Geht ein Leben ohne... Zeit für Kommerz vs. Vernunft

Danke für die Diskussionen. Ich sehe, ich bin nicht allein. Übrigens, den shuffle halte ich auch für so eine einfache Erfindung. Versteht auf Anhieb jeder und man kann das Teil überall anstecken.

Zum Thema Auto: So alle Funktionen habe ich bei unserem Bordcomputer immer noch nicht verstanden - dabei ist der Wagen bereits 7 Jahre alt...
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich werde bald umziehen und freue mich jetzt schon darauf mein Eigentum nach »kommt in den Umzugskarton« und nach »kommt in die blaue Tüte« zu sortieren… alles was weder praktisch ist noch mein Herz berührt möchte ich wegwerfen und ich befürchte oder hoffe viel mehr, dass ich viel entsorgen werde. Ich möchte mein Leben sortieren, gedanklich wie auch ganz praktisch.
 
Es ist schon schlimm. In ca. 15 Jahren werde ich aus der werberelevanten Zielgruppe fallen, doch bereits jetzt spricht mich kaum noch etwas an.[…]

Erstmal auch Dank an dich, weil es sich lohnt zu Ende zu lesen.
Gut geschrieben und auf'n Punkt.

Nun ist es ja so, dass die Werbeindustrie und Zugehörige "auch nur ihren Job" machen.
Das Rad wurde erfunden – das geht nur einmal.
Second step: verbessern.

Dabei ist es mehr oder minder auch geblieben.
Ich für meinen Teil warte da auf die "Revolution der Werbung".
Heutzutage bringen die Möglichkeiten der Technik schier unendliches mit.
Die Umsetzung ist dann so gut, wie die Köpfe dahinter.

Wir befinden uns ja, stark angenommen, in einer Phase, wo die aktuelle
Medientechnik die Massnahmen der Umsetzung revolutioniert. Fortführend.
Die Köpfe dahinter jedoch sitzen in genau dem selben Boot wie vorher.
Die finanziellen Mittel fliessen zäh für Neues und Anderes.
Mutige werden nicht immer belohnt, dass ist leider ab und zu so.
Im Großen und Ganzen funktioniert das alles wie ein Spiel, wo die Regeln
einerseits erstellt und anderseits erstmal "gefunden" werden müssen.

Dein anscheinend doch gutes Gefühl in deiner Situation ist völlig ok und
du fühlst sicherlich nicht alleine.

Individualismus ist gesund und bietet einem Schutz davor. :)
Und genau dort wird auch ganz gerne industriell marketing-technisch gefischt –
nur gelingt es dieser Zielgruppe an Individualisten sich besser davor zu schützen.

Die anderen sind die "Splittergruppe" dieser Zielgruppen und konsumieren.
Charakter-, intressen- & einkommensabhängig; buntes Treiben.

Es ist immer gut sicher zu wissen, was man will.
Und Produkte, die keiner braucht, weil niemand sie herstellt, können weder
beworben noch gekauft werden. Dafür bezahlt niemand auch nur einen Heller.
Und genau das könnte in diesem heutigen Spiel ein Problem darstellen.

We'll Live And Die In These Towns
 
Das erste Mal hab ich alles verschenkt, was ich nicht brauchte, weil ich wollte, dass alles, was ich besitze, in meinen VW-Bus passen muss.
Das war ein wunderbares Gefühl, ich war beruflich vom Wohnort unabhängig und bin häufig umgezogen. Eine schöne Zeit...

Später wurde ich sesshaft (feste Bindung), und dies und das sammelte sich an, was nicht mehr in den Bus passte. Dann hat ein Brand meinen gesamten Besitz zu Rauch und Asche gemacht. Ich war froh, gesund davon gekommen zu sein, und fand den Neuanfang spannend.

Jetzt betrachte ich das Sammelsurium, das sich in 20jährigem Familienleben angesammelt hat. Es ist unglaublich, ich würde jetzt 30 VW-Busse brauchen, um alles wegzuschaffen. Vieles davon ist mir zu schade zum Wegwerfen, ich schaffe es nicht.

Aber ich freue mich darauf, wenn alle Kinder aus dem Haus sind. Dann werden meine Frau und ich das große Haus verkaufen und in ein ganz kleines ziehen.
Es darf nur das mit, was, sagen wir mal, in einen 7,5-Tonner passt. Und nur die soliden brauchbaren Sachen.
Darauf freue ich mich jetzt schon. ich hab einfach keine Lust mehr auf diesen ganzen Gimmick-Scheiß mit brikettschweren Bedienungsanleitungen. Die fressen nur Lebenszeit.
Ich will, vom Rechner mal abgesehen, ein analoges Leben.

