...auf der Suche nach Alternativen zum Apple-Medientechnik-Ökosystem habe ich merkwürdige Erfahrungen gemacht: Zum einen, dass es Standards gibt, die eine Funktionaliät bereitstellen, die ich bisher nur bei Apple-Produkten vermutet habe. Überraschender war allerdings die Erkenntnis, dass es längst Software und Geräte gibt, die als Kombination diese Funktionen teilweise sogar besser erfüllen - seitens der Hersteller werden jedoch ausschliesslich die eigenen Produkte beworben, ohne auf deren viel grösseren Nutzen im Verbund mit einer Auswahl fremder Produkte hinzuweisen. Es ist geradezu bizarr - Ich halte mich für einen relativ technikaffinen Menschen, aber es hat mich -zig Stunden Recherche gekostet um rauszufinden, dass ich mit einer Kombination von Gerätschaften, die ich längst besitze, Dinge tun kann, die ich bisher nur von Appleprodukten erwartet hatte.
Aus unterschiedlichen Gründen empfinde ich zunehmend Unbehagen dabei, mich ausschliesslich auf eine Technologieplattform zu verlassen und bin deshalb auf der Suche nach Alternativen. Das Ergebnis - soweit es in die neudeutsche Kategorie "Home-Entertainment" fällt, sei hier kurz Rezeptbuchartig vorgestellt.
Ziel:
Austausch der bisherigen Gerätekombination aus
gegen Geräte und Software, die plattformunabhängiges Streaming mit vergleichbarer Leistungsfähigkeit bieten.
Pflichtenheft:
Einkaufsliste:
Bei mir erfüllt folgende Geräte-/Softwarekombination diesen Zweck:
1. Man braucht einen * UPnP-Server *. Dieser besteht bei mir aus
a) einem Qnap-NAS (TS-239 Pro II) als Host: http://www.qnap.com/de/pro_detail_feature.asp?p_id=178. Prinzipiell geht auch jedes andere NAS, auf dem sich ein UPnP-Server installieren lässt.
b) einer * UPnP-Server-Software *. Bei mir ist das der auf dem dem Qnap-NAS vorinstallierte Twonky Server. Will man kein NAS als Server betreiben, lässt sich auch der Rechner auf dem die Medien verwaltet werden als UPnP-Server nutzen, im Falle von Ubuntu wäre das z.B. uShare
2. Als an die Stereoanlage angeschlossenen Client braucht man einen * UPnP-Renderer *: Bei mir ist das eine WD TV Live: http://www.wdc.com/en/products/products.aspx?id=330#tab2
(OT: Der Trick bei der Suche nach Clients ist die Verwendung des Suchbegriffs "UPnP-Renderer": Es gibt vermutlich enorm viele Streamingclients die sich eignen, allerdings wird fast immer nur die tolle Unerstützung aller möglichen Medienformate beworben, nie jedoch die Fähigkeit, als mehr oder minder passiver Empfänger eines Medienstreams zu dienen. Immer sieht man die Boxen am Fernseher angeschlossen, zusammen mit einer flimsigen Billig-Fernbedienung im Bild. Das vermittelt den Eindruck, dass das das anzustrebebende Nutzungszenario sei. Gerade im Bereich Audiostreaming geht das jedoch völlig an der Praxis vorbei: Wer will schon immer die Glotze anhaben und auf einem pufigen Onscreen-Menue mit einer Billigfernbedienung rumnavigieren, nur um Musik zu hören?!)
3. Zur Wiedergabesteuerung braucht man ein sich in heimische WLan einhängende Smartphone nebst passender App. Momentan ist das bei mir ein iPhone 3Gs, als Steuerungsapp nutze ich PlugPlayer: http://www.plugplayer.com/
4. Die App gibt es auch für Android-Smartphones, auch auf einem iPod oder iPad läuft sie. PlugPlayer erkennt von sich aus die im WLan verfügbaren UPnP-Server und -Clients, das ganze funktioniert bei mir völlig problemlos.
5. Zur Medienverwaltung nutze ich das auch für den Mac verfügbare Banshee: http://banshee.fm/
Es erfüllt im wesentlichen die gleichen Funktionen wie iTunes, die Optik ist auch sehr ähnlich. Im Unterschied zu iTunes erkennt Banshee jedoch, wenn neue Inhalte (von anderen Usern) in das gemeinsame Medienarchiv eingestellt werden: Banshee scannt das betreffende Verzeichnis und aktualisiert automatisch die Datenbank des Nutzers. So kann jeder nutzer seine eigene Datenbank (mit eigenen Bewertungen, Playlisten etc.) auf seinem lokalen Rechner pflegen, ohne zu übersehen, dass neue Inhalte ins Medienarchiv aufgenommen wurden.
