ist apple noch innovativ genug ?

Es zeigt zumindest, dass 2003 nicht sofort Apples Kreuzritter die Ehre Apples bis aufs Blut verteidigten und man sich halbwegs normal über dieses Thema unterhalten konnte :)
 
Aktie ist seit September 135$ nach unten gegangen!


Das heißt ja auch so viel. Aufgeblasener Börsenscheiss.

Gstern hat irgendein Analyst gesagt, sie sei zu billig und prompt schoss sie wieder hoch. Was für eine gequirlte scheisse :noplan:
 
also bei mir geht der link noch hehe
 
Es zeigt zumindest, dass 2003 nicht sofort Apples Kreuzritter die Ehre Apples bis aufs Blut verteidigten und man sich halbwegs normal über dieses Thema unterhalten konnte :)

Na ja, du bist doch lange genug dabei und weißt, dass damals das Forum um die 10000 registrierte User hatte, du selbst bist Nr. 10228 in 11.2003.
Der Ton war generell ein anderer.
 
Interessant bei diesen Fragen, ob Apple noch innovativ oder auf dem absteigenden Ast sei, finde ich zunehmend, dass selbst die bisherigen Produkte von den meisten Kunden überhaupt nicht mehr produktiv bzw. in einem Lebenswert erhöhenden Sinne genutzt werden. Sie werden oftmals nur noch um ihrer selbst willen gekauft und werden zu absoluter Zeitverschwendung. NEU - HABEN WOLLEN! Und sonst?

Um produktiven Einsatz der Computertechnik ging es im Wesentlichen noch nie, seit es den Personal Computer gibt. Zwar können Computer eine Menge Gutes tun, aber das Leben bereichern sie seit jeher nur dann, wenn man sie als Werkzeug versteht und zumindest eine grobe Ahnung davon hat, wie sie ticken. Beides ist dem Consumer weitgehend verschlossen geblieben. Seit 25 Jahren.

Ein atemberaubendes Marketing hat Microsoft in den 90er Jahren hingelegt: Die Leute kauften Windows-Computer, weil Computertechnik die Zukunft zu sein hatte und Windows auf billigen Fernost-IBM-Nachbauten lief. Das war die tolle Zeit, wo Leute in den Elektromarkt strömten, um den Anschluss an die neue Zeit nicht zu verpassen; einige von denen konnten schon deshalb nicht als mündige Kunden auftreten und Preise und Leistungen vergleichen, weil sie nicht mal wussten, wozu sie einen Computer überhaupt brauchten. Irgendwann stand dann mal eine verhüllte Warenpalette im Mediamarkt, mit der Aufschrift "Nicht vor dem xx.xx öffnen - Bill Gates", wobei xx.xx (ich erinnere mich nicht mehr genau) der offizielle Termin für die Markteinführung von Windows95 war. Jeder wollte Erster sein, Win95 war ein absolutes "Muss". Damit war auch klar, wie IT-Marketing zu funktionieren hatte: Mehr denn je zählte das Visionäre, das Neue, das Versprechen, aber auch eine gewisse Autoritätshörigkeit gegenüber den mega-erfolgreichen Startup-Figuren des (noch nicht existierenden, aber ganz sicher kommenden) Computerzeitalters - und nicht der unmittelbare Nutzwert für den Kunden. Der war, vor allen Dingen im Falle von Windows, aufgrund technischer Unzulänglichkeiten ohnehin eingeschränkt.

Es ist das Verdienst von Steve Jobs, die Marktsituation glasklar erkannt und Bill Gates mit den eigenen Mitteln geschlagen zu haben. Sofort nach seiner Rückkehr wurden jene Rechner, die in den 90ern für Produktivität, für Kreativität, für zuverlässige Werkzeuge gestanden hatten, eingestellt, und der iMac erblickte das Licht der Welt. Damit war der künftige Weg klar: Konsumbedürfnisse schaffen und geldwert bedienen, und - das ist vielleicht tatsächlich ein Verdienst - die Einlösung der strunzdummen 90er-Jahre-Werbebotschaft, Computer seien im Grunde auch nichts anderes als Easy-to-use-Unterhaltungselektronik. Mit Jobs wurden sie das nun. Eine betrübliche Entwicklung.
 
... interessante Analyse, Blinddarm.

Eine betrübliche Entwicklung.

Ja, das ist sie. In ganz kurioser Weise. Besonders angesichts des allgemeinen Sozial-Verhaltens, wie ich finde. Meine Skepsis nach anfänglicher Aufbruchstimmung, die ja viele lange Zeit noch hatten/haben, steigt aber unaufhörlich. Manchmal erscheint es mir, als wäre der EDV-Boom die Einlösung der neo-liberalistischen Agenda, in der die Menschen zu bloßen Konsumenten umgestrickt werden... Eine Dystopie, in der Apple dann mit dem berühmten Werbespot '1984' dazukommt, eben 1984 eigentlich gar nicht hinsichtlich der Verhältnisse zu ändern, es aber besser designt ausschauen lässt (überspitzt formuliert). Ich bin da aber selber noch nicht zu einer befriedigenden Analyse gelangt... Die Rückwirkungen in der Gesellschaft und die Entwicklungen, die sich förmlich verselbständigen, sind ja ziemlich komplex...
 
Nein, sind sie nicht.

Mein iPhone kann nicht rasieren, kann nicht mixen, ich kann meinen Kaffee nicht darauf wärmen und mein Auto fernsteuern geht auch nicht. Apple ist tot.
 