Und ich will solide Sachen.
In letzter Zeit sind alle Geräte, die ich für den Haushalt angeschafft habe, ganz schnell kaputt gegangen. Die waren von Phillips, von Krups, von AEG – also Markengeräte, aber offenbar irgendwo billig zusammengekloppt, so dass sie grade die Garantiezeit durchhalten.

Mir geht dieses Anschaffungs- und Wegwerfkarussel auf den Senkel. Ich boykottiere die Binnennachfrage jetzt.
Und wenn ich was brauche, gehe ich nur noch zu den Fachhändlern meines Vertrauens. "Wussten Sie denn nicht, dass AEG zwei Sorten von Geräten baut? Das was Sie haben, wird in Polen hergestellt, so was verkaufen wir gar nicht."
 
Ja, das mit den Lasten den Eigentums ist in der Tat ein Aspekt.
Viel Besitz finde ich ebenfalls eher hinderlich als erstrebenswert.
Aber finanzieller und emotionaler Ballast wie Neuwagen, Eigenheim, viele teure Konsumgüter: :nono:
 
ich habe den Thread anscheinend falsch (oder doch richtig??) verstanden.
Ob ich jetzt eine Bodum-Kaffeemaschine oder eine elektrische im Porsche Design habe, ob mein Espresso aus dem Bialetti Alu-Kännchen oder aus der ECM töpfelt ist doch Jacke wie Hose. Die Frage ist nur ob ich ein neues Gadget wirklich haben muss nur weil es neu ist??

für mich ist es ein unterschied - die bodum-kanne sehe ich nicht so seh als maschine an, die gab es außerdem schon bei uns zu hause als ich geboren wurde. ist nicht mehr maschine, als eine kanne mit filter oben drauf auch ist. zudem nachhaltiger, weil keine filter weggeworfen werden :D
und nun, die bialetti ist nunmal die einfachste version espresso zu machen und ist auch ein eher schlechtes beispiel eines neuen hippen must-have-produkt, wenn ich es mal so ausdrücken darf :noplan: werden doch schon jahrzehnte hergestellt
die kaffee-vollautomaten hingegen sind schon so eine sache, die plötzlich jeder braucht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich für meinen Teil warte da auf die "Revolution der Werbung".
Heutzutage bringen die Möglichkeiten der Technik schier unendliches mit.
Die Umsetzung ist dann so gut, wie die Köpfe dahinter.

[/I]
Und bei den Köpfen haperts..
Ich warte schon einige Jahre bis die Damen und Herren Werbefritz(innen) endlich mal checken, dass die Mehrzahl ihrer Werbestrategien zbsp. im TV, recht unbeliebt sind. Zu laut zu dumm selten witzig und nie informativ. Alles springt bei werbung auf macht leiser und oder wechselt denn Sender.

Warum nochmal wird man als Konsument vor, während und nach der WM2006 täglich wiederholt und wiederholt mit immer demselben Werbespot gequält, bis man sich schwört niemlas dieses Bier zu kaufen ?
Das ist doch kein Fortschritt sondern Dummheit.

Derweil stimme ich dem Themenstarter voll zu, mir gehts genauso.

Viel Arbeit, Geld und Dinge,---- Wenig, Zeit, Ruhe, Beobachtung, Denken.

Sich da rauszuhalten bedeutet oft Isolation und Freaktum, leider.
 
Wenn ich ein dickes Handy bei nem Kollegen sehe, dann will ich das auch immer sofort haben, allerdings lässt dieser Gedanke spätestens eine halbe Stunde später nach...ich brauch den scheiß nicht. Ich hab nicht mal ein Hany (bzw eins, aber die KArte ist gesperrt, weil ich 2 Jahre lang nicht telefoniert habe :D)

Ich brauchs nicht. Wer von euch kennt die Radiowerbung von "Seitenbacher Balastos" (was aauch immer das ist) Die Werbung nervt so unglaublich. Da sagt der Sprecher unglaubliche 5 mal hintereinander den Namen des Produkts, wie ein Roboter, soll das neue Werbestrategie sein? Also es wirkt, ich kenne den Namen des Produktes, obwohl ich, wie gesagt nicht einmal weiß, was es ist (glaube Müsliriegel), aber deswegen muss ich mir den Scheiß doch nicht kaufen.
 
die kaffee-vollautomaten hingegen sind schon so eine sache, die plötzlich jeder braucht.

Für zum Teil ein Schweinegeld, und dann wird der billigste Lidl espresso reingeschüttet...bingo.

