Deutsche - die ewigen zweiten?

Friedemann

Friedemann

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Nachdem ich die Finals-Niederlage der Dallas Mavericks so langsam verkraftet habe, ist in mir eine Frage aufgekommen:

Sind Deutsche im Allgemeinen seltener in der Lage, das große Ding zu landen, als Einwohner anderer Nationen?

Man schaue sich folgende Beispiele an:

Boris Becker erreicht 6x das Finale von Wimbledon, siegt ledglich 3x.
Die deutsche Fussball-Nationalmannschaft erreicht 7x das Endspiel, siegt 3x
Jan Ulrich wird 5x 2. bei der Tour de France, siegt nur 1x

Im Gegensatz dazu hat Pete Sampras z.B. all seine Endspiele in Wimbledon gewonnen, ebenso wie Lance Armstrong keine Tour seid 1999 mehr verlor. Und die brasilianische Nationalmannschaft erreichte ebenfalls 7x das Endspiel (bzw. eigentlich nur 6x), gewann davon aber 5x.

Natürlich gibt es auch gegenteilige Beispiele wie Michael Schuhmacher, aber ich habe schon den Eindruck, dass deutsche Sportler häufig in Endspielen verlieren.
Und da ich überzeugt bin, dass auf diesem Niveau nur noch das Mentale entscheidet (wer 7x ein Finale erreicht, wird so schlecht nicht sein...). Wenn ich mir insbesondere amerikanische Sportler anschaue, so kommt diesen teilweise gar nicht in den Sinn, dass man auch verlieren könnte, während viele Deutsche Sportler den Gegner stark reden und sich damit selber schwächen.

Nur mein Eindruck, oder seht ihr das ähnlich?
 
Es ist eher typisch deutsch, das nur 1. Plätze zählen! Das ist mir viel zu verkrampft! Jan Ulrich ist z.B. ein Ausnahmeathlet. In der deutschen Presse ist er aber entweder ein Weichei oder "zu dick". Immerhin fährt der seit vielen JAhren ganz ganz vorne mit und hier in Deutschland reicht das nicht! Boris Becker hat über Jahre den Tennissport dominiert, wen interessiert wie oft er gewonnen hat ( außer uns Deutsche). Beim Fußball zählt die Deutsche Mannschaft wohl zu den 8 besten Mannschaften der Welt. Noch vor 2 Jahren wäre man über eine Qualifikation ( die hier ja nicht nötig war) froh und hat über den desolaten Fußball gejammert. Wenn Deutschland jetzt gegen Argentinien rausfliegt ( ich habe keine Ahnung von Fußball), dann würde wieder gemeckert, statt den Wiedereinstieg in die Weltspitze anzuerkennen. Da bin ich mir sicher! Deutschland Jammerland und erste Plätze sind das minimal Akzeptierte!
 
Nun ja, man erinnert sich halt länger an Siege als an zweite Plätze. Das ist dem Menschen wohl so gegeben und ich finde das auch okay. Verlieren tue ich jedenfalls nur sehr ungerne.
Aber das war ja eher weniger die Frage. Mich wundert eher, dass dieser absolute Glaube an sich - bei den Brasilianern z.B. ist der Weltmeistertitel so etwas wie ein Staatseigentum - zu fehlen scheint, bzw. mit Erreichen eines Finales die Spannung aufzuhören scheint, nach dem Motte: Ziel erreicht.

Oder ob das nur mein Eindruck ist.
 
Vielleicht kann man diese Unzufriedenheit mit den "Deutschen Tugenden --> u.a. Ehrgeiz" erklären; zweiter zu sein reicht halt nicht.
Trotzdem halten wir uns international ziemlich gut.
Die Amis zu Bsp. können bei Sportlern auch aus einem viel größeren Pool schöpfen.
 
wegus schrieb:
Wenn Deutschland jetzt gegen Argentinien rausfliegt ( ich habe keine Ahnung von Fußball), dann würde wieder gemeckert, statt den Wiedereinstieg in die Weltspitze anzuerkennen.
da bin ich anderer Meinung. Sie haben bislang im Turnier gezeigt, was sie draufhaben - und zwar nicht wenig. Sollten sie nun gegen Argentinien rausfliegen, wäre es zwar wirklich schade, aber schämen müssten sie sich keinesfalls. Und das wird ein Großteil der Zuschauer auch wissen (ok, das hoffe ich einfach). Denn Argentinien ist in der FIFA Weltrangliste auf Platz 9, Deutschland "nur" auf Rang 19. Schweden ist übrigens auf 16.
 
Ich glaube, meine Frage wurde etwas missverstanden - mir geht es überhaupt nicht um Themen wie Viertelfinal-Aus und ähnliches. Erst recht nicht um Fussball im Speziellen, sondern Sport im Allgemeinen, wobei meine Theorie sicherlich auch noch auf andere Bereiche anwendbar ist.

Mir geht es ausschließlich um das Phänomen des gehäuften zweiten Platzes. Wer im Viertelfinale ausscheidet war halt nicht gut genug. Das ist erklärlich.
Aber immer das Finale zu erreichen und dann zu verlieren ist seltsam.
 
weltenbummler schrieb:
Die Amis zu Bsp. können bei Sportlern auch aus einem viel größeren Pool schöpfen.

genau, z.b. dirk nowitzki :D
 
Es ist noch viel schlimmer! 127% aller deutschen Gläser sind halbleer! Alle anderen halbvoll. Mit etwas mehr Weitsicht würden wir uns alle ertränken…
 
Friedemann schrieb:
Ich glaube, meine Frage wurde etwas missverstanden - mir geht es überhaupt nicht um Themen wie Viertelfinal-Aus und ähnliches. Erst recht nicht um Fussball im Speziellen...

