Film-Dauerton

iLutz

iLutz

Aktives Mitglied
Thread Starter
Dabei seit
16.11.2008
Beiträge
395
Reaktionspunkte
111
Hey, sagt mal bitte: hab ich jetzt komplett den Verstand verloren? Ich sehe immer mehr Filme bei N...x und P...e, die als »Untermalung« so Dauertöne haben, die kaum variieren. Mal ist es so eine Art Brummen, dann wieder so eine Musik-Phrase. Kaum eine Szene hat keinen Hintergrund-Sound.
Ist das jetzt das neue Stilmittel, um Spannung aufzubauen? Ich finde das schrecklich und kann mich nur schwer auf die Handlung konzentrieren.
Ich könnte auch Titel nennen. Aber ich wollte es erstmal nur so schreiben.
Konnte ich mich richtig ausdrücken? Ist das auch schon mal jemandem aufgefallen?
Gibt es vielleicht einen Tontechniker hier, der mir das erklären kann?
Merci!
 
...
Ist das jetzt das neue Stilmittel, um Spannung aufzubauen? Ich finde das schrecklich und kann mich nur schwer auf die Handlung konzentrieren.
.....
Gibt es vielleicht einen Tontechniker hier, der mir das erklären kann?
So siehts wahrscheinlich aus, ist wohl ein neues Must-have. Tontechniker haben da nichts und noch nie verbrochen, weil in der Brnache generell nichts zu melden. Entschieden wird ja sowas immer von der Produktion..etc., natürlich gibts da auch namhafte Ausnahmen mit etwas mehr Gewicht.

Ist doch schon immer ne leidige Geschichte - Ton zum Bild, zumindest in der Überzahl. Nimm mal en Doku, die ich gern schaue. Da gehts ohne Dauerberieselung mit irgendeinem Gefiedel nicht mehr aus und zwar von Minute 1 bis zum Schluss dauerhaft, manchmal inzwischen sogar wenn jemand quatscht. Meisst sind das dann Klischee´s. Russland gibt nicht ohne Männerchor, für den Balkan die Panflöte und der Einsteiger zu Indien ist immer die Sitar. Australiens Steppe das unvermeidliche Didgeridoo, könnte beliebig fortfahren ?
Oder auch Sprecher mit ihrer teils aufgesetzten dramatischen Fragerei als Spannungselement.

Die sogenante Szenenmusik, also trauriges Klavier bei Trennung, Streicher bei Versöhnung und wenns zur Sache geht bitte das rauchige Saxophon hochziehn..sind ja nur Beispiele wie ausgelutscht da ja eigentlich dei Ansätze bzw. der Stellenwert von Ton/Musik hängen geblieben ist. Oder kommt mal ein Banner rein in manchen Dokus gehts jedesmal fast nicht mehr ohne Swosch, Zisch, Zoom..mit ner handvoll immergleichen Samples.

Da ich deine Beispiele nicht kenne kann ich mir dennoch genau das vorstellen. Hat sich irgendjemand mal gedacht, dass das Bild zu dünn sei, nun lässt man halt irgendwas im Hintergrund mitpockern oder -brummen, weil man meint hiermit eine Art Stimmung mitraunen zu müssen.

Ton zum Bild - eine Leidensgeschichte ist meine Wahrnehmung.
 
Ton zum Bild - eine Leidensgeschichte ist meine Wahrnehmung.
Und ist auch so Mode- oder zeitgeschichtlich gesteuert.

Kann man schön an fast 60 Jahren Doctor Who ablesen. Und wenn man die auch aktuell gezeigten Classic-Folgen etwa der 1980er mit denen der »Neuzeit« vergleicht: Heute werden den Protagonisten ganze eigene Themenmusiken riesiger Orchester zugeordnet, damals war dafür die Incidental Music kraftwerkmäßig elektronisch erdudelt.

Und die Sprache: Konnte der Schulenglisch-Lerner den Dialogen eines Hartnell oder Troughton noch problemlos folgen, geht’s neu nicht ohne Kenntnisse in den spezifischen Artikulationen englischsprechender Waliser, Schotten, Yorkshirer und Ostlondoner. Damals gebügeltes Oxford- oder BBC-English, heute realitätsnahe Kultursprache.

Ich mag das – bin aber auch Sprachwissenschaftler und Anglist. Der Englisch-Einser-Abiturient braucht sich aber auf seine Eins in Shakespeare nun gar nichts einzubilden. Die nützt ihm beim Muttersprachler gannix.
 
@erikvomland
ja, hast Recht.
Ich hab bewußt kein Beispiel genannt.
Hier in Berlin gibt’s so ne Abendsendung. Da werden Schnitte in den Kurznachrichten mit einem Knarrzen – so ein Häßlikum! – untermalt, dass es wehtut! Krrrrh Krrrrch. Da sollen Zuschauer aus der Lethargie geweckt werden, oder so. Den Verantwortlichen sollte man ... na, ich sag’s lieber nicht, dass man ihn steinigen sollte.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: dg2rbf
@fa66
Ich glaube, zu wissen, was Du meinst.
Mein Vater hat sein Englisch in »Ohksföhd« (Oxford) gelernt. Und so hat er es mir beigebracht. Kannst Du Dir vorstellen, was ich für Schwierigkeiten im Englisch-Unterricht hatte? Alle Lehrer hatten an meiner Aussprache rumgemäkelt. Das ging so weit, dass sie mir ne Note tiefer geben wollten, obwohl ja alle Vokabeln richtig waren.
Ist eben schlecht, wenn sie meinten, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: dg2rbf
@fa66

In der Sprache gibts natürlich u.A. auch Modererscheinungen zu beobachten, auffällig sind da vornedran Modeworte wie im Moment z.B. vulnerabel oder volatil die eingebürgert kamen oder so Erscheinungen wie is mega.. is lecker, als einzige mögliche Ausdrucksformen der wohlwollenden Zustimmung mancher Mitmenschen kommts mir vor.