Das beste sind noch dies Pads oder wie das heisst...:eek:
 
.....Wer von euch kennt die Radiowerbung von "Seitenbacher Balastos" (was aauch immer das ist) Die Werbung nervt so unglaublich. Da sagt der Sprecher unglaubliche 5 mal hintereinander den Namen des Produkts, wie ein Roboter, soll das neue Werbestrategie sein? Also es wirkt, ich kenne den Namen des Produktes, obwohl ich, wie gesagt nicht einmal weiß, was es ist (glaube Müsliriegel), aber deswegen muss ich mir den Scheiß doch nicht kaufen.

Ich glaub das sind die Dinger die so aussehen wie Hundefutter. Frolic nur braun.
Und die anderen wie so kleine Heizpellets, wunder mich immer wieder..
 
Und bei den Köpfen haperts...
Oftmals wohl ja.

Warum nochmal wird man als Konsument vor, während und nach der WM2006 täglich wiederholt und wiederholt mit immer demselben Werbespot gequält, bis man sich schwört niemlas dieses Bier zu kaufen ?
Das ist doch kein Fortschritt sondern Dummheit.
Oder eben besagte Absicht, weil rein statistisch gesehen, viele Menschen eher das mögen, was sie kennen.
Ob nun bewusst oder unterbewusst.
Aber da könnte man jetzt richtig ausholen... nur nicht jetzt. :D

Sich da rauszuhalten bedeutet oft Isolation und Freaktum, leider.
Wie gesagt, es ist gut zu wissen, was man will.
 
Und ich will solide Sachen.
In letzter Zeit sind alle Geräte, die ich für den Haushalt angeschafft habe, ganz schnell kaputt gegangen. Die waren von Phillips, von Krups, von AEG – also Markengeräte, aber offenbar irgendwo billig zusammengekloppt, so dass sie grade die Garantiezeit durchhalten.

Mir geht dieses Anschaffungs- und Wegwerfkarussel auf den Senkel. Ich boykottiere die Binnennachfrage jetzt.
Und wenn ich was brauche, gehe ich nur noch zu den Fachhändlern meines Vertrauens. "Wussten Sie denn nicht, dass AEG zwei Sorten von Geräten baut? Das was Sie haben, wird in Polen hergestellt, so was verkaufen wir gar nicht."

Aha, aha, aha.
Mir ist so ein Ding von Bosch abgeraucht. Im wahrsten Sinne des Wortes. ;(

Stiftung Warentest: Gut.

Made in: Polen.

Nächster Einkauf: Fachhändler.
 
Wer von euch kennt die Radiowerbung von "Seitenbacher Balastos" (was aauch immer das ist) Die Werbung nervt so unglaublich. Da sagt der Sprecher unglaubliche 5 mal hintereinander den Namen des Produkts, wie ein Roboter, soll das neue Werbestrategie sein? Also es wirkt, ich kenne den Namen des Produktes, obwohl ich, wie gesagt nicht einmal weiß, was es ist (glaube Müsliriegel), aber deswegen muss ich mir den Scheiß doch nicht kaufen.

Es ist keine neue Werbestrategie. Es sind einfach ca. 50 Jahre alte Werbemuster neu aufbearbeitet. Auf einem bestimmten Level sind sie sehr erfolgreich.
Damals wie heute gab's Menschen, die davon genervt waren. Bloß heute sind diese Menschen viel "bewußter entnervt".
Es zeigt sich, dass immer mehr Menschen eine gewisse Reife erreicht haben. Anfänglich äußert sich das vielleicht als bloßer Protest, Resignation, Orientierungslosichkeit oder Langeweile. Irgendwann aber geht ein solcher Mensch zum reifen/aktiven Suchen über. Wonach - trotz aller entmütigenden Erfahrungen?
Tja, diese Frage ist viel interessanter als alles Andere!
Grüße, darius
 
Irgendwann aber geht ein solcher Mensch zum reifen/aktiven Suchen über. Wonach - trotz aller entmütigenden Erfahrungen?
Tja, diese Frage ist viel interessanter als alles Andere!
Wahrscheinlich daher der Grund für die nicht enden wollende humanistische
Veranlagung des Suchens, weil ewig fragend nach sich selbst.


... puuuh!
 
Wahrscheinlich daher der Grund für die nicht enden wollende humanistische
Veranlagung des Suchens, weil ewig fragend nach sich selbst.


... puuuh!

