Geht ein Leben ohne... Zeit für Kommerz vs. Vernunft

So ne Diskussion hatte ich letztens auch mit dem Vater meiner Freundin, nachdem ich erwähnt hatte, das mein Handy ein Navigationssystem hat:"Früher haben wir den weg auch so noch gefunden." und das natürlich immer in so einem verächtlichen Ton.

Von mir aus kann der Herr ja gerne wieder in seine Höhle ziehen und Antilopen jagen, ich hab gerne ein Navi im Handy dabei und habs auch schon oft genutzt. Auf dem Weg zu nem Bewerbungsgespräch, auf dem Weg Baustelle mit Umleitung und keine Ortskenntnis, weil am anderen Ende der Republik? Dank dem Handy kein Problem, er wäre wahrscheinlich auf die Fresse gefallen, aber nein, früher war alles besser.

Was nicht bedeuten soll, dass man jede Neuerung haben muss. Aber dem Fortschritt jeglichen Sinn abzusprechen halte ich für stark übertrieben.
 
Mir gefällt, was er geschrieben hat. Denn mir geht es recht ähnlich.
Mich interessieren keine Modetrends, keine aktuelle Musik, eher selten die Neuerungen bei Autos, bei Macs hat das Interesse auch nachgelassen, die Werbung interessiert mich nicht die Bohne usw...


hmm... mich schon. ich liebe es, von den neuerungen "erschlagen" zu werden. es ist ein grosser unterschied, ob man sich dafür interessiert oder ob man das dann auch alles haben muss.
das war bei mir aber auch früher schon so. somit hat sich da nichts bei mir geändert (mit jetzt 32).
:)
 
Kaffeemaschine braucht es nicht, und Brot schneiden wir von Hand,
nur um ein triviales Beispiel zu nennen.

so it es. kaffeemaschine existiert in form der bodum-presskanne, und espresso macht man eben mit der kleinen alukanne die man auf den herd stellt.
brot schneiden wir schon immer mit der hand, so bin ich aufgewachsen und so werde ich das auch weiter tun.

viel wahres dran, danke ;)
 
@ricky2001: den Anschluss an was verloren? Definiere WAS?

Selbstgefällig wie wir Menschen nunmal sind, sieht man diese persönliche Entwicklung als "Rückbesinnung" oder "Reduzierung auf das Wesentliche". Im Grunde ist aber nichts weiter passiert, als dass man seine Aufnahmefähigkeit und Aufgeschlossenheit an der Haustür abgegeben hat.

Das ist in meinem Augen etwas ganz anderes als die halb emotionale - halb rationale Entscheidung "Brauche/Will ich nun ein iPhone oder nicht?" jedes Konsumenten.

Sondern es ist dann das Begnügen mit dem was man hat und kennt. Und das zieht sich durch mehr Bereiche des Lebens als nur den Konsum.

Ob der TE nun einfach gemerkt hat, dass es einige neue Dinge gibt, die er einfach nicht will und deshalb urlaubsbedingt nen philisophischen Exkurs daraus gemacht hat oder ob er wirklich innovationsmüde ist...? :noplan:

Jedenfalls finde ich dieses (wiederkehrende) Gejammer über neue Produkte, Entwicklungen und Co. sowie den vorhersehbaren Applaus darauf etwas einfach.
Das heißt nicht, dass man alles neue toll finden muss. Aber eben dieses "ich hab/kenne was ich brauche, alles andere interessiert mich nicht" sehe ich eben weniger als "Reifung" oder "persönlichen Fortschritt", sondern eher als Rückschritt, als Ausstieg.
Und das eben bezogen auf weit mehr als nur das Konsumverhalten.
Dann werden nur noch immer die gleichen alten Alben gehört usw.
 
@pique:
Ich liebe es, Prdoukte gerade wegen ihrer Überpräsenz mit Ignoranz zu strafen. :D
Aber: ich bestreite nicht, dass ich dann und wann auch dem Charme schöner Dinge (mit ihren kleinen Details) erliege... z. B. Handy, iPod usw... aber das, wie gesagt, selten... ;)
 
Unverständnis für die Gesellschaft und nicht-mehr-mithalten-können bei der Werbung, Konsum usw. sind ein untrügliches Zeichen dafür, dass man einfach ein alter Sack geworden ist. […]
Jeder kann und sollte reflektiert mit seinem Konsumverhalten umgehen. Alles aber einfach nur doof, unnötig und zu schnell oder laut finden: Alterserscheinung (unabhängig vom biologischen Alter), man hat einfach den Anschluss verloren.

umgebe dich nur mit dingen, die du innerhalb von 30 sekunden aufgeben kannst...

so halte ich das...

