Haftung als freier RZler?

Hallo Nicole,

vielleicht bin ich zu alt um dieses Vertrauen in PDF-Dokumente
zu haben/bekommen. Wirklich relativ stressfrei waren die „hand-
made”-Reinzeichnungen auf Schöllerhammer-Pappe. Nichts konnte
„verrutschen”. Die Farbwerte der Litho handschriftlich auf dem
Überleger vorgegeben. Nur Standfotos verwendet. Originalfotos
beiigelegt. Den Andruck oder das Cromalin kontrolliert. Zur Druck-
abnahme vor Ort gewesen. Papierqualität und Farbgebung kontrol-
liert. Unterschrieben. Fertig.

Dann kam DTP. Wie oft passierte es, dass Schriften, die mitgelie-
fert wurden, von der Litho nicht importiert wurden, weil sie auf
ihren Rechnern eine „ähnliche” Schrift hatten. Oder eine Import-
Aufforderung des Dokumentes übersahen. Stimmten auch die
Scans der Fotos? Dies hiess unter Umstaänden neue Lithos!
Von diesen Kosten zu schweigen, die Termine platzten. Neue
Kosten wegen gebuchter Druckerei.

Nun der Weg über PDF. Erst Original-Dokumenten-Kontrolle, zu-
mindest Schwarzweiss-Ausdrucke. Dann PDF, nochmals Kontroll-
Ausdrucke. Proofs von den relevanten Seiten (kann ja nicht 800
Seiten proofen lassen).

Trotzdem bleibt eine gewaltige Ungewissheit wegen der Umwand-
lung von einem Programm in ein anderes. Bei kleineren Aufträgen
habe ich auch kein psychisches Problem mit der PDF-Übergabe.

Aber speziell in meinem Fall (800 Seiten Bildband mit partiellem
Lack) bekomme ich Magengeschwüre. Noch versuche ich meinen
Kunden zu überreden, aus der Originaldatei zu drucken. Ich würde
einfach ruhiger leben. Ebenso geht es Al Terego mit seinem Job.

Grüsse Jürgen
 
JürgenggB schrieb:
Hallo Nicole,

vielleicht bin ich zu alt um dieses Vertrauen in PDF-Dokumente
zu haben/bekommen. Wirklich relativ stressfrei waren die „hand-
made”-Reinzeichnungen auf Schöllerhammer-Pappe. Nichts konnte
„verrutschen”. Die Farbwerte der Litho handschriftlich auf dem
Überleger vorgegeben. Nur Standfotos verwendet. Originalfotos
beiigelegt. Den Andruck oder das Cromalin kontrolliert. Zur Druck-
abnahme vor Ort gewesen. Papierqualität und Farbgebung kontrol-
liert. Unterschrieben. Fertig.

Dann kam DTP. Wie oft passierte es, dass Schriften, die mitgelie-
fert wurden, von der Litho nicht importiert wurden, weil sie auf
ihren Rechnern eine „ähnliche” Schrift hatten. Oder eine Import-
Aufforderung des Dokumentes übersahen. Stimmten auch die
Scans der Fotos? Dies hiess unter Umstaänden neue Lithos!
Von diesen Kosten zu schweigen, die Termine platzten. Neue
Kosten wegen gebuchter Druckerei.

Nun der Weg über PDF. Erst Original-Dokumenten-Kontrolle, zu-
mindest Schwarzweiss-Ausdrucke. Dann PDF, nochmals Kontroll-
Ausdrucke. Proofs von den relevanten Seiten (kann ja nicht 800
Seiten proofen lassen).

Trotzdem bleibt eine gewaltige Ungewissheit wegen der Umwand-
lung von einem Programm in ein anderes. Bei kleineren Aufträgen
habe ich auch kein psychisches Problem mit der PDF-Übergabe.

Aber speziell in meinem Fall (800 Seiten Bildband mit partiellem
Lack) bekomme ich Magengeschwüre. Noch versuche ich meinen
Kunden zu überreden, aus der Originaldatei zu drucken. Ich würde
einfach ruhiger leben. Ebenso geht es Al Terego mit seinem Job.