Nein, ich meine nicht das nach sich selbst Fragende, ob humanistisch oder nicht. Das ist immer noch eine der Vorstufen des reifen(!) Suchens.
Also, viel Spaß auf der Suche (meine ich ernst :))
darius
 
Es ist keine neue Werbestrategie. Es sind einfach ca. 50 Jahre alte Werbemuster neu aufbearbeitet. Auf einem bestimmten Level sind sie sehr erfolgreich.
Damals wie heute gab's Menschen, die davon genervt waren. Bloß heute sind diese Menschen viel "bewußter entnervt".
Es zeigt sich, dass immer mehr Menschen eine gewisse Reife erreicht haben. Anfänglich äußert sich das vielleicht als bloßer Protest, Resignation, Orientierungslosichkeit oder Langeweile. Irgendwann aber geht ein solcher Mensch zum reifen/aktiven Suchen über. Wonach - trotz aller entmütigenden Erfahrungen?
Tja, diese Frage ist viel interessanter als alles Andere!
Grüße, darius
Das bestreite ich.
Während meines Studiums in den 70ern gab es derart viele grundsätzliche Diskussionen über den Sinn von Werbung, dass die Dozenten abgenervt waren.
Der Begriff "Konsumterror" stammt aus diesen Zeiten, und es gab eine große Fluchtbewegung auf`s Land, zurück zum einfachen Leben. Manche trieben es bis zum Versuch der Selbstversorgung mit Gartenbau und Ziegenhaltung – alles um dem Kreislauf des Kaufens und wieder Wegschmeissens zu entfliehen. Politischer Ausdruck dieser Zeitgeistströmung war die Positionsbestimmung des "Club Of Rome", der das Wirtschaftswachstum als Ziel politischen Handelns in einer aufsehenerregenden Studie in Frage stellte – und in Deutschland die Gründung der Grünen.
So viel öffentliche Kritik an Konsum und verschwenderischem Lebensstil als Wert an sich gabe es seitdem nicht wieder. Das war der Höhepunkt, auch der Systemkritik an Werbung.

In den 80er Jahren schlug das Pendel dann wieder voll zurück. Stadtleben war cool, Geld haben und ausgeben, zeigen, dass man wer ist. Statussymbole und Werbung wurden wieder positiv besetzt. Die Leute wollten sich das Kaufen einfach nicht nehmen lassen.
Bis die Blase in den 90er Jahren platzte – aber nur ein bißchen.

Heute hat Werbung unser Leben mit derartiger Penetranz durchdrungen, wie es in meiner Studienzeit selbst in unseren schlimmsten Alpträumen nicht vorstellbar war.
Von kritischer Haltung kann ich kaum etwas feststellen. Wäre Werbung nicht so erfolgreich, wäre die Werbebranche nach dem kleinen Einbruch Ende der 90er nicht wieder auf diesem Höhenflug.
Die Generation bis Mitte 40 wird im täglichen Leben ununterbrochen von werbung begleitet, kaum jemand entzieht sich z.B. den werbefinanzierten Privatsendern. Dudelfunk mit Werbeblöcken läuft in fast jedem Autoradio. Das Stadtbild ist durchplakatiert, virale (also kaum erkennbare) Werbung zieht sich bis in die Threads dieses Forums.

Und ein Arbeitsplatz in "irgendwo in den Medien" oder in "einer Agentur" gilt als hochgradig anstrebenswert.

Also, darius, bewußte Entnervtheit verspürt nur eine winzigkleine Minderheit.
Die übergroße Mehrheit will sich weder vom Konsumhypes noch vom Werbetrommelfeuer trennen, sie betrachtet das als unterhaltenden Bestandteil ihres Lebens.
Und besorgniserregend viele können zwischen Werbung und Realität nicht mehr trennen.
 
Zuletzt bearbeitet:
... Das Stadtbild ist durchplakatiert, inversive (also kaum erkennbare) Werbung zieht sich bis in die Threads dieses Forums.
...
Und besorgniserregend viele können zwischen Werbung und Realität nicht mehr trennen.

Stichwort Plakatierung: Sao Paulo machts vor

Stichwort: Verknüpfung von Kultur und Werbung – Sponsoring ist längst passé.
Nachzulesen auch bei Naomi Klein.

Stichwort: virales Marketing. Hierzu gibts schon einen leider schlecht
besuchten Thread im Feedback.
Und fürs Amüsement ein kleines youtube-Filmchen zum Thema.
(youtube – übrigens das beste, was der Werbebranhce passieren konnte)
 
Zuletzt bearbeitet:
...
Und besorgniserregend viele können zwischen Werbung und Realität nicht mehr trennen.

Das Lünk, ist wohl das Hauptproblem.


Das suggerieren von Bedürfnissen, und daß dabei die relevanten Themen unserer Zeit durch "Brot und Spiele" Metaphern verwässert werden, wird von den meisten Menschen leider akzeptiert.
Aber das Pendel schlägt immer in zwei Richtungen aus ...:D



mfg.
 
Zurück
Oben Unten