Gehaltsvorstellung so OK?

Also mein Aufgabenbereich würde den kompletten Online Bereich (Design, Programmierung, CMS etc.) Print und Kunden Aquise umfassen.

Also erstmal auch von mir HG. Klingt auf jeden Fall eher nach Zusage als nach Ablehnung. Du betreust neben dem Online-Zeugs auch noch den Print-Bereich und machst Kunden Akquise??? Wow, scheinst ja ein allround Talent mit breit gefächertem Fachwissen zu sein. Ob Du Dich da mit 2300,- Brutto mal nicht verkalkuliert hast? Denn abgesehen von Buchhaltung und Chef sein, scheinst Du ja dort alles machen zu müssen ... ;)
 
Grundsätzlich ist das schon richtig.
Aber mitdenkende, kreative Mitarbeiter sind sehr
gefragt und sollten auch entsprechend bezahlt werden.

Schön, wenn es so wäre. Leider habe ich in dieser Richtung andere Erfahrungen gemacht bzw. mache sie noch. Ich arbeite seit 9 Jahren als Mediengestalter in einer kleinen familiengeführten Druckerei mit 6 Angestellten und 4 mehr oder weniger-Chefs.;)
Zu meinen Aufgaben gehören u.a. das Erstellen aller möglichen Printprodukte bis hin zu Kartonagen- und Dosen-Layouts. Nebenbei gehen bei mir und meiner Kollegin noch sämtliche Anrufe ein, wir empfangen und beraten die Kunden, behalten die Liefertermine im Auge, treffen Absprachen mit den Druckern und der Weiterverarbeitung und liefern ab und zu auch aus. Überstunden werden bei uns nur für angewiesene Überstunden bezahlt, die natürlich niemals angewiesen werden. In der Regel habe ich eine 45-Stunden-Woche (statt 38) und oft auch noch mehr. Und das alles für gerade mal 10,50 EUR/Std. Ein Dankeschön von den Chefs? Seeeehr selten und wenn´s hoch kommt, sogar mal mit Handschlag. Davon kann ich mir leider auch nichts kaufen. Auf die Anfrage, ob es nicht mehr Sinn machen würde, jemanden für den Empfang, wenigstens halbtags einzustellen, kommt nur die Antwort "den können wir uns nicht leisten". Ich weiß, es ist eine Milchmädchenrechnung, aber da ist halt kein rankommen.
Wir bekommen jeden Monat ca. 2-3 Bewerbungen von Mediengestaltern und Grafikern, welche auch bewusst so hingelegt oder erwähnt werden, dass wir es auch ja mitbekommen.
Zum Glück sind wir Angestellten ein echt super Team und versuchen locker zu bleiben, was meistens auch ganz gut klappt ... wenn die Chef´s sich raushalten. :p

Nun reicht es mir und ich suche mir was anderes.
Bin halt gerade dabei, mir Gedanken zu machen, was man als Einstiegsgehalt verlangen könnte und schwanke mittlerweile zwischen 2.200 und 2.400 Euro Brutto (im Berliner Raum). Habe ja schon etwas Berufserfahrung (4 Jahre Anzeigenblatt und 9 Jahre Druckerei). Regionentechnisch bin ich recht offen ... Deutschland ist groß und man muss dahin gehen, wo die Jobs sind.

Gibt es eigentlich eine Seite, wo man sich einen Überblick über die aktuellen Löhne und Gehälter in unserer Branche informieren kann?
Die Seite http://www.verdi-druckundverlage.de/tp/vertraege/vertraege.html ist schon etwas älter.
 
Guten Morgen macdive,

was Du schilderst hört sich nicht gut an! Ist eure Firma
in der Umgebung konkurrenzlos, dass die „Chefs” sich
solch ein „Gehalt und Benehmen” erlauben können?

Ich schreibe aus der Sicht eines Unternehmers (Werbe-
agentur), der ich lange Jahre war. habe aber nach wie
vor Kontakt zu „alten” Kollegen aus Druck und Werbung.
Okay, die „goldenen” Zeiten in der Branche sind vorbei.

Die Exklusivität, damit auch der Spassfaktor und die
Lockerheit von früher sind vorüber – auch bei den Chefs –
die Gründe hinlänglich bekannt.

