CS4: Indesign - VersionCue - InCopy

muellermanfred

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Oft wird nicht danach gefragt, aber es sollte einen thread geben, in dem wir die gelegentlichen Fragen zu diesem Thema sammeln.

Da ich aktuell meine ersten Erfahrungen mit der Einrichtung einer Arbeitsgruppe mit Adobe-CS4-Produkten mache, lege ich einfach mal los:

Teilnehmer und Netzwerk
- 1 Fileserver, MacPro, OS X Server 10.5.6, Teilnetz A
- 4 Grafikarbeitsplätze, MacPro, OS X 10.5.6, InDesign CS4 (6.0), Teilnetz A
- 4 Editorenarbeitsplätze, Dell PCs, Windows XP (von der IT stark angepaßte Konfiguration, User ohne Adminrechte), InCopy CS4 (6.0), Teilnetz A
- 1 Editorenarbeitsplatz, wie oben, Teilnetz B

Das Ganze in einem Firmennetz (lokal 100BaseT, zwei Äste an je einem Switch, ein Router, zu anderen Standorten per 2-MBit-Leitung), Internet über Proxy mit Firewall.

Der Plan
Ich wollte uns unabhängig machen von den teuren Systemhäusern und ihren Publishingsystemen, vorhandene Ressourcen nutzen und um vielleicht Fehlendes ergänzen (hier: InCopy).

Der VersionCue-Server liegt der CS4 bei; die InCopy-Lizenzen mußte ich extra besorgen; alle Softwares liegen in Volumenlizenzen vor und müssen nicht aktiviert werden. Dummerweise gibt es für solche Kunden nur Installationssupport - der nötige Supportplan kostet extra und da muß ich erstmal einen Controller finden, der das absegnet …

VersionCue Server CS4
Da ich mich seit 20 Jahren autodidaktisch durchschlage, habe ich kurzentschlossen den VersionCue-Server installiert. Welche Fehler ich dabei gemacht habe, könnte ihr hier nachlesen.

Kurz gesagt: VersionCue möchte seine WebDAV-realm nur außerhalb einer Freigabe einrichten (erfahrene Serveradmins gähnen jetzt, ich wußte das nicht, aber: es steht ganz versteckt im Handbuch für Bridge und VersionCue).

InCopy CS4
Unser Atelier soll mit Editoren vor Ort und weltweit zusammenarbeiten und dabei möglichst fehlerträchtige Prozesse loswerden (Korrekturen in Textdokumenten übermittelt, Korrekturen per kommentiertem PDF). Am besten wäre ein echtes WYSIWYG-Tool, denn wieviel zusätzlichen Korrekturaufwand Beinahe-WYSIWYG bedeutet, habe ich in den letzten Jahren schmerzlich erfahren. Da ist InCopy fast ein Muß.

Beim anstehenden renewal installierten die Kollegen InCopy gleich mit, aber mit durchwachsenem Erfolg: deutsche Installationen wurden wieder zu International English, Menüs kamen ohne shortcuts daher, manche Editoren konnten nur im Layoutmodus Text löschen und nur im Storymodus Absatzzeichen eingeben … ganz schön verkorkster Start!

Also den Help Desk angerufen und einen Windows-Admin für die Installation bestellt. Der war sehr freundlich, aber rund lief es nicht - jeder client war geringfügig anders konfiguriert (und das bei zentraler Software-Distribution …). Letztlich war er dann doch erfolgreich.

So, unter File -> User dieselben Benutzer eintragen wie in der VersionCue-Verwaltung und es kann losgehen.

Probleme
Nach mittlerweile drei Testprojekten habe ich einige Probleme beobachtet, die ich nicht alle lösen konnte. Hier mal eine Auswahl:

WebDAV hat wohl einen hohen Protokoll-Overhead. Die Verbindungen wirken behäbig und werden manchmal nicht aktualisiert. Wenn es nicht genügt, den Fokus zu verschieben, muß man die Verbindung beenden und neu verbinden, um den aktuellen Zustand eines Projektes zu sehen.

Die Editoren in Teilnetz A können sich per Adobe Drive mit dem VersionCue-Server verbinden. Der in Teilnetz B kann das nicht, weil (ich hoffe, ich habe das richtig verstanden) die nötige Protokollinformation nicht über die Router "gebroadcastet" wird. Workaround: der Editor in Teilnetz B richtet sich die Verbindung von Hand ein (Windows Startmenü -> Netzwerkumgebung -> URL eintragen) - die URL findet man z.B. in der webbasierten VersionCue-Verwaltung (http://server-ip:3703/webdav/).

Jenachdem, wie das Firmennetz eingerichtet ist, muß ein Windows-Admin auch noch eine Proxy-Ausnahme einrichten (ich mußte die nur für unsere Macs einrichten) und die Verwendung von SOAP auf den Editoren-clients ermöglichen.

Daß man VersionCue CS4 nicht zusammen mit der Bridge CS4 benutzen kann, hat Adobe recht bald nach Veröffentlichung eingeräumt.

