Digitalisierung / Industrie 4.0

auch aus Deiner Erfahrung mit den Menschen aus einer kulturell ganz anders geprägten Welt.

Ich habe in den 1970er und 1980er Jahren mit Menschen aus Indien, Pakistan, Philippinen, Thailand, Arabien, Afrika, sowie einigen Europäern und auch (Nord) Amerikanern zusammengearbeitet (eventuell habe ich auch das eine oder andere Land noch vergessen).
So etwas prägt einen für das Leben. Man lernt so unglaublich viel, man sieht so unglaublich viel, das macht einfach nur Spass.
Was mir aber sofort aufgefallen ist, war, das die “Ärmeren“ unter uns eigentlich die “Reicheren“ waren, denn sie waren mit Sicherheit glücklicher!
Und das lag keinesfalls nur am Geld ... man, was habe ich manche beneidet
 
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Darauf hatte ich auch geantwortet, und zwar so:

Man tut sich keinen Gefallen damit, aus der Evolution eine Wohlfühl-Story zu machen. Wir sind das Produkt eines erstaunlich einfachen, völlig gefühllosen und sinnlosen Systems, das sich am besten als Gen-Sieb beschreiben lässt. Die Auswahlkriterien sind nicht Fairness oder Barmherzigkeit, sondern einzig die Fähigkeit, Gene zu kopieren. Jede Art hat dabei so ihre eigenen Strategien entwickelt, eine staunenswerter als die andere, der Mensch aber schießt den Vogel ab. Wo er ist, weiß man nie, wie's weitergeht. Daher halte ich auch eine bessere Welt für möglich. Unbedingte Voraussetzung dafür ist aber, dass sich der Mensch selbst realistisch einschätzt, dann kennt er seine Grenzen und kann seine Möglichkeiten nutzen - zum Wohle aller, weil nur das eine tragfähige Perspektive für jeden einzelnen von uns ist.

Das isses. Ein zweites Mal formuliere ich das auch nicht besser. Ganz wichtig dabei: Ein realistisches Menschenbild ist das A & O, wenn wir eine Zukunft haben wollen. Du aber, Wollmac, erzählst hier was von Einzellern, die auf die Idee gekommen seien, sich zum Wohle aller zusammenzutun. Mit so einem Quatsch verbaut man sich jede Perspektive, um zu realistischen Lösungsansätzen für Probleme wie z.B. die Überwindung des Kapitalismus ohne Zusammenbruch der Zivilisation zu kommen.
 
um zu realistischen Lösungsansätzen für Probleme wie z.B. die Überwindung des Kapitalismus ohne Zusammenbruch der Zivilisation zu kommen.

Nun bin ich gespannt, was Du als “Danach“ definierst. Wie sieht, bzw. sollte denn die Welt hinterher aussehen? Hast Du da eine Vorstellung? Wie stellst Du Dir das Zusammenleben der Menschheit in einer Nach-Kapitalistischen Zeit vor? Vorausgesetzt, es tritt nicht die Apokalypse ein ...
 
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Mit so einem Quatsch verbaut man sich jede Perspektive, um zu realistischen Lösungsansätzen für Probleme wie z.B. die Überwindung des Kapitalismus ohne Zusammenbruch der Zivilisation zu kommen.
Man verbaut sich jede Perspektive, wenn man sich weigert, neuere Erkenntnisse zur Kenntnis zu nehmen und stur auf alten "Weisheiten" beharrt.

Edith: War übrigens sehr interessant zu sehen, dass du offenbar keinen von den von mir dort später verlinkten Artikeln überhaupt gelesen hast.
 
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Nun bin ich gespannt, was Du als “Danach“ definierst. Wie sieht, bzw. sollte denn die Welt hinterher aussehen?

Die Frage ist nicht wichtig, die Antwort ist klar: Der systembedingte Zwang zum Wachstum muss verschwinden. Es darf nur noch verbraucht werden, was sich recyclen lässt.

Die spannende Frage ist, wie man vom Kapitalismus dorthin kommt.
 
Der systembedingte Zwang zum Wachstum muss verschwinden.
Sehe ich ebenso.

Die Überwindung des Kapitalismus scheint mir allerdings in nächster Zukunft unmöglich, da sie länderübergreifend bzw. weltweit stattfinden müsste. Ich fände es schon positiv, wenn sich der Zwang zum beschleunigten Wachstum eindämmen ließe, also statt einer Entwicklung wie beim Zinseszins nur ein stetes Wachstum (flach ansteigende Gerade im Graph). Vielleicht verhilft uns der polternde Trump mit seinem Protektionismus dazu, der sich in einem Handelskrieg weltweit bemerkbar machen könnte.

