Geht ein Leben ohne... Zeit für Kommerz vs. Vernunft

Sammeln, horten, optimieren, Statussymbole, Prachtentfaltung, Imponiergehabe – all das sind zutiefst menschliche Bedürfnisse, zumindest die der seßhaften Menschen.
 
:D

Schlechtes Beispiel.
Ohne Zweifel ein gutes Produkt.
Hochpreisiges „must have“, Kult, Design-Schnickschnack.
Zielgruppe: Manufactum-Käufer.
180,- für ein Radio,
200,- für eine Schwedische Gußpfanne,
250,- für englische Gummistiefel,
für 1000,- die Wohnung mit Bakelitsteckdosen bestückt.

etwas OT

ja, aber in einem Katalog dessen Lektüre einfach Spass macht.:)
 
meine Buchtips:
Naomi Klein: No Logo! Der Kampf der Global Players um Marktmacht
Karl Marx: Konsum. In: Theorien über den Mehrwert

EDITh warnt:
Namoi Kleins Ergüsse (selbst gelesen) und Marx' Traktat (nur angerissen) sind beides höchst scheuklappenbewehrte Machwerke. Ersteres ist fast schon selbst Zeitgeist-Trittbrettfahrer und letzteres hat sich (wenn für bare Münze genommen) als glatte Lebenslüge globalen Ausmaßes entpuppt!!!
Dann noch ein aktueller Buchtipp zum Thema:

Das konsumistische Manifest von Norbert Bolz. :)
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*Kurzbeschreibung
Der Konsumismus ist das Immunsystem der Weltgesellschaft gegen den Virus der fanatischen Religionen. Die Apologie dieses Lebensstils, bis hinein in die Sphäre der Liebe, muß nicht die Augen verschließen vor den Folgelasten der Modernisierung, den Ausschlußmechanismen unserer westlichen Rationalität und den Schicksalen der Globalisierungsopfer. Auch die immanenten Schwächen des konsumistischen Lebensstils, der vom pursuit of happiness nur den "happiness of pursuit" übrig läßt, liegen seit langem offen zutage. Heute wäre es aber an der Zeit, die Stärke in diesen Schwächen zu erkennen. Der Konsumismus verspricht weder das Ziel noch das Ende der Geschichte, sondern nur das immer wieder Neue. Und wo anders wäre, nachdem die Moderne den Himmel ausgeräumt hat, die Wendung von der Transzendenz zur Introszendenz möglich: die Eroberung der "diesseitigen Tiefe"?

Quelle: amazon.de

biblio, danke für den Text. Und ja, mir geht es ähnlich. Und ja, wir sind etwa gleich alt! :p
Ich habe für mich die Erfahrung gemacht, die größte Freiheit dann zu spüren, wenn ich mich nicht durch materielle Dinge binde. Sind sie doch auch immer eine Verpflichtung. Einfaches Beispiel: Große Wohnung + Auto = Verpflichtung, ständig genug zu verdienen, um die Kosten zu decken. Ich kenne einige Leute, die sich mit irgendwelchen Statussymbolen umgeben und kaum noch ruhig schlafen können, weil sie Angst vor Arbeitslosigkeit oder einer auftragsarmen Zeit haben.
Denn Stress muss man sich wirklich nicht antun.
Sicherlich umgebe ich mich auch gerne mit schönen Sachen, vorrangig dann, wenn ein Apfel drauf ist. :D
Aber ich stelle mir auch vor (fast) jedem Kauf die Frage, ob ich es denn wirklich brauche? Müssen es denn wirklich sieben verschiedene Küchengeräte sein oder reicht nicht einfach nur ein gutes Messer?
Und ich erfreue mich immer mehr an kleinen Kostbarkeiten, die seit Jahren tapfer ihren Dienst tun und mich davor bewahrt haben, viele schöne Euroscheine zu verpulvern. :)

Es ist schon schlimm. In ca. 15 Jahren werde ich aus der werberelevanten Zielgruppe fallen, doch bereits jetzt spricht mich kaum noch etwas an.
Da muss ich dich leider enttäuschen. Der zukünftige Trend der Werbebranche sind die »Golden Ager«. Wenn wir mit 49 aus der (jetzigen) werberelavanten Zielgruppe rausfallen, stürzen wir direkt in den Golden Ager - Strudel. :(
 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber McO,
den Ausführungen von Naomi Klein über die verherenden Auswirkungen
unseres Konsumverhaltens auf die Menschen, deren soziale Gefüge,
der Tier- und Pflanzenwelt und Machtverhältnisse als Trittbrettfahrer-
Gewäsch zu deklarieren ist in meinen Augen selbst eine Aussage, die von
selbst-auferlegten Scheuklappen zeugt und nur der Rechtfertigung des
eigenen Lebenstils dient.

