Festpreis gegen Stundenabrechnung

gegenwind

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Hallo Leute,

ich arbeite freiberuflich nebenher ein wenig zum Studium. Letztes Jahr habe ich über diesen Weg gerade mal 1.000€ verdient. Nun habe ich zum ersten Mal ein ziemlich großes Projekt: Den Umfang schätze ich auf über 3.000€. Wenn ich in der Vergangenheit mal ein Angebot geschrieben habe, dann waren es immer Festpreise, die dem Kunden Sicherheit geben sollten. Wenn ich dann mal böse daneben gelegen habe, habe ich noch 20% drauf gelegt. Sonst habe ich eben Lehrgeld bezahlt, in Zukunft nicht zu schüchtern zu sein. Ein weiterer Grund für die Festpreise ist für mich das Ausblenden des Stundensatzes. Ich bin noch Student und habe noch keinen Bachelor-Abschluss und möchte nicht, dass mein Stundensatz Grund zur Diskussion bietet. Bei dem Umfang des Angebots finde ich es jetzt aber irgendwie unpassend jeden Teil nur in Festpreisen zu deklarieren.

Was meint ihr dazu? Kann man auch bei höher dotierten (für mich zumindest) Angeboten alles nur in Festpreisen zusammen fassen? Zwar aufgeschlüsselt, aber nie mit Stundensatz?

Ich muss auch beichten, dass ich Telefongespräche und geschäftliche Treffen noch nie in Rechnung gestellt habe. Es zu berechnen ist eigentlich sonnenklar, trotzdem fällt es mir schwer das zu berechnen - könnt ihr das nachvollziehen?
 
Eine pauschal richtige Antwort gibt es keine. Es hängt vom Thema ab und auch vom Kunden.
Einige wollen Festpreise (weil es für den Kunden ja sicherer ist), auf der anderen Seite kann man zuweilen keinen Festpreis machen wenn der Arbeitsumfang nicht klar (genug) definiert ist.
(Wenn z.B. der Kunde nicht genau sagen kann was er will und nur meint "naja, machen Sie mal Entwürfe, ich zahle das, aber wenn es mir nicht gefällt machen wir neue Vorschläge" - da kann man nicht in Festpreis packen.)
Wenn man einen Festpreis anbietet, dann unbedingt im Vertrag klar und deutlich regeln wer was macht und wie viele Korrekturrunden drin sind, sonst legst Du immer drauf.

Thema Stundensatz: na und? Leistung kostet halt Geld. Jeder Handwerker ist "teuer".

Thema Kleinkram berechnen: hängt stark vom Kunden ab. Will der Festpreiskunde neben den vereinbarten 2 Korrekturphasen doch noch 48x anrufen und diskutieren, dann muss er zahlen. Hat man einen guten Kunden an dem man gutes Geld verdient und der öfters wiederkommt, dann kann man auch mal großzügig sein.
 
Was meint ihr dazu? Kann man auch bei höher dotierten (für mich zumindest) Angeboten alles nur in Festpreisen zusammen fassen? Zwar aufgeschlüsselt, aber nie mit Stundensatz?

Ja, das sollte gehen. Du musst im Angebot eben die Umstände und die Arbeiten formulieren, die über den Festpreis hinausgehen. Das wären z. B. Autorkorrekturen, Retuschen, Arbeitsbesprechungen + Fahrgeld über die im Angebot eingeschlossenen hinaus, Erweiterungen des Umfangs bei Drucksachen, etc. Dazu gehört auch die Beschreibung, was der Auftraggeber genau zu liefern hat, Texte, Bilder, Pläne etc.

Was zugegebenermaßen schlecht in einem Angebot zu fassen ist sind Logoentwürfe. Da könnte sich eine Ausstiegsklausel nach soundsovielen Korrekturen/Neuentwürfen mit einer gerechten Aufwandsentschädigung bewähren.
 
Festpreis? Never.

Mir hat das mal den Kopf gekostet und da standen mehr 15x so viel wie bei deinen 3000 € zur Debatte.

Und weil das Wort Festpreis dort stand, konnte ich (weil der Umfang größer wurde als kalkuliert) trotz zahlreicher Formulierungen rechtlich nichts machen.

