Gesellschaft Ist das Bürgergeld/b.l. Grundeinkommen unabwendbar?

Zur Sache: Die Höhe des Grundeinkommens sollte so bemessen werden, dass damit die Grundversorgung des Menschen sichergestellt ist, nicht mehr und nicht weniger. Wenn dann jemand höhere Ansprüche an seine Lebensqualität hat, muss er dafür arbeiten.
Hört sich an wie das ALG2. Grundversorgung: Dach über dem Kopf, Verpflegung und Krankenversicherung.
 
Mir ist absolut schleierhaft wie ein vernünftig denkender Mensch gegen ein BGE sein kann.
Wer um Himmels Willen würde sich mit 500,- € im Monat zufrieden geben?

...es geht bei den seriösen Modellen des BGE auch um mehr als 500 €/Monat. Das BGE soll je eine menschenwürdige Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen. Daher muss es schon höher liegen, als das Existenzminimum. Zudem muss es ehelich höher liegen, das sich einige Modelle für das BGE über eine erheblich höhere Verbrauchsteuer finanzieren (100% MwSt). Da dadurch der Wert den BGE sinken würde, müsste ein BGE entsprechend hoch angesetzt werden.
 
Ein BGE würde nämlich das Angestellter/Arbeitgeberverhältnis umkehren. Menschen könnten nicht mehr so einfach zu Sklavenarbeit zu Hungerlöhnen gezwungen werden. Auf dem Arbeitsmarkt gäbe es ein System von Angebot und Nachfrage.
Dieses System gibt es Markt der freiberuflichen Kreativen bereits. Da zwingen sich die Jobsuchenden selbst zu Hungerlöhnen, einfach, um im Markt bleiben zu können.
 
Hört sich an wie das ALG2. Grundversorgung: Dach über dem Kopf, Verpflegung und Krankenversicherung.

Nein, eben nicht. Das ist der Hauptunterschied zu solchen Zahlungen. Das BGE ist "bedingungslos", ein ALG2 ist das ja nicht.
 
Dieses System gibt es Markt der freiberuflichen Kreativen bereits. Da zwingen sich die Jobsuchenden selbst zu Hungerlöhnen, einfach, um im Markt bleiben zu können.

...du verwechselst da grundlegende Dinge.
 
...es geht bei den seriösen Modellen des BGE auch um mehr als 500 €/Monat.

Es sind eher die wackligeren Modelle, die mit 1000€ und mehr rechnen.


Zudem muss es ehelich höher liegen, das sich einige Modelle für das BGE über eine erheblich höhere Verbrauchsteuer finanzieren (100% MwSt). Da dadurch der Wert den BGE sinken würde, müsste ein BGE entsprechend hoch angesetzt werden.

Das ist natürlich ein Riesengewinn für die, die nur das BGE als Einkommen haben, wenn gerade die mit der höchsten Konsumquote am meisten unter den Konsumsteuern leiden müssen… Aber klingt doch toll, man kann unendlich hohe Summen versprechen. Dass die Kaufkraft dabei konstant niedrig bleibt, fällt hinten runter. Schicke Teilhabe wäre das ;)
 
Zudem muss es ehelich höher liegen, das sich einige Modelle für das BGE über eine erheblich höhere Verbrauchsteuer finanzieren (100% MwSt).
Hartz IV Empfänger bekommen zu wenig Geld zum Leben. Dann gibt man ihnen das doppelte als BGE und erhöht nebenbei die MwSt. auf 100%? Da werden die sich ja freuen. :)
 
...du verwechselst da grundlegende Dinge.
Mag sein. Vielleicht verstehe ich die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens einfach nur nicht.

Wenn man sich das dänische System anschaut, so war man dort schon sehr weit in Richtung Grundeinkommen. Das wurde nicht unbedingt in Geld ausgezahlt. Ein System von Subventionen/Besteuerungen, ergänzt durch ein kommunales Angebot von Dienstleistungen, sorgt für Teilhabe aller Bevölkerungsschichten.

In den letzten Jahren ist das "bedingungslos" allerdings immer weiter eingeschränkt worden. Heute bekommt jede(r) ohne Arbeit eine persönliche Betreuung, die ein individuelles Fähigkeitsprofil samt Weiterbildung schneidert. Wer davon keinen Gebrauch macht, bekommt immer weniger Geld von Staat und rutscht auf den untersten Sockel.
 
Ich würde bei so was auswandern - meinen Job kann ich auch aus dem Ausland machen - ich käme dann alle 3 Monate für 4 Wochen her - nur müßte ich dann leider etwas mehr Geld für meine Dienstleistungen verlangen.... vermutlich das doppelte - ich bin sicher, andere würden das genauso machen. Dann kenn ich noch die Fraktion, die dann nur noch "nebenher" ca. 60 h die Woche schwarz was zum Bürgergeld dazuverdienen würde.
 
