edit..dazu könnte man noch überlegen ob nicht sogar ein gegenteiliger Effekt erzielt wird, anstatt dass das Geschlecht keiner grosse Rolle mehr spielen sollte wird es eben durch den sprachlichen Fokus wieder mehr nach vorne gebracht, ein besonderes Augenmerk auf dieses wird erzielt und eben nicht umgekehrt...
Vor wenigen Jahren
Catherine Newmark schrieb in der Zeit Zitat
Machen wir etwa zu viel Gedöns um Geschlechterhierarchie?
Aber jenseits solcher Absurditäten: Die Schlagkraft der Anti-Gender-Front lässt Fragen aufkommen. Haben wir – Feministinnen, Emanzipationsinteressierte, Gender-Studies-Affine – es vielleicht irgendwie versäumt, unsere generell nicht weltzerstörerische Absicht deutlich genug kundzutun? Kommunizieren wir unsere umfassende Akzeptanz des männlichen Geschlechts unzureichend? Machen wir zu viel Gedöns um das bisschen Rolleneinschränkung und Geschlechterhierarchie? Sind wir, um es in ganz traditioneller weiblicher Manier zu formulieren, vielleicht selber schuld? Als wir aus "feministischer Theorie" und "Feminismus" "Gender Studies" gemacht haben, weil wir nicht mehr nur unsere Probleme, sondern auch die aller anderen Geschlechter ernst nehmen wollten, haben wir da übersehen, dass es eine Menge Menschen gibt, die gar nicht befreit werden wollen? Denen es nicht angenehm ist, darüber nachzudenken, dass die Dinge nicht so sein müssen, wie sie "immer" (also seit den 1950ern) waren? Denen der Gedanke, dass ihr Leben auch ganz anders sein könnte – oder nur schon der Gedanke, dass das Leben anderer ganz anders sein könnte – beängstigend vorkommt? Weisen wir nicht ausdrücklich genug darauf hin, dass die Akzeptanz verschiedenster Lebensweisen auch die sogenannt klassischen mit umfasst? Und dass die Forderung nach der Legalisierung von Homo-Ehen nicht vorrangig dem Wunsch nach einer
Delegitimierung von Hetero-Ehen entspringt?
Oder, um einige Gedanken des renommierten Geschlechterforschers Stefan Hirschauer aufzunehmen, der in einem
polemischen Text, bewusst das Risiko des Applauses von der falschen Seite in Kauf nehmend, allerlei Missstände in den akademischen Gender Studies angeprangert hat: Ist die Inklusivität von Gender Studies wirklich nur der "dünne rhetorische Lack" über einer in weiten Teilen ganz traditionellen feministischen "Gegenwissenschaft", die sich vor allem die Sache der Frauen auf die Fahnen geschrieben hat? Und vor allem: Missverstehen wir die Sache grundlegend, indem wir das mit dem Geschlecht zu ernst nehmen? Ist die traditionelle kulturelle Verpflichtung von Frauen auf ihr Geschlecht dafür verantwortlich, dass diese den Menschen in einem übertriebenen Maße als geschlechtliches Wesen thematisieren?
Ich glaube: nein. Die Geschlechterordnung muss vielleicht nicht notwendigerweise zentral sein, aber in unseren Gesellschaften ist sie es. Und sie muss kritisiert werden, weil es neben vielen rundum mit dem Status quo Zufriedenen auch etliche Unzufriedene gibt. Dass die Diskussion darum, wer wir sein wollen und wie wir leben wollen, auch robust werden kann, ist klar. Und so gewiss, wie die Tatsache, dass
Pluto ein Zwergplanetist, ist auch, dass Feministinnen sich irren können und manchmal ärgerlich sind. Aber, liebe Gender-Gegner und "Urviecher" (Zitat Ulrich Kutschera): Wir wollen euch nicht zu einer "Sekte" bekehren. Über ein bisschen Rückkehr zur klassischen Tugend der vernünftigen Mäßigung würden wir uns freilich freuen.
Zitat Ende
https://www.zeit.de/kultur/2015-07/gender-studies-feminismus-10nach8/komplettansicht 🙋🏻♀️