Faszination des Bösen?

devo

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Hallo,

dies ist mein erster Barthread, ich hoffe ich schiesse nicht übers Ziel hinaus.
Mich würde ganz allgemein interessieren, was die Menschen so am Bösen fasziniert. Ich selbst zB interessiere mich sehr für folgende, nach gängiger Definition, böse Mitmenschen: Serienmörder und totalitäre Gemeinschaften wie zB Scientology. Ich schaue jegliche Doku über Serienmörder, finde an sich gar nicht mal deren Taten faszinierend, sondern eher wie sie es schaffen, Grenzen zu überschreiten, die bei mir echten Ekel auslösen würden. Man denke an Dahmer, das ist ja weit außerhalb dessen, was ein Mensch sich vorstellen kann. Trotzdem ist es für mich höchst faszinierend. Ist das Interesse daran schon irgendwie krank? Sollte man sowas ausblenden? Gleiches für die angesprochenen totalitären Organisationen, ich teile deren Ideologie nicht, finde es aber faszinierend, wie sie es schaffen, Anhänger zu rekrutieren, zu beeinflussen, (scheinbar) auf alles eine Antwort zu wissen und für alles eine Lösung zu haben, zum Hass zu bewegen.

Also, was ist da dran? Geht es euch genauso oder blendet ihr die dunkle Seite des Menschen einfach aus - den Eindruck hab ich beim "gemeinen Mitmenschen"? Was ist da dran, was macht die Faszination aus? Es gibt ja nicht nur Menschen wie mich, die sich dafür einfach interessieren, sondern auch Frauen, die Mörder im Gefängnis heiraten. Selbst Susan Atkins (Manson Family) hatte einen Mann, der für sie Gnadengesuche gestellt hat, Richard Ramirez hat im Knast geheiratet usw.
 
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Gut, Scientology hat für mich nichts mit der 'Faszination des Bösen' zu tun. Die wollen Geld, mehr nicht. Mal unabhängig von Godwin wäre da das dritte Reich tatsächlich das bessere Beispiel. Das ist für mich im Endeffekt reine Bosheit.

Ansonsten kann dein Interesse gut nachempfinden. Schau dir die Serien Dexter und Death Note an. Kannst du auch als Bosheit interpretieren, aber du musst dich immer in die Lage des Täters hinein versetzen.

Es ist zum Teil der Reiz des Verbotenen. Du kannst niemanden umbringen, er tut es einfach. Dann ist der Alltag doch völlig in Banalitäten aufgelöst. Was macht der Serienkiller? Er überlegt sich vielleicht den ganzen Tag über wie er ein Opfer seines Lebens berauben kann. Es ist nicht vorhersehbar, was eine "böse Person" tut und welche Motive dahinter stecken.

Hast du schon mal Superman gesehen, der plötzlich einem Kind den Arm abbeißt? Nein? Warum wohl nicht? Weil man das von einem Helden nie erwarten würde und es nicht passt, sonst wäre er ja kein Held.

Definiere mal "Bosheit". Ich will etwas gutes tun und verursache einen fürchterlichen Schaden. Ist das "Bosheit"? Für manche schon. Gerade in einem Focus-Artikel gefunden:
Diese Position erinnert an die Erbsündenlehre des Kirchenvaters Augustinus: Der Mensch ist böse, weil er in Sünde gezeugt wurde. Modern ausgedrückt – der Mensch ist böse, weil er in Systemen mitwirkt, die schädliche Folgen haben. Die modernen Autoren verfahren bei ihrer Gewissenserforschung ähnlich konsequent wie vor ihnen die Theologen. Während jene die meisten Gelüste des Menschen als sündhaft einstuften, verfahren diese nicht weniger streng: Wer zu lange duscht, handelt böse, weil er Wasser und Energie verschwendet.
http://www.focus.de/kultur/medien/kultur-die-faszination-des-boesen_aid_150020.html

Um dir eine Zusammenfassung meiner Meinung zu liefern: Ohne Licht kein Schatten. Ohne Langeweile keine Aufregung.

Es ist leichter jemanden zu ignorieren, als ihm umfassend zuzuhören. Was ist eigentlich mit Schmerzen? Sind wir alle im Endeffekt kleine Sadisten?

Freiheit ist sich nie entschuldigen zu müssen - Al Pacino

Du legst alle Regeln ab.
 
Also, was ist da dran? Geht es euch genauso oder blendet ihr die dunkle Seite des Menschen einfach aus - den Eindruck hab ich beim "gemeinen Mitmenschen"?

Die "Faszination des Bösen" ist so alt wie die Menschheit. Jeder ist in gewissem, aber individuell unterschiedlichem Maß, dafür empfänglich. Daher auch die Teufel und bösen Dämonen in jeder Religion, die "das Böse" personifizieren und damit leichter "handhabbar" macht.