Manchmal erscheint es mir, als wäre der EDV-Boom die Einlösung der neo-liberalistischen Agenda, in der die Menschen zu bloßen Konsumenten umgestrickt werden...

Ich glaube auch, dass es deutliche Berührungspunkte zwischen dem Neoliberalismus und der sog. "Digitalen Revolution" gibt. Sehr aufschlussreich ist das (damals belächelte) Buch des ersten großen IT-Propheten Bill Gates mit dem Titel "Der Weg nach vorn" (1995). Darin lässt er sich erstaunlich offen und umfassend über die Möglichkeiten aus, mittels IT einen "reibungslosen Kapitalismus" zu schaffen.
 
Ja, das ist ein erschreckendes Büchlein, dass man glatt überlesen und sogar abtun könnte. Sanft, gutmeinend, fortschrittlich, nerdig selbstwichtig und hinsichtlich der Konsequenzen desaströs für eine Gesellschaft von Menschen, die sich nicht psychopathisch ermanipuliertem Konsum ergeben möchte und zu bloßem Industrie-Gut verkommen will.

Ähnlich geht es mir mit 'Bono-Reden'. Ein Neo-Liberalist, der den Kapitalismus mit Charity/Justice-Geplänkel verpackt, während er dabei übergeht, dass er die Ursachen der Krankheit zum Heilmittel erklärt. Afrika zum Markt zu machen - Neo-Kolonialismus in Reinkultur. Ganz nebenbei werden dann noch gleich die Entwicklungsländer in den westlichen Konsumismus eingestrickt. Gates, der technische Abstauber... Bono, der Tetzel unserer Tage, der für Ablass und gute Gewissen sorgt… Jobs, der Mann, der alles nett verpacken ließ... Na ja, etwas überspitzt und hinsichtlich der tatsächlich wichtigen Personen ergänzenswert...

Wobei die tatsächlichen Konsequenzen besonders der EDV-Revolution sind ja nunmal real zu beobachten. Da darf es einen dann ruhig mal erschrecken, wenn Menschen nur noch mit technischen Gimmiks rumspielen, während ihr Leben (dieses einmalige und kurze Geschenk) an ihnen vorbeirauscht.

Ob einigen Leuten am Ende auffallen wird, dass u.U. das Beste, womit sie sich haben noch abspeisen lassen, dummes Computer-Spielzeug war? Arbeit war ihr Leben - und Konsum ihre Erfüllung. Inschriften auf Grabsteinen, die man nur aus Pietät nicht eingraviert...

Das ist in der Konsequenz dermaßen bitter, dass ich jeden Menschen verstehe, der hier Zeter und Mordio schreit und Kritiker am liebsten kaltstellen wollte. Denn es ist ja nunmal schmerzhaft, sich womöglich eingestehen zu müssen, dass man schon längst in einer Mühle eingebunden ist, die einen in Wahrheit komplett gegen die Wand fährt. Leben? Och, warten wir mal aufs nächste iPad... :rolleyes:
 
Wobei die tatsächlichen Konsequenzen besonders der EDV-Revolution sind ja nunmal real zu beobachten. Da darf es einen dann ruhig mal erschrecken, wenn Menschen nur noch mit technischen Gimmiks rumspielen, während ihr Leben (dieses einmalige und kurze Geschenk) an ihnen vorbeirauscht.

Wobei ich das noch für nicht mal die schlimmste Auswirkung der "Digitalen Revolution" halte. Schlimmer finde ich noch den Handel mit Daten, der Menschen in Bezug auf ihre Eignung als Konsumvieh, aber auch hinsichtlich finanzieller Ausfallrisiken (sozialer Status, chronische Erkrankungen, riskanter Lebensstil, etc.) taxierbar machen soll. Vor allen Dingen die Endgültigkeit solcher Kategorisierungen und die damit verbundenen Freiheitseinschränkungen, das Nicht-Vergessen-Können, ist ein extrem ernstes Problem, das auch Videoplattformen und soziale Netzwerke betrifft. Die Psyche des Menschen ist dafür nicht ausgelegt. Was uns mittlerweile regelmäßig ins Bewusstsein gerufen wird, wenn sich Menschen, meist Teenager, aufgrund von irreversiblem Rufmord umbringen. Und selbst in solchen Fällen ist Kritik am Umgang mit Technik unerwünscht.

Tragisch ist, dass die Technik an sich wirklich revolutionäres Potenzial hat. Sie eignet sich besonders gut dafür, Kreativität zu fördern und sprichwörtlich zum Erblühen zu bringen, auf einem Niveau, das vor dem Personal Computer nicht mal gedacht werden konnte. Computer sind auch als Simulationsmaschinen stark. Als lebendige Modelle können sie Abläufe veranschaulichen, die mit unserem in Bezug auf Raum- und Zeitvorstellung immer noch sehr beschränktem Trockennasenaffenhirn nur schwer zu begreifen sind. Man denke nur mal an die illustre Welt der Biomorphe, die Richard Dawkins am 64-Kilobyte-Computer in den 80er Jahren erschuf ("Der blinde Uhrmacher", nach wie vor die beste laienverständliche Einführung in die Evolutionstheorie). Alles Dinge, die die Menschen bilden und somit groß und stark, kritikfähig und einfühlsam machen. Es ist schon ein starker Kontrast zwischen dem, was möglich wäre, und dem, was gemacht wird.
 
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