Ein "allmächtiges, lenkendes und diktierendes Netzwerk" (Zitat) kann ich
ganz klar erkennen: die professionell organisierte Habgier in Form von Weltunternehmen.

Auch Apple natürlich, falls jemand mich darauf hinweisen sollte :D
Ich nehme mich ja gar nicht aus und meine den besseren Überblick
zu haben, oder gar ein besserer Mensch zu sein.
Ich finde es aber sinnvoll und hilfreich - für die Überprüfung der eigenen
Bedürfnisse - sich über solche Dinge im klaren zu sein.
 
@biblioreader
Viel positive Schwingunge zu Deinem Text. Mich begeistert auch immer weniger. Das liegt aber, denke ich, weniger an mir oder Dir, das liegt daran, dass es kaum noch begeisternde Neuigkeiten gibt.
Weil ja sofort mit allem nicht nur verdient werden soll, sondern auch gleich eine massive Entrechtung und Abzocke eingeleitet wird.
Beispiel iPhone. Würde mich schon interessieren, aber warum muss es
a) mit Vertrag schon so teuer sein wie andere erstklassige Telephone ohne Vertrag
b) an einen Provider gebunden sein
c) einen ITMS.Account erfordern
d) diverse geschäftssichernde Beschränkungen wie zB MP3s nicht als Klingeltöne ... geben

Es hat einen Paradigmenwechsel gegeben, der den Konsum nicht mehr so attraktiv macht. In den 80ern war der Kunde König. In den 90ern hat man dann von einer Partnerschaft zwischen Anbieter und Kunde gesprochen, aber ab 2000 ist der Kunde respektive Partner zum Opfer geworden. Man verkauft nicht mehr, was der Kunde will sondern was man sich einbildet gerade noch an Qualitätsminimum und Funktionsminimum verkaufen zu können ohne von Klagewellen überzogen zu werden. Bei gleichzeitiger Maximierung der Gängelung des Opf... Kunden.

Deswegen werden wir, die wir in den 80ern schon Konsumenten waren, immer konsummüder. Die Kids von heute kennen ja nichts anderes. Sie wollen einen Klingelton, dass sie dafür ein jahrelanges Deppenabo eingehen müssen ist ja ganz normal für sie. Dass jedes noch so teure Trum nach Ablauf der Gewährleistungsfrist praktisch sicher kaputt geht ist auch schon fix - nur 80er-Jahre-Konsumenten erwarten von einem TV oder einer Waschmaschine eine Lebenszeit von mehr als 3 Jahren, ein Opfer ist schon froh, wenn er keinen mühsamen Garantiefall durchexerzieren muss.

Das denke ich zumindest ist bei mir der Grund für immer mehr nachlassendem Konsumwillen. Echte Innovation ist eben rar. Qualität auch. Und heute wird ja, bevor ein Produkt reif ist, schon das nächste vermarktet.
 
Es gibt schon technische Fortschritte, die das Leben erleichtern. Wirkliche Sprünge finden jedoch nur alle paar Jahre statt. Dazwischen werden einem jedoch wöchentlich, wenn nicht gar täglich, Preudofortschritte vorgegaukelt, die man unbedingt besitzen sollte.

Mit Midlifecrisis hat das gar nichts zu tun. Im Gegenteil, es ist eher befreiende Erkenntis. Irgendwann kommt der Moment in dem man feststellt, wie sinnlos der tägliche Konsumhype ist. Mit Konsumverweigerung oder wirtschaftsschädigender Einstellung hat das jedoch nichts zu tun.

Wer zwar nicht so oft aber dafür wertigere Gegenstände kauft muss in der Regel dafür auch überdurchschnittlich viel Geld investieren. Dafür hält es meist auch länger.

Das trifft es genau auf den Punkt. Wenn ich etwas kaufe, dann eigentlich immer mit der Prämisse, keine Kompromisse zu schließen, egal in welchem Bereich. Denn damit gehe ich dem nachfolgendem Konsumhype aus dem Weg, indem ich gar nicht das Bedürfnis habe, etwas Neues zu kaufen, da ich mit dem zufrieden bin, was ich habe. Bislang bin ich mit dieser Methode sehr gut gefahren. Midlifecrises - so what. Damit hat das wahrlich nichts zu tun.

