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il castrato
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Nicht nur China, alle werden was ändern müssen. Norbert Röttgen hat sich gestern bei Anne Will so geäußert: Klimapolitik wird zum Großteil Außenpolitik sein. Und da hat er einfach mal recht (auch wenn er der CDU angehört). Der Klimawandel ist ein globales Problem. Da geht es nicht mehr darum, FCKW durch einen anderen, vergleichsweise harmlosen Stoff zu ersetzen oder einen notorisch verdreckten Fluss zu sanieren. Sondern darum, die Welt vor einer Katastrophe zu bewahren.Ob perspektivisch nicht doch eine Entkopplung von Wachstum und Klimaschutz (bzw. allgemeiner: Ressourcenverbrauch) möglich sein wird, wird sich zeigen, die Frage ist noch nicht abschließend beantwortet. Ist sicherlich zum Teil auch ein Strohhalm, an den sich die Ökonomen klammern, um nichts ändern zu müssen bzw. die Verantwortung den Technikern zu überlassen, aber vielleicht funktioniert es ja doch. Auch China wird über kurz oder lang von der Realität eingeholt werden und massiv was ändern müssen.
Ja, das kann ich nachvollziehen. Aber ganz egal, welche speziellen Fähigkeiten jeder einzelne einbringt, alle müssen wir uns dem grundsätzlichen Problem stellen und eine Position dazu beziehen, anders wird es (in einer demokratischen Gesellschaft) nicht gehen. Und das Problem ist ja nur von der Symptomatik her ein ökologisches; im Kern ist es ein ökonomisches. Immer dann, wenn wir Erdüberlastungstag "feiern" - in Deutschland ist das ungefähr Ende April, in den USA dürfte der Feiertag Anfang März liegen - wird schlagartig klar, wo das Problem liegt: in der Wachstumswirtschaft. Es ist ja nicht nur der Klimawandel; es gibt auch jede Menge anderer Umweltprobleme, die sich vom Klimawandel bloß darin unterscheiden, dass sie derzeit nicht gar so akut sind. Und es sind auch nicht nur Umweltprobleme. Man kann nicht Jahr für Jahr mehrere Planeten verbrauchen, wenn nur einer da ist.Ob nun aber "Grünes Wachstum" oder "Postwachstum": In allen Szenarien brauchen wir früher oder später technische Lösungen, um von den fossilen Energieträgern wegzukommen. Neben dem Klimawandeln bzw. allgemein "Umweltverschmutzung" spricht eben die Endlichkeit dieser Ressourcen und auch die Abhängigkeit von anderen Staaten ganz massiv dafür. In diese Richtung zu investieren ist daher sicher nicht falsch. Und in dem Feld kann ich eher zur Problemlösung beitragen als in der Volkswirtschaftslehre...
Technik kann bei der Problemlösung sehr hilfreich sein, aber nur dann, wenn die Gesellschaft ihr kindisches Verhältnis zur Technik ablegt und endlich mal damit anfängt, über den sinnvollen Einsatz von Technik im Sinne einer gesellschaftlichen Weiterentwicklung, insbesondere in Richtung Nachhaltigkeit, zu diskutieren. Wo wir da gerade stehen, kann man in jeder Talkshow beobachten, da geht's schlicht um mehr Digitalisierung, "5G an jede Milchkanne" und so - infantil.
Ja, und es bleibt noch das harte Problem, wie technische Entwicklung und Produktion finanziert, oder sagen wir allgemeiner: organisiert werden soll, wenn es die alten kapitalistischen Strukturen von Investition, Gewinnerwartung, Konsumverführung und unreflektiertem Konsum nicht mehr gibt, weil es sie nicht mehr geben darf.