C't prostituiert sich für Office 2007 Beta?

xomox

Mitglied
Thread Starter
Dabei seit
18.12.2004
Beiträge
95
Reaktionspunkte
11
Zeitschrift c't prostituiert sich für Office 2007 Beta?

Hallo,

momentan läuft eine spannende Schlammschlacht in den diversen Newstickern:

Ausgerechnet eine Springer Postille (die Computer Bild) beschwert sich über fehlende Trennung von redaktionellem Inhalt und Werbung in Computerzeitschriften.
Hintergund: Microsoft erlaubt nur den Zeitschriften eine Beta (Entwicklungsversion, sprich Werbung) des kommenden Office 2007 auf einer Heft CD zu veröffentlichen, die einen lustigen kleinen Vertag unterschreiben.
http://www.computerbild.de/php/2003/showinfo.php?nr=8988&rubrik=AKTUELLE THEMEN

Kleines Zitat aus der Meldung von CB:
"Nur Verlage, die den Vertrag unterschreiben, bekommen eine Lizenz des Programms für ihre Heft-Datenträger. Ein Kernpunkt der "Vertriebsvereinbarung": Die Verlage stellen Microsoft einen Entwurf der geplanten Artikel zur "Prüfung und Stellungnahme" zur Verfügung. Die Redaktionen sollen dann bei der Einbeziehung der empfohlenen Änderungen "kooperieren". Damit sollen etwa "Inkorrektheiten in bezug auf die Produkte" und eine "Herabsetzung von Microsoft und/oder jeglichen Produkten" vermieden werden. Außerdem gibt Microsoft in einer "Anleitung für Verlage zu genehmigten Inhalten" einige Textpassagen für die Heftveröffentlichung vor."

Während die Computer Bild sich offenbar geweigert hat zu unterschrieben, sieht das bei der c't anders aus, denn die hat die Beta im aktuellen Heft dabei.

http://www.golem.de/0605/45568.html

Jetzt wird in einigen Foren munter gerätselt, ob der mehrseitige Bericht zu Office 2007 in der aktuellen c't koscher, sauber, verfälscht, gekauft, von Microsoft geschrieben oder guter Journalismus ist :).

Ich finds amüsant, vielleicht ja noch jemand, deshalb packs ichs hier mal in die Bar.

Update: Heise dementiert inzwischen pauschal erst mal alle Vorwürfe, macht aber keine weiteren Angaben zu den Vetragsmodalitäten:
http://www.golem.de/0605/45586.html

Netter Beitrag auch hier:
http://www.cio-weblog.de/50226711/o...redaktionen_mit_knebelvertrag_unter_druck.php

Freundliche Grüße,
xomox
 
Zuletzt bearbeitet:
also ich hab von der c't schon immer nicht viel mehr als der computer bild gehalten oder auch erwartet. ich kaufe beide daher nicht und lese ab und an heise online und meide geflissentlich die kommentare zu den beiträgen.
 
Jede Zeitung finanziert sich doch zum großenteil durch Werbung. Deshalb ist doch fast keine Fachzeitung mehr objektiv. :-(

und wech, der bono
 
mcreations schrieb:
also ich hab von der c't schon immer nicht viel mehr als der computer bild gehalten oder auch erwartet. ich kaufe beide daher nicht und lese ab und an heise online und meide geflissentlich die kommentare zu den beiträgen.

Na ja, fundierter als die CB ist die c't dann schon noch. Wenn sie auch in den letzten Jahren stark nachgelassen hat ist sie doch noch immer für viele sowas wie ein "Referenzblatt". IMHO zurecht, allerdings hinterlässt die Office-Aktion doch einen schalen Beigeschmack, das Dementi klingt für mich ein bisschen nach trotziger Rechtfertigung mit schwammigen Argumenten.

Mal sehen was draus wird...
 
BonoVox schrieb:
Jede Zeitung finanziert sich doch zum großenteil durch Werbung. Deshalb ist doch fast keine Fachzeitung mehr objektiv. :-(

und wech, der bono
Naja, es ist schon ein Unterschied, ob sich eine Zeitschrift per Werbung finanziert (was auch absolut legitim und notwendig ist, die Leser sind nun mal nicht bereit, 15 Euro für eine werbefreie Zeitung zu löhnen!) oder ob sich die Redaktion bzw. in diesem Fall der Verlag in den redaktionellen Anteil rein reden lässt.

Dazu weiß der Pressekodex:
Pressekodex schrieb:
Ziffer 7
Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen der Journalistinnen und Journalisten beeinflusst werden. Verleger und Redakteure wehren derartige Versuche ab und achten auf eine klare Trennung zwischen redaktionellem Text und Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken.
Wir haben hier im Fall der c´t also einen klaren Verstoß gegen den Pressekodex.