Aber Bewerbungen anderer provokatorisch auf den Tisch
legen!? Ich würde nachfragen ob sie mit mir nicht mehr
zufrieden sind und ich mir schleunigst einen neuen Job
suchen soll!

Ernsthaft, bei solchem Verhalten/Gehalt hätte ich längst
als „Facharbeiter” eine neue Stelle gesucht. Dies dürfte
Dir ja leichter fallen als vielen anderen, da für Dich Mobi-
lität kein Fremdwort, Erfahrung vorhanden und Engage-
ment selbstverständlich scheint – und Du ja „noch” zu
den Jungen zählst.

Spontan rief ich einen heute Morgen einen Kollegen
aus dem Druckgewerbe an: Druckerei, Grafik, Weiter-
verarbeitung, 19 Beschäftigte – zuzüglich Junior-/Senior-
chef, Schwiegertochter als Kontrollerin, Seniorin für
„Kaffee und Kuchen” in der Peripherie Hamburgs –
und fragte nach dem Gehalt eines Grafikers mit Deinem
Background. Unter 3.500 Euro brutto wird nicht bezahlt.
Überstunden, so sie anfallen, werden gesammelt, nicht
abgebummelt und als geschlossener, zusätzlicher,
Urlaub abgegolten. Die Fahrtkosten werden bezahlt,
Bahnkarte 2. Klasse – oder diese Summe als Benzin-
kostenzuschuss – Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld und
13. Monatsgehalt sind ebenso obligatorisch wie regel-
mässiges „Abfeiern” eines grossen Auftrages. Wochen-
endarbeit, so sie anfällt, wird sofort „abgebummelt”,
sprich, es gibt bei nächster Gelegenheit ein „langes”
Wochenende. Die Firma hat so gut wie keine Mitarbeiter-
Fluktuation – nach eigener Kenntnis eine nahezu familiäre,
freundschaftliche, Atmosphäre.

Sicher mag diese Firma eine Ausnahme sein, doch es
gibt sie noch, die „alten” Chefs, denen das Wohl, auch
in finanzieller Hinsicht, ihrer Mitarbeiter wichtig ist! Und
die Firma läuft prächtig!

Mein letztes Gehalt 1979 in einer Fullservice-Agentur in
Hamburg war DM 8.600 – als Reinzeichner/Typograf/Setzer,
Repromann und Siebdrucker in Personalunion.

Ja, die Zeiten änderten sich gewaltig. Speziell in dieser
unserer so geliebten „Werbebranche”!

Viel Glück bei der Suche wünscht Dir

Jürgen

NS: Heute arbeite ich mit „älteren” Freelancern und auch
diese beklagen sich nicht über ihre „Gage”, welche sie
von mir bekommen.

Nachtrag: Hast Du keine Referenzgehälter aus Deiner Umgebung
und Branche von Bekannten/Kollegen? Dies ist eine ehrlichere Auskunft
als all diese Webseiten, diese haben doch keine Aussagekraft, sind
hierfür zu allgemein gehalten.
 
Hallo Leute,

ich kann es immer noch kaum glauben, aber ich habe den Job. :)
Wow, ich weiß immer noch nicht ob ich träume oder nicht. Ob ich wirklich eben zu meinem Chef gegangen bin und ihm meine Kündigung in die Hand gedrückt habe, meinen Resturlaub geplant habe und jetzt ab dem 14.5.07 Urlaub habe.

Ich kann euch sagen, es ist irgendwie ein gutes Gefühl, und ich hoffe das es mir Spaß macht und ich den Aufgaben gewachsen bin. Ein herzlichen Dank an alle von euch die mir geholfen haben. Vielen dank. :)

@macdive das kommt mir doch bekannt vor. zwar nicht im Print Bereich sondern im Online Bereich. Aber bei mir war es fast das Selbe. Ich wurde eigentlich auch nur ausgebeutet und das zu einem sehr miesen Lohn. Ich musste als Mediengestalter fast nur programmieren, Überstunden wurden nie bezahlt und konnte diese abbummeln. Irgendwann hat man darauf auch keine Lust mehr und geht nicht mehr mit Freude an die Sache. Das kann es meiner Meinung nach nicht unbedingt sein.
Also ich würde mich an deiner Stelle auch anderweitig umschauen. Ich drücke dir die Daumen. :)
 
Herzlichen Glückwunsch! :cake:
Ich hoffe, dass Dir das Arbeiten in der Firma Spaß macht und alles glatt geht!


