Die wurden nicht vernachlässigt, die wurden privatisiert.
Nunja. Bereits die
Bundesbahn hatte vor 1993 eine recht perfide Herangehensweise, regionale Bahnstrecken, derer sie überdrüssig wurde, weil sie auf den lukrativen schnellen Fernverkehr setzte, dadurch wirklich richtig unwirtschaftlich zu machen, indem sie Streckenkürzungen (die vielleicht ihrerseits durch Fahrwegschäden begründet wurden – es muss ja zumindest auf dem Papier plausibel sein) immer genau kurz
vor der nächst größeren Stadt durchzuführen. Da endet der Zugverkehr halt in Emmelshausen statt in Kastellaun, oder in Hilgen statt in Wermelskirchen; oder statt Züge von Wesel einfach nach Dorsten (Essen/Wanne-Eickel) durchfahren zu lassen, um an beiden Enden einen Nutzen aus den Anschlussmöglichkeiten zu ziehen, gibt’s halt Streckenstümpfe, die in Bocholt bzw. Borken enden. Gerade letztere Strecken hat dann das Interesse der Kommunen gerettet.
Oder Wiedereröffnungen unter SPD/Grünen-Regierung in NW von Gummersbach nach Meinerzhagen–Brügge wurden bis Marienheide realisiert, dann durch die anschließende CDU/FDP-Regierung angehalten (oder soll man sagen, torpediert) und erst durch die letzte SPD/Grünen-Regierung mit 5 Jahren Verzögerung wieder fortgesetzt, was dann durch die folgende aktuelle CDU/FDP-Koalition nicht mehr gestoppt werden konnte.
Ich vermute, dass Beiträger aus anderen Regionen von ähnlichen Situationen berichten können.
Immerhin sind mittlerweile auch die nichtgrün beeinflussten Regierungen auf den Wiedereröffnungszug aufgesprungen. Und in NW gibt es wenigstens noch Infrastruktur, die tatsächlich für den Personen-, aber auch Güterverkehr erneut genutzt werden kann. Andernorts ist einfach nix mehr da.
Stichwort
Trassensicherung: Damit sind vorallem Radwege gemeint, die auf ehemaligen Bahnstrecken ein Überplanen durch andere Baumaßnahmen verhindern sollen. Wo dann aber eine Umgehungsstraße auf der Bahntrasse entstanden ist oder eine Wohnsiedlung, würde eine Wiedernutzung als Eisenbahn quasi verunmöglicht.
Wiedereröffnungen erfolgen aber gerade durch die »Privatisierung«. D.h. durch eine Aufgabenverlagerung der Betriebsvergabe an Zweckverbände, die wiederum gewöhnlich kommunal beeinflusst sind. Die Eisenbahnverkehrsunternehmen sind so »nur« nach Ausschreibung beauftragte Leistungserbringer. Die fahren, was sie zu fahren beauftragt sind.
Mir ist freilich bis heute nicht ganz einleuchtend, warum eine
DB-Bundesbahn eine Strecke Dortmund–Hagen–Brügge–Lüdenscheid aus Kostengründen stilllegen wollte, eine
DB Regio Westfalen GmbH diese Strecke aber später 2000 der in einer frühen Privatisierung 1995 gegründeten Dortmund-Märkischen-Eisenbahn, die die Fahrgastzahl wieder auf Vordermann gebracht hat, in der Ausschreibung dann wieder abgenommen hat.
Aber klar: die DB-Bundesbahn musste den Streckenbetrieb noch selber zahlen, die DB-Regio wird bezahlt.