Meine Zustimmung zum Kern der obigen Aussagen. (Auch, wenn sie wie so oft im übertrieben rigiden Ton geäußert wurden. ;))

[…] Von mir aus kann der Herr ja gerne wieder in seine Höhle ziehen und Antilopen jagen, ich hab gerne ein Navi im Handy dabei und habs auch schon oft genutzt.[…] Was nicht bedeuten soll, dass man jede Neuerung haben muss. Aber dem Fortschritt jeglichen Sinn abzusprechen halte ich für stark übertrieben.
Ich denke die Kunst liegt daran, den eigenen Bedarf zu definieren und sich danach zu richten. Diese Definition hängt natürlich stark davon ab, inwiefern man dem Konsum und Statussymbolen zugeneigt ist, wie technikaffin man eingestellt ist oder ob man irgendwo dazugehören möchte. …und natürlich auch davon, wie beeinflußbar man in Sachen "haben müssen" ist!!!

Für mich ist jedoch sicher: Wenn man die Einsichten des Threaderstellers teilen kann (in meinem Falle gilt das zu 80%), dann spart man sich neben einer beträchtlichen Geldsumme sicher auch etliche Nerven und vor allem die angesprochene Zeit, die mithin eines der wichtigsten Güter ist, die wir haben.

so it es. kaffeemaschine existiert in form der bodum-presskanne, und espresso macht man eben mit der kleinen alukanne die man auf den herd stellt.
brot schneiden wir schon immer mit der hand, so bin ich aufgewachsen und so werde ich das auch weiter tun.
Jeino, wenn ich ein paar Jahre jünger wäre, würd ich mir dir ne WG aufmachen! :xsmile:
 
Ich sehe in Startpost keine Verweigerung gegenüber neuen Techniken
:noplan:
Wozu brauche ich das neueste Schnicki-Schnacki-Handy, wenn ich
doch mit dem alten ebenfalls nur telefoniere?
Da war nirgends die Rede davon, dass man nur noch mit Telegramm
arbeiten muss.

McO, das mit dem eigenen Bedarf ist schon etwas schwieriger...
Ein Bedarf ist der konkretisierte Wunsch nach Beschaffung von Mitteln
zur Befriedigung von Bedürfnissen. Er entsteht durch eine Abweichung
des Ist-Zustandes vom Ideal-Zustand. Quelle Wikipedia
Sooo. Wer bestimmt denn den Ideal-Zustand?
Ich halte es für blauäugig, zu glauben, wir täten es tatsächlich selbst.
 
An sich schon richtig, was der werte Herr Threadersteller schreibt aber vielleicht auch etwas zu absolut.

Ab und zu freue ich mich aber schon an neuen Sachen. Wenn das Geld da ist, und auch nur dann, werde ich mir irgendwann den neuen iMac zulegen, aber nicht weil es anders nicht geht oder weil es gerade "in" ist. Sondern einfach weil mich mein "alter" PC (etwa 6-7 Jahre alt) langsam mit seinem dauernden Viren- und AntiSpy-Zeugs nervt.
Ich weiß jetzt schon, dass ich mich dann jedes mal freue wenn ich mich davorsetze. Ist beim iBook im Moment genauso.
Wenn das Geld nicht da ist, wird er halt nicht gekauft und alles läuft so weiter wie bisher. Geht ja auch.

Konsum an sich ist nicht nur dämlich, die Motive müssen nur genauer untersucht werden.
 
So, lackierpause draußen und drinnen wieder aufgewärmt.

Danke für die vielen Worte. Ich sage dem Fortschritt nicht "Tschüß". Ich möchte mein Handy nicht missen und ich besitze auch ein Navi für das Auto. Und beruflich bin ich voll auf Fortschritt eingestellt, wenn er sich bemerkbar macht.
So bin ich nur noch über das Internet mit meiner Software verbunden, keine Server mehr, die zu warten sind. Ein Technikübel weniger. Ich brauch mir darum keine Sorgen mehr machen. Das ist Fortschritt, wie ich ihn mag.

Was ich nicht brauche und darum anprangere, sind die vielen nutzlosen Neuerungen, die ohne Überprüfung und mit voller Werbeunterstützung an jeder Ecke angepriesen werden. Und ich liebe Neuerungen die mit weniger Komplexibilität das Leben wieder einfacher machen.

Wer kennt schon alle Funktionen seines Handy auswendig? Die meisten nicht, denn Sie benötigen sie nicht einmal. Das gleiche gilt für Navis oder Hifikomponenten oder die überbordende Bordelektronik in neuen Autos.

Ein Werbespruch, der mir im Ohr blieb war: "Weil Einfach einfach Einfach ist."

Warum komplex, wenn es auch einfach geht. Und ich hinterfrage mich oft, ob es auch einfacher geht.
 
Oh.... Konsum :D
das tägliche Mantra... kann natürlich nicht schlecht sein...
an sich, versteht sich ;)

meine Buchtips:
Naomi Klein: No Logo! Der Kampf der Global Players um Marktmacht
Karl Marx: Konsum. In: Theorien über den Mehrwert
 
McO, das mit dem eigenen Bedarf ist schon etwas schwieriger...

