Moin Cinober,
hui, ich glaube, da gibt es einiges zu (er)klären – ich fasse mich mal kurz, den Rest können wir gerne privat vertiefen:
1) Ein paar Angaben zu Deinem Rechner, der Mac OS-Version und der Version von FCPX wären hilfreich.
2)
Also habe ich eine gleich große SSD-Harddisk in das Projekt eingebunden. Ich habe jetzt also die alten Medien auf der alten Platte und die Neuzugänge auf der neuen. Wie ich das gemacht habe, kann ich gar nicht recht beschreiben, weil FCPX diese Dinge in einer mir eher unverständlichen Art und Weise handhabt
Am besten vergisst Du vorweg alles über das alte FCP und machst einfach folgendes (bikkuri war schneller):
Alle Medien konsolidieren, an einem Ort, möglichst aber nicht auf Deiner System-Festplatte.
Dann hast Du alle benötigten Medien schon einmal unter einen Hut gebracht.
Anleitung hierzu (erst
in Ruhe durchlesen, dann handeln!):
https://support.apple.com/kb/PH15838?locale=de_DE&viewlocale=de_DE
FCPX nimmt Dir damit einen Haufen Arbeit ab, weil es alle Dateien in einem kompakten Paket sammelt.
Früher habe ich auch mit verknüpften Dateien gearbeitet, mittlerweile erkenne ich den Vorteil,
alle Daten an einem Ort zu wissen.
3)
Ich verstehe zum Beispiel den Sinn nicht, warum FCPX auf der Festplatte die Originalmedien behält und zudem "Optimierte Medien" erstellt, die etwa 5 mal größer im Speichervolumen sind als die Originale.
Brauchst Du überhaupt optimierte Medien?
Dazu wäre es sinnvoll zu wissen, wie Dein Rechner ausgestattet ist und mit welchem Original-Material Du arbeitest.
Solltest Du gar keine optimierten Medien brauchen, dann deaktiviere deren Erstellung beim Import.
Hierzu ein guter Vierminüter von Larry Jordan (Englischkenntnisse vorausgesetzt):
Sonst – ohne Handbuch geht es nicht ganz –
schau Dir noch mal genau Deine Importeinstellungen an:
https://support.apple.com/kb/PH12717?locale=de_DE&viewlocale=de_DE
Nochmals:
Optimierte Medien sind nichts anderes als Intra-Frames in einem Apple-ProRes-422-Codec,
es handelt sich also um einzelne Frames, die in sich alle notwendigen Bilddaten enthalten,
im Gegensatz zu den Inter-Frames, die ja wie erwähnt ohne Ihre Nachbar-Frames nicht können (> GOP):
https://support.apple.com/de-de/HT202490
Die Intra-Frames fressen natürlich eine Menge Platz,
dafür muss der Rechner beim später beim Rendern wesentlich weniger knechten.
4)
Ich frage mich, welche Medien das Programm eigentlich während des Schnitts benutzt: die Originale oder die Optimierten. Ich vermute die Optimierten, denn sonst würde das Ganze keinen Sinn ergeben. Ob man die Originale für den Schnittbetrieb und die Fertigstellung des Films wirklich noch braucht
Welche Medien FCPX während des Schnittes und während des Renderns nutzt, hängt von Deinen Einstellungen ab:
https://support.apple.com/kb/PH15848?viewlocale=de_DE&locale=en_US
Von den Originalmedien würde ich generell die Finger lassen,
nach der Fertigstellung des Projektes kannst Du ja die platzfressenden optimierten Medien löschen:
http://www.finalcutprofi.de/phpboard/viewtopic.php?t=76251&sid=bbfdda3d5dad24d89684f929c3b336c5
5)
Ich werde als erste Maßnahme Deinen Vorschlag mit Quicktime umzusetzen versuchen, falls ich das überhaupt hinkriege.
Guckst und hörst Du (der Typ ist allerdings schnell):
Statt des Kurzbefehls (cmd + T) kannst Du den Befehl auch in der Menüleiste unter > Bearbeiten > Trimmen aufrufen:
6)
So erging es mir gestern mit "Duplikate von Clips" herstellen. Ich konnte nicht verstehen, was da technisch gesehen genau passiert.
FCPX erstellt in der Datenbank einfach einen weiteren
Verweis auf den zugrunde liegenden Original-Clip,
ähnlich wie ein Alias im Finder funktioniert.
Da werden keine physischen Daten kopiert, sondern, salopp formuliert,
nur ein weiterer Link gesetzt.