Die Funktion "PDF-Überprüfung" konnte ich schon deswegen nicht benutzen, weil mit keiner Auswahl auch nur ein einziges Dokument eines Projektes aufgelistet wurde, geschweige denn eine Anzahl an Versionen.

Jetzt zu den Knallern:

Nicht jeder Teilnehmer sieht - trotz gleicher VersionCue-Benutzerrechte - dieselben Verzeichnisse. Es passiert, daß ein Layouter eine InDesign-Datei mit Aufgaben im Projekt speichert und ein anderer Layouter sieht den zugehörigen Aufgabenordner nicht. Das wäre nicht schlimm, wenn das nicht dazu führen würde, daß er Layouts nicht weiterbearbeiten kann, weil die Verknüpfung zu den Aufgaben als fehlend angezeigt wird! Kein Auschecken, kein Formatieren = kein Bearbeiten möglich. :mad:

Ein Editor mit nur einer Aufgabe in einem Layout sieht ausgerechnet alle Aufgabenverzeichnisse, nur das für ihn relevante nicht … :confused:

Layouter A sieht - wie gesagt - auf Mac A nicht alle Ordner, wohl aber auf Mac B, C und D, wenn er sich dort mit seinem Account Zugang zu VersionCue verschafft. Das gleiche Schema wiederholt sich mit drei anderen Accounts. Ich habe einen Cache gesucht, der solche Verzeichniszustände speichern könnte, weil ich hoffte, das Problem durch Löschen der Cache-Datei zu beheben. Habe leider keine gefunden. :(

Das gravierendste Problem ist, daß Editoren immer wieder einzelne Boxen nicht einchecken können (reproduzierbar). Schließen sie die .icma-Datei nach einem hoffnungsvollen Speichern doch und öffnen sie wieder, sind alle Änderungen verloren.

Man kann die Sperren, die durch das Auschecken entstehen, in der VersionCue-Verwaltung aufheben, aber nur benutzerweise (also vorher fragen, woran er gerade arbeitet und bitten, daß er alles speichert!), und verloren sind die Änderungen trotzdem …

Ein Tip aus einem Adobe-Forum: es liegt an unzureichenden Benutzerrechten. Ich habe allen Editoren in der VersionCue-Verwaltung auch Löschen-Rechte gegeben, damit ihre Lock-Dateien gelöscht werden können (sie also einchecken können). Keine Änderung. Gegen den Tip spricht auch die Inkonsistenz des Fehlerverhaltens: Ob mit oder ohne Löschen-Recht - es kommt vor, daß Editoren in einer Aufgabe die eine Box einchecken können und die andere nicht. Mangels nachvollziehbarer Systematik kann ich den Fehler nicht beheben.

Ich kann die Rechte-Struktur der SQL-Datenbank, die dem VersionCue-Server zugrundeliegt, auch nicht per Server-Admin einstellen, aber wegen der Inkonsistenz glaube ich auch nicht, daß das hilft. Im übrigen sagen die Adobe-Leute selber, daß man da die Finger von lassen soll …

Lösung
Mein Versuchskaninchen war ein Benutzer in Teilnetz B. Mit ihm habe ich einen workflow mit dem E-Mail-Versand von .icpa-Dateien versucht - erfolgreich. Nachdem ich ipfw geeignet eingestellt hatte, konnte er auch auf den VersionCue-Server zugreifen. Weil ich darauf aber erst spät gekommen war, hatte ich ihm seine Aufgaben ersatzweise in einer SMB-Freigabe bereitgestellt. Probleme: keine.

Die einzige Konsequenz war, den VersionCue-Server abzuschalten und das Projekt in einer SMB-Freigabe bereitzustellen.

Verluste? Eigentlich nicht:
- Benutzerverwaltung: ersetzt durch normale Verwaltung für Netzwerk-User
- Versionierung: stündliche Time-Machine-Sicherung fast gleichwertig
- keine PDF-Überprüfung: funktionierte eh nicht
- einfache Verbindung über Adobe Drive: funktioniert eh nur im selben Teilnetz, wenn man die clients nicht administrieren kann; die SMB-Freigaben sind auf den clients gemappt, das ist noch komfortabler
- Benutzerrechte: ACL-Steuerung per Server-Admin weit überlegen
- Ein-/Auschecken: InDesign-Benutzer müssen sich absprechen, weil .indd nur per VersionCue aus- und eingecheckt werden können, für die Editoren bleiben die Funktionen gleich.

Nun können alle Benutzer alle Verzeichnisse sehen und ich habe die volle Kontrolle über alle Rechte. Aus- und einchecken für Editoren klappt problemlos - natürlich können auch Layouter Inhalte aus- und einchecken.

Nachdem ich das Projekt vollständig kopiert hatte, mußte ich in allen Layouts die Verknüpfungen zu den .icml-Dateien der Aufgaben wiederherstellen - bei der kryptischen Benennung ein fehlerträchtiger Schritt. Danach wurden alle Aufgaben als verfügbar und nichts als fehlend angezeigt.