Der Kunde hat mich wissentlich ins Messer laufen lassen (Habe später erfahren das diese Masche wohl öfters gefahren wurde)

Na ja, die Sportwagen des Chefs der Verbrecherfirma, mussten ja irgendwie finanziert werden.

Also, an alle Selbständigen, Finger weg von Festpreisen, vor allem wenn ihr noch Leistungen zukaufen müsst.
 
Thema Stundensatz: na und? Leistung kostet halt Geld. Jeder Handwerker ist "teuer".
Schon klar, aber wenn ein Student ohne großes Portfolio zu mir kommt und mir ab nem bestimmten Stundensatz was von "is halt so - Leistung kostet Geld" erzählt, muss ich erstmal mein Hemd wechseln weil ich vor lachen meinen Kaffee drauf gehustet hab
 
Schon klar, aber wenn ein Student ohne großes Portfolio zu mir kommt und mir ab nem bestimmten Stundensatz was von "is halt so - Leistung kostet Geld" erzählt, muss ich erstmal mein Hemd wechseln weil ich vor lachen meinen Kaffee drauf gehustet hab

Wenn der Student die gleiche Leistung bringt wie vergleichbare Anbieter warum sollte er dann günstiger arbeiten?
 
Wenn der Student die gleiche Leistung bringt wie vergleichbare Anbieter warum sollte er dann günstiger arbeiten?
Wie gut, dass man das im vorraus weiß.
Aber gut, wenn das so ist - Preisfeststellung nach Lieferung. Viel Spass :hehehe:
 
Wie gut, dass man das im vorraus weiß.
Aber gut, wenn das so ist - Preisfeststellung nach Lieferung. Viel Spass :hehehe:

Naja, kommt ja drauf an was an Referenzen vorgezeigt wird.
Auch jemand mit abgeschlossenem Studium kann schlecht arbeiten oder? Da weiß man es doch auch nicht vorher ;).
 
Also, an alle Selbständigen, Finger weg von Festpreisen, vor allem wenn ihr noch Leistungen zukaufen müsst.

Bei öffentlichen Auftraggebern (bei mir ca. 80% meiner Arbeit) geht das ohne Festpreis gar nicht. Die Kosten (ab einer bestimmten Summe) müssen vorher in einem Haushalt angekündigt und bestätigt werden oder einfach dem genehmigten Budget entsprechen.

Bei Firmen mit manischen Despoten am Ruder wie in deinem Fall ist allerhöchste Vorsicht geboten. Da hilft einem in der Tat nur Lebenserfahrung. Hier immer einen 50 bis 100%igen »Straf«-Aufschlag drauf und dann ein Lächeln, wenn der Kelch an einem vorüber zieht. Und vor allem keine Vorkosten (Druckkosten) übernehmen! Das sagt einem schon der gesunde Menschenverstand.
 
Bei öffentlichen Auftraggebern (bei mir ca. 80% meiner Arbeit) geht das ohne Festpreis gar nicht. Die Kosten (ab einer bestimmten Summe) müssen vorher in einem Haushalt angekündigt und bestätigt werden oder einfach dem genehmigten Budget entsprechen.
Bei öffentlichen Auftraggebern ist es aber absolut usus, die Kosten nachträglich zu erhöhen.
 
Bei öffentlichen Auftraggebern ist es aber absolut usus, die Kosten nachträglich zu erhöhen.

Ich baue keine Flughäfen oder unterirdische Bahnhöfe. Erhöhungen eben nur, was im Angebot so ausgewiesen war, z.B. Autorkorrekturen etc.
 
Festpreis? Never.

...

Also, an alle Selbständigen, Finger weg von Festpreisen, vor allem wenn ihr noch Leistungen zukaufen müsst.

Kann ich so nicht stehen lassen! Wir arbeiten ausschliesslich zu Festpreisen, bei uns gehen weder Stundenlohnarbeiten noch Quadratmeterpreise an den Kunden raus. Jedes Dach ist individuell, bekommt seinen Preis und fertig. Die auszufuehrenden Arbeiten und zu verwendenden Materialien werden im Angebot ausfuehrlich beschrieben, so hat jeder Part Sicherheit. Mitunter kommt es unterwegs zu Aenderungen, das ist aber wirklich sehr selten der Fall. Die werden dann dokumentiert und abgerechnet.
 