Greetz,
Mouse

--------------

@macdive: Ja, so ein Arbeitverhältnis hatte ich auch insgesamt vier Jahre lang, allerdings bei 2 verschiedenen Firmen je 2 Jahre.
Bei der ersten (Druckerei) wurde ich wenigstens noch halbwegs anständig bezahlt (ca. 1.500 Netto +-), bei der zweiten (Großhandel
f. Küchenzubehör, ich alleine war die gesamte Werbeabteilung) waren es dann nur noch 1.900 brutto bei einer 50-Std-Woche (die
letzten 6 Monate). Und es hieß trotzdem noch, ich würde zu wenig arbeiten ("Können Sie nicht 12 Std. am Tag arbeiten?")
Eine Kollegin (kaufm. Angestellte) ist dort mit einem Gehalt von 1.200 brutto nach der Ausbildung übernommen worden (mit dem Spruch:
"Sie müssen bei uns ja nicht bleiben.") Nach 9 Monaten hatte sie erst einen neuen Job.
Das moderne Sklaventum nimmt immer größere Ausmaße an.
 
Zuletzt bearbeitet:
Herzlichen Glückwunsch auch von mir -- und viel Spaß im neuen Job!
 
ich danke euch, vielen lieben Dank. :)
 
Das moderne Sklaventum nimmt immer größere Ausmaße an.
Und deshalb ich bin froh, dass ich mich hier im Forumsbereich für Freelancer mit Gleichgesinnten in ähnlicher Situation austauschen kann.
 
Hey Aramon, auch von mir herzlichen Glückwunsch zum neuen Job und ne super Zeit. :)

@Jürgen
Ja, man könnte sagen, dass "meine" Firma fast konkurrenzlos ist. Es gibt nur noch eine andere etwas größere Druckerei in der Nähe, bei der es aber ähnlich zugeht, auch was die Gehälter angeht. Sonst gibt es nur ein paar kleinere Klitschen, die sich gerade so über Wasser halten, und jede Menge selbständige Grafiker. Ist halt etwas dünner gesät mit den Druckereien hier und das wissen sie auch.
Es ist ja nicht so, dass sie die Bewerbungen auf den Tisch legen und sagen "... schau mal, schon wieder jemand, der gerne (deine) Arbeit hätte." Sie lassen sie eher still im Büro auf dem Tisch liegen, wo wir öfter nachfragen müssen und sie so zwangsweise zu sehen bekommen. Die Online-Bewerbungen landen gleich auf meinem Rechner, da ich den allgemeinen Account mit "verwalte".

Danke auch noch für dein Engagement. :) Schön zu wissen, dass es noch Druckereien gibt, wo man positives hört. Das gibt Hoffnung.
3.500 EUR für einen Grafiker finde ich schon nicht übel. Aber auch nicht ungerecht, denn immerhin hat er/sie studiert und soll auch entsprechend entlöhnt werden. Eine ehemalige Arbeitskollegin hat bei uns mit 7,50 Euro brutto und 6 Std./Tag angefangen ... als Grafikerin. Nunja, aus 6 wurden schnell 8 Stunden und als sie diese auch bezahlt haben wollte, kam nur die Antwort, sie sei zu langsam und müsse halt effektiver arbeiten. Das war natürlich Quatsch. Sie war sehr gut und auch schnell.
Mittlerweile hat sie sich selbständig gemacht und kämpft sich alleine durch.
Für mich als Mediengestalter wäre ich mit ca. 2.300 brutto schon sehr zufrieden. Wichtig ist halt, dass man gut über die Runden kommt und neben der Arbeit auch leben kann.