Gruß Frank
 
die konsumenten gehen heutzutage nicht mehr in warenhäuser etc nur um waren einzukaufen, nein sie kaufen ihr eigenes selbstbild. es ist quasi ein fine-tuning der ich-identität :jaja:
 
Lieber McO,
den Ausführungen von Naomi Klein über die verherenden Auswirkungen
unseres Konsumverhaltens auf die Menschen, deren soziale Gefüge,
der Tier- und Pflanzenwelt und Machtverhältnisse als Trittbrettfahrer-
Gewäsch zu deklarieren ist in meinen Augen selbst eine Aussage, die von
selbst-auferlegten Scheuklappen zeugt und nur der Rechtfertigung des
eigenen Lebenstils dient. […]
Schweres Geschütz, aus Pappkanonen abgefeuert.
Ich habe nicht behauptet, daß die Klein unrecht hätte. Sie stellt nur sehr einseitig dar und vergißt regelmäßig wichtige Zusammenhänge, verfällt ein ums andere Mal in eine lächerlich-trotzige Kindchenhaltung und beliebt nach Herzenslust anzuklagen, ohne greifbare Lösungsangebote (für internationale Konzerne genauso wie für den "kleinen Mann auf der Straße") zu machen.

Die Schlechtigkeit der Welt beklagen (und damit nebenbei noch Geld verdienen) kann wirklich jeder.

Meinen Lebensstil habe ich im Übrigen weder vor Frau Klein, Dir oder irgendjemand Anderem, sondern nur vor mir selbst zu rechtfertigen und das klappt ziemlich gut :)

Ein "allmächtiges, lenkendes und diktierendes Netzwerk" (Zitat) kann ich
ganz klar erkennen: die professionell organisierte Habgier in Form von Weltunternehmen.
Ach ja, die bösen bösen "Weltunternehmen" mit ihrer schlimmen Habgier! :hum:

Die hängen natürlich auch im luftleeren Raum und ruhen erst, wenn der letzte Mensch auf Erden im Elend darnierderliegt. Es ist natürlich vollkommen abwegig zu denken, daß jeder Einzelne es ist, dessen kleines Bißchen Habgier in eben diesen Unternehmen focussiert und benutzt wird. Genauso abwegig ist es, den jetzigen Zustand der Welt (so unangenehm der teilweise auch sein dürfte) als Teil und Entwicklungsstufe der menschlichen Natur (der im übrigen auch Frau Klien unterworfen ist) zu sehen, an dem sich von heute auf morgen auch nichts ändern wird.

Ich für meinen Teil setze da auf Vernunft statt Krakelerei, auf Handeln und vor Allem auf nachhaltige Erziehung meiner noch zu produzierenden Kinder hin zu Eigenverantwortung und dem berühmten "Blick über den Tellerrand" (der einem heute ja schon von Kindesbeinen an ermöglicht wird.)
 
Zuletzt bearbeitet:
Jetzt können wir uns natürlich bis in alle Zeiten gegenseitig
"Du Propaganda-Opfer" an den Kopf werfen :girli:
 
biblioreader, vor einem Jahr hätte man dir Miesmacherei vorgeworfen, die unsere Binnennachfrage schädigt und damit das dringend benötigte Wirtschaftswachstum.
Deine Kritik ist sehr altmodisch, so und ähnlich wurde auch in den 60er und 70er Jahren schon Kritik an der verschwenderischen Konsumgesellschaft geübt. ("Haben oder Sein?")

Sie ist nach wie vor richtig, aber leider nicht mehr aktuell.

Das habe ich auch gedacht. Wir Leben doch schon seit über 40 Jahren in solch einer Konsumgesellschaft. Und so lange gibt's auch schon die Kritik daran, die immer so lautet wie Du, Biblioreader oben geschrieben hast.
 
...früher mussten wir den gürtel enger schnallen, neuerdings müssen wir konsumieren... denkt doch mal an die wirtschaft! :D
 
so it es. kaffeemaschine existiert in form der bodum-presskanne, und espresso macht man eben mit der kleinen alukanne die man auf den herd stellt.
ich habe den Thread anscheinend falsch (oder doch richtig??) verstanden.
Ob ich jetzt eine Bodum-Kaffeemaschine oder eine elektrische im Porsche Design habe, ob mein Espresso aus dem Bialetti Alu-Kännchen oder aus der ECM töpfelt ist doch Jacke wie Hose. Die Frage ist nur ob ich ein neues Gadget wirklich haben muss nur weil es neu ist??
 