Grüsse Jürgen
[ot]diese zeiten sind endgültig vorbei.
und obwohl man meinen könnte, dass uns die digitalisierung das leben erleichtern sollte, vieles geht doch verloren, vor allem gewisse sicherheiten in und um den job. das gleiche meinten vermutlich die arbeiter, die die industriemaschinen um mitte des 19. jhdts oftmals zerstört haben.

peter drucker meinte sogar, dass die computerindustrie, als industrie, keinen penny gemacht hat. alles ging auf kosten der anderen wirtschaftszweige.[/ot]
rob
 
Hallo Rob,

wahre Worte clap

Gruss Jürgen
 
JürgenggB schrieb:
Hallo Nicole,

vielleicht bin ich zu alt um dieses Vertrauen in PDF-Dokumente
zu haben/bekommen. Wirklich relativ stressfrei waren die „hand-
made”-Reinzeichnungen auf Schöllerhammer-Pappe. Nichts konnte
„verrutschen”. Die Farbwerte der Litho handschriftlich auf dem
Überleger vorgegeben. Nur Standfotos verwendet. Originalfotos
beiigelegt. Den Andruck oder das Cromalin kontrolliert. Zur Druck-
abnahme vor Ort gewesen. Papierqualität und Farbgebung kontrol-
liert. Unterschrieben. Fertig.

Schön das das noch jemand so kennt!!!! Und der Duft des Fixogums...


Aber speziell in meinem Fall (800 Seiten Bildband mit partiellem
Lack) bekomme ich Magengeschwüre. Noch versuche ich meinen
Kunden zu überreden, aus der Originaldatei zu drucken. Ich würde
einfach ruhiger leben. Ebenso geht es Al Terego mit seinem Job.

Grüsse Jürgen


Gute Druckereien stellen die Destiller-Datei ins Netz zur Kontrolle.
Damit habe ich gute Erfahrungen.
Bei so einem Projekt würde ich mir die Zeit nehmen, zur Druckerei zu
fahren. Auch ins Ausland. 2 mal. Einmal zur Datei/Andruck-Kontrolle und
dann zur Druckabnahme. Bei ähnlichen Umfängen habe ich gute
Erfahrungen damit gemacht. Die Kosten kann man ja dritteln. 1/3 Kunde,
1/3 Grafiker/Agentur, 1/3 Druckerei. Alle sind sicher und zufrieden.
 
JürgenggB schrieb:
(...)Wirklich relativ stressfrei waren die „hand-
made”-Reinzeichnungen auf Schöllerhammer-Pappe. Nichts konnte
„verrutschen”. Die Farbwerte der Litho handschriftlich auf dem
Überleger vorgegeben. Nur Standfotos verwendet. Originalfotos
beiigelegt. Den Andruck oder das Cromalin kontrolliert. Zur Druck-
abnahme vor Ort gewesen. Papierqualität und Farbgebung kontrol-
liert. Unterschrieben. Fertig.

Dann kam DTP.(...)

Hi Jürgen,

ich muß sagen, ich denk da völlig anders drüber... oder ich lese das
von dir irgendwie falsch.

Ich erinnere mich gerne an die "Bastelei" zurück, an Standlayouts mit
Auszeichnungen, Besprechungen mit der Druckvorstufe, den Mann in
der Repro bewundernd, wie er das wieder hinkriegt...

Aber: Was war das für ein Aufwand!
Wenn ich da an deinen 800-seitigen Bildband denke. Du hättest damals
ja gleich noch jemanden einstellen müssen.

Für jede Bildverarbeitung bin ich stundenlang neben dem Repro-Mann
gesessen. Jetzt kann ich mir alle meine Layout-Design-Schnickschnack-
Wünsche in kurzer Zeit selbst erfüllen.

Und die Fehler, die heute noch passieren, sind minimal, meist reicht
1 einziger Proof am Ende aus. Früher war mit jeder Änderung ein riesen
Orga-Aufwand verbunden, und wieder musste ein Proof her. Von den
Kosten mal ganz zu schweigen.

Für mich ist eine Anzeige oder eine Verpackung ein Gesamtbild. Das
sollte der "Künstler" alleine frei gestalten können. Für gute Designer
ist ein gutes DTP-Programm von daher ein Schlaraffenland. Obwohl –
vieles ging auch verloren... früher wollte man oft das "Scribble" von
mir "genau so!" umgesetzt. Typo-Scribble in einer Anzeige. Naja, dafür
gibt es ja jetzt geeignete Scribble-Fonts ;)

Ich verzettel mich...

Ach, eines noch: Deine Signatur erinnert mich an den schrecklichen
Standard-Spruch vieler Mütter und Väter. Brrr... aber egal, meine ist
auch nicht besser.
Grüße, MacEnroe
 
Hallo RedMary,

ich akzeptiere ja alle eure
Ausführungen, jedoch mir fehlt
der Glaube. :mad:

Die Kosten sind kein Faktor.


Grüsse Jürgen
 
Hallo MacEnroe,

ich bin nicht der Nostalgie verfallen und den Eindruck
erwecken, alles wäre damals besser gewesen.