Konfiguration:
...ist eigentlich nicht erforderlich... ;-)
Im Web-Interface vom NAS muss man nur der Twonky-Server aktivieren und ihm mitteilen, welche Verzeichnisse er als Medienarchiv nutzen soll. Im Plugplayer auf dem Smartphone wählt man den Twonky als Server und die WDTV als klient aus, fertig.
Nutzung:
Probleme:
Anfänglich hatte ich das Problem, dass Playlisten immer nach dem ersten Titel stoppten - weil das iPhone in den Ruhezustand ging. Lösung: In den App-Einstellungen von PlugPlayer (beim iPhone unter "Einstellungen" -> "Plugplayer" muss "Wifi, wenn gesperrt" eingeschaltet sein...
Fazit:
Insgesamt erscheint mir die vorgestellte Lösung teilweise leistungsfähiger als der Apple-Medientechnik-Zoo. Insbesondere ist das Videostreaming unkomplizierter, auch ist es einfacher eine gemeinsame Medienbibliothek mit dennoch individuellen Datenbanken für mehrere Nutzer zu pflegen. Plattformunabhängig ist es sowieso. Sachen wie AirPlay laufen nicht, auch können aktuelle iPods und iPhones aufgrund einer undokumentierten Datenbankänderung nicht mehr von Banshee befüllt werden.
(Letzteres liess mich schliesslich ernsthaft auf die Suche nach Alternativen gehen...)
Merkwürdig bleibt, dass offenbar kaum jemand weiss, dass so ein leistungsfähiges und einfaches Gesamtsystem überhaupt möglich ist. Vor allem das Stichwort "UPnP-Renderer" in Verbindung mit PlugPlayer auf dem Smartphone ist m.M. nach der Schlüssel bei der Suche nach praxistauglichen Alternativlösungen, keiner der Komponentenhersteller stellt jedoch diese (oder eine vergleichbare) Kombination vor. Sehr sonderbar, zumal der ganze UPnP-Standard genau darauf abziehlt...
Aus unterschiedlichen Gründen empfinde ich zunehmend Unbehagen dabei, mich ausschliesslich auf eine Technologieplattform zu verlassen und bin deshalb auf der Suche nach Alternativen. Das Ergebnis - soweit es in die neudeutsche Kategorie "Home-Entertainment" fällt, sei hier kurz Rezeptbuchartig vorgestellt.
Ziel:
Austausch der bisherigen Gerätekombination aus
- Mac & iTunes (Streamingserver)
- Apple-TV 2 (Streamingclient) und
- iPone mit Apple Remote-App (Fernbedienung)
gegen Geräte und Software, die plattformunabhängiges Streaming mit vergleichbarer Leistungsfähigkeit bieten.
Pflichtenheft:
- Möglichkeit zum Einsatz plattformunabhängiger, OpenSource-Software zur Medienverwaltung
- Bereitstellung eines zentralen Medienarchivs, das von mehreren Nutzern einfach genutzt und erweitert werden kann.
- Jeder Nutzer soll seine eigene Mediendatenbank mit individuellen Playlisten, Titelbewertungen etc. verwalten. Sobald jedoch neue Inhalte in das Medienarchiv eingestellt werden, sollen diese bei allen Nutzern in deren Datenbank selbstständig auftauchen
- Medieninhalte sollen zu einem Client gestreamt werden können, der diese im Wohnzimmer auf dem Fernseher oder der Stereoanlage wiedergibt
- Die Streaming-Steuerung soll komplett über ein Smartphone (iOS, Android), ein iPod, iPad oder Android-Tablet erfolgen. Für für Audio-Streaming soll der Fernseher nicht genutzt werden,
- Auf propietäre (billig-plastik) Fernbedienungen soll verzichtet werden.
Einkaufsliste:
Bei mir erfüllt folgende Geräte-/Softwarekombination diesen Zweck:
1. Man braucht einen * UPnP-Server *. Dieser besteht bei mir aus
a) einem Qnap-NAS (TS-239 Pro II) als Host: http://www.qnap.com/de/pro_detail_feature.asp?p_id=178. Prinzipiell geht auch jedes andere NAS, auf dem sich ein UPnP-Server installieren lässt.
b) einer * UPnP-Server-Software *. Bei mir ist das der auf dem dem Qnap-NAS vorinstallierte Twonky Server. Will man kein NAS als Server betreiben, lässt sich auch der Rechner auf dem die Medien verwaltet werden als UPnP-Server nutzen, im Falle von Ubuntu wäre das z.B. uShare
2. Als an die Stereoanlage angeschlossenen Client braucht man einen * UPnP-Renderer *: Bei mir ist das eine WD TV Live: http://www.wdc.com/en/products/products.aspx?id=330#tab2
(OT: Der Trick bei der Suche nach Clients ist die Verwendung des Suchbegriffs "UPnP-Renderer": Es gibt vermutlich enorm viele Streamingclients die sich eignen, allerdings wird fast immer nur die tolle Unerstützung aller möglichen Medienformate beworben, nie jedoch die Fähigkeit, als mehr oder minder passiver Empfänger eines Medienstreams zu dienen. Immer sieht man die Boxen am Fernseher angeschlossen, zusammen mit einer flimsigen Billig-Fernbedienung im Bild. Das vermittelt den Eindruck, dass das das anzustrebebende Nutzungszenario sei. Gerade im Bereich Audiostreaming geht das jedoch völlig an der Praxis vorbei: Wer will schon immer die Glotze anhaben und auf einem pufigen Onscreen-Menue mit einer Billigfernbedienung rumnavigieren, nur um Musik zu hören?!)