Nun, dass ich solange in der Firma war, erstaunt mich ebenso. Echt wahr. Es ist ja nicht immer nervig. Wie gesagt, wir sind ein echt super Team und von den Kunden kommt auch ab und an positive Resonanz, was einen wieder aufbaut. :)

@applemouse
ist ja auch echt krass gewesen bei dir. 50-Stunden-Wochen kenne ich auch, aber halt nur für 2-3 Wochen, wo man dann "halbtags" arbeitet. Stimmt schon, irgendwann bleibt der Spaß auf der Strecke und man arbeitet nur noch ab.
Das mit eurer Azubi kommt mir auch bekannt vor. Unsere damalige Azubi im Satz sollte sich nach Ihrer Ausbildung arbeitslos melden und zuhaus bleiben, damit sie sie dann nach einem halben Jahr mit Förderung vom Arbeitsamt wieder einstellen können. Ist kein Scherz, dass haben die wirklich verlangt. Leider hört man sowas auch aus vielen anderen Branchen.

Aber nun geht es mit der Wirtschaft ja aufwärts und alles wird gut. Oder? :cool:
 
Guten Morgen Macdive,

ich wünsche Dir wirklich schnellstens einen neuen
Arbeitsplatz unter besserem finanziellem Aspekt.

Oft mit Wehmut denke ich zurück an die goldenen
Sechziger, Siebziger und Achtziger Jahre in Druck
und Werbung – sowohl für Arbeitnehmer als auch
Arbeitgeber. Nicht nur wegen der Finanzen, viel-
mehr wegen der entschieden besseren Atmosphä-
re im Verhältnis der Arbeitsparteien.

Nun, die Gründe für den „Verfall” sind bekannt
und hinreichend diskutiert worden.

Heute zu Tage sagt man ja vorwiegend Glück
und nicht mehr Erfolg beim Suchen und Finden
eines guten Arbeitsplatzes.

In diesem Sinne Wünsche ich Dir BEIDES!

Jürgen
 
Mittlerweile hat sie sich selbständig gemacht und kämpft sich alleine durch.
Für mich als Mediengestalter wäre ich mit ca. 2.300 brutto schon sehr zufrieden.
Und jetzt stellen wir uns alle im Geiste die 34000 Einstiegsgehalt nach der Ausbildung bei der Telekom vor *vorstell* (btw: für BÜROARBEIT)

Bei Vorstellungsgesprächen ganz am Anfang habe ich meine Fixkosten + 25% genommen und das als Gehaltsvorstellung angebracht. Nachdem ich meinem zukünftigen AG erklärt habe, dass meine Gehaltsvorstellungen nicht vom Himmel gefallen waren und auch nicht auf Tabellen im Internet als Vergleich beruhten, ging das immer sofort klar.
 
Und jetzt stellen wir uns alle im Geiste die 34000 Einstiegsgehalt nach der Ausbildung bei der Telekom vor *vorstell* (btw: für BÜROARBEIT)

Bei Vorstellungsgesprächen ganz am Anfang habe ich meine Fixkosten + 25% genommen und das als Gehaltsvorstellung angebracht. Nachdem ich meinem zukünftigen AG erklärt habe, dass meine Gehaltsvorstellungen nicht vom Himmel gefallen waren und auch nicht auf Tabellen im Internet als Vergleich beruhten, ging das immer sofort klar.

was man hier so liest ist ja echt grausam. die preise sind in der graphik branche sind ja echt mies.

also als Ingenieur kann man als traini! direkt nach dem studium mit
38000€ brutto pro jahr anfangen. (und das nicht bei der t-com)
bei einer " normalen" festanstellung gibt es auch mehr.
 
Wobei 2300 Brutto für jemand mit Ausbildung okay sind. In meiner *Branche* (öffentlicher Dienst) fängst du nach der Ausbildung mit 1790 Eur bzw 1950 Eur an. Gut, ich hatte das Glück, dass ich von meinem Vorgesetzten gefördert wurde (hat wohl eher was mit meiner Arbeitseinstellung zutun, egal) und nun bei ca. 2500 Eur Brutto stehe. *Leben* konnte ich auch mit 1950 Eur, jetzt ist es jedoch angenehmer.
 
Als ausgelernter Kaufmann im Groß- und Außenhandel hätte ich mit 20 lt. Tarifvertrag ca. 2500,- Mark brutto bekommen.

Von daher sind 2300,- Euro schon enorm viel für jemanden mit so wenig Berufserfahrung.
 
Cybel schrieb:
die preise sind in der graphik branche sind ja echt mies. also als Ingenieur kann man als traini! direkt nach dem studium mit 38000€ brutto pro jahr anfangen. (und das nicht bei der t-com) bei einer " normalen" festanstellung gibt es auch mehr.

