Bis wir ansatzweise großtechnische Anlagen (die gibt es aktuell praktisch gar nicht) im benötigten Maßstab haben, um a) grüne Energie zu erzeugen und b) daraus E-Fuels herzustellen, gehen mal locker 10, eher 20 Jahre ins Land.
Och, ich wäre mir da gar nicht so sicher. Ab einem bestimmten Punkt, wirst du quasi vom Wettbewerb geradeweg gezwungen sein mitzuziehen, wenn sie in ihrer Werbung "100%-Fossile-Free incl. kompletter Lieferkette" stehen haben und die Kunden das honorieren. Zudem: die Preisentwicklung für die Energiearten wird das noch beschleunigen können. Klar nicht für alle Bereiche. Aber für sehr viele.
Bis dahin sind die Autos, die heute durch Deutschland rollen, entweder in er Schrottpresse oder in Afrika (wo weder Geld für E-Fuels noch E-Autos da ist).
Du unterstellst hier, daß die Preisgefüge in 20 Jahren noch die gleichen sind wie heute.
Und man sollte die Afrikanischen Länder nicht unterschätzen. Auch wenn man hierzulande noch die hungernden Hüttenbewohner vor dem imaginären Auge hat, wenn man "Afrika" hört. Ich bin da auch nicht auf dem Stand, aber nach dem, was ich so gehört habe, gibt es da doch schon gute Fortschritte und die ersten fangen schon an in unsere Richtung zu schmunzeln. So manche Gegend "da" hat eine bessere Mobilnetzabdeckung als wir.
Das ist sicher die Voraussetzung, um das irgendwie wirtschaftlich betreiben zu können. Problem bleibt aber trotzdem, dass grüne Energie für die nächsten Jahre ein äußerst knappes Gut bleiben wird.
Der Witz ist aber, daß es ein "gewollter" Zustand ist. Der vorhandene Ausbau wird kleiner geredet als er tatsächlich ist. Sehr viel Solar-/Wind-Anlagen sind derzeit ständig abgeschaltet, bzw. noch nicht im Einsatz, weil noch irgendwelche Genemigungsverfahren durchlaufen werden müssen. Die nutzbare Kapazität ist ja heute schon bei 50-60%(? Mal schauen, wo ich die Zahlen gesehen hatte…) des Gesamtnetzes.
Ich verstehe nicht, wieso man lieber in Betracht zieht irgendwelche E-Fuel-Anlagen bauen zu lassen, nebst Infrastruktur, anstelle direkt das zu nutzen, was schon (auch technisch) verfügbar ist. Und vor allem: wo soll denn bitte die Energie für die E-Fuels herkommen?!? Wenn nicht aus den Regenerativen, woraus dann? Mit Generatoren Benzin/Diesel in Strom und wieder in E-Fuels verwandeln? Nein. Um die E-Fuels überhaupt in nennenswerter Menge nutzen zu können, muß der Wind-/Solar-Umbau schon fast komplett sein.
Und dann wird man nochmal drüber nachdenken, ob es DANN überhaupt noch als Thema relevant ist. Es reicht ja schon, wenn bis dahin ein entscheidender Schritt in den Akkutechnologien passiert ist.
Den häufig postulierten Überschuss an grüner Energie, der genutzt werden soll, um Wasserstoff oder E-Fueles zu erzeugen, wird es schlicht nicht geben.
Wieso nicht? Mich würde es wundern, wenn es ander käme. Woran sollte das denn scheitern? Höchstens an Menschen, die die Genemigungsverfahren blockieren. Technisch sollte es doch gar kein Problem sein. In Australien hatte Tesla ein riesiges Akklu-System hochgezogen, die ein großes Versorgungsgebiet stützt. Keine Ahnung, was sich noch an Energiespeichern anbietet.
Schwungrad-Speicherkraftwerke zum Beispiel. In dem verlinkten Wikipedia-Artikel ist die Rede von u.a.:
Bei der Straßenbahn in Zwickau kommen Schwungräder in einem Pilotprojekt zum Einsatz. Die Bremsenergie wird dabei elektrisch über die Oberleitung zu den Schwungrädern, welche in Containern am Schienenrand stehen, übertragen. Die Straßenbahn in Zwickau kann so jährlich bis zu 200 MWh Bremsenergie pro System zurückgewinnen.
und
Die Firma BEACON Power betreibt in Stephentown, etwas außerhalb von New York, ein Schwungrad-Speicherkraftwerk mit 200 Schwungrädern mit zusammen 5 MWh Kapazität und 20 MW Leistung. Die Einheiten arbeiten in der Spitze bei 15.000 Umdrehungen pro Minute. Der Rotor der Schwungräder besteht aus gewickelten CFK-Fasern, die mit Harz ausgegossen werden. Der Park dient zur Frequenzregelung, dieser Service wird an das New Yorker Netz verkauft
Und noch weitere Beispiele. Da geht also einiges. Es müssen somit nicht alles Akkus sein.
Das Zeug wird knapp und teuer sein, und damit ist auch direkt die Frage beantwortet, wer es sich leisten kann, "zum Spaß" Wirkungsgradeinbußen von -80% im Vergleich zu batterieelektrischen Fahrzeugen hinzunehmen. Warum steckt als einziger Automobilhersteller da wohl Porsche mit drin?
Im übrigen, mal von Umwelt- und Kostengründen abgesehen, demonstriert uns Putin ja gerade warum es erstrebenswert ist, sich nicht allzu sehr von anderen Ländern abhängen zu machen. Und mit E-Mobilität kriegen wir in Deutschland eine deutlich bessere Autarkiequote hin als mit E-Fuels.