Dazu ein passendes, leider nicht schönes Zitat:
Roger de Weck schrieb:
Wo früher der Staat die Pressefreiheit bedrohte, tun das jetzt die Medien selbst.
 
Also da finde ich Microsoft ja schon fast wieder cool. Die spielen die Rölle des Bösen einfach mit so überzeugender Leidenschaft, dass es beinahe Spaß macht...
 
Gianni Banani schrieb:
Also da finde ich Microsoft ja schon fast wieder cool. Die spielen die Rölle des Bösen einfach mit so überzeugender Leidenschaft, dass es beinahe Spaß macht...



darth_vader_closeup.jpg




-> Ich gebe dir vollkommen recht...

Gut das wir die Rebellen sind... :cool:
 
xomox schrieb:
Ich finds amüsant, vielleicht ja noch jemand, deshalb packs ichs hier mal in die Bar.
Nein, es ist nicht amüsant, wenn Journalisten gezwungen werden, ihre Artikel einem Unternehmen vorzulegen, um überhaupt eine Geschichte schreiben zu können. Noch weniger amüsant ist es, wenn Journalisten sich auf diese immer dreister und auch penetranter werdenden Forderungen und Töne seitens Unternehmen, insbesondere deren PR-Abteilungen, einlassen.
 
Der Threadtitel und die bisherigen Fakten hier im Thread haben also alle als Quelle die Computerbild…
 
Chicago Whistle schrieb:
Der Threadtitel und die bisherigen Fakten hier im Thread haben also alle als Quelle die Computerbild…
Nein.
Selbst das geht doch zu weit:
"Im c't-eigenen Forum unter Heise.de meldete sich mittlerweile c't-Chefredakteur Christian Persson zu Wort und gab eine Stellungnahme ab: Negativkritik habe Microsoft der c't nicht untersagt. Der Herausgabe der eigenen Heft-CD mit der Office-Beta sei eine kritische Diskussion zwischen Microsoft und etlichen deutschen Fachverlagen vorausgegangen.

Nachdem Microsoft einem Computermagazin die Herausgabe des XP Service Pack 2 vor allen anderen erlaubte und sich damit Kritik anderer Verlage einfing, habe sich Microsoft offenbar veranlasst gesehen, für alle Computermagazine gleiche Bedingungen zu schaffen und diese vertraglich zu regeln. "Der aus den USA vorgegebene Vertrag ist aus meiner Sicht juristischer Overkill, schränkt aber bei vernünftiger Auslegung die journalistische Freiheit nicht ein", so Persson.
(aus dem oben angegebenen Link)
 
Die c't hat sehr nachgelassen.
Der 14 tägige Rhythmus hat in meinen Augen Qualität gekostet.

Der heise ticker ist aber immer noch nett ^^
 
Oh Gott, als PC'ler habe ich damals die c't hoch geschätzt. Da passt man kurz nicht auf und schon machen die sowas :)
 
Korrektur eines Satzbaufehlers :)

quomodonam schrieb:
Nein, es ist nicht amüsant, wenn Journalisten gezwungen werden, ihre Artikel einem Unternehmen vorzulegen, um überhaupt eine Geschichte schreiben zu können. Noch weniger amüsant ist es, wenn Journalisten sich auf diese immer dreister und auch penetranter werdenden Forderungen und Töne seitens Unternehmen, insbesondere deren PR-Abteilungen, einlassen.

Den Artikel hätte die c't ja problemlos schreiben können - nur waren sie anscheinend so scharf auf die Betaversion von Office 2007 als Heftbeilage, dass sie Microsoft dafür sogar Eingriffe in den zugehörigen Artikel im Heft zugebilligt haben. Die vertragliche Zusicherung eines möglichen "dezenten Eingriffes" seitens Microsofts heißt natürlich nicht automatisch, dass eine direkte Beeinflussung des Artikels wirklich stattgefunden hat.

(In einem der oben genannten Links ist ja auch zu lesen, dass Heise die aktuelle Ausgabe wohl zweigleisig produziert hat - einmal mit Office 2007 als Hauptthema und einmal mit "Modern surfen". Ich interpretiere das einfach mal so, dass auch Heise Angst vor starken Eingriffen seitens Microsoft hatte - und für den Fall, dass Microsoft den Inhalt des Artikels zu sehr beeinflussen wollte, die andere Version in Druck gegegen hätte. Bleibt aber trotzdem die Frage, ob es sich für Heise lohnt, wegen der dank Office-Beta-Heft-CD höheren Verkaufzahlen einen fragwürden Vertrag zu schließen und damit die eigene gute Reputation zu gefährden)

Amüsant fand ich auch eher, dass sich eine Publikation des Springer Verlages lautstark über etwas beschwert, dessen sie selber ja nicht ganz unverdächtig ist...

