Ich habe mich mal spontan hier im Forum angemeldet, weil ich heute ebenfalls die Canon EOS R5 vorbestellt habe und mir leider schon vorher bewusst war,
dass mein derzeitiges Mac-Setup nicht ausreicht, um den H265-Codec der R5 ohne Umwandlung in Adobe Premiere Pro zu nutzen.
Bei der Recherche nach meinem zukünftigen Setup bin ich auf den Thread hier gestoßen. Ich teile jetzt einfach mal meine derzeitigen Infos:
Der Hinweis mit dem iPhone und dem H265 ist schon sehr gut gewesen.
Das "Problem" der R5 ist der Aufnahmecodec, der verwendet wird, wenn man in C-LOG aufnimmt. Dort zeichnet die Kamera nicht "nur" H265 auf, sondern H265 10-Bit d.h. H265 im Farbsampling 4:2:2.
Die bisherigen CPUs und GPUs der meisten PCs und Macs unterstützen derzeit leider nur H265 im 4:2:0 Farbsampling (enthält weniger Infos zur Farbtiefe und ist daher leichter zu verarbeiten).
Deshalb kommt FCPX zwar theoretisch mit H265 klar, praktisch ist der Codec der R5 aber zu "neu" für viele Prozessoren und Grafikkarten bzw. hat sich z.B. NVIDIA aus irgendwelchen Gründen dazu entschieden, ausgerechnet H265 4:2:2 nicht zu unterstützen. Deshalb zwingt der R5-Codec offenbar selbst den teuren Mac Pro mit FCPX in die Knie und zeigt die Videos der R5 in der Vorschau nur mit Rucklern an.
In den iPhones und iPads wird seit einiger Zeit der "T2-Chip" verbaut, der neben den zusätzlichen Sicherheitsfeatures auch Bildsignale verarbeiten kann und das Decoding der Videos übernimmt. Deshalb funktioniert das Footage der R5 tatsächlich auf einem iPad Pro z.B. in Verbindung mit LumaFusion (hier ein Beispiel mit R5-Footage:
) als Editing-Software einwandfrei. (Mehr zum T2-Chip:
https://support.apple.com/de-de/HT208862).
Ich bin selbst gerade dabei, mich darin einzulesen, inwiefern Macbooks/iMacs mit dem H265 4:2:2-Codec der R5 umgehen können. Nach einiger Recherche bin ich in diesem Video fündig geworden:
- dort heißt es, dass der neue iMac 2020, 27 Zoll in Verbindung mit dem 8‑Core Intel Core i7 Prozessor (10. Generation) und einer zusätzlichen Radeon 16GB 5700XT-Grafikkarte derzeit ein gutes Setup für den Schnitt wäre. Grund dafür ist, dass im neuen iMac auch der T2-Chip verbaut ist und die neuen Intel Prozessoren der 10. Generation wohl H265 4:2:2 verarbeiten können.
Deutlich spannender (und höchstwahrscheinlich auch das, was ich für mein mobiles Setup plane) ist allerdings, dass Apple demnächst (man munkelt, Ende Oktober) die ersten Macs mit Apple-"Silicon"-Prozessoren vorstellen wird, die auf der ARM-Prozessor-Architektur der iPhones und iPads basieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass die neuen Silicon-Macs dann ähnlich effizient mit den H265-Videos der Canon EOS R5 arbeiten können, wie das z.B. beim iPad Pro der Fall ist, ist daher sehr hoch. (Mehr Infos zur Apples Umstellung auf ARM-Prozessoren bei den Macs:
https://www.mactechnews.de/news/art...n-Vorstellung-im-SeptemberOktober-175489.html).
Bis dahin wäre meine Empfehlung, beim derzeitigen Setup zu bleiben und stattdessen von Final Cut Pro X Proxie-Videos für den Schnitt zu generieren. Im 8K-Modus erstellt die R5 offenbar sogar selbst ein "verkleinertes" Proxie-4K-Video auf der SD-Karte. Bei den anderen Video-Modi müsste man das dann halt händisch im Schnitt machen. Umwandlungsapps in diesem Sinne gibt es also, da Final Cut Pro die Videos der R5 in das deutlich schnittfreundlichere Format "ProRes 422" umwandeln kann. Ich würde an dieser Stelle auch eher darauf vertrauen, die Videos direkt in FCPX umzuwandeln und nicht auf Programme wie z.B. Handbrake zurückgreifen.