3. Zur Wiedergabesteuerung braucht man ein sich in heimische WLan einhängende Smartphone nebst passender App. Momentan ist das bei mir ein iPhone 3Gs, als Steuerungsapp nutze ich PlugPlayer: http://www.plugplayer.com/
4. Die App gibt es auch für Android-Smartphones, auch auf einem iPod oder iPad läuft sie. PlugPlayer erkennt von sich aus die im WLan verfügbaren UPnP-Server und -Clients, das ganze funktioniert bei mir völlig problemlos.
5. Zur Medienverwaltung nutze ich das auch für den Mac verfügbare Banshee: http://banshee.fm/
Es erfüllt im wesentlichen die gleichen Funktionen wie iTunes, die Optik ist auch sehr ähnlich. Im Unterschied zu iTunes erkennt Banshee jedoch, wenn neue Inhalte (von anderen Usern) in das gemeinsame Medienarchiv eingestellt werden: Banshee scannt das betreffende Verzeichnis und aktualisiert automatisch die Datenbank des Nutzers. So kann jeder nutzer seine eigene Datenbank (mit eigenen Bewertungen, Playlisten etc.) auf seinem lokalen Rechner pflegen, ohne zu übersehen, dass neue Inhalte ins Medienarchiv aufgenommen wurden.
Konfiguration:
...ist eigentlich nicht erforderlich... ;-)
Im Web-Interface vom NAS muss man nur der Twonky-Server aktivieren und ihm mitteilen, welche Verzeichnisse er als Medienarchiv nutzen soll. Im Plugplayer auf dem Smartphone wählt man den Twonky als Server und die WDTV als klient aus, fertig.
Nutzung:
- Banshee wird so konfiguriert, dass es auf dem NAS das entsprechende Verzeichnis als Musikarchiv nutzt. Neue Titel wandern automatisch hier rein oder werden manuell hier abgelegt. Banshee überwacht dieses Verzeichnis und aktualisiert automatisch seine Datenbank. Gleichzeitig wird dieses Verzeichnis vom auf dem auf den NAS laufenden Twonky überwacht (in der Twonky-Konfiguration das Scan-Interwall auf -1 stellen) und genutzt. Playlisten werden mit Banshee erstellt und einfach in das von Twoky überwachte Musikverzeichnis exportiert, sie stehen dann auf dem Smartphone zur Verfügung.
- Die WD TV Live wird einfach nur eingeschaltet, genauso wie die Stereoanlage
- Die komplette Steuerung erfolgt auf dem Smartphone mit Plugplayer. Hier hat man die üblichen Steuerungsmöglichkeiten, kann Titel suchen, Playlisten abspielen etc.
Probleme:
Anfänglich hatte ich das Problem, dass Playlisten immer nach dem ersten Titel stoppten - weil das iPhone in den Ruhezustand ging. Lösung: In den App-Einstellungen von PlugPlayer (beim iPhone unter "Einstellungen" -> "Plugplayer" muss "Wifi, wenn gesperrt" eingeschaltet sein...
Fazit:
Insgesamt erscheint mir die vorgestellte Lösung teilweise leistungsfähiger als der Apple-Medientechnik-Zoo. Insbesondere ist das Videostreaming unkomplizierter, auch ist es einfacher eine gemeinsame Medienbibliothek mit dennoch individuellen Datenbanken für mehrere Nutzer zu pflegen. Plattformunabhängig ist es sowieso. Sachen wie AirPlay laufen nicht, auch können aktuelle iPods und iPhones aufgrund einer undokumentierten Datenbankänderung nicht mehr von Banshee befüllt werden.
(Letzteres liess mich schliesslich ernsthaft auf die Suche nach Alternativen gehen...)
Merkwürdig bleibt, dass offenbar kaum jemand weiss, dass so ein leistungsfähiges und einfaches Gesamtsystem überhaupt möglich ist. Vor allem das Stichwort "UPnP-Renderer" in Verbindung mit PlugPlayer auf dem Smartphone ist m.M. nach der Schlüssel bei der Suche nach praxistauglichen Alternativlösungen, keiner der Komponentenhersteller stellt jedoch diese (oder eine vergleichbare) Kombination vor. Sehr sonderbar, zumal der ganze UPnP-Standard genau darauf abziehlt...
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