Gesellschaft Herr Sarrazin und die „Volksverhetzung“

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Das entspricht nicht meiner eigenen Auffassung, sondern zitiert ein Klischee, das auch hier des öfteren verwendet wurde. Beispiele:
Das nehme ich dir nicht ab.

Man kann nicht Klischees anderer aufgreifen und - obwohl sie angeblich nicht der eigenen Aufassung entsprächen, darauf aufbauend eigene Eindrücke anheften: Sie (die Asiaten) passten sich an bis zur Selbstverweigerung. Denn das brachte in diesem Thread außer dir noch niemand zum Ausdruck.
 
Ein Sechsjähriger, der dagegen erfährt, dass er seine Herkunft, Traditionen und Bräuche möglichst vergessen muss, wenn er sich hier erfolgreich integrieren will, der wird Schwierigkeiten haben, ein eigenes Selbstbewusstein zu entwickeln.

Wo hast du das schon wieder aufgeschnappt? Welche Kindern erfahren von wem, dass sie ihre Herkunft, Traditionen und Bräuche möglichst schnell vergessen sollen?

Auf die wahrscheinlich nicht erfolgende Antwort bin ich gespannt.

Zu deinen Anregungen, sowohl Migrantenkinder als auch einheimische Kinder sollten in der Schule die jeweils andere Kultur schätzen lernen und nicht despektierlich vermittelt bekommen:

Jeder gut ausgebildete Pädagoge sollte in der Lage sein, bei jeder sich gebenden Möglichkeit die Notwendigkeit gegenseitigen Respekts gegenüber anderen Kulturen in den Unterricht einfließen zu lassen und gegenteilige Strömungen zu unterbinden - und zwar unabhängig vom Fach. Selbst technische Fächer wie Mathematik oder Physik bieten Anhaltspunkte, hin und wieder auf andere Kulturen anzugehen, von anderen Fächern ganz zu schweigen.

Ist dieser Grundwille da, klappt das auch, wenn nicht, ist es auch sinnlos z.B. extra Stunden für kulturelles Zusammenleben anzubieten.
 
Du vermengst den Begriff "Kultur" mit politischem System und Staatsverfassung. Ich verstehe unter "Kultur" in diesem Zusammenhang den Bereich der privaten Lebensführung. Die muss allerdings mit der Verfassung und dem Rechtssystem des Gastlandes in Einklang stehen. Aber da bietet das deutsche Grundgesetz eine menge Raum.
Die private Lebensführung geht dem Staat nichts an, das ist Privatsache (ausser man verstosst gegen Recht). Da spielt es auch keine Rolle, ob man Deutscher ist, ob man einen Migrationshintergrund hat, ob man Ayslant ist, oder was auch immer.
Den Kulturbegriff finde ich deswegen so gut, weil er nicht so eingendend ist, wie andere Begriffe, und er meint eben die Gesamtheit der Lebensumstände. Daher ist dein Kulturverständnis viel zu kurz gegriffen.
Das sehe ich nicht anders. Für mich gehört der teilweise muttersprachliche Unterricht in Grundschulen allerdings zu den Voraussetzungen, die Migrantenkinder ermöglichen, selbst ihre eigene – bikulturelle – Identität auszubilden.
Nochmal: Du versehst nicht, was Integration ist. Die bikulturelle Identität ist da, notwendigerweise, wenn man in ein anderes Land zieht, die muss man nicht erst ausbilden. Es geht bei der Integration -vereinfachend formuliert- um eine Art Crashkurs in landestypische Lebensumstände und Rahmenbedingungen.

Diese bikulturelle Identität gilt es ja auch nicht zu verleugnen, deswegen geht die Migrationsforschung ja auch immer mehr vom Integrationsdenken weg, hin zum Transnationalen Denken, gerade um diese veränderten Identitätsformen durch die Globalisierung aufzugreifen.

Deswegen halte ich es auch für sinnvoll, mehr Lehrer mit Migrationshintergrund einzustellen, weil die besser in der Lage sind, diese Schwierigkeiten beim Kulturwechsel aufzugreifen. Aber das dann nicht muttersprachlich, denn das geht nach hinten los, wie z.B. die türkischen Schulen in Deutschland es richtig erkannt haben.

