Ich finde auch, dass ich mich nur so benehmen muss, wie es meine Nachbarn tun. Und da ich sicher weiß, dass mein Nachbar Fahrräder klaut und seine Frau verprügelt, ist es absolut ungerecht, wenn ich keine Fahrräder klauen und meine Frau nicht verprügeln darf.
Man stelle sich mal vor, jemand würde auf die Idee kommen, ich sollte mich an die Regeln halten, die ich mir selbst gegeben habe, unabhängig davon, ob sich andere dieselben Regeln gegeben haben und sich an sie halten oder nicht. Wo kämen wir da hin?
Ich verstehe natürlich, dass das Beispiel nicht gut gewählt ist, denn hier geht es nicht um irgendwelche Regeln, die wir uns gegeben haben, sondern um die einzig richtigen und an allen Orten und zu allen Zeiten gültigen, an die sich selbstverständlich jeder zu halten hat. Ich verstehe nur nach wie vor nicht, wer uns eigentlich die Rolle des Weltgesetzgebers zugewiesen hat. Aber das mag daran liegen, dass ich nicht an Gott glaube und überhaupt jeder Form von Fundamentalismus skeptisch gegenüberstehe.
Der fatale Fehler des Islam ist es, auf Kritik gar nicht oder sehr gereizt zu reagieren.
Der fatale Fehler solcher Aussagen ist, dass sie sich auf etwas beziehen, was es nicht gibt. Es gibt "DEN Islam" nämlich nicht, sondern eine Vielzahl von sehr unterschiedlichen Richtungen. Es gibt auch keine Möglichkeit, dass "DER Islam" auf irgend etwas reagiert, weil er kein Subjekt ist, das reagieren könnte, auch keine Institution o. ä. Und es gibt auch keine Institution, die diese Reaktion ausgeben könnte, also keine Kirche und keinen Papst. Ebenso wenig wie "DAS Christentum" und nicht einmal DIE christliche Kirche - weil es einfach zu viele gibt - auf irgend etwas reagieren kann, kann es "DER Islam".
Aber das wirklich Fatale an dieser Argumentation ist, dass sie davon ausgeht, dass es nur das gibt, was uns CNN vermittelt. Es gibt nämlich durchaus andere Reaktionen und durchaus eine Diskussion der anstehenden Fragen im Bereich des Islam. Das Problem ist nicht, dass die Probleme dort nicht wahrgenommen werden, sondern dass uns ihre Wahrnehmung und Diskussion nahezu restlos verschwiegen wird, weil sie nicht in das schlichte Weltbild passen, das für einen wirklich guten Kreuzritter nun mal lebenswichtig ist.