Als ich 2004 noch Realschullehrer (Beamter des gehobenen Dienstes) war und die Anerkennungserlasse für Seiteneinsteiger noch vom Ministerium keine fachlichen Beschränkungen hatten, wurden Diplom-Ingenieure der Fachrichtungen Elektrotechnik und Maschinenbau, aber auch viel Architekten (ebenfalls Diplom-Ingenieure) in das ordentliche Referendariat aufgenommen, weil sie aus lauter Verzweiflung und aufgrund schlechter Jobaussichten, Lehrer im Staatsdienst werden wollten.

So absolvierten viele Seiteneinsteiger (im Ministerialjargon "Nichterfüller" genannt) mit anerkannter I. Staatsprüfung für ein Lehramt das Referendariat und konnten nach 2 Jahren (in NRW) die II. Staatsprüfung ablegen und waren im Anschluss vollwertig ausgebildeten Lehrern rechtlich gleichgestellt. Schon 2004 war die Einstellungssituation für Ingenieure alles andere als glänzend und den Angaben der Medien durfte man schon damals nicht vertrauen. Auch nicht den Unternehmen, die lieber günstiges Personal aus Indien einstellten (Fachrichtung Informatik), statt Informatikern aus Deutschland eine Chance zu geben.

Und heute, 2007, haben Unternehmen damit zu kämpfen, Ingenieure zu finden? Lachhaft, denn die Arbeitsagentur ist voller erwerbloser Diplom-Ingenieure jeder Fachrichtung, doch die Unternehmen wollen diese nicht sondern frisches Blut und vor allem günstiges, frisches Blut.
Kein Wunder, das das Durchschnittsalter der Seiteneinsteiger in den Ausbildungsseminaren der Lehrämter bereits bei 45 Jahren lag. Diplom-Ingenieure, aus heute angesagten Fachrichtungen, hoch qualifiziert, aber für viele deutsche Arbeitgeber als Mitarbeiter nicht wirklich interessant, weil zu teuer und zu alt!

So sind viele Seiteneinsteiger wieder aus dem Lehramt abgesprungen, als sie neue Jobaussichten hatten und andere sind immer noch Lehrer, weil sie lieber den Spatz in der Hand haben möchten, als die Taube auf dem Dach. Die aktuellen Hilfeschreie der Unternehmen sind eine Inszenierung für die Politik und sollen lediglich die Einwanderungsbestimmungen und die Bedingungen zur Tätigkeitsaufnahme durch ausländische Fachkräfte erleichtern, denn darauf haben es Unternehmen abgesehen. Nicht auf deutsche Diplom-Ingenieure, denn die kommen einem Unternehmen teurer als 2 Ingenieure aus Korea oder 3 Diplom-Informatiker aus Indien. Nur gegenüber ausländischen Fachkräften können Unternehmen Druck machen und jede Leistung eines Arbeitnehmers auspressen. Deutsche Ingeniere, wenigstens die, die wirklich gut sind, arbeiten längst im Ausland (VAE oder USA ...) zu Topgehältern, während sich in Deutschland weiterhin die älteren Diplom-Ingenieure bei der Arbeitsagentur gemeldet sind oder mit 40 Jahren ein Einkommen haben, wie ein Absolvent einer FH. Das kann es auch nicht sein.

Zumindest ist die Notlösung, Lehrer zu werden, seit Einführung des neuen Tarifvertrages im letzten Jahr nun auch nicht mehr für Seiteneinsteiger attraktiv und so springen erneut Seiteneinsteiger zurück in ihren Beruf und versuchen ihr Glück in der Wirtschaft, die angeblich boomt. Tut sie auch, aber nicht für die Erwerbslosen! Das Märchen von den Unternehmen, die schon 2004 behauptet haben, dass ihnen Fachkräfte fehlen, wissen sie heute besser zu interpretieren. Die Firmen suchen nur billige, junge und ausländische Fachkräfte, aber das erzählen sie nicht der Politik, denn dann wird in der Frage der Zuwanderung nichts mehr gelockert und die Unternehmen müssten dann die Ingenieure nehmen, die immer noch arbeitslos gemeldet sind – schon seit Jahren!

