Freiberufler vs Angestellter

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andiwand

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Hi,

ich habe mich schon einige Stunden durch diverse Foren und Seiten gelesen und jetzt mal eine Beispielrechnung aufgestellt. Mir geht es darum eine Freiberuflerverdienst mit einem Angstelltenlohn so objektiv wie möglich zu vergleichen, d.h. auch der Freiberufler zalht in die Rentenkasse ein und hat eine Krankenversicherung.

Der Angestellte zahlt von seinem Lohn ungefähr 22,5% Sozialversicherung. Die Sozialversicherung setzt sich zusammen aus:
Krankenversicherung: 20%
Pflegeversicherung: 2%
Rentenversicherung: 20%
Arbeitslosenversicherung: 3%

Auch der Freiberufler zahlt all dies (auch Arbeitslosenversicherung), aber da er alles alleine zahlen muss, liegt sein Anteil an der Sozialversicherung bei 45%.

Beide müssen noch Steuern zahlen, der Angestellte Lohnsteuer, der Freiberufler Einkommenssteuer. Da der Freiberufler das gleiche im Jahr Netto verdienen will wie der Angestellt, muss er monatlich mehr verdienen, da er die Sozialversicherung komplett alleine trägt. Da dadurch das Bruttoeinkommen höher ist, hat er einen höheren Steuersatz, und muss noch einmal mehr verdienen, um letztendlich das gleiche netto rauszubekommen.

Hier jetzt die beiden Beispielrechnungen:

Rechenbeispiel 1:
Angestellter
Bruttolohn 36.000 pro Jahr
Abgabenbelastung: 39,5 % (22,5 SV + 17 Lohnsteuer inkl. Soli)
? 21.780 € Jahresnettogehalt des Angestellten

Rechenbeispiel 2:
Freiberufler
Bruttolohn 95.000 pro Jahr
Abgabenlast: 80,24% (45% SV + 35,24 % Einkommenssteuer inkl. Soli)
? 18.772 € Jahresnetto des Freiberuflers

Stimmt meine Rechnung? Es kann doch nicht sein, dass der Freiberufler über das 2,5-fache des Angestellten verdienen muss, um das gleiche netto rauszuhaben, wenn er einen gleichen Lebensstandard wie der Arbeitnehmer auch in Zukunft haben will (Rente, Krankenkasse)? Das Risiko von längerer Joblosigkeit, etc. sind dabei nicht berücksichtigt.

Andi



Abgabenrechner Einkommenssteuer und Lohnsteuer:
abgabenrechner.de
 
Stimmt meine Rechnung? Es kann doch nicht sein, dass der Freiberufler über das 2,5-fache des Angestellten verdienen muss
Doch, sollte er, und zwar dringend! Das ist nämlich "Umsatz" und kein Verdienst. Nicht nur die Abgaben bleiben alleine an ihm hängen, er trägt auch sonst einordentliches Riskio:

- keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall
- kein Umsatz bei Urlaub
- kein Umsatz, falls mal kein Projekt da ist
- Kosten für Aquise könne gelegentlich auch ganz ordentlich sein
- Sonstige Kosten (Hard-/Software, Büromaterial, Steuerberater, Versicherungen Telefon, Reisekosten etc.pp)

Rentenkasse kann man sich sicher sparen, da fallen mir bessere Möglichkeiten für eine Altersvorsorge ein. Die Kosten werden aber nicht recht viel weniger ausfallen, investieren muss man auch als Freiberufler.

Und wenn man bedenkt, dass man als Freiberufler viele Stunden ohne Bezahlung einplanen muss (Buchhaltung etc. pp.) sollte der Umsatz mindestens 3 x so hoch sein wie ein vergleichbares Bruttogehalt als angestellter Arbeitnehmer. Ein bisschen "Schmerzensgeld" darf dann schon sein.

Alles andere ist Firlefanz
 
Da hast Du was falsch oder vergessen..
Du kannst nicht den Bruttolohn als Berechnungsquelle für Est heranziehen.

Es besteht die Möglichkeit Deine Ausgaben in Form von Abschreibungen, Kosten etc. steuerlich geltend zu machen. Letztlich wird der entstandene Gewinn als Steuerliche Basis herangezogen.

