh, die eine ( eingefleischte und treue ) Fangemeinde von 100.000 hat, sondern eher einem Eminem, der weltweit trotz Saugern Millionen Tonträger verkauft. Tauschbörsen schmälern die Gewinne der Plattenfirmen - und die brauchen sie dringend, weil einige von ihnen tatsächlich fast schon aus dem letzten Loch pfeifen, bilanzmässig gesehen. ( Mal abgesehen davon, dass ein Grossteil der Erträge in die oben beschrieben "Quersubventionierung" geflossen ist, von der kommerziell weniger erfolgreiche Künstler und Bands profitiert haben.)
Ich kann mir persönlich kaum vorstellen, dass der CD-Markt weiter spürbar wachsen soll - selbst dann nicht, wenn auf Knopfdruck von heute auf morgen sämtliche Tauschbörsen verschwinden würden.
Niedrigere CD-Preise - wäre eine Massnahme. Die allerdings würde zu so kleinen Gewinnspannen führen, dass sich die Herstellung u.U. gar nicht mehr lohnt, bzw. würde eine Kalkulation erfordern, die noch mehr Abverkäufe voraussetzt - ein Vabanquespiel.
Zum Thema "Radio" ( nur ein kleiner Exkurs ):
Auch hier gelten die Gesetze des Marktes, sprich: es wird gespielt, was ( in der vorher definierten Zielgruppe ) die höchste Akzeptanz hat.
Jeder kommerzielle und auch die meisten öffentlich-rechtlichen Sender betreiben "Musicresearch", also Marktforschung, in der die Akzeptanz der Titel ermittelt wird. Die Musikrotation der Popwellen ist somit gewissermassen der "kleinste, gemeinsame Nenner". Ohne möglichst viele Hörer nur wenig Werbung, und ohne Werbung wenig Einnahmen - somit keine Gehälter/Honorare für die Mitarbeiter, keine Gewinnausschüttung für die Gesellschafter. Eine Milchmädchenrechnung, aber eine, nach der die Branche funktioniert.
Krasser formuliert: wenn von 100 Leuten 30 abschalten, weil sie die Musik nicht mögen, dann haben immer noch 70 eingeschaltet. Diese 70 kann ich der werbetreibenden Wirtschaft besser verkaufen, als wenn ich ein Programm für die übrigen 30 machen würde, die ich zudem in einem Programm nie unter einen Hut bekäme.