Daß du das am "gemeinen Mitmenschen" meist nicht beobachten kannst liegt daran, daß es mit einem gesellschaftlichen Tabu belegt ist. Daher geben die Leute es nicht zu, sich für "Böses" zu interessieren - im Gegenteil, sie kommunizieren oft sogar eine besonders starke Ablehnung, je stärker die individuelle Faszination/Interesse ausgeprägt ist.
 
Also in Filmen sind mir meist die Bösen am sympatischsten. Muss ich mir Sorgen um mich machen?:D


Also das Interesse daran finde ich gar nicht krank.
 
Also in Filmen sind mir meist die Bösen am sympatischsten. Muss ich mir Sorgen um mich machen?:D Also das Interesse daran finde ich gar nicht krank.
Vor allem, wenn die "Bösen" erst böse werden, weil die "Guten" sie im Grunde nur mobben :D
 
Ich liebe Cartman.
Und der Junge ist wirklich abgrundtief böse, durch und durch.
Die schlechten Momente sind, wenn er Reue zeigt … aber meistens sind die am Ende mit irgendeiner Pointe verbunden, die aufzeigt, daß er eigentlich noch viel viel böser ist, als angenommen.
 
Interessant fand ich es bei dem Film "Gesetz der Rache". Da haben viele eine starke Sympathie für einen total durchgeknallten, wild um sich mordenden Irren empfunden.
 
"Token, du bist schwarz. Schau im Keller, natürlich hast du einen Bass!"
 
Interessant fand ich es bei dem Film "Gesetz der Rache". Da haben viele eine starke Sympathie für einen total durchgeknallten, wild um sich mordenden Irren empfunden.

Ne also bitte nicht mit Hollywood ankommen. Dass die mit dem Bösen spielen ist doch lange bekannt. Das hat aber wenig mit der Realität zu tun, da kommt selbst ein menschenfressender Hannibal Lecter irgendwie sympatisch rüber. Jeff Dahmer hat auch Menschen gegessen, aber wirklich. Die roten Khmer haben babys gegen Bäume geschleudert. Die Realität ist vielleicht nicht so witzig.
 
Die Realität ist vielleicht nicht so witzig.

Ich denke nicht nur vielleicht. Aber ich kann Dich verstehen. Irgendwo birgt das Thema eine gewisse Faszination, auch auf mich. Was jetzt nicht so weit geht, daß ich mir ALLES reinziehe was damit zu tun hat, aber so Dinge wie die von Dir zitierten "Roten Khmer"... da habe ich persönlich noch nie von gehört und mir jetzt nur mal den Wiki-Artikel zu durchgelesen :eek:

Das interessante daran finde ich persönlich, was diese Menschen dazu bewegt solche Taten aufgrund ihrer persönlichen Überzeugung zu begehen. Ich glaube nicht, daß sich diese Menschen als böse ansehen. Auch ein Herr Dahmer wird wahrscheinlich sich selber nicht als "Unmensch" gesehen haben. Wie weit da noch das Tier in uns steckt...?!?! Davon habe ich keine Ahnung und möchte es auch nicht beurteilen...

Aber allein bist Du ganz sicher nicht, das sieht man denke ich schon an den Reaktionen in diesen Thread.
 
Es gibt weder "Gut" noch "Böse", da jeder Mensch das was er gerade tut für "Gut" hält... automatisch.
 
Interessant fand ich es bei dem Film "Gesetz der Rache". Da haben viele eine starke Sympathie für einen total durchgeknallten, wild um sich mordenden Irren empfunden.

Naja den wuerde ich nicht boese nennen, der hatte einen guten Grund. Zumindest die ersten beiden zu toeten. Die anderen danach eher nicht. Aber die ersten beiden hatten es verdient, das war auch kein Verbrechen.

In diesem einen John Grisham Film toetet auch ein Vater zwei Maenner, auch diese beiden hatten es verdient und der Mann, in meinen Augen, kein Verbrechen begangen.
 
Es gibt weder "Gut" noch "Böse", da jeder Mensch das was er gerade tut für "Gut" hält... automatisch.

:confused: Entweder ist dieser Satz totaler Unfug, oder ich habe irgendwas Essentielles daran nicht verstanden, bzw. es fehlt vielleicht noch ergänzend. Kann auch sein, daß meine Definition von gut/böse eine andere ist.

Ich stelle ja nicht gerne persönliche Fragen in Foren, aber: Du hast noch nie bei vollem Bewußtsein desses etwas Böses getan?
 