95 k euro halt ich für den Einstieg eh als überzogen.

Sicher musst Du Krank, Urlaub, Rente, Anschaffungen etc. in Deiner Rechnungsstellung berücksichtigen.
Gleichzeitig kannst Du ja diese Ausgaben für eben dies aus dem Gewinn, der als Grundlage für die Besteuerung dient, herausrechnen einfach formuliert.


Letztlich läuft´s aber schon auf das 2 bis 2,5 fache raus, wenn Du von Anfang an gleichgestellt sein willst, insofern Du es bezahlt bekommst.

Bist Du etabliert und gut organisiert kannst Du aber auch mehr erwirtschaften als das je ein Arbeitnehmer erreichen kann ( im herkömmlichen Sinne )..

Vermutlich musst du aber, dass das so hinhaut, als Selbstständiger mehr leisten als ein Arbeitnehmer mit einem " guten" Arbeitsplatz.

Fazit: Bezahl wenige Euro für einen Steuerberater und sein Beratungsgespräch, dann bist Du schlauer.

Letzlich gilt es rauszukriegen wo die Balance ist.
Verdienst du weniger, zahlst Du weniger.
Verdienst du mehr ( Umsatz) musst Du entweder investieren oder Steuern bezahlen, was zählt ist der Gewinn.
 
Zuletzt bearbeitet:
ja, so siehts aus. Du hast allerdings noch keine Rücklagen für projektlose Zeiten eingeplant.
Die 95.000 halte ich -je nach Branche- für durchaus realistisch. Bei uns werden derzeit Stundensätze von 60-70€ bezahlt (was einem Jahreseinkommen -grob- von 96000 - gut 110.000 € entspricht)
 
Sicher musst Du Krank, Urlaub, Rente, Anschaffungen etc. in Deiner Rechnungsstellung berücksichtigen.
Gleichzeitig kannst Du ja diese Ausgaben für eben dies aus dem Gewinn, der als Grundlage für die Besteuerung dient, herausrechnen einfach formuliert.

Das würde mich näher interessieren, kann ich Krankheit, Urlaub und Rente Rente herausrechen?
Dass ich Anschaffungen absetzen kann, weiß ich, aber da ist meine Überlegung: Als Angestellter müsste ich so große Anschaffungen nicht tätigen, weder einen großen Rechner, noch teure Software. Privat reicht auch ein kleines Notebook. Dass meine Kalkulation einiges außer acht lässt, habe ich mir schon gedacht, aber ich finde es krass, das sie auch nicht komplett verkehrt ist. 80 % an Abgaben und Vorsorge - crazy.

Das heißt ja auch, wenn ich annehme, dass ich zwar voll ausgelastet bin, aber 1/3 meiner Zeit mit Aquise, Kundenbetreuung, Rechnungstellung verbringe, dass ich diese 95.000 aus dem Rechenbeispiel in 2/3 meiner Zeit in verdienen muss, sprich das fehlende Drittel in den anderen 2/3 wenn ich wirklich arbeite unterbringen muss. D.h. um es mit einem Arbeitnehmer zu vergleichen, der 220 Tage im Jahr arbeitet (52*5 -20 Urlaubstage -10 Feiertage -10 Krankheitstage (niedriger Bundesdurchschnitt)), 8 Std pro Tag (ein "guter" Job ;-)), müsste der Freiberufler aus dem Bsp 81€ pro Arbeitsstd in Rechnung stellen (95.000€/ (220 Tage * 2/3) / 8 Stunden = 81€ pro Stunde). Sorry, aber das ist nicht für viele unrealistisch? Einen 3000€ Job zu finden erscheint mir da realistischer - oder sagen wir mal einen 2500 € Job statt knapp 70€ pro Std.

Andi
 
70 € / Stunde sind in meiner Branche (IT) keine Seltenheit, Berater verdienen da gut das doppelte und dreifache. Du musst aber auch noch bedenken, dass 8 Stunden arbeiten bei einem Freiberufler nicht gleichzusetzen sind mit 8 Stunden arbeiten eines Angestellten. Ein Freiberufler kann nicht immer - wenn er 8 Stunden arbeitet - auch diese 8 Stunden in Rechnung stellen.

