Gesellschaft Ist das Bürgergeld/b.l. Grundeinkommen unabwendbar?

In China gab es sowas, der Begriff der "eisernen Reisschale" (ein gewisses Einkommen bzw. Essen wird garantiert bzw. stellt der Staat in Aussicht) ist mir geläufig. Nur daß es in der Praxis anders aussieht ...
 
In der Praxis würde es bei uns so aussehen, daß die Menschen massenweise aufhören würden zu arbeiten. So etwas denken sich Leute aus, die einen "schönen Job" am Schreibtisch haben.
 
Was meint ihr? Wird es in naher oder etwas fernerer Zukunft, in Zeiten der vollständigen Automatisierung der Fertigungsstraßen unumgänglich sein dem Bürger ein Grundeinkommen seitens des Staates zur Verfügung zu stellen?

Ich glaube fest an die Sinnhaftigkeit und auch Notwendigkeit eines Grundeinkommens nach dem folgenden Modell von Andreas Popp und Rico Albrecht:

 
In der Praxis würde es bei uns so aussehen, daß die Menschen massenweise aufhören würden zu arbeiten. So etwas denken sich Leute aus, die einen "schönen Job" am Schreibtisch haben.

Das glaube ich nicht. Da ohnehin der Anteil an Bürgern steigt der Hartz 4 bezieht wäre das ganze nur eine Liberalisierung dieses Modells. Nicht jedem wird das kleine Bürgergeld reichen, andere wiederum könnten darüber nachdenken nicht etwas weniger zu arbeiten. Letzteres erhöht die Nachfrage nach mehr Arbeitskräften.

Ich denke das der Inflation des Faktor menschlicher Arbeit damit etwas entgegengewirkt werden könnte, denn die ist in heutigen Zeit ja kaum noch etwas wert.
 
Nirgendwo auf der Welt gibt es ein funktionierendes System des bedingungslosen Grundeinkommens - warum wohl ...?
 
Nirgendwo auf der Welt gibt es ein funktionierendes System des bedingungslosen Grundeinkommens - warum wohl ...?

Weil es noch keine Möglichkeit gegeben hat das erfolgreich zu etablieren.
 
@kos: Ich hatte viel mit Menschen zu tun, die eine eher "schlechte" Qualifikation hatten. Ich bin mir ziemlich sicher, daß die Hälfte von denen nicht mehr arbeiten würde. Kein wunder, bei der Arbeit, die sie bisher hatten.
 
Die Diskussion hatten wir ja schon einige Male, wiederholen muss man sicher nicht alles. Ich wundere mich aber schon ein wenig über das pessimistische Menschenbild, das hier an den Tag gelegt wird; zumal unter der mantraartig wiederholten Devise der "niederen Tätigkeiten", die keiner mehr tun wollen würde. Mir geht hier einfach ein wenig die Kreativität ab, dass der Arbeitsmarkt, was die Vergütung verschiedener Berufe angeht, durchaus wandlungsfähig (und reformbedürftig) sein könnte. Wäre ja, plakativ ausgedrückt, vielleicht gar nicht so verkehrt, wenn der Investment-Banker finanziell mit dem Klempner tauschen würde/müsste …

My 2 cents.
 
@kos: Ich hatte viel mit Menschen zu tun, die eine eher "schlechte" Qualifikation hatten. Ich bin mir ziemlich sicher, daß die Hälfte von denen nicht mehr arbeiten würde. Kein wunder, bei der Arbeit, die sie bisher hatten.

Nun ja, wenn man meint vermeintlich "minderwertige" Menschen eben so behandeln zu müssen, dann braucht man sich auch nicht wundern wenn diese nur noch das machen was sie machen müssen.

Es ist in der Arbeitswelt ungeschriebenes Gesetz dass Arbeit keine Freude machen darf. Wenn ein abhängig Beschäftigter Spass an der Arbeit hat und sie gerne macht, dann geht es ihm zu gut. In diesem Sinne wird egal ob die Konjunktur gut ist (malochen bis zum Umfallen weil die Augträge abgeliefert werden müssen) oder weniger gut (malochen bis zum Umfallen damit ein anderer rausfliegt und nicht du) permanent der Arbeitsdruck erhöht, und der Arbeitende Mensch wie der letzte Abschaum behandelt.

Klar, dass man da, wenn man die Wahl hätte, eher nicht mehr arbeiten gehen würde.

Die Alternative, nämlich die Menschen vernünftig zu behandeln, und sie am wirtschaftichen Erfolg teilhaben zu lassen, wäre da durchaus motivierender. Nur bleibt da weniger vom Kuchen über den die oberen 10000 unter sich aufteilen könnten.

Deswegen wird das Bürgergeld niemals kommen, weil das Machtinstrument der Mächtigen, nämlich die Peitsche dann nicht mehr funktionieren würde. Stattdessen gibt es dann so Dinge wie Agenda 2010 und Hartz I-IV um den Leuten die arbeiten ihr bescheidenes Arbeitsleben als geringeres Übel darzustellen.
 
