Die Daten werden auch erhoben, wenn ich all diese Extras nicht buche oder nutze, entsprechende Funkmodule sind sowieso ab Werk verbaut. Also, wo bekomme ich bitte heute ein Auto her, das sicher keine Daten sammelt?
Kriegst du nicht mehr. Die Messe ist gelesen. Auf einen Einwand in Richtung Datenschutz konnte es sich der frühere VW-Chef Winterkorn erlauben, schnippisch zu antworten: "Die Daten gehören uns!". Weil er wusste, dass das heute ganz normal ist und diejenigen, die etwas dagegen haben, nicht ins Gewicht fallen.
Die Autoindustrie muss heute keine Autos mehr anbieten, die keine Daten sammeln bzw. dies nur begrenzt, kontrolliert und transparent tun. Wieso? - Eben weil die überwältigende Mehrheit den Deal "Smartes gegen meine Privatsphäre" macht, eine krasse Minderheit Bauchschmerzen dabei hat und man diejenigen, die lieber nicht mehr Auto fahren, an einer Hand abzählen kann.
Wenn vielleicht demnächst 90% AfD wählen, musst du eine AfD-Regierung hinnehmen. Kurz gesagt: Du lebst in dieser Gesellschaft, und wenn die beschließt, Freiheitsrechte, die vor zwei Jahrzehnten noch als selbstverständlich und unverhandelbar galten, aufzugeben, dann kannst du dagegen nichts ausrichten.
Wenn die Diensteanbieter jedoch detaillierter Auskunft erteilen müssen, was sie mit den Daten machen, ich ein Recht darauf habe, diese Daten einzusehen und ggf. eine Löschung zu verlangen, sieht die Sache anders aus.
Ne, sieht nicht anders aus. Das Hauptproblem ist die Potenzialität: Du weißt nicht, wer in welchem Umfang Daten sammelt, ob und in welchem Umfang die Daten verknüpft und ausgewertet werden, in Folge: wann und wie das irgendwann auf dich zurückfallen könnte. Die Bandbreite reicht von "gar nicht" bis zum totalen Ruin. Die "Schere im Kopf" schreibt also immer mit, fährt immer mit, und sie wird sich auf buchstäblich alle Lebensbereiche ausdehenen, wenn das "Internet der Dinge" auf breiter Front Einzug gehalten hat. Vielleicht dann doch lieber Milch in den smarten Kühlschrank legen und kein Bier. Die Datenschutzgrundverordnung ändert an dem Problem Potenzialität nichts, sie verschlimmert es sogar noch entscheidend, weil sie ja die Grundlage dafür sein soll, die Digitalisierung voranzutreiben. Der Bürger hat ja jetzt "Rechte", also nicht meckern, alles gut. Aber gar nichts ist gut: Glaubst du allen Ernstes, dass du vollständige und nachvollziehbare Auskünfte von Konzernen erhältst, die unendlich viel stärker sind als du und Rechtsabteilungen unterhalten, denen du gnadenlos unterlegen bist? Woher willst du wissen, ob die auch wirklich Daten löschen? - Vielleicht kommt irgendwann mal wieder raus, dass sie es in einem Einzelfall nicht getan haben, vielleicht kommt auch wieder mal der ein oder andere Datenskandal ans Licht - juckt das jemanden? Bricht dann die Revolution aus? Wird Frau Merkel, die ja neulich erst bekundet hat, Datenschutz sei ja wichtig, aber ohne Daten sei Deutschlands IT-Wirtschaft abgehängt, dann tätig? Selbst wenn du aus Datenschutzanfragen einen Vollzeitjob machen wolltest, würdest du nichts bewirken. Ohnehin würde es darauf hinauslaufen, dass du hinterher so schlau wärst wie vorher: Wenn du kein Einsiedlerdasein fristen willst, musst du an der smarten Welt teilnehmen, und die gibt es nur, wenn du das grundsätzliche Machtungleichgewicht akzeptierst. Wie die taz über die DSGVO schrieb: "Es gibt jetzt mehr wegzuklicken". So sieht's aus.