Ich weiss sehr wohl die Vorzüge von DTP zu schätzen.
Schon alleine dadurch, dass ich damit in der Vorstufe
nahezu autark bin.

Scribbles verliessen bei mir nie das Haus, diese waren
intern. Prinzipiell bekam der Kunde nur Reinlayouts. So
wurden die Kunden von Beginn an „verwöhnt”, sahen
den Entwurf in nahezu druckfertiger Qualität und hatten
weniger zu meckern,akzeptierten meine höheren „Gagen”
gegenüber der Konkurrenz. Insofern kommt mir dadurch
natürlich DTP sehr gelegen.

Auch für mich ist das was ich abliefere, sei es Verpackung,
Buch oder Messstand ein „Gesamtkunstwerk” ergo alles
am Besten aus einer Hand.

Für den Bildband habe ich zwei ehemalige Retuscheure
als Freelancer zur Seite. Alleine ist das Gewussel auch am
Mac nicht zu schaffen.

Kennst Du noch den Spruch: „Sie haben einen Apple? Das
ist doch der Grafik-Computer, bei dem sie nur den Knopf
drücken müssen!"


Zu meiner Signatur: Hast Du Smiley übersehen? :)

Grüsse Jürgen
 
JürgenggB schrieb:
Hallo MacEnroe,

ich bin nicht der Nostalgie verfallen und den Eindruck
erwecken, alles wäre damals besser gewesen.
Den Eindruck hatte ich so ein wenig. Aber dir ging es
ja um was anderes... dachte ich mir schon.
JürgenggB schrieb:
Ich weiss sehr wohl die Vorzüge von DTP zu schätzen.
Schon alleine dadurch, dass ich damit in der Vorstufe
nahezu autark bin.

Scribbles verliessen bei mir nie das Haus, diese waren
intern. Prinzipiell bekam der Kunde nur Reinlayouts.
Das war noch zu Zeiten, als mir ein Chef die Scribbles
unter der Nase wegzog, weil er sofort zum Kunden muss...
Ich war fast nie bei Kundengesprächen dabei. (Großer
Fehler und Lethargie meinerseits, ich war ziemlich un-
erfahren was das betrifft)
JürgenggB schrieb:
(...)
Für den Bildband habe ich zwei ehemalige Retuscheure
als Freelancer zur Seite. Alleine ist das Gewussel auch am
Mac nicht zu schaffen.
Toi Toi Toi für den Job. Und für weitere Bildbände!!!
JürgenggB schrieb:
Kennst Du noch den Spruch: „Sie haben einen Apple? Das
ist doch der Grafik-Computer, bei dem sie nur den Knopf
drücken müssen!"
Der Firmenchef meines Kunden hat mich mal gefragt: "Und SIE
machen die Illustrationen alle selber?" "Ja". "Und machen Sie
das alles am Computer oder müssen Sie da auch zeichnen?"
Logisch zeichne ich von Hand. Irgendwie denken die Leute
wirklich, alles geht von alleine. Naja, solange sie gut zahlen...
JürgenggB schrieb:
Zu meiner Signatur: Hast Du Smiley übersehen? :)
Der reißt es auch nicht mehr raus :D

Frohes Bildbändern!
 
als ich in österreich angekommen bin, da haben sich die tschecheoslovaken (damals noch immer beide nationen zusammen) die arbeiten zugeschanzt.
die polen waren so stolz, dass die arbeiten flöten gegangen sind, weil sie es nicht zustande gebracht haben, dem anderen landsmann einen wirtschaftlichen gefallen zu tun...

warum kriege ich solche gefühle wieder?

ob man nostalgisch ist oder nicht, spielt hier keine rolle, da wir alle in der realität leben (die, laut berti vogts, mit der wirklichkeit nix zu tun hat ;))
rob
 
Naja, mit "hochwertigen" Bildbänden kann ich nicht dienen, aber für einen Comicverlag habe ich auch schon 600 Seiten starke Bücher reingezeichnet. Schon da war ich begeistert, dass ich einfach eine geschlossene Datei an die Druckerei weitergeben konnte in Form eines pdf.

Ja, auch ich kenn noch die letzten Züge der nostalgischen Zeiten. Der PC meines Chefs wurde während meiner Ausbildung wie ein Rohdiamant behandelt. Und ich habe auch Reinzeichnungen am Leuchttisch gemacht, oft Sachen neu machen müssen, weil der Rappi gespuckt hat. Stunden habe ich in der Dunkelkammer mit der blöden Reprokamera zugebracht und alle Filme noch von Hand entwickelt. Es gab lediglich einen schwarz-weiß-Laserdrucker. Für Präsentationen wurden die sw-Drucke mit Hilfe von Bügelfarben und Farbfolien coloriert. Ich habe Filme von Hand ausgefleckt und Masken aus Ulanofolie geschnitten.