Ich finde es auch dämlich, das es Schulen gibt, in denen es verboten ist, das z.B. türkische Schüler in der Pause türkisch reden. Pause ist Pause, da können die von mir aus klingonisch reden.
Ein Sechsjähriger, der dagegen erfährt, dass er seine Herkunft, Traditionen und Bräuche möglichst vergessen muss, wenn er sich hier erfolgreich integrieren will, der wird Schwierigkeiten haben, ein eigenes Selbstbewusstein zu entwickeln.
Darum geht es doch nicht. Keiner verlangt irgend etwas zu vegessen, und das geht auch gar nicht, da überschätzt Du die staatliche Macht völlig. Es geht darum in die Lebensbedingungen eines Landes einzuführen.
Diese Zusammenhänge zu berücksichtigen sind nicht Ausdruck von Naivität, sondern geben psychischen und pädagogischen Faktoren bei der Persönlichkeitsbildung mehr Gewicht als bisher.
Ich bin Psychologe, also versuche bitte nicht mir die Perönlichkeitsentwicklung zu erklären, das kann ich besser, glaube mir das...
 
Die bikulturelle Identität ist da, notwendigerweise, wenn man in ein anderes Land zieht, die muss man nicht erst ausbilden. Es geht bei der Integration -vereinfachend formuliert- um eine Art Crashkurs in landestypische Lebensumstände und Rahmenbedingungen.
Das ist für die Erwachsenen Neuankömmlinge richtig, keine Frage. Aber wir haben in Deutschland mittlerweile auch eine dritte Generation, die hier aufgewachsen ist und aufwächst.

Keiner verlangt irgend etwas zu vergessen, und das geht auch gar nicht, da überschätzt Du die staatliche Macht völlig.
Eben weil es nicht geht, geraten Migrantenkinder m.E. in Schwierigkeiten, wenn sie die Erfahrung machen, dass "ihre" Kultur von Lehrern und Mitschülern gering geschätzt wird.

Ich bin Psychologe, also versuche bitte nicht mir die Perönlichkeitsentwicklung zu erklären, das kann ich besser, glaube mir das...
Bitte, ich halte mich gern raus, aber das ist für mich eben der zentrale Punkt, wenn man Integration langfristig betrachtet.
Vielleicht kannst du dann den mitlesenden Forumsmitgliedern bei Bedarf erklären, welche Rolle bespielsweise die eigene Sprache bei der Identitätsbildung von Kindern spielt. Dass du mehr Lehrer mit Migrationshintergrund einsetzen würdest, hast du ja dankenswerter Weise schon erwähnt.
 
Die private Lebensführung geht dem Staat nichts an, das ist Privatsache (ausser man verstosst gegen Recht). Da spielt es auch keine Rolle, ob man Deutscher ist, ob man einen Migrationshintergrund hat, ob man Ayslant ist, oder was auch immer.
Den Kulturbegriff finde ich deswegen so gut, weil er nicht so eingendend ist, wie andere Begriffe, und er meint eben die Gesamtheit der Lebensumstände. Daher ist dein Kulturverständnis viel zu kurz gegriffen.

Nochmal: Du versehst nicht, was Integration ist. Die bikulturelle Identität ist da, notwendigerweise, wenn man in ein anderes Land zieht, die muss man nicht erst ausbilden. Es geht bei der Integration -vereinfachend formuliert- um eine Art Crashkurs in landestypische Lebensumstände und Rahmenbedingungen.

Diese bikulturelle Identität gilt es ja auch nicht zu verleugnen, deswegen geht die Migrationsforschung ja auch immer mehr vom Integrationsdenken weg, hin zum Transnationalen Denken, gerade um diese veränderten Identitätsformen durch die Globalisierung aufzugreifen.

Deswegen halte ich es auch für sinnvoll, mehr Lehrer mit Migrationshintergrund einzustellen, weil die besser in der Lage sind, diese Schwierigkeiten beim Kulturwechsel aufzugreifen. Aber das dann nicht muttersprachlich, denn das geht nach hinten los, wie z.B. die türkischen Schulen in Deutschland es richtig erkannt haben.

Ich finde es auch dämlich, das es Schulen gibt, in denen es verboten ist, das z.B. türkische Schüler in der Pause türkisch reden. Pause ist Pause, da können die von mir aus klingonisch reden.

Darum geht es doch nicht. Keiner verlangt irgend etwas zu vegessen, und das geht auch gar nicht, da überschätzt Du die staatliche Macht völlig. Es geht darum in die Lebensbedingungen eines Landes einzuführen.

Ich bin Psychologe, also versuche bitte nicht mir die Perönlichkeitsentwicklung zu erklären, das kann ich besser, glaube mir das...

Wichtig ist nicht was man ist, sondern was man kann.
 
Respekt ist auch wichtig. Rispäkt yursälf!

...korrekt!