Aus meiner langjährigen Erfahrung im Grafikbereich spricht nichts gegen eine Festpreis, solange er transparent dargelegt ist. Ein Festpreis beinhaltet ja nicht automatisch alle gewünschten Änderungen kundenseitig. Bei mir bekam der Kunde seinen Festpreis anhand einer ausführlichen Specification. Gingen seine Forderungen, auch während der Fertigungsphase darüber hinaus, so wurde er über eine Weiterung des Auftrages informiert. Dies geht aber nur, wenn du dies auch in deinem ersten Angebot darlegst.

Kurz – aus deinem Festpreisangebot muss klar ersichtlich sein, was es beinhaltet. Der Festpreis steht nach wie vor, nur dass dazu Weiterungen kommen, die der Kunde zu verantworten hat. Ist dein Angebot klar und übersichtlich, hast du auch keine Probleme mit eventuellen Weiterungen, da diese sich ausserhalb deines Festpreisangebotes befinden.

Also, klar specificieren, dann klappt es auch mit dem Kunden. Transparenz ist alles.

Gruss Jürgen
 
Schon klar, aber wenn ein Student ohne großes Portfolio zu mir kommt und mir ab nem bestimmten Stundensatz was von "is halt so - Leistung kostet Geld" erzählt, muss ich erstmal mein Hemd wechseln weil ich vor lachen meinen Kaffee drauf gehustet hab
Das ist genau meine Sichtweise, daher verstecke ich die Zahlen einfach in der Hoffnung, dass der Kunde von einem höheren Zeitaufwand ausgeht als von einem hohen Stundensatz.

Danke für die zahlreichen Antworten. Ich hatte schon befürchtet, dass ich einen Shitstorm auslösen werde: „Oh mein Gott, wie kann man nur so unprofessionell arbeiten? Du solltest die Finger vom Geschäft lassen!“.
 
Und was hat den Kunden der Kostenapparat seines Dienstleisters zu interessieren? Wenn am Ende das Ergebnis gleich ist ist das doch mal sowas von Schnuppe. Was juckt mich als Auftraggeber ob der Anbieter einen Fiat Cinquecento fährt um zur Arbeit zu kommen weil er nix aufm Konto hat oder ne S-Klasse (und demzufolge höhere Kosten) wenn beide die selbe Arbeit abliefern?
 
Und was hat den Kunden der Kostenapparat seines Dienstleisters zu interessieren? Wenn am Ende das Ergebnis gleich ist ist das doch mal sowas von Schnuppe. Was juckt mich als Auftraggeber ob der Anbieter einen Fiat Cinquecento fährt um zur Arbeit zu kommen weil er nix aufm Konto hat oder ne S-Klasse (und demzufolge höhere Kosten) wenn beide die selbe Arbeit abliefern?

Genauso ist es
 
Ich baue keine Flughäfen oder unterirdische Bahnhöfe. Erhöhungen eben nur, was im Angebot so ausgewiesen war, z.B. Autorkorrekturen etc.
Also bei allen lffentlichen Projekten mit denen ich zu tun hatte, war immer zum Schluss mehr Geld drin als angeboten wurde.
Das erklärt sich schon aus dem Kontext: Lffentliche Auftraggeber dürfen nur das günstigste Angebot nehmen. Sobald das bewilligt ist und die Kosten steigen, muss das Busget erhöht werden.
Sobald man das weiß, bekommt man eignetlich fast jeden öffentlichen Auftrag.
 
Festpreis? Never.

Mir hat das mal den Kopf gekostet und da standen mehr 15x so viel wie bei deinen 3000 € zur Debatte.

Und weil das Wort Festpreis dort stand, konnte ich (weil der Umfang größer wurde als kalkuliert) trotz zahlreicher Formulierungen rechtlich nichts machen. (...)

Ich glaube, das Wort „Festpreis“ ist nicht gemeint.

Ich rechne auch nie nach Stunden ab, sondern nach Arbeiten / Projekten.

Und habe die letzten – bald – 20 Jahre kein Problem damit.
 
Kann man die Aufgabe nicht in Stücke untergliedern?

1) Feinkonzepterstellung mit Umsetzungsplanung (Festpreis)
2) Umsetzung (Schätzpreis)

Nach (1) kannt man dann viel präziser den Gesamtaufwand und du kannst die mit dem Auftraggeber auf einen Festpreis für (2) einigen.
 
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