Auch wenn es für dich unrealistisch klingt, aber ich kenne einige Freiberufler und es kommt in etwa hin. Und für mich überwiegen einfach immer noch die Vorteile arbeiten zu können wann und wo ich will, denn nur so kann ich mich auf meine Fähigkeiten konzentrieren und diese auch ausnutzen.

Schau dir mal den Freelancer Stundenrechner an. Damit kannst du dir deinen eigenen Stundenlohn ausrechnen und den mal aufs Jahr hochrechnen!

Viele Grüße
Martin
 
:eek: 70€ / Std. nicht schlecht, wohl aber als Freiberufler, oder?
Dort wo ich arbeite sind Stundensätze von 11.80 - 13.50 die Regel. Ausser du hast noch nen Techniker oder weiter dann geht es natürlich immer weiter rauf.
Ansonten bin ich auch der Meinung dass min dass doppelte Fällig ist.
 
Auch wenn man sowas nicht all zu laut sagen sollte aber...
Du vergisst das ein Selbstständiger effektiv weniger Geld brauch um den gleichen Standard zu halten, das fängt beim Auto an, geht über Klamotten, "Urlaub" bis zum TV etc. Oder glaubst du das irgendjemand es jeh merken würde wenn der veranschlagte 2000€ LCD aus dem Büro in deinem Wohnzimmer steht und im Büro dafür einer für 500€, auch Altersvorsorge kannst du im gewissen Maße bzw den richtigen Tricks teilweise geltend machen ..

Die 80% kann man so also nicht stehen lassen und gleichzeitig muss man auch den effektiven Verdienst relativieren.

Wobei, wofür ist das überhaupt, für eine eigene Rechnung oder ein Referat o.ä ?
 
:eek: 70€ / Std. nicht schlecht, wohl aber als Freiberufler, oder?

Jep, als Freiberufler. Aber ich kenne auch ein paar Berater bei Großunternehmen, die gut das gleiche verdienen und keine Freiberufler sind.
 
Du musst aber auch noch bedenken, dass 8 Stunden arbeiten bei einem Freiberufler nicht gleichzusetzen sind mit 8 Stunden arbeiten eines Angestellten. Ein Freiberufler kann nicht immer - wenn er 8 Stunden arbeitet - auch diese 8 Stunden in Rechnung stellen.

Das habe ich bedacht, deshalb gehe ich in meiner Rechnung von 220 Tagen * 2/3 aus; sprich ich nehme an, dass nur 2/3 der Zeit wirklich effektiv genutzt werden können, der Rest geht mit Aquise und Papierkram drauf.

nThie schrieb:
Wobei, wofür ist das überhaupt, für eine eigene Rechnung oder ein Referat o.ä ?

Ich will mir mal einen Überblick verschaffen, was man als Freiberufler reinbekommen müsste, um einigermaßen zu verdienen. Die Stundenlöhne hören sich ja immer ganz gut an, aber das relativiert sich schnell, wenn man es aufdröselt. Obwohl man den Punkt, dass man viele Sachen, wie ein Auto, auch privat nutzen kann und man flexibler in seiner Zeiteinteilung ist, nicht außer acht lassen sollte. Von dem was ich aus den Antworten entnommen habe, scheint das 2,5 bis 3-fache des Bruttolohns eines Angestellten eine plausible Hausnummer zu sein.
Ich werde mir dazu noch mal den Honorarrechner von resolutionM angucken, der scheint auf jeden Fall ein nützliches Tool zu sein. Leider ist mir nicht immer klar, wie er zu manchen Ergebnissen kommt, um ihn wirklich nachvollziehen zu können.

Andi
 
Guck mal hier:

http://www.akademie.de/fuehrung-organisation/recht-und-finanzen/tipps/finanzwesen/kalkulation.html

Deine x2-3 passen recht gut mit meinen eigenen Erfahrungen überein. Allerdings halte ich solche Vergleiche selten für sinnvoll (außer zur Bestimmung seines eigenen gewünschten Honorar-Niveaus): Bereits regional gibt es verschiedene Geld-Schmerzgrenzen, ab denen sich potentielle Arbeitgeber an den Kopf fassen. National sieht’s noch „schlimmer“ aus.