Ich liebe Cartman.
Ich liebe Schokoladeneis - aber wer ist Cartman ?
gaanz ganz dunkel meine ich mich zu erinnern das wäre eine Figur aus einer dieser unsäglichen amerikanischen Zeichentrickserien...
Ich stelle ja nicht gerne persönliche Fragen in Foren, aber:
hat es etwas mit dem Geisteszustand zu tun, sich solche Dinge anzusehen oder dessen Inhalt in irgendeiner Form auf die "Realität" übertragen zu wollen, wie verhält sich das und wie im besonderen bei Moderatoren?
- no offense man - just kidding :D
 
hat es etwas mit dem Geisteszustand zu tun, sich solche Dinge anzusehen oder dessen Inhalt in irgendeiner Form auf die "Realität" übertragen zu wollen, wie verhält sich das und wie im besonderen bei Moderatoren?
- no offense man - just kidding :D

Er ist eine der Hauptfiguren in einer (m.E. sehr guten) Satire voller offensiver und versteckter Jokes, sowie zahlreicher Metaebenen, auf der viele kontroverse Aspekte unserer Welt (vor allem die der Medien) virtuos auf die Spitze getrieben und dort gnadenlos aufgespießt werden. So wie halt gute Satiren eben funktionieren.
Aber ich muß hier glaube ich niemandem erzählen, wie Southpark ist. :D Mir doch egal, wer was warum wie findet.

Was das mit der Realität zu tun hat? Nur soviel, daß Cartman der kleine, fiese Drecksack ist, der in uns allen steckt.
(dieser Satz ist übrigens nicht von mir)

Im Übrigen hat er mir und vielen anderen, die ich kenne mit seiner Bosheit schon viele lustige Minuten und lange, ausgedehnte Lacher beschert.
Soviel zur Faszination des Bösen und der Erklärung meines kleinen, bescheidenen Beitrags zu der Runde. :)
Edit:
mir ist schon auch klar, daß das nicht wirklich was mit dem Thema zu tun hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Er ist eine der Hauptfiguren in einer (m.E. sehr guten) Satire voller offensiver und versteckter Jokes, sowie zahlreicher Metaebenen, auf der viele kontroverse Aspekte unserer Welt (vor allem die der Medien) virtuos auf die Spitze getrieben und dort gnadenlos aufgespießt werden. So wie halt gute Satiren eben funktionieren.
Aber ich muß hier glaube ich niemandem erzählen, wie Southpark ist. :D Mir doch egal, wer was warum wie findet.
Was das mit der Realität zu tun hat? Nur soviel, daß Cartman der kleine, fiese Drecksack ist, der in uns allen steckt.
(dieser Satz ist übrigens nicht von mir)

Im Übrigen hat er mir und vielen anderen, die ich kenne mit seiner Bosheit schon viele lustige Minuten und lange, ausgedehnte Lacher beschert.
Soviel zur Faszination des Bösen und der Erklärung meines kleinen, bescheidenen Beitrags zu der Runde. :)
nun ja ich guck ja jeden Mist, aber dem konnte ich nichts abgewinnen, dann doch lieber Rockos modernes Leben oder gleich Ren und Stimpy :D
 
nun ja ich guck ja jeden Mist, aber dem konnte ich nichts abgewinnen, dann doch lieber Rockos modernes Leben oder gleich Ren und Stimpy :D

Der TE hat ja auch schon klar gemacht, daß es nicht um fiktive Gestalten geht, sondern um die "Faszination" an realen "Schandtaten". Ich setze das jetzt bewusst in Gänsefüßchen, weil es ja nicht um fiktive Dinge aus Hollywood geht, sondern um das alltägliche Grauen. Und da gibt es genügend Beispiele... Wie sehr das die Menschen beschäftigt sieht man an etlichen Threads hier.

Nur geht es hier um reale Verbrechen die begangen wurden und welche Faszination auf Menschen auswirken. Und genau das ist der Knackpunkt meiner Meinung nach. Bei "unserer westlichen Meinung nach berechtigten begangenen Verbrechen sind OK"-Verbrechen ist alles gut. Aber wenn wer entgegensetzt unserer Werteauffassung handelt, ist das gleich Terrorismus.

Wo fängt man dann bitte an? Meiner Meinung nach ein sehr interessantes Thema, weil es die Teilnehmer entweder dazu bringt zu äussern was sie denken, oder sie ausweichen lässt auf das gute alte Hollywood, was Meinungen vorsetzt ohne sie zu reflektieren...

Also, nur IMHO, Cartman und alle Spacken hier rauslassen, sondern nur einfliessen lassen WAS man an der Boshaftigkeit von z.B. Cartman so toll findet ;)
 
Durch "gut sein" stehen wir uns selbst und unserem Erfolg bzw. der Erfüllung unserer Bedürfnisse im Weg. Wer böse ist, seinen Stimmungen nachgeht, ohne Rücksicht auf andere erreicht Positionen und erlebt Dinge, um die wir sie heimlich beneiden, uns aber niemals trauen würden, das anzustreben.

Der Serienmörders, der Leute einfach aus dem Weg räumt über die wir uns statt dessen Jahre ärgern müssen ist ein Beispiel, oder jemandem der sich einfach die Frauen/Männer nimmt die er will, ohne sie zu fragen. Oder vielleicht doch der Mensch der andere um ihr hart verdientes/gespartes Geld bringt um sich selber ein rauschendes Leben zu finanzieren.

Böse sein bedeutet Macht über andere zu haben, direkt oder indirekt und das ist so faszinierend daran.
 
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