...das ist aber a) keine Einbahnstrasse und b) hat das mit mehr als nur "Status" zutun. Wie du schon richtig bemerkt hast, "man ist was man macht"
 
Bitte, ich halte mich gern raus, aber das ist für mich eben der zentrale Punkt, wenn man Integration langfristig betrachtet.
Vielleicht kannst du dann den mitlesenden Forumsmitgliedern bei Bedarf erklären, welche Rolle bespielsweise die eigene Sprache bei der Identitätsbildung von Kindern spielt. Dass du mehr Lehrer mit Migrationshintergrund einsetzen würdest, hast du ja dankenswerter Weise schon erwähnt.
Sprache ist eine Austauschmedium, etwas, mit dem man mit anderen über die Wirklichkeit in der man lebt reden, sich verständigen kann. Daher ist Sprache ein wichtiges Bindemittel um eine Gemeinschaft herzustellen, und um sich in der Gemeinschaft in der man lebt, zurechtzufinden. Das ist auch unabhängig vom Alter und gilt, egal, ob man nur Kind, Erwachsener oder Greis ist.

Aber es geht nicht um Identitätsbildung, es geht nicht darum mit etwas 'identisch' zu sein, sondern darum eine Persönlichkeit zu entwickeln, die auch ganz anders sein kann, als die der Eltern, oder als die 'Persönlichkeit', die das Bürgerliche Gesetzbuch gerne hätte. Kinder sind nicht einfach nur Kopien der Eltern, ihrer Kultur, oder von was auch immer. Was meinst Du, wie oft es passiert, das Kinder ihre Eltern ändern? Und wie oft Kinder sich gegen ihre Eltern durchsetzen müssen, weil sie etwas anders sehen.

Das nennt man Generationskonflikt, und das ist ein ganz wichtiger Motor persönlicher und gesellschaftlicher Entwicklung.
 
Sprache ist eine Austauschmedium, etwas, mit dem man mit anderen über die Wirklichkeit in der man lebt reden, sich verständigen kann. Daher ist Sprache ein wichtiges Bindemittel um eine Gemeinschaft herzustellen, und um sich in der Gemeinschaft in der man lebt, zurechtzufinden. Das ist auch unabhängig vom Alter und gilt, egal, ob man nur Kind, Erwachsener oder Greis ist.

Aber es geht nicht um Identitätsbildung, es geht nicht darum mit etwas 'identisch' zu sein, sondern darum eine Persönlichkeit zu entwickeln, die auch ganz anders sein kann, als die der Eltern, oder als die 'Persönlichkeit', die das Bürgerliche Gesetzbuch gerne hätte. Kinder sind nicht einfach nur Kopien der Eltern, ihrer Kultur, oder von was auch immer. Was meinst Du, wie oft es passiert, das Kinder ihre Eltern ändern? Und wie oft Kinder sich gegen ihre Eltern durchsetzen müssen, weil sie etwas anders sehen.

Das nennt man Generationskonflikt, und das ist ein ganz wichtiger Motor persönlicher und gesellschaftlicher Entwicklung.

"Danke"!
 
Kinder sind nicht einfach nur Kopien der Eltern, ihrer Kultur, oder von was auch immer. Was meinst Du, wie oft es passiert, das Kinder ihre Eltern ändern? Und wie oft Kinder sich gegen ihre Eltern durchsetzen müssen, weil sie etwas anders sehen.
Ich weiß, ich habe selbst 5 Kinder.

Das nennt man Generationskonflikt, und das ist ein ganz wichtiger Motor persönlicher und gesellschaftlicher Entwicklung.
Dennoch glaube ich, dass die Herkunft zunächst eine ganz wichtige Rolle spielt, das ist auch für deutsche Kinder so, für alle. Sie muss wertgeschätzt, darf nicht diskriminiert werden. Diese Erfahrung müssen auch Migrantenkinder machen können. Das sie anders sind, erfahren sie die meisten ohnehin ständig.

Von dieser Basis aus kann ein Kind dann seine eigene Persönlichkeit entwickeln. Mal so in aller Ehrfurcht als Laie gesprochen.

P.S.: Dir als Psychologe wird vielleicht aufgefallen sein, dass viele als Erwachsene auf die Suche nach ihren Wurzeln gehen. Die eigene Familiengeschichte bekommt für sie mit zunehmendem Alter wieder eine grössere Bedeutung. Entwurzelte Menschen tragen, denke ich, ihr Leben lang ein Defizit mit sich herum, das den labileren unter ihnen auch die eigene Zukunft erschwert. Das gilt für Einheimische, ganz besonders aber für Migranten. Glaube ich zumindest.
Jemand, der sich mit seiner Herkunft und Familie identifizieren kann, der kann auch ein ganz anderes Selbstwertgefühl entwickeln – und damit auch ganz andere Motivationen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dennoch glaube ich, dass die Herkunft zunächst eine ganz wichtige Rolle spielt, das ist auch für deutsche Kinder so, für alle. Sie muss wertgeschätzt, darf nicht diskriminiert werden.
Das Diskriminierung nicht sein darf ist eh klar.
P.S.: Die wird als Psychologe vielleicht aufgefallen sein, dass viele als Erwachsene auf die Suche nach ihren Wurzeln gehen.
Das nennt man Midlifecrisis ;)
Die eigene Familiengeschichte bekommt für sie mit zunehmendem Alter wieder eine grössere Bedeutung. Entwurzelte Menschen tragen es, denke ich, ihr Leben lang ein Defizit mit sich herum, das den labileren unter ihnen auch die eigene Zukunft erschwert.
Das ist ja nun ein etwas skeptischer und düsterer Blick auf Bikulturelle: Denn das ist ja nicht nur ein Defizit, das ist auch eine Bereicherung. Deswegen sind Migranten auch gut darin, einen fremden Blick auf Deutschland zu werfen und dadurch Sachen zu sehen, die wir selber nicht mehr sehen, und Sachen anders anzupacken, als wir es machen.