na dann dieses thema zu starten, zu dieser zeit, da darfst du dich nicht wundern wenn der ball rund ist und das spiel 90 min. dauert. :D
 
Boris Becker erreicht 6x das Finale von Wimbledon, siegt ledglich 3x.
tennis ist so eine wissenschaft mit der ich mich gar nicht beschäftige :(

Die deutsche Fussball-Nationalmannschaft erreicht 7x das Endspiel, siegt 3x
-1954 das erste mal dabei und gleich weltmeister :noplan:

-wembley tor :noplan:

-mehr fällt mir dazu jetzt nicht ein, ist halt manchmal einfach nur dumm gelaufen :D
Jan Ulrich wird 5x 2. bei der Tour de France, siegt nur 1x
naja beim radfahren ist das so ne sache teilweise lagen da minuten zwischen den beiden, die sich mit der zeit aufgebaut haben also ist es ja kein richtiges endspiel bei dem sich in der letzten etappe alles entscheidet.
(von dem "fairplay-anhalten" und warten weil der andere hingefallen ist mal abgesehen /wäre ulrich da weitergefahren hätte armstrong verloren/)
 
@Themenstarter

Im Endeffekt gehts schon um Fussball, Tennis und Co. Denn du hast dir Sportarten rausgesucht, die in den Medien present sind und stellst davon ausgehend ne Theorie auf... Aber dieses "Phänomen" könnte man auch von der anderen Seite betrachten und sich Sportarten raussuchen, bei der die Deutschen im Finale immer gewinnen. Da findet sich schon was, man muss nur suchen...

Das relativiert sich also alles wieder.
 
z.B. die Kanuten, die man nur zu Olympia zu Gesicht bekommt.
 
Das Thema war schon vor einiger Zeit Gegenstand einer Satire von Dietmar Wischmeyer. (Logbuch durch das Land der Bekloppten und Bescheuerten)
 
spoege schrieb:
Das Thema war schon vor einiger Zeit Gegenstand einer Satire von Dietmar Wischmeyer. (Logbuch durch das Land der Bekloppten und Bescheuerten)


Der Wischmeyer ;)
gibt es das irgendwo noch als Stream zum anhören? Ich mag Wischmeyer :)
 
Moin wegus,

der Text heisst "Über glückliche deutsche Vizesieger", ist relativ neu und im Sonderheft des Satiremagazins "Eulenspiegel" zur WM erschienen, es heisst "abseits".

Leider lässt sich Eulenspiegel nur als eAbo online lesen, was mir angesichts der ansonsten eher gewöhnungsbedürftigen Humorspielart der Redaktion zu aufwändig ist. Ob es da auch streams gibt, weiss ich nicht.

Aber für Wischmeyer (und einige andere Autoren und Zeichner) lohnt es sich, über eine Anschaffung des Sonderheftes nachzudenken, auch wenn die WM fast vorbei ist und "wir" vielleicht sogar Sieger werden...
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Friedemann schrieb:
Boris Becker erreicht 6x das Finale von Wimbledon, siegt ledglich 3x.
Gerade Becker hat doch oft genug Spiele mental gewonnen, bei denen er von der Technik oder Aufschlagstärke klar unterlegen war. War halt sehr emotional, wenn der gut drauf war, konnte er jeden putzen, wenn nicht, ist er untergegangen.
Friedemann schrieb:
Die deutsche Fussball-Nationalmannschaft erreicht 7x das Endspiel, siegt 3x
Tschechien, Niederlande, Ungarn: 2 mal dabei, Null Siege.
Schweden: 1 mal, Null Siege.
Portugal: Noch nie was zählbares rausgekommen, vor 2 Jahren im eigenen Land gegen unterlegene Griechen verloren.

Alles Mannschaften, die von der Spielkultur den allermeisten deutschen Mannschaften überlegen waren. '90 und '96 waren die deutschen sicher nicht die beste Mannschaft, gewonnen wurde mental.

Und bei den Brasilianern ist das einfach: Die spielen nunmal den besten Fußball und können sich eigentlich nur selbst schlagen. Und wenn das passiert, kommen die erst gar nicht ins Finale.
Friedemann schrieb:
Jan Ulrich wird 5x 2. bei der Tour de France, siegt nur 1x
Tja, Pech gehabt, da gab's halt einen, der besser war. Außerdem ist Ullrich eben mental nicht besonders stark. Da gibt's aber auch genügend andere aller möglichen Nationen...

Was meinst Du, wie sich die Gegner von Birgit Fischer gefühlt haben? Oder schau' mal in den Wintersport, bei Olympia ist Ole Einar Björndalen als haushoher Favorit untergegangen. Beim Eisschnellauf waren internationale Wettbewerbe bei den Damen jahrelang erweiterte deutsche Meisterschaften. Beim Bobfahren oder Rodeln genauso, bei Olympia war doch nur die Frage, in welcher Reihenfolge die deutschen Rodlerinnen auf dem Podest stehen....

Die Leichtatthletik-Sprintstaffeln, die immer wieder viel stärkere Staffeln (USA, Jamaica, Frankreich) geärgert haben.

Steffi Graf hat das Tennis dominiert wie vor ihr nur Martina Navratilova.

usw. usf....
 
Deutschland IST Fussballweltmeister. Und die Nummer Eins der FIFA Weltrangliste.

Genau!

Außerdem, wie sollen sich den die klassischen Wintersportnationen wie Schweiz, Österreich, Schweden, Finnland, USA, Kanada usw. fühlen, wenn Deutschland mit einem 20 km Streifen Hochgebirge seit 1992 4 mal den Medallienspiegel bei den olympischen Winterspielen gewonnen hat.

Soviel zum Thema Deutschland = Looser.
 
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