...ob mein Espresso aus dem Bialetti Alu-Kännchen oder aus der ECM töpfelt ist doch Jacke wie Hose.

[OT]
Einspruch! Die ECM möchte ich nicht mehr hergeben. Der Unterschied ist genau wie bei Jacke und Hose, nämlich unvergleichlich ;)
[/OT]
 
nie war der Kosument so wertvoll wie heute. Nie war er maechtiger. Leider macht er von seiner Macht keinen sinnvollen Gebrauch. Waehlerverhalten kann Politik beeinflussen - Konsumverhalten kann Wirtschaft beinflussen. In unserer Zeit halte ich es fuer effizienter Wirtschaft zu beeinflussen wenn man etwas bewegen will :)
 
Waehlerverhalten kann Politik beeinflussen
...aber nicht in einer Demokratie, wenn man sein Leben nicht von Mehrheitsentscheidungen abhängig machen will? :D

...und denkt dran, das wirtschaftlichste Klima ist die soziale Kälte! :D :D :D
 
Zum Thema technische Vereinfachung:
Ich habe für ein paar Tage einen Dienstwagen bekommen. Einen BMW 325d mit vollster Ausstattung. Hübsches Auto, dachte ich. Reingesetzt, Lenkrad gefunden, Schaltknauf entdeckt und für fahrbar erachtet. Zündschlüssel hervorgeholt und gedacht: wo isser denn? In meiner Hand hielt ich einen Knubbel ohne Schlüssel. Puzzeln gespielt und gesehen, dass der Knubbel in einen Schlitz passt. Nachdem ich den Knubbel dort hineingedrückt habe, begrüßte mich eine Frauenstimme: "Bitte wiederholen Sie die Anweisung- ich konnte Sie nicht verstehen". Ich bin wohl an irgendeine Taste gekommen, mit der man das Navi mündlich bedienen kann. :confused:
Ok, erstmal die gefühlten 500 Tasten am Lenkrad begutachtet und eine Gesicht mit Sprechblase gefunden - Frauenstimme weg. Gott sei Dank :D
Nächster Schritt: Karre anmachen: Knubbel gedreht, nix. Ist ja ein Diesel, also ein bisschen gewartet, wieder nix. Die Sprechblase gedrückt, auf die zarte Frauenstimme gewartet und gesagt: "Motor starten !" - Nix. Gang raus, Bremse getreten - alles umsonst. Bis jemand Erbarmen hatte und mir sagte, ich solle die Kupplung treten! Super, nach 20 MIN! läuft der 45.000 EUR Haufen. "Was ein Dreck" - gedacht und gehofft, dass jetzt alles besser wird.
:kopfkratz:
Jetzt ging die Party richtig los: jemand schonmal I-Drive bedient?:eek:
Was war denn da mit den Entwicklern los? Mal drücken, mal ziehen, mal drehen des Rades. Ok, nach weiteren 10min hatte ich die Adresse eingegeben.
Aber schonmal versucht, dass Navi auszuschalten? Leiser zu machen? Unschaffbar ohne Einweisung.

Nur mein 3 Euro Beitrag zu dem Thema, dass das Fernbleiben von sog. "Entwicklung" gleichzusetzen ist mit dem Verschliessen vor Innovationen.
Da sitze ich lieber mit einem IPhone in meinem Käfer...:D
 
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Jetzt ging die Party richtig los: jemand schonmal I-Drive bedient?:eek:
Was war denn da mit den Entwicklern los? ..

Ein I-Drive oder ähnliche Systeme braucht man für Dinge, die früher so einfach waren, das man es mit einigen Knöpfen regeln konnte.

Wenn ich so sehe wie viele mit dem Computer überfordert sind, so potenziert sich das auch noch mit elektronisch unterstützem Fahren um ein vielfaches.

Fehlt nur noch eine in die Windschutzscheibe projezierte Helpline oder diverse Autoforen, die man im Notfall kontaktieren kann, wenn es um Bedienungsfragen geht....

Aber Schei... wie komme ich den in die Helpline mit dem I-Drive?...:D :D

PS: Fahre oft und gerne immer mehr Fahrzeuge, die noch aus den Grundelementen bestehen, also ohne elektronischen Schnickschnack und das erstaunliche ist, ES GEHT!!!
Die Dinger fahren, sogar wohin man will... ECHT ERSTAUNLICH
 
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