Sooo. Wer bestimmt denn den Ideal-Zustand?
Ich halte es für blauäugig, zu glauben, wir täten es tatsächlich selbst.

Deswegen schrieb ich auch eigener Bedarf, meinte damit den Sebstdefinierten und habe aufgeführt, von welchen äußeren Einflüssen der abhängen kann… Natürlich ist niemand vollkommen frei von Hedonismus und Begehrlichkeiten, die keinen direkten Bezug zur Bewältigung des Alltags haben.

Wär ja auch blöd! :)

EDITh warnt:
Namoi Kleins Ergüsse (selbst gelesen) und Marx' Traktat (nur angerissen) sind beides höchst scheuklappenbewehrte Machwerke. Ersteres ist fast schon selbst Zeitgeist-Trittbrettfahrer und letzteres hat sich (wenn für bare Münze genommen) als glatte Lebenslüge globalen Ausmaßes entpuppt!!!
 
Warum komplex, wenn es auch einfach geht. Und ich hinterfrage mich oft, ob es auch einfacher geht.

Selbst daraus lässt sich ein Trend erklären und Konsum generieren:
Ergebnisse 1 - 10 von ungefähr 700.000 für downshifting. (0,03 Sekunden)
 
Es gibt schon technische Fortschritte, die das Leben erleichtern. Wirkliche Sprünge finden jedoch nur alle paar Jahre statt. Dazwischen werden einem jedoch wöchentlich, wenn nicht gar täglich, Preudofortschritte vorgegaukelt, die man unbedingt besitzen sollte.

Mit Midlifecrisis hat das gar nichts zu tun. Im Gegenteil, es ist eher befreiende Erkenntis. Irgendwann kommt der Moment in dem man feststellt, wie sinnlos der tägliche Konsumhype ist. Mit Konsumverweigerung oder wirtschaftsschädigender Einstellung hat das jedoch nichts zu tun.

Wer zwar nicht so oft aber dafür wertigere Gegenstände kauft muss in der Regel dafür auch überdurchschnittlich viel Geld investieren. Dafür hält es meist auch länger.
 
Selbst daraus lässt sich ein Trend erklären und Konsum generieren:
Ergebnisse 1 - 10 von ungefähr 700.000 für downshifting. (0,03 Sekunden)
Konsum läßt sich aus fast allem generieren, oder zumindest dessen Anschein in Form von bunten Werbebildchen und einer aufgeblasenen PR-Maschinerie samt zahllosen "Treffern" im WWW.

Der Punkt ist jedoch nicht der, was die werberelevante Gruppe nach Meinung des Marketings veranstalten sollte, sondern was man selbst macht.
 
Schon richtig, McO. Und ich bleibe bei meiner These,
dass unsere Bedürfnisse gelenkt werden in einem Maße,
das wir kaum noch reflektieren können.
Wir sind zu verstrickt in unserem Lebensstil.
 
Und ich bleibe bei meiner These,
dass unsere Bedürfnisse gelenkt werden in einem Maße,
das wir kaum noch reflektieren können.
Wir sind zu verstrickt in unserem Lebensstil.

das ist leider sicherlich richtig. da mache ich keine ausnahme bei mir... :hum:
 
Schon richtig, McO. Und ich bleibe bei meiner These,
dass unsere Bedürfnisse gelenkt werden in einem Maße,
das wir kaum noch reflektieren können.
Wir sind zu verstrickt in unserem Lebensstil.
Ja was denn sonst?
Wir werden in unseren "Lebensstil" schließlich reingeboren und sozialisiert - irgendein "Grundgerüst" muß ja da sein, in/auf dem man sich entwickeln und entfalten soll. Dazu gehört nun mal inzwischen auch die allgegenwärtige Werbung mit all ihren auswüchsen, ob einem das gefällt oder nicht. Irdendeine Art des Daseins muß ja als Basis zur Verfügung stehen.

Inwieweit meine Bedürfnisse "gelenkt" werden, kann ich nicht sagen, aber ein "allmächtiges, lenkendes und diktierendes Netzwerk" ins Blaue hinein zu postulieren oder das Massenverhalten des "Herdentieres Mensch" zu dramatisieren halte ich für genauso glaubwürdig, wie die Annahme einer "Matrix" á la Wachowski-Brüder.
 
Das Model One von Tivoli/Kloss ist ein Radio mit 2 Knöpfen. Kapiert jeder und es ist erfolgreich. Geht das auch bei Computern und Handys?
:D

Schlechtes Beispiel.
Ohne Zweifel ein gutes Produkt.
Hochpreisiges „must have“, Kult, Design-Schnickschnack.
Zielgruppe: wohlhabend, gebildet, Manufactum-Käufer.
180,- für ein Radio,
200,- für eine Schwedische Gußpfanne,
250,- für englische Gummistiefel,
für 1000,- die Wohnung mit Bakelitsteckdosen bestückt.
 
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