Anders gesagt: Wenn Du in Deiner Timeline zehnmal hintereinander denselben Clip duplizierst (warum auch immer),
dann setzt FCPX an den entsprechenden Stellen nur einen (bzw. eben zehn) Verweise auf den Original-Clip.
Erst beim Rendern benutzt FCPX diese Verweise,
um im fertigen Ausgabeformat den Originalclip wiederholt zu exportieren.
Beispiel:
Deine Timeline enthält zehnmal denselben Clip (im Original ist es
eine .mov-Datei), der ist 250 MB groß.
Während des Schnittes »zeigt« FCPX nur zehnmal auf den Originalclip, merkt sich das Ganze in der Datenbank.
Fürs Arbeiten/Schneiden braucht FCPX aber nur einmal den Original-Clip (mit 250 MB),
in der Timeline hast Du lediglich zehn Instanzen dieses Clips vorliegen.
Beim Duplizieren eines Clips kopierst Du also nicht das physische Original (also die Datei),
sondern nur den Hinweis für FCPX in der Datenbank, welche Datei für den Render-/Exportvorgang zum Schluss herangezogen werden soll.
Erst, wenn Du Dein Projekt exportierst (also »bereitstellst«),
holt sich FCPX beim Rendern die notwendigen Daten vom Originalclip, dann aber zehnmal.
Exportierst Du das Ganze im Originalformat (also etwa als .mov-Datei),
dann wird die gerenderte und exportierte .mov-Datei 10 x 250 MB groß, also rund 2,5 GB.
Deshalb funktioniert auch Dein erster gedanklicher Ansatz nicht, einen Clip zu duplizieren,
diesen zu kürzen und anschließend zu verwenden,
dafür aber den Original-Clip zu löschen.
Ist der Original-Clip weg, dann ist FCPX blind,
weil es nicht weiß, auf welche tatsächlichen, physischen Dateien
Dein neuer gekürzter Clip (der ja nur ein »Alias« ist) überhaupt verweist;
den Original-Clip hast Du ja gelöscht
.
Stelle Dir das ähnlich vor wie eine Playlist in iTunes oder anderen Datenbank-basierten Mediaplayern:
Du hast ein(!)mal den Song »xy« von »Top-Band«in der Mediathek als mp3-Datei gespeichert,
willst ihn aber zu, sagen wir, drei verschiedenen Playlists hinzufügen:
»Lieblingssongs«, »Rock«, »90er Jahre«.
In diesen drei Playlists ist aber jeweils nur ein Verweis auf die mp3-Datei angelegt,
nicht die mp3-Datei selbst dreimal physisch kopiert.
Die Playlists sind nur Datenbanken mit dem entsprechenden Eintrag:
»Hey iTunes, jetzt spiele den Song xy, er liegt hier:
/Volumes/Macintosh HD/Cinobers Mac/Music/iTunes/iTunes Music/Top-Band/xy
«.
Löschst Du aber den Song selbst, also die mp3-Datei,
dann weiß der Mediaplayer auch nicht mehr, wo er denn das Original hernehmen soll zum Abspielen,
die Playlists funktionieren nicht mehr.
Ähnlich arbeitet FCPX mit den Originalmedien und den daraus erstellten Clips.
Clips in der Timeline (also quasi der »Playlist«) eines Projektes von FCPX sind immer nur Instanzen,
die auf die Originaldatei in der Mediathek verweisen, ebenso ihre noch so häufigen Duplikate.
Dafür kannst Du mit diesen Instanzen allen möglichen und fröhlichen Unfug anstellen,
ohne der Originaldatei auch nur ein Haar zu krümmen.
Löschst Du aber den Clip in der Mediathek selbst, dann fehlt Dir die Grundlage für jegliche Arbeit,
ob es nun der Schnitt oder das Hinzufügen von Effekten ist.
Das klingt alles erst mal fürchterlich abstrakt, aber wenn Du es einmal verstanden hast,
dann erkennst Du auch recht schnell die Genialität dieses Konzeptes.
Puh, jetzt wurde es doch etwas ausführlicher,
ich muss auch zum Schluss kommen, weil ich selbst noch einige Aufträge zu erledigen habe,
u. a. Videoschnitt mit FCPX …
Cinober, ich hoffe, ich konnte Dir einigermaßen die Funktionsweise von FCPX verständlich machen,
sonst melde Dich bei mir.
Ich brauche jetzt erst mal ’nen Kaffee und ’ne Zigarettenpause …
Gruß
Walle