38.000 Euro Jahrsgehalt sind als Einstiegsgehalt für einen Akademiker in Ordnung, aber was Firmen in dem Zusammenhang gern verschweigen, sind die tatsächlichen(!) zu leistenden Arbeitsstunden, die man pro Jahr aufbringen muss, denn geschenkt bekommt niemand was, nicht mal als Ingenieur!

Auch Ärzte verdienen – auf den ersten Blick - noch nicht schlecht im Krankenhaus, wenn man sich nur das Einkommen vor Augen führt, aber wer möchte im Krankenhaus dienstlich übernachten bzw. muss es dann auch, um die Erwartungen zu erfüllen, wogegen das Einkommen plötzlich ganz anders aussieht? Die Mediziner haben sicher nicht aus Vergnügen gestreikt. Und die Mitarbeiter der Telekom sind sicher nicht auf der Straße, weil es nur am Fragen des Einkommens geht. Es geht um unbezahlte Mehrleistung pro Woche, pro Jahr, pro Leben!

Erst wenn man ein Gehalt, die Verantwortung, die mit einer Tätigkeit verbunden ist und die Arbeitszeit miteinander vergleicht, die ein Unternehmen von seinem Mitarbeiter erwartet und diese Parameter in Relation zueinander bringt, dann kann man sehen, ob man schlecht oder gut bezahlt wird. Die Aussage, das Diplom-Ingenieure gut verdienen, ist sinnlos, denn auf einer Seite gibt es Ingenieure, die pro Woche für 2 Stunden ihre Familie sehen und viel verdienen und andere, die einen 9-2-5 Job haben und entsprechend weniger erwirtschaften, aber dafür oft und lange zu Hause sind.

Das gilt übrigens für alle Branchen und deshalb gibt es auch Diplom-Designer, die verdammt gut verdienen, aber selten schlafen und andere, die als Angestellte in Druckereien arbeiten und niemals erfahren werden, was ein sechsstelliges Jahrsgehalt ist. Zu viele unterschiedliche Parameter sind davon abhängig, ob man fair bezahlt wird, oder Opfer einer Ausbeutung wird. Die Statistiken und Gehaltsspiegel in den Magazinen oder im Internet sind Zahlenspiele, aber mehr nicht. Entscheiden ist die Frage des Einsatzes und der Voraussetzungen. Jemand, der studiert hat, muss in Fragen des Einkommens Jahre ohne Gehalt aufholen, doch davon wollen Unternehmen nichts mehr wissen, und das Land, das Lehrer einstellt, auch nicht.

Deutschland auf Sparflamme, in jeder Branche, denn nur vereinzelnd wird tatsächlich gekocht. Sicher, alle Menschen zieht es ins Warme, aber am Feuer ist nur noch Platz für wenige. Und viele stehen kurz davor, zu verbrennen bzw. auszubrennen. Burnout - nicht nur ein Problem im Lehrerjob sondern auch oder gerade im Ingenieurwesen, wo Überstunden nur noch selten vergütet werden, weil die Mitbewerber aus Fernost stets günstiger sind!

Lebensqualität ist nicht nur eine Frage des Einkommens oder einer Sicherheit, sondern der Rahmenbedingungen in einem Job und im Privaten. Wer sich wohl fühlt, arbeitet gern und mehr, auch wenn es sich nicht in bare Münze auszahlt.

- Sterling
 
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Reaktionen: flixflux, don_michele1 und Fuzzelabbe
Ja, sicher. Einer von hundert. Die anderen fahren Taxi ;-)

Genau! Und auch beim Taxistand fahren erst die vor, die ihr Diplom mit besonders guten Noten abgeschlossen haben und den Wisch jedem Fahrgast als Kopie aushändigen und sagen: "Ich mache das heute nur für einen kranken Freund, ehrlich!" Dann leidet zwar die Brieftasche trotzdem an Unterernährung, aber nicht das Ego.