Arbeitstätigkeit ≠ Erwerbstätigkeit – folglich: arbeitslos ≠ erwerbslos

Wer etwa hier in diesem Forum durch Beiträge zu Problemlösungen für Andere hilft, dass die Produktivität jener Anderen gesteigert wird, arbeitet. Es liegt aber keine Erwerbstätigkeit vor.

Auch die Tätigkeit der Hausfrau (ja – es ist halt immer noch mehrheitlich die Frau) wird nur halbherzig von der Gesellschaft gefördert.

Die gegenwärtige Gesellschaft honoriert derartige gemein(schafts)förderlichen Tätigkeiten nicht. Ein Grundeinkommen (und zwar eines, von dem man über den Monat kommt) würde das leisten. Ich denke an eines, das einschließlich einer Kranken- und Pflegeversicherung nach gegenwärtiger Kaufkraft in DE etwa 1000€ netto erbrächte, was zwischen der definitorischen Armutsgrenze (etwa 940€ (OECD)) und der Pfändungsfreigrenze (etwa 1030€) läge. Und nicht jene Bürgergeldideen auch der FDP, die in Wirklichkeit nur einen Institutionalisierung des Aufstockerunwesens darstellt.

Mit 1000€ kann man keine großen Sprünge machen. Es sichert aber sicher ein angemessenes selbstbestimmtes Leben in dieser Gesellschaft. Wer sich mehr leisten will, müsste davon eisern sparen – oder eben doch einer Erwerbstätigkeit nachgehen.

Und ja, ich bin gegen den Begriff der Bedingungslosigkeit. Denn die schwierigste Bedingung besteht ja schon effektiv, noch bevor ein Grundeinkommen eingerichtet würde: wer die Anspruchsbedingungen erfüllt. Wenn diese aber geklärt wären, könnte man das Grundeinkommen aber immer noch vernünftig einschränken: etwa wer bis zur Hälfte des Wertes des Grundeinkommens, also im Beispiel 500€ netto dazuverdient, kann das Grundeinkommen voll behalten, für jeden darüber hinaus verdienten Euro werden 67¢ vom Grundeinkommen abgezogen, bis der Erwerbstätige (eben nicht abrupt, sondern sachte) nur noch vom Erwerbseinkommen leben würden. Der Lebens-Mittelpunkt wäre eine weiteres brauchbares Maß für die Empfangsberechtigung. Oder in Verbindung mit einer 9-von-12-Monaten Residenzpflicht, weil das Geld ja am Orte wieder in den Geldkreislauf fließen soll.

Und wenn sein Einkommen unter dieser Schwelle sänke, bekäme er automatisch den berechtigten Teil des Grundeinkommens (alle Einkünfte-Erklärungen laufen ja eh über die Finanzverwaltung alias Finanzamt).

Auch wäre m.M.n. der Begriff der Bedarfsgemeinschaften nicht vom Tisch: wer – egal ob Ehe, Lebenspartnerschaft oder stud. Wohngemeinschaft – gemeinschaftliche Ressourcen nutzt, braucht (exemplarisch) keine zwei Küchen im Anteil des Grundeinkommens: Jeder bekommt zwar sein eigenes Grundeinkommen, aber gemeinsam eben nicht 1000+1000, sondern minus gewisser Pauschalen. Wer als Single in einer angemessenen 45qm-Wohnung leben kann (auch das aus den SGB I-XII) braucht pro Person mehr im Haushalt etwa 15qm und die anteilmäßigen Kosten einer 60qm- und nicht 90qm-Wohung würden in Anrechnung gebracht.

Die Argumente für die Kosteneinsparungen in der Arbeitslosigkeitsindustrie wurden im Thread ja schon genannt.

Und dass keiner mehr einer Erwerbstätigkeit nachgehen würde wollen, ist bei den nun wirklich nicht großen Sprüngen, die man bei 1000€ machen könnte, nicht zu erwarten.

Was zu erwarten wäre ist, dass wirklich wertlose Arbeitstätigkeiten aussterben würden: Ein Callcenter-Job, bei dem Ahnungslosen Zeitschriften aufgeschwatzt würden, müsste schon sehr gut bezahlt werden, um zu überleben. Das kann man dann getrost dem Mechanismus von Angebot und Nachfrage überlassen.
 
