Wenn jetzt das ZDF den Kabarettisten Hildebrandt würdigt, sollte man nicht vergessen, dass es das ZDF war, das ihn ein Jahr lang vom Sender genommen hat – weil Bundestagswahlen anstanden. So verdienstvoll die "heute-show" als satirische Sendung ist, in der Schärfe und Zuspitzung sind Welke&Co noch nicht auf dem Niveau von Hildebrandt oder Schramm angekommen. Und die Frage ist, ob das ZDF sie dort ankommen lässt.
Bei allem Respekt: Auch so intelligente Kabarettisten wie Hildebrandt verdichten letztlich die Vorarbeit von investigativen Journalisten, die Skandale erst ausgegraben. Diese Journalisten sind es, die die eigentlich wichtige Arbeit machen. Gäbe es Leute Snowden und Greenwald, Medien wie den NDR und die Süddeutsche nicht, könnten sich die Kabarettisten nur noch über Merkels Hosenanzüge lustig machen.
Aber in welchen Medien kann guter Journalismus noch arbeiten? Bei den privaten TV-Sender sicher nicht, die kaufen Humor ansonsten als US-Fertigware ein und sind, wenn sie denn mal was selbst produzieren, komplett auf der Mario-Barth-Schiene. Und welche Zuschauer/innen sind noch bereit, dafür zu bezahlen? Diejenigen, die hier im Forum die öffentlich-rechtlichen und Printmedien ständig für überflüssig erklären, sicher nicht. Von Hildebrandt stammt der Ausspruch: "Die ARD macht sich in jede Hose, sie man ihr hinhält. Und die Privaten senden dann, was drin ist." Das Schlimme ist: Die Leute lieben es und wollen es immer noch scheißßiger.
Kabarett und politische Comedy sind letztlich affirmative Unterhaltung für Gleichgesinnte. Wenn selbst die auf solche Widerstände stossen wie in Deutschland, läuft hier einiges mächtig schief. Da können auch die vielen Krokodilstränen über Hildebrandts Tod nicht drüber hinwegtäuschen.