Zum Schnitt mit Proxies: Dort werden quasi verkleinerte Videos der Original-Dateien für den Schnitt erstellt. Dadurch ist das Playback im Schnitt flüssig, insbesondere wenn man mit Effekten arbeitet. Beim Export des Films greifen die Editing-Programme dann wieder auf die Original-Videos zurück, was zu vergleichsweise langen Renderzeiten führt, aber die Originalqualität ermöglicht.
Mehr zum Proxie-Schnitt mit FCPX:
https://support.apple.com/de-de/guide/final-cut-pro/verb8e5f6fd/mac
Ansonsten stehen die Full-HD-Settings (Full HD mit 24/25/50fps), die 4K 24/25/50fps-Settings und die 8K-Settings in der R5 auch in einem IPB-Format zur Verfügung (hier im Datenblatt:
https://www.canon.de/cameras/eos-r5/specifications/#). Das ist dann nicht die volle Qualität, sondern der "alte" H264-Codec, der einwandfrei auf allen Systemen funktioniert und verarbeitet werden kann. Das flache Bildprofil "C-LOG" ist dann aber nicht aktiviert. Das Footage der R5 im "normalen" IPB-Modus ist im Vergleich zum H265 10-Bit-Footage natürlich deutlich weicher und weniger detailreich. Spätestens wenn man das Material im Schnitt nachschärft, merkt aus meiner Sicht der normale Zuschauer nicht mehr viel von der geringeren Qualität. Ist halt die Frage, auf welchen Endgeräten die Videos gezeigt werden sollen.
Ein flaches Bildprofil bekommt man im normalen IPB-Modus, indem man sich über die Canon-Software am Mac zusätzliche Bildprofile auf die Kamera lädt. Schon 2012 war das relativ verbreitet mit dem "Technicolor-Cinestyle-Profile" (gibts kostenlos unter:
https://www.technicolor.com/cinestyle, das damals bei der guten Canon 7D ein flaches Bildprofil erzeugt hat (und auch mit allen anderen Canon DSLRs und DSLMs funktioniert). Mittlerweile bietet der Blog EOSHD ein eigenes C-LOG-Profil für Canon DSLRs an, mit dem es einfacher sein soll, das Footage von Kameras wie der 5D III oder der 5D IV mit den Aufnahmen der Canon-Cinema-Kameras zu kombinieren (
https://www.eoshd.com/news/now-avai...anon-dslrs-including-1d-x-mark-ii-5d-mark-iv/). Das C-LOG Bildprofil ist aus meiner Sicht auf jeden Fall einen Versuch wert, wenn vorher klar ist, dass die Farbkorrektur nicht extrem ausgereizt werden soll. Aber da muss jeder selbst seine Erfahrungen machen. Mir hat es bis vor zwei Jahren bei meiner 5D IV auf jeden Fall gereicht. Die Canon-Picture-Styles funktionieren definitiv auch auf der R5.
Nachteil bei der Verwendung eines flachen Bildprofils über diesen Weg und nicht über die C-LOG-H265-Einstellung in den Videosettings der R5 ist, dass das C-LOG-Bildprofil dann auch auf den JPEG-Fotos liegt und diese dadurch flach und flau wirken. Macht aber nichts, wenn man in RAW fotografiert und später in Photoshop/Lightroom eh alles selbst anpasst.
Zusammengefasst wäre meine persönliche Empfehlung: Abwarten, bis Apple die neuen Silicon-Macs vorstellt und bis dahin wahlweise mit Proxies im Schnitt arbeiten, bzw. in der Kamera eben nicht die maximalen Video-Settings (ALL-I) zu nutzen, sondern stattdessen IPB. Je nachdem, wie stark die eigene Video-Hardware ist.
Bei Youtube findet man mittlerweile auch einiges an Test-Footage der R5 zum Download. Am besten einfach mal selbst eines der 4K 60fps bzw. 4K 120fps-Videos downloaden und schauen, wie eure derzeitige Hardware damit zurecht kommt. Hier gibts passendes Footage zum Download:
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So, ich hoffe, dass das jetzt stellenweise nicht zu viel Off-Topic war.
Viele Grüße
Till