Es gibt viele Arten von Hedge Fonds, allen gemein ist, dass sie auf wesentlich höheres Risiko gehen als normale Anlageformen – aber auch wesentlich mehr Profit erwirtschaften können.
So sind durch die US-Immobilienkrise einige Fonds, die ihre Risiko-Immobilienpapiere nun abschreiben müssen, ins Trudeln geraten.
Weil Hedge Fonds aber auch in Unternehmen investieren, die bei ihren normalen Hausbanken kein oder nur teures Geld bekämen, sind sie auch wichtige Geldgeber für Innovationen.
Von Hedge Fonds gehen im wesentlich zwei Gefahren aus:
Die von ihnen gelenkten Geldströme sind so groß, dass sie ganze Volkswirtschaften zum Zusammenbrechen bringen und international für Wirtschaftskrisen sorgen könnten.
Weil sie oft (nicht immer!) kurzfristige Profite im Auge haben, zerstören sie auch gesunde Firmen. Wenn ein Hedge Fond die Aktien eines Unternehmens aufkauft, dann mit geliehenem Geld. Die Zinsen dafür bezahlen aber nicht die Fonds, sondern müssen die gekauften Firmen selbst erwirtschaften. Das kann dann Entlassungen und schließlich den Ruin bedeuten.
Oft genug werden die Firmen dann zerlegt und ausgeweidet.
Letzteres sorgt für die anhaltende Kritik ("Heuschrecken").
Manche Volkswirtschaftler meinen allerdings, dass Hedge Fonds aber auch für eine Bereinigung der Wirtschaft sorgen, weil die zerlegten Betriebe früher oder später ohnehin in Schwierigkeiten gekommen wären.
Und was die ganze Sache noch schwieriger macht, ist der Widerstand der Wirtschaft selbst gegen eine Verschärfung des Aktienrechts und die Kontrollen, um Hedge Fonds fernzuhalten.
Sie fürchten nämlich zweierlei: Dass es dann schwieriger wird, an Geld zu kommen (dafür legt man ja Aktien auf), und dass das internationale Kapital dann die deutschen Börsen meidet.
Und dann haben wir noch eine weitere Entwicklung, die alles verzwickter macht: Große Staaten legen mittlerweile selbst Staatsfonds auf, mit denen sie im Ausland Aktien einkaufen gehen. Die sind mit riesigen Summen ausgestattet, z.B. aus den Öl- und Gaseinnahmen Rußlands. Auch China mischt dabei mit.
Das alles führt dazu, dass die Managements großer Firmen unablässig damit beschäftigt sind, sich vor unliebsamen Übernahmen zu schützen – auch, indem sie sich mit anderen großen Firmen zusammenschließen, in der Hoffnung, so ein unverdaulicher Happen zu werden.
Ich weiss nicht, wer es gesagt hat, aber der Kapitalismus war schon immer ein Ritt auf einem Tiger.
Edit: Ich lese grade in der SZ von heute einen Kommentar zum Thema, weil sowohl Glos (Wirtschaftsminister, CSU) als auch die SPD stärkere Kontrollen fordern.
Zitat:
"Nimmt man die Äußerungen zum angeblichen Schutz der deutschen Wirtschaft zusammen, könnte man den Eindruck gewinnen, wir stünden kurz vor der Übernahme durch wechselweise Russland, China, ausländische Großkonzerne oder gar "Heuschrecken". (…)
SPD-Fraktionschef Peter Struck will jetzt allen Ernstes eine Beteiligungsobergrenze für Hedge- Fonds einführen - als ob es sich dabei um Finanzfirmen des Teufels handele. Solche Vorschläge haben gemein, dass sie Horrorszenarien zu Grunde legen, für die es keine vernünftigen Anhaltspunkte gibt. Noch ist kein funktionierendes Großunternehmen in Gefahr geraten und die Bilanz der Finanzinvestoren in der Summe sogar positiv: Einigen Exzessen steht viel gutes Geschäft gegenüber.
Nein, das Problem deutscher Unternehmen sind in aller Regel nicht böse Angreifer, sondern hausgemachtes Missmanagement. Wohl aber droht die Diskussion die Attraktivität des Investitionsstandorts zu beschädigen."
Fazit des Kommentators: der Industriestandort Deutschland könn es sich nicht leisten, die "Schotten dicht zu machen".