Cheerio,
-Sascha
 
Einer der wichtigsten Fehler, den Anfänger gerne machen, ist es die "Theorie" über zu bewerten! Als grundsätzliche Überlegung ist es natürlich wichtig im voraus zu planen, wichtiger aber ist m.E. ist das Projekt tragfähig? Hat man die Qualifikation, die Kontakte, die berechtigten (!) Aussichten auf Aufträge und eventuell schon Erfahrung im Arbeitsbereich dann kann man die Rechnung aufmachen. Die letztgenannten Punkte sind für das längerfristige Gelingen wichtiger als die reinen Zahlen der ersten Rechnung. Du wirst erleben, dass es Phasen gibt in denen "nichts" läuft und wenn du gut bist aber auch Phasen wo du richtig "zuschlagen" kannst.

Ein Freund war lange angestellt und ein erster Versuch mit zwei Kollegen zusammen in die Selbstständigkeit ging schief - jeder verließ sich ein wenig auf den anderen. Ein zweiter Versuch (jetzt 3 Jahre) war im ersten Jahr HART (praktisch keine Freizeit, wenig Geld), aber nach ca. 1,5 Jahren lief es plötzlich rund, mittlerweile kann er sich die Rosinen rauspicken (nicht jede Arbeit macht schließlic auch Spaß ;) ) und verdient mehr als das doppelte der ursprünglichen Planung (Letztes Jahr MUSSTE er einen dicken Wagen anschaffen um nicht zu viele Steuern zu zahlen…), trotzdem war das Finanzamt mit 20000€ "Nachschlag" dabei, er konnte es locker verschmerzen.
 
HIER die "Kalkulation für Anfänger" des "Ratgeber Freie, Kunst und Medien" von Goetz Buchholz.
Dort wird das Gehalt eines festangestellten Redakteurs –€ 57.ooo,- p.a.– als Basis für eine Berechnung, in welcher der Stundensatz eines Freelancers ermittelt wird.
Der Freelancer muss danach, um finanziell dem Angestellten gleichgestellt zu sein, einen Tagessatz von rund € 4o5,-, bzw. einen Stundensatz von etwa € 68.- in Rechnung stellen.

Bei "nicht-künstlerischen" Berufen muss dieser Satz noch höher sein:
"[…] wer keinen Zugang zur KSK hat, muss auf das Jahresgehalt noch 20 Prozent Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung draufrechnen."

"Und dann kommt erst die spannende Frage: Wie viel müsste ich eigentlich mehr verdienen als die Festangestellten, damit auch mein "Unternehmerrisiko" bezahlt wird?" (G. Buchholz, a.a.O.)

–M.
 
Ich hatte in meinem ersten Jahr als Freiberufler, Gott sei Dank mach ich das nicht mehr, 32.000 Rohgewinn, davon gingen dann die ganzen absetzbaren Kosten ab und unterm Strich hatte ich 24.500 Euro zu versteuern.

Also 95.000 Rohgewinn und dann 18.000 Euro netto kann iwie mal gar nicht hinkommen. Gut wenn man sich einen Porsche Cayenne und die beste KV leistet und auch sonst 1000 KM die Woche fährt etc......... :)
 
etwas überzogen.... und hängt massiv, wie schon hier gesagt von deinen Unkosten ab.
z.B. mein Laden darf nicht mehr wie 100.000,-€ im Jahr einbringen, sonst zahle ich mich dumm und dusslig.
Viele Selbstständige haben nicht mal 17.000,-€/Jahr, somit sind sie steuerbefreit. Dann ist auch noch entscheidend was für eine Form du gewählt hast. Ich habe die GmbH genommen, ist in meinem Fall sehr weise. Aber z.B. ein Handwerksbetrieb sollte sich das kneifen mit der GmbH wegen der Vorsteuer u.s.w.
Ich will sagen, das man keine pauschale Aussage treffen kann. :)
 
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