Es geht ja auch nicht nur um Entwurzelung, sondern auch darum neue Wurzeln zu bilden. Um bei dem Bild zu bleiben: man pflanzt sich als Migrant sozusagen um, das ist anfangs mühsam, weil die Wurzeln noch nicht verankert sind, deswegen braucht man da viel Pflege und Betreuung. Aber ohne die alten Wurzeln kann man auch keine neuen Wurzeln aufbauen. daher sind die alten Wurzel kein Ballast, sondern notwendig und wichtig.
Jemand, der sich mit seiner Herkunft und Familie identifizieren kann, der kann auch ein ganz anderes Selbstwertgefühl entwickeln – und damit auch ganz andere Motivationen.
Ja und Nein. Manche entwickeln gerade im Kontrast zur eigenen Familie ihr Selbstwertgefühl, und sind stolz darauf der Familie zu trotzen, auch wenn dann immer eine Trauer, ein Leiden bleibt, weil man sich von der Familie distanziert. Aber das gilt auch andersherum: wenn man nur bei der Familie bleibt, und keine 'revoltiernden' Tendenzen zeigt, 'trauert' man auch, weil man sich als allzu gehorsam fühlt. Es gibt im Seelischen nun mal keine Lösung ohne Reste.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich weiß, ich habe selbst 5 Kinder....

Wow! Respekt! Und alle von der gleichen Frau?:)

... Entwurzelte Menschen tragen, denke ich, ihr Leben lang ein Defizit mit sich herum, das den labileren unter ihnen auch die eigene Zukunft erschwert. Das gilt für Einheimische, ganz besonders aber für Migranten. ...

ja, ich bin auch sehr traurig darüber, dass ich ein Entwurzelter bin ...:heul: .... ernsthaft, ... aber immerhin weiss ich, wer mein Vater war, was nicht jeder behaupten kann:D
 
Zuletzt bearbeitet:
...können wir vielleicht mal wieder "sachlich" werden und zum Thema zurück kommen?

...ich hab für diejenigen, die es interessiert, das Sarrazin Interview in eine PDF überführt.

...bei Interesse -> pn an mich.
 
Deswegen sind Migranten auch gut darin, einen fremden Blick auf Deutschland zu werfen und dadurch Sachen zu sehen, die wir selber nicht mehr sehen, und Sachen anders anzupacken, als wir es machen.
Deswegen empfinde ich Migranten eher als Bereicherung für Deutschland und kann in die Schmähgesänge a la Sarrazin nicht einstimmen.
Ich würde die Zahl der Migranten eher erhöhen, und speziell für gebildete die Einreise erleichtern.

Langfristig kommen wir ohnehin nicht drumherum – in 50 Jahren wird die Bevölkerungsstruktur hier viel internationaler sein als jetzt.
Der deutsche Kern wird dann hautsächlich aus verarmten Senioren bestehen, die Rammstein hören und der deutschen Leitkultur hinterherweinen.
 
Deswegen empfinde ich Migranten eher als Bereicherung für Deutschland und kann in die Schmähgesänge a la Sarrazin nicht einstimmen.
Ich würde die Zahl der Migranten eher erhöhen, und speziell für gebildete die Einreise erleichtern.
Obwohl ich mir nicht im Klaren darüber bin, ob du eine Finte im Schilde führst, finde ich deine Äußerung angesichts dieser Sarrazin-Äußerung einigermaßen ambivalent:

"Die Türken erobern Deutschland genauso, wie die Kosovaren das Kosovo erobert haben: durch eine höhere Geburtenrate.
Das würde mir gefallen, wenn es osteuropäische Juden wären mit einem um 15 Prozent höheren IQ als dem der deutschen Bevölkerung.
Ich habe dazu keine Lust bei Bevölkerungsgruppen, die ihre Bringschuld zur Integration nicht akzeptieren, und auch, weil es extrem viel Geld kostet und wir in den nächsten Jahrzehnten genügend andere große Herausforderungen zu bewältigen haben."
 
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