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Was zu erwarten wäre ist, dass wirklich wertlose Arbeitstätigkeiten aussterben würden: Ein Callcenter-Job, bei dem Ahnungslosen Zeitschriften aufgeschwatzt würden, müsste schon sehr gut bezahlt werden, um zu überleben. Das kann man dann getrost dem Mechanismus von Angebot und Nachfrage überlassen.
Oder die Mitarbeiter im Callcenter für den Kundensupport. Um diesen dann zu ermöglichen müssten auch die Produkte wieder teurer werden.
 
Und nochmal die Frage an die verfechter des BGE: woher soll das viele Geld kommen um ein BGE zu finanzieren?
Ganz ehrlich: würde mir jemand bedingungslos 1000 oder mehr € im Monat geben, wofür sollte ich denn dann noch arbeiten??? Wofür? Und das wird bei allen Modellen schlichtweg vernachlässigt oder absichtlich ignoriert. :noplan:
Der Mensch. Selbiger entspricht nicht einem angenommenen Ideal. Er ist vielmehr egoistisch und wird versuchen mehr für sich herauszuschlagen.
Und noch eine Wiederholung: Warum wohl gibt es bisher kein funktionierendes System, das auf ein BGE setzt, in der Praxis???
 
Ganz ehrlich: würde mir jemand bedingungslos 1000 oder mehr € im Monat geben, wofür sollte ich denn dann noch arbeiten??? Wofür?

naja, nebenher noch ein bischen schwarz arbeiten damit man nett/fett in urlaub kann.....
 
Und dass keiner mehr einer Erwerbstätigkeit nachgehen würde wollen, ist bei den nun wirklich nicht großen Sprüngen, die man bei 1000€ machen könnte, nicht zu erwarten.
Die Erfahrungen nicht nur in Deutschland zeigen, dass die "arbeitsmarktfernen Schichten" nur schwer zu aktivieren sind. Deshalb ist in meinen Augen eine Voraussetzung, dass ein BGE überhaupt funktionieren kann, eine andere Bildungspolitik. Die kostet mindestens das Doppelte von dem, was wir derzeit ausgeben.

Was zu erwarten wäre ist, dass wirklich wertlose Arbeitstätigkeiten aussterben würden: Ein Callcenter-Job, bei dem Ahnungslosen Zeitschriften aufgeschwatzt würden, müsste schon sehr gut bezahlt werden, um zu überleben. Das kann man dann getrost dem Mechanismus von Angebot und Nachfrage überlassen.
Also auch kein Mindestlohn mehr?
 
Man könnte das Grundeinkommen auch mit einem garantierten Arbeitsplatz koppeln. So eine Art Arbeitsdienst also... ups Godwin hat wieder zugeschlagen.....
 
@MacZappi

Was soll dann in Zukunft mit den zig Millionen von Menschen geschehen, für die es keine Arbeit mehr gibt? Und wie denkst du darüber nach, wenn du selbst mal nicht mehr gebraucht wirst? Möchtest Du gerne auf der Straße leben?
 
Man könnte das Grundeinkommen auch mit einem garantierten Arbeitsplatz koppeln. So eine Art Arbeitsdienst also... ups Godwin hat wieder zugeschlagen.....
So läuft es beim dänischen Modell. Monitoring und Nachbetreuung – von bedingungslos kann keine Rede sein.
Trotzdem benötigt Dänemark weit höhere Steuern und Abgaben als Deutschland, um das System zu finanzieren.
 
...und wie finanzieren sich die 500 Euro-Modelle?

Ähnlich: Streichung fast aller staatlichen Leistungen und moderate MwSt-Anhebung.
Das hat wenigstens keine dramatischen Auswirkungen auf die Kaufkraft, Konsumverhalten und Grenzpendeln, hat aber auch nichts mit bedingungsloser Versorgung zu tun.
Das entbürokratisiert dann vieles und ersetzt Steuervorteile etc. Eine Art Sozialhilfe bräuchte man dann aber dennoch. Wenn man dann wieder unterschiedliche Umstände berücksichtigt, kommt man fast wieder beim Status quo heraus.
 
Natürlich wäre ich nicht dagegen. Es herrscht allerdings ein Ungleichgewicht in der Interessenvertretung. Wirkliche Mitbestimmung gibt es in unserem Land nicht. Alle Staatsgewalt geht nicht vom Volke aus, sondern von der Wirtschaft. Nicht zu vergessen die Beeinflussung der Medien, die die Meinungsmacher sind und somit die "vierte Gewalt" im Staate sind.
Die größte Gewalt in einem Staat haben die Bürger, sie gehen wählen. Ich gebe Dir ja Recht, aber wenn nur die Hälfte wählen, kommen immer die dran, die man nicht will.
 
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