Ich vermisse diese Handarbeit auch oft – trotzdem weiß ich den Fortschritt und den Umgang mit pdf sehr zu schätzen! Vielleicht ist es ein bißchen die Angst vorm Unbekannten? Ich habe einige Seminare und Vorträge zum Thema pdf in der Druckvorstufe besucht und habe das Glück im Freundeskreis einige Profis aus dem Druckvorstufenbereich zu haben, die mich immer auf dem Laufenden halten. Daher wohl mein großes Vertrauen. Angst macht nur, was man nicht kennt, oder wo man unsicher ist, was vielleicht passieren könnte. Je vertrautert die Thematik, um so entspannter kann man damit umgehen und einfach den großen Luxus genießen.

Viele Grüße vom Leuchttisch
Nicole
(die grad einen historischen Moment erlebt und ein paar "Handzeichnungen" machen darf")
 
@nicole
wenn du von den filmen sprichst: in 1998 habe ich meinen ersten animationsfilm auf dem leuchttisch gezeichnet. erst nach zwei monaten habe ich das digitalisiert und erst dann konnte ich sehen, was die zeichnungenabfolge wirklich darstellt.
jetzt (in 2d-software) kann ich in sekunden die sog. 'pencil tests' anschauen und ggf. sofort korrigieren.

ich finde den fortschritt grossartig, man muss aber die realität schon richtig abschätzen: viele leute bleiben deswegen auf der strecke.
rob
 
Oops, driften wir ab in einen Nostalgie-Thread? :)
Ich vermisse Ulanofolie und Klebepappen überhaupt nicht. Bin aber froh, diese Zeit mitgemacht zu haben, da durch die händische Arbeit z.B. an Zeichenausgleich mit Kleber und Skalpell ein Bewusstsein und ein Gespür für so manche Dinge unseres Metiers entstanden ist, das die Youngster von heute überhaupt nicht mehr mitbekommen haben und werden.

Dennoch ging es ursprünglich um das Thema Haftung als RZler.
Und da das Objekt bei der Kundenfreigabe und das Objekt, das letztendlich weiterverarbeitet wird zwei verschiedene Paar Schuhe sind, ist das Thema eben heiß wie nie zuvor. Und wer den Durchblick in technischer Hinsicht nicht hat, kann sich ziemlich flott mit hohen Schadenssummen konfrontiert sehen. Wesentlich eher als „früher“. Und da darf einem schonmal die Muffe gehen.

Besten Gruß, Al
 
Wie schreiben hier von Haftpflicht. Welche in unserer
Branche schlecht oder gar nicht abzusichern ist, da
Vieles von den Versicherungen als „grob fahrlässig”
interpretiert werden kann und wird.

Dringender finde ich eine Firmenrechtsschutzver-
sicherung wie sie von der Allianz bis in die Achtziger
angeboten wurde. Leider aber wurde dieser wg.
zu hoher Kosten für die Versicherer geschlossen.

Versichert waren alle Rechtsstreitigkeiten der Firma.
Ich habe während der Laufzeit der Versicherung diese
31 mal in Anspruch genommen vorwiegend wegen
Copyrightverletzungen und Honorarstreitigkeiten,
gewonnen 29, zweimal Vergleich. Das heisst, der Ver-
sicherung entstanden zumindest in meinem Falle keine
Kosten, welche nicht durch die hohen Beiträge über
die Jahre gedeckt gewesen wären.

Sämtliche Versicherungen, vermögensbildenden
Aktivitäten und Privatversicherungen meiner Agentur
liefen über die Allianz.

Beim letzten Prozess, zugleich ein Vergleich, nutzte
die Allianz dies zur Flurbereinigung, sprich Kündigung
der Firmenrechtsschutzversicherung. Steht ja jeder
Versicherung zu, nach Schadensfall zu kündigen. Eben-
so den Versicherten.

Wie ich dann aus informierter Quelle erfuhr, machten
sie dies mit vielen Versicherten um den Firmenrechts-
schutz in dieser Form ad acta zu legen. Was mich
veranlasste, sturwie ich sein kann, sämtliche
Aktivas bei der Allianz zu kündigen. Auch mit Verlust.
Meine Beiträge zu allen Aktivitäten bei der Allianz
betrugen jährlich ca.32.500 DM.

Interessant wäre es zu wissen ob es noch eine Ver-
sicherung dieser Form gibt. Ich benötige sie nicht
mehr, da ich eh bald Rente bekomme. Für Newcomer
wäre es aber interessant.

Gruss Jürgen
 
Zurück
Oben Unten