Der Vorteil da allerdings erscheint mir, dass Worte oder Wendungen nicht per se alleine dastehend aussagekräftig sind sondern stets Inhalt, Sinn das letzte Sagen haben, bzw. Blendwerk schonungslos offenlegen können. Wie also einzelne Töne oder Akkorde, das Werk entsteht aber erst durch Kombination im zeitlichen Verlauf. Im Vortrag käme sogar noch weiters hinzu wie die Auffassung oder Sprechweise des Sprechers.
Man nehme denselben Text und lasse ihn, nur als Beispiel, Steinmeier oder Harald Schmidt vortragen..

Bei Ton zum Bild ist aus der Rolle als Knecht oder Krückstock kaum herausgekommen oder besser hat sich wenig weiterentwickelt.
Dass ein (gutes) Musik-Thema gerne wieder aufgegriffen wird und per vielfältiger Variation wiederholt auftaucht kann eine grosse Kunst sein,
die ja schonlange in der Filmszene besteht. Dieser Stellenwert in Sachen Qualität ist aber nicht alltäglich, oft gibts halt dann noch den Rest vom verbrauchten Budget um noch etwas möglichst günstiges "drüberzunudeln"sozusagen als reine Szenenverstärkung des vorhandenen Bildes.

Wer kennt nicht Filmmusiken wo das aber gelungen erscheint, Ton als eigenes durchdachtes Kunstwerk nicht nur als beliebiges Beiwerk sondern als vollwertige Nebenrolle mit hoher Qualität. Das sind aber seltenere Erscheinungen.

Das mag in eher unabhängigen Idealistenprojekten teils noch etwas anders, wenigstens da hoff ich zumindest.
 
Oh weiha! Ich kotze immer ab, wenn ich diese Füllwort höre: quasi, sozusagen, tatsächlich … Es gibt einen ganzen Sack voll davon.
Klar, brauchen Menschen beim Sprechen Denkpausen. Aber so inflationär – ich sag ma ...
 
Vielen Dank für Eure Beiträge!
Eines noch zum Thema Zeitgeschmack.
Es gibt diese »Wackelkamera«. Kennt Ihr die? Der Kameramann bewegt beim Dreh die Kamera. Mal schneller, mal weniger. Ich kann da gar nicht hinsehen. Da wird mir schwindlig. DAs ist im Moment auch nicht wegzudenken, wenngleich schon wieder etwas weniger geworden. Schrecklich.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: lefpik
Es gibt diese »Wackelkamera«. Kennt Ihr die?
Tatsächlich, ja! :hehehe:

Damals wurde mit Dogma'95 dieser Stil etabliert – und innerhalb von "Dogma" noch etwas mehr an stilistischen Merkmalen.
( 3. Zur Aufnahme dürfen ausschließlich Handkameras verwendet werden. )

Mit dem so genannten "Found-Footage-Film" nahm das dann nochmal Extra-Entwicklung:
Bei "Blair Witch Project" nahm das dann merkwürdige Trends an, und etwa spätestens mit "Cloverfield" wurde es nervig.

Gab aber auch echt spannende Umsetzungen von Filmen des "Found-Footage-Film":
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Found-Footage-Film
 
wenn ich diese Füllwort höre: quasi, sozusagen, tatsächlich
Die nutze ich aber auch, gewissermaßen, wollnè?

Dieses Forum ist kein Hort geschliffener Prosa. Hier wird gewöhnlich Umgangsprache (i.S.v. Umgangsgesprochenes) verschriftet. Für tendenzielle Erweiterungen, Einschränkungen oder Relativierungen von Aussagen, dabei egal, ob bei technischen oder, wie hier, bei kulturellen Fragestellungen, sind jenerart Füllwörter alternativlos, wollte man das Gemeinte nicht durch viel mehr Text extemporieren.
 
Tatsächlich, ja! :hehehe:

Damals wurde mit Dogma'95 dieser Stil etabliert – und innerhalb von "Dogma" noch etwas mehr an stilistischen Merkmalen.
( 3. Zur Aufnahme dürfen ausschließlich Handkameras verwendet werden. )

Mit dem so genannten "Found-Footage-Film" nahm das dann nochmal Extra-Entwicklung:
Bei "Blair Witch Project" nahm das dann merkwürdige Trends an, und etwa spätestens mit "Cloverfield" wurde es nervig.

Gab aber auch echt spannende Umsetzungen von Filmen des "Found-Footage-Film":
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Found-Footage-Film
Ich dachte immer, dass die aus dem Film "Mr. Bean macht Ferien" kommt.
 
Zurück
Oben Unten