@HansHartz : Ja, ich bereite die Schüler auf ein Leben mit TR vor. Zumindest ab einer gewissen Schulstufe - vorher ist Kopfrechnen angesagt - und ja das steht auch in unseren "Rahmenrichtlinien", wie du es nennst. Ich gehe nach der Frage davon aus, dass du kein Lehrer bist..
Bei der letzten Italienfahrt hat der Kollege den Schülern übrigens Kleien Langenscheidt Wörterbücher zu Fahrtbeginn geschenkt und diese wurden tatsächlich benutzt. (Einige hatten die natürlich schon von zuhause, dennoch ist das praktisch)
Letztlich ist es auch fast egal, ob ein Schüler einen normalen wissenschaftlichen TR oder einen TR am Handy benutzt, das Prinzip ist gleich. Aber der klassische wissenschaftliche TR kann deutlich mehr als das Handy und ist als einziges im Abi zugelassen. Wie willst du bestimmen woher die Lösung sonst kommt? Siehe dein Beispiel der Schülerin. "Papa, was ist denn die Lösung des LGS aus Aufgabe 5 der Klausur?"
Ja die Lösung steht dann richtig da, aber ich weiß als Lehrer nicht, woher und wie die Schülerin auf die Lösung gekommen ist. Wie soll ich das deiner Meinung nach benoten? Volle Punktzahl, weil Lösung gefunden, egal wie? Null Punkte, weil nicht selbstständig gelöst? Aufgaben so schwer machen, dass Papa auch keine Ahnung hat?
-> Finde den Fehler selbst.
Ob man einen TR/ein Lexikon am Handy oder in real bedient ist recht ähnlich, mit dem Unterschied, dass Schüler eben Ergebnisse auch bewerten sollen. Es gibt eben Schüler die das TR Ergebnis für unanfechtbar halten, ist es aber nie, das sind auch Ziele die man vermitteln muss. Plausibilität, Näherungsverfahren, Rechenverfahren, usw.
Genauso sollte ein Schüler auch das Alphabet kennen und im Lexikon ein Wort finden, ohne Suchfunktion und Strg.+F.
Beides funktioniert hervorragend, wenn das neue iPhone 8 von der akkuleistung leider nach dem Update 11.4 wieder nur einem halben Tag Facebook und WhatsApp standhält oder die Schülerin in der Tube steht und keinen Empfang hat. Dafür muss man aber eben auch bspw. das Alphabet können und hier Kompetenzen aufbauen.
Smartphone Nutzung steht nicht auf dem Lehrplan und wird es wohl auch nicht so schnell, deswegen bin ich aber trotzdem, wie vorne beschrieben für einen Informatikunterricht in der Schule. Medienkompetenz wie oben beschrieben, Kritik, Nutzung, Risiken etc. Am besten noch mit einer Programmiersprache. Finde ich absolut wichtig, da bin ich völlig bei dir!
Das alles hängt aber nicht damit zusammen, ob ich Angst habe das einzusetzen oder umzusetzen, aber ich experimentiere nicht mit meinen Schülern, ob ich die Unterrichtsinhalte, die vorgeschrieben sind, besser neben meinem eigentlichen Job aufbereiten kann, als Leute die das mit vielen Redaktionssitzungen eben professionell gemacht haben. Das sind ja für mehrere Leute wochenlange Arbeit. Das kannst du gar nicht neben der normalen Arbeit mal so leisten. Da kenne ich meine begrenzten Kompetenzen und Möglichkeiten. Meine Schüler haben nicht verdient da ein Versuchskaninchen zu spielen und meinen Job stelle ich mit so Späßen auch nicht aufs Spiel. Sorry...
Außerdem, wenn jeder Lehrer seine eigenen Schwerpunkte setzt wird das ganze Thema Vergleichbarkeit schwierig, wie willst du noch ein (Zentral)Abitur schreiben lassen oder den Eltern erklären, dass du eben schwierigere Inhalte wichtig findest, als der Kollege und der Sohnemann deswegen schlechtere Noten hat?
Also ja, gewissermaßen ist man abhängig von Verlagen und dem gegebenen Material, da es vergleichbar bleiben muss.
Meine Fächer sind übrigens Mathematik und Physik. In Physik habe ich bereits die Bewegungssensoren von Smartphones benutzt, in Mathe wie gesagt bspw. den Funktionenplotter. Beides super, aber du kannst daraus keine Klausur machen (siehe oben) und wenn die Schüler alles am Handy machen sollen und in der Klausur auf einmal per Hand funktioniert das nicht. -> Folge ist, dass die Eltern Amok laufen. Denn so lernt man keine Abläufe und Kompetenzen, diese sollen und müssen aber geprüft werden, also sind sie verpflichtend und das Smartphone ggf. eben (bisher) ein Zusatz/Gimmick während der Erarbeitung.
Vor ein paar Jahren waren Laptopklassen das NonPlusUltra, bestimmt bald die Zukunft und heute...? Nichts mehr von zu hören, die nächste Sau die durch Dorfs getrieben wird sind eben die Tablets. Aber dennoch sind sinnvolle Aspekte in den Unterricht übernommen worden. (Funktionenplotter, digitale Tafeln, Beamer standardmäßig, etc.)
Warte mal ab, wie das in 5 Jahren mit Smartphones aussieht. Manches wird bestimmt übernommen, aber viel überflüssiges - was heute noch innovativ erscheint - auch verworfen.
Ich werde aber nie verstehen, wieso alle Welt denkt, weil sie selbst mal in der Schule saßen, könnten Sie den Job selbst besser machen, sich selbst aber gegen diesen Job entschieden haben. Das ist leider nicht immer so einfach wie man sich das von außen vorstellt.
Ansonsten kann ich dir nur sagen, dass guter Unterricht (zum Glück) von haufenweise anderen Kriterien abhängt, aber nicht (nur) vom Einsatz digitaler Medien/Smartphones.
Doch länger geworden als gedacht, aber ich denke damit bin ich mit dem Thema durch und mein Standpunkt hoffentlich klar.