Was meint ihr? Wird es in naher oder etwas fernerer Zukunft, in Zeiten der vollständigen Automatisierung der Fertigungsstraßen unumgänglich sein dem Bürger ein Grundeinkommen seitens des Staates zur Verfügung zu stellen?
Kommunismus hat noch nie funktioniert und wird es auch nicht. Im Übrigen gibt es heute schon ein bedingungsloses Grundeinkommen. Und sich später in der Rente - es ist nicht viel, aber ein Dach über dem Kopf und genug zu essen gibt es. Meine Mutter hat ihr lebenlang gearbeitet und bekommt weniger Rente als ihre Nachbarin mit H4. Ich möchte hier aber ganz klar betonen, dass ich nicht die H4-Empfänger für die Misere verantwortlich mache. Die nehmen sich legal das, was ihnen zusteht. Die Gesetze geben es her.

3 Millionen offiziell Arbeitslose und 7 Millionen H4-Empfänger macht zehn Millionen Menschen ohne Arbeit in Deutschland.

http://www.welt.de/politik/deutschland/article10042845/Lohnt-sich-Arbeit-Oder-doch-eher-Hartz-IV.html

http://www.welt.de/debatte/kommentare/article10635485/Ein-seltsames-Recht-auf-Kosten-anderer-zu-leben.html?wtmc=plista

2007: 7,4 Millionen H4. http://www.tagesspiegel.de/politik/deutschland/zahl-der-hartz-iv-empfaenger-erreicht-hoechststand/1001462.html
 
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Man könnte ja mal so anfangen: Jeder Mensch in Deutschland soll jeden Monat mindestens den Hartz 4 Satz zum Leben haben. Folglich kann man doch gleich hingehen und jedem Volljährigen den Hartz 4 Satz als bedingungsloses Grundeinkommen zahlen. Dafür muss von jedem Gehalt dann der Hartz 4 Satz zusätzlich an den Staat abgeführt werden. Vom finanziellen Aufwand her ändert sich kaum etwas für den Staat. Und für Arbeitgeber und -nehmer ändert sich auch nichts. Aber umgekehrt kann man den Verwaltungsapparat in den Arbeitsämtern stark reduzieren, da dann ja wirklich nur Arbeitswillige das Arbeitsamt aufsuchen. Und außerdem wird das sinnfreie Weiterbilden der Arbeitslosen, damit diese ja nicht in irgendwelchen Statistiken auftauchen, unterbunden.
 
Im Übrigen gibt es heute schon ein bedingungsloses Grundeinkommen. Und sich später in der Rente - es ist nicht viel, aber ein Dach über dem Kopf und genug zu essen gibt es.

H-IV ist ein Grundeinkommen, aber keine bedingungsloses. Wenn der Sachbearbeiter bei der Arge es verlangt hast du jede Arbeit zu jeden Konditionen zu machen, unter Umständen auch unbezahlt. Das nennt sich dann Praktikum/Wiedereingliederungsmaßnahme.

Bedingungslos würde heißen, man bekäme das Geld auch dann, wenn man gewisse Mindeststandards an die Arbeit stellt, wie z.B eine angemessene Bezahlung (von der man Leben kann), eine anständige Behandlung und die Möglichkeit bei Nichterfüllung auch mal "Nein" sagen zu können.

Das ist dank Agenda 2010 und H I-IV derzeit nicht erfüllt. Knete gibt es nur dann wenn du dich bedingungslos auslieferst.
 
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H-IV ist ein Grundeinkommen, aber keine bedingungsloses. ...

Bedingungslos würde heißen, man bekäme das Geld auch dann, wenn man sich nicht zu einem Sklawen machen lassen möchte sondern gewisse Mindeststandards an die Arbeits stellt, wie z.B eine angemessene Bezahlung (von der man Leben kann), eine menschenwürdige Behandlung (so dass man nicht ständig gemobbt oder erpresst wird), umfassende Sicherungsmaßnahmen gegen Arbeitsunfälle (kein zu teuer, wir riskieren lieber schwerwiegende Gesundheitsschäden) und die Möglichkeit bei Nichterfüllung auch mal "Nein" sagen zu können.
Ich habe als arbeitender Mensch mit 9-10 Stunden am Tag, wie viele Millionen andere auch, kein Verständnis dafür, dass jemand einen Anspruch darauf haben soll ohne Arbeit Geld von den zu bekommen, die es erarbeiten. Bedingungslos heißt ja, das jeder selber entscheiden kann ob er arbeitet. Also keine Lust zur Arbeit würde da auch schon als Bedingung reichen.

Das Zauberwort heißt Solidarität. Jeder, der aus welchen Gründen auch immer nicht arbeiten kann, hat meine Solidarität - die zahle ich in Form von Abgaben wie Steuern oder Arbeitslosengeld ...
Jemand, der aber bedingungslos Geld von mir haben will, weil er nicht arbeiten will und lieber urlaubt hat von mir keine Solidarität zu erwarten.

Eine umfassende Sicherung hat in D jeder. Der Hartz4-Empfänger genießt den gleichen Krankenversicherungsschutz wie jeder Arbeitende, der in die GKV einzahlt. Selbiges gilt für Arbeitsunfälle.

Von Hartz4 kann man leben. Ihr Aussage dazu ist falsch. Man hat ein Dach über dem Kopf und muß nicht hungern. Es gibt Menschen, die arbeiten und weniger haben als H4 (*) - und die leben auch. Es gibt keine unwürdige Arbeit, sofern sie erforderlich ist.



(*) http://www.welt.de/debatte/kommentare/article10635485/Ein-seltsames-Recht-auf-Kosten-anderer-zu-leben.html?wtmc=plista
 
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