@Chicago Whistle: Sehr richtig, bisher beruht die Diskussion zu 99% auf den von der Computerbild gemachten Aussagen zum Vertragsinhalt. Aber selbst wenn dieser neue selbsterklärte Verteidiger von Unabhängigkeit und Meinungsfreiheit nicht den besten Ruf hat - der Umstand, dass Heise zwei Zeitschriften parallel produzierte um eine Backup Lösung zu haben, spricht schon stark dafür, dass auch Heise dem Vetragsinhalt einige Bedenken beigemessen hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier wird die Polemik der Boulevardpresse mit Freuden aufgenommen, zum cT Artikel selber kein Wort. Auch die anderen Artikel verweisen alle auf die „größte deutsche Tageszeitung”.

Und wer die cT mit Computerbild auf eine Stufe stellt, sagt damit meiner völlig unmaßgeblichen Meinung nach nur, das er bei beiden Zeitschriften gleichviel versteht. Und die ganzen Maczeitschriften lesen wir ja alle nicht, weil die uns zu sehr an Pixie-Bücher erinnern, oder wie?

Wenn die Bild in einem Monat Klinsmann durch den Wolf dreht, dann sind wir aber wieder differenzierter, ok?
 
Der c't (also auch Heise) traue ich nach dieser verdammt unnötigen Abmahnserie alles, aber wirklich alles zu! :rolleyes:
 
Ich frage mich bei der ganzen Sache langsam ernsthaft, warum denn alle auf einmal der lauthals schreienden Computer Bild per se alles abnehmen, und der ansonsten höchst seriösen c't unlautere Absichten unterstellen. Ich mag die c't persönlich nicht besonders und man kann zur inhaltlichen Qualität stehen wie man will - unseriös sind die mit Sicherheit nicht. Und glaubt ihr allen ernstes, ein gestandener Redakteur lässt sich von ein bißchen Säbelgerassel eines Herstellers beeinflussen? Die sind doch ganz anderes gewöhnt...

Aber gut, die Jungs haben jetzt den schwarzen Peter - ich bin gespannt, wie sie da wieder raus kommen. Es ärgert mich nur, dass ausgerechnet die Computer Bild sich hier als Moralapostel aufschwingt. Und dass eine Paralellproduktion stattgefunden hat, zeigt mir nur, dass sich die Redaktion gerade eben nicht dem Microsoft-Doktrin beugen wollte, um im Zweifelsfall das ganze Thema eben rauszulassen.

Gruß
Toowok
 
Nur, weil die Computerbild zum Springer-Verlag gehört, sollte man der Geschichte keinen Glauben schenken? Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Computerbild diese Geschichte erfunden hat! Natürlich ist es kurios, dass gerade ein Printobjekt mit dem Namen "bild" im Titel sich nun lautstark für die Pressefreiheit einsetzt. Doch einen Vorteil hat es: Da es sich um eine Springer-Publikation handelt, wird das Problem einer versuchten (in vielen anderen Fällen sicherlich erfolgten) Einflussnahme seitens eines fremden Unternehmens zumindest hörbar gemacht.
 
quomodonam schrieb:
Nur, weil die Computerbild zum Springer-Verlag gehört, sollte man der Geschichte keinen Glauben schenken? Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Computerbild diese Geschichte erfunden hat! Natürlich ist es kurios, dass gerade ein Printobjekt mit dem Namen "bild" im Titel sich nun lautstark für die Pressefreiheit einsetzt. Doch einen Vorteil hat es: Da es sich um eine Springer-Publikation handelt, wird das Problem einer Einflussnahme zumindest hörbar gemacht.
Das hat nichts mit dem Verlag zu tun. Das hat damit zu tun, dass sich die Computer Bild in der Vergangenheit bei diversen Sachen auch nicht ganz koscher verhalten hat und außerdem zum Teil mächtig auf Microsoft-Kosten Profilierung betrieben hat. Außerdem hat der gute Hans-Martin da Auszüge aus einer internen Geschäfts-Email veröffentlicht, die vermutlich zwischen MS-Produktmanager und Redaktion verschickt wurde - auch nicht gerade ein Vertrauensbeweis, wenn vertrauliche Infos öffentlich gemacht werden. Eine kleine Notiz am Rande hätte vollauf genügt - aber dann gibt es natürlich keinen Werbeeffekt für das eigene Blatt mehr, klar.
 
Zurück
Oben Unten