Übrigens: m. E. wäre der Sozialismus im ehemaligen Ostblock wirtschaftlich überlebensfähig gewesen, wenn er sich nicht mit dem Kapitalismus des Westens hätte vergeichen und von einem eisernen Vorhang abgeschottet werden müssen.
 
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Abgesehen von der Kapitalismuskritik interessiert mich im Zusammenhang mit dem Marketingbegriff »Industrie 4.0« auch die kulturelle Seite. Neben dem beschleunigten Wachstum wird und wurde uns auch eine »beschleunigte« Kultur beschert.

Unter Kultur verstehe ich dabei nicht die »schönen Künste« sondern Arbeits- und Alltagsleben, Wohnen, Freizeit, aber ganz besonders Ausgestaltung unserer Umgebung, also Stadtplanung, Infrastruktur, Landschaftsgestaltung, etc. Und in diesen Bereichen ist eine negative Entwicklung nicht mehr zu leugnen. Unsere Stadtränder fransen aus, Dörfer veröden, Auen und Wälder werden sinnlos geopfert, Autobahnen kollabieren, das Eisenbahnnetz wird ausgedünnt, Autos und Motorräder werden größer und lauter, Kondensstreifen der Flugzeuge verdunkeln den Himmel, größer werdende Flotten von Kreuzfahrtschiffen verpesten die Luft, usw. Die Liste ließe sich endlos fortführen.

Ein gutes Beispiel ist der Umbau Berlins zur Hauptstadt. Fast nirgends anderswo ist Stadtplanung durch Spekulation so pervertiert worden wie bei der Wiederbebauung der vielen vom Krieg zurückgelassenen Brachflächen. Wenn man das heutige Ergebnis mit der sorgfältigen Stadtplanung des 19./20. Jahrhunderts vergleicht, kommt einem das kalte Grausen.
 
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Um näher bei »Industrie 4.0« zu bleiben: Was ich an diesem Begriff so verräterisch finde, ist die Absicht, den technologischen Fortschritt als gesellschaftlich förderlich, als »smart« und so hübsch klein (in Ablehnung an Smartphones), als umweltschonend und divers zu apostrophieren, ganz im Gegensatz zu Monsterfabriken der Vergangenheit mit unmenschlichen Arbeitsbedingungen … ebenso das Heilsversprechen, die Produkte aus »Industrie 4.0« seien individueller oder umweltschonender.
 
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Meine Meinung zur Bildungspolitik: Unsere Grund- und Hauptschulen kranken nicht an zu wenig Computern, sondern vor allem daran, dass die Kultusministerien jedes Jahr Lehrpläne ändern und neue, sich widersprechende Lehrbücher vorschreiben. Die Pädagogik steckt in einer Sackgasse. Unsere Kinder sind nur noch Versuchskaninchen.

Es klingt hart, aber meiner Meinung müsste man in den Kultusministerien mal »ganze Etagen leeren«.
 
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Um näher bei »Industrie 4.0« zu bleiben: Was ich an diesem Begriff so verräterisch finde, ist die Absicht, den technologischen Fortschritt als gesellschaftlich förderlich, als »smart« und so hübsch klein (in Ablehnung an Smartphones), als umweltschonend und divers zu apostrophieren

Im Grunde ist das nichts anderes als Konsumterror. Kennt man ja: Die Werbeindustrie fixt solange Kinder an, bis die kritische Masse erreicht ist und auch verantwortungsbewusstere Eltern immer mehr unter Druck geraten. Nur wird heute eine ganze Gesellschaft erfolgreich angefixt, weil sie, was IT betrifft, völlig dumm ist. Jedes noch so fragwürdige smarte Zeug hat beste Chancen, den Massenmarkt zu erobern. Hinzu kommt, dass durch Vereinfachung und idiotensicheres (und aus Privacy-Sicht bedenkliches) Design der Smart Devices ein Massenpublikum die Benefits der IT entdeckt. Die Leute sind wie berauscht von den Möglichkeiten. Die fühlen sich so wie ich mich fühlte, als ich Anfang der 90er einen gebrauchten Atari ST mit ordentlich gecrackter Software drauf erwarb. Das war wirklich beeindruckend: Ich war plötzlich mein eigener Notenverleger, ich konnte mit Signum und einem 24-Nadeldrucker Dokumente von hoher Qualität herstellen. Und immer wieder fand ich neue, aufregende Sachen...

Unter diesen Bedingungen steht man mit Kritik an der smarten Welt natürlich auf verlorenem Posten.
 
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