Und sollte es ein Ingenieur sein, der eine unbefristete Vollzeitstelle erhält, dann darf dieser für 38.000 Euro Jahresgehalt für 72.000 Euro pro Jahr schuften, denn wo bliebe sonst das Vergnügen für den Unternehmer, diesen Mitarbeiter einzustellen? Auch ein Ingenieur ist, wie jeder andere Mitarbeiter, eine freche Form der Kapitalanlage. Man investiert in Arbeitskraft und erwartet durch den Einsatz dieser Kraft einen Profit, d. h. selbst für den Fall, das sich der Arbeitnehmer den Buckel krumm schuftet, wird er an die frische Luft gesetzt, wenn er sich finanziell nicht selbst tragen kann und dem Unternehmen nicht das Doppelte dessen einbringt, wofür ihn das Unternehmen pro Jahr bezahlt. Dies ist nur eine vorsichtige Schätzung im Hinblick auf Unternehmen, die einen Mitarbeiter noch als Organismus wahrnehmen. Bei Arbeitgebern, die keinen Unterschied mehr zwischen Mensch und Maschine erkennen, darf der Arbeitnehmer auch gern das Vielfache seines Jahresgehaltes erwirtschaften, denn Spaß muss sein.

- Sterling
 
habt ihr heute schon nachrichten gehört? sinkende arbeitslosen zahlen und so?nein- dann vielleicht von den ca. 1mio freien stellen in hochqualifizierten bereichen?

es soll ja schon soweit gehen, das machne ing. direkt von der uni gekauft werden- natürlich ist das nicht die mehrheit soll aber vorkommen.

und die 38.000 waren für nen traini! das heißt die Firma bildet diesen dann 2 jahre aus. schickt ihn durch alle divisionen ( was nicht nur in deutschland sein muss). Die jeweilige Firma investiert also richtig geld in einen. danach wird garantiert niemand entlassen sondern wandert direkt in die oberen führungsebenen und das gehalt wird dort sicher nicht sinken

geschenkt wird einem niemanden, irgendwo auf der welt etwas- warum sollte das in deutschland anders sein?

nur warum wird in deutschland alles schlecht gemacht?
 
Das ist gerade im Ingenieurs-Bereich so. Aber nicht nur ausschließlich dort. Es kommt jedoch immer darauf an, ob man an der Uni auch was geleistet hat oder nicht.

Son 08/15 Ingenieur (mit zig Semestern mehr als Regelstudienzeit) bekommt sicherlich nicht so einfach einen gut bezahlten Job angeboten, da gebe ich einigen Leuten hier Recht...
 
....doch die Unternehmen wollen diese nicht sondern frisches Blut und vor allem günstiges, frisches Blut.
Kein Wunder, das das Durchschnittsalter der Seiteneinsteiger in den Ausbildungsseminaren der Lehrämter bereits bei 45 Jahren lag. Diplom-Ingenieure, aus heute angesagten Fachrichtungen, hoch qualifiziert, aber für viele deutsche Arbeitgeber als Mitarbeiter nicht wirklich interessant, weil zu teuer und zu alt!

nicht unbedingt. Ich habe mein Dipl. Inf auf dem 2. Bildungsweg (mit 40) gemacht und stehe in Lohn und Brot (in einer unbefristeten Festanstellung)

Nicht auf deutsche Diplom-Ingenieure, denn die kommen einem Unternehmen teurer als 2 Ingenieure aus Korea oder 3 Diplom-Informatiker aus Indien.
auch bei den Unternehmen ist schon länger angekommen dass das nicht die Lösung ist. "Mein" Unternehmen hat vor 1,5 Jahren eine Entwicklungsabteilung (IT) in Indien eröffnet. Selbst die Geschäftsführung geht von einer Produktivität von 1:4 aus (sprich 1 deutscher Entwickler leistet in etwa das was 4 indische Entwickler auf die Füsse stellen)

38.000 Euro Jahrsgehalt sind als Einstiegsgehalt für einen Akademiker in Ordnung, aber was Firmen in dem Zusammenhang gern verschweigen, sind die tatsächlichen(!) zu leistenden Arbeitsstunden, die man pro Jahr aufbringen muss, denn geschenkt bekommt niemand was, nicht mal als Ingenieur!
mein Einstiegsgehalt betrug (weiter oben schon mal erwähnt) roundabout 45000.-, bei einer 35 Stunden Woche

Son 08/15 Ingenieur (mit zig Semestern mehr als Regelstudienzeit) bekommt sicherlich nicht so einfach einen gut bezahlten Job angeboten, da gebe ich einigen Leuten hier Recht...
auch das würde ich so nicht unterschreiben. Ich lag über der Regelstudienzeit, bin alt, habe Familie und drei Kinder...
 
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