Probleme 2
Sofort meldeten sich Editoren:
- .icma-Dateien schienen keine Aufgaben zu enthalten, oder
- der Bearbeitungsstand mancher Boxen war uralt.

Katastrophe! Eingedenk der Erfahrung, daß die Layouter A bis D unterschiedliche Projektstände sehen, kopierte ich das Projekt noch einmal, jeweils mit dem Account eines Layouters an seinem Arbeitsplatz. Anschließend verglich ich alle 4 Projektstände:
- nur 2 von 4 waren komplett
- jede enthielt .icml-Dateien mit teilweise unterschiedlichen Änderungsdaten

VersionCue CS4 ist also für uns nicht nur unbenutzbar, sondern schlicht gefährlich. Möglich, daß wir mit größerem technischen Verständnis das eine oder andere Problem lösen könnten. Im Augenblick jedoch müssen wir auf VersionCue verzichten.

Glücklicherweise enthielten die InDesign-Dateien den aktuellen Stand der Bearbeitung. Es war also nichts weiter zu tun, als alle Aufgaben zu löschen und neu anzulegen ( :eek: ). Seitdem können alle zufrieden arbeiten.

Ein Layout weigert sich jedoch beharrlich, Aufgabendateien zu produzieren. Auch der .inx-Export hat da keine Abhilfe geschaffen. Nun, das eine schleifen wir manuell mit durch …

Über Fragen, Tips und eine angeregte Diskussion freut sich

Manfred :)
 
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Nachtrag, ein paar Wochen danach:

VersionCue ist übrigens sehr hartnäckig: es läßt sich nicht mehr dauerhaft abschalten. Ich kann den VC-Server in der PreferencePane "Anhalten", aber wenn ich später nochmal nachschaue, ist VersionCue wieder an (und, wie immer, das Schloß der Systemeinstellung ist offen, egal, wie oft ich es schließe - gibt's auch erst seit VersionCue).

Den LaunchDaemon mit launchctl zu entfernen, geht übrigens nicht - der ist schon längst nicht mehr in der Liste. Nur die .plist liegt noch in /LaunchDaemons.

Da hilft wohl nur noch Deinstallieren … :mad:
 
Drei Fragen

Funktioniert VersionCue denn in der CS3?
Was ist der Unterschied zwischen Indesign Server und VersionCue?

Kennt jemand einen guten Berater zu diesem Thema?
Unsere Firma arbeitet zwar mit Indesign und Incopy, aber keiner hat Ahnung in deren Zusammenspiel.
 
VersionCue gab es schon mit der CS3 und soll auch funktionieren - gesehen hab' ich's allerdings nicht, nur Anwenderberichte im Netz gelesen. :)

Der eigentliche Unterschied zwischen CS3 und CS4 betrifft allerdings nicht VersionCue, sondern die InCopy-Aufgabendateien: wenn Benutzer mit InCopy CS3 im workflow sind, darf man bei Benutzung von InDesign CS4 nicht vergessen, die Aufgaben für die richtige Version zu speichern.

VersionCue ist ein aufgebohrter WebDAV-Server mit SQL-Datenbank und Webinterface für Administration und Benutzerverwaltung. Die wesentlichen Funktionen sollte man allerdings auch mit OS-X-Bordmitteln bereitstellen können, am besten natürlich mit OS X Server (ich als Laie hatte mich jedoch auf die out-of-the-box-Lösung gefreut - zum Ergebnis siehe den ersten post …).

InDesign Server ist im wesentlichen ein InDesign mit Serverfeatures: Dokumentenverwaltung und simultane Bereitstellung mehrerer Dokumente an verschiedene Benutzer. Kaufen kann man das Ding nicht, das gibt's nur von Systemhäusern im Paket mit Publishingsystemen. Preis? Keine Ahnung, aber je nach Anbieter und Größe der Lösung kann das als fünfstelliger Posten auf der Rechnung auftauchen.

Tja, Berater gibt es viele, leider nur wenige, die unabhängig und kompetent genug sind, daß sie verschiedene Systeme anbieten und Dir die Evaluation abnehmen. Wenn es Dir nur um InDesign und InCopy geht, brauchst Du die Leute auch nicht, da reicht eine gescheite Mitarbeiterschulung.

Wenn Du aber ein Publishingsystem mit InDesign Server, Workflowsteuerung, Benachrichtigungs- und Eskalationssystem, Anzeigenverwaltung, Blattplanung etc. pp. suchst, dann wirst Du Dir die Mühe machen müssen, Anforderungen aufzulisten, die Produkte zu recherchieren und zu schauen, welche Systemhäuser die Anbieter auflisten. Langwierig, aber unumgänglich …

Mittlerweile haben sich alle hier an das Blattmachen mit InDesign und InCopy gewöhnt (es ist ja eigentlich auch eine vergleichsweise simple Angelegenheit). Probleme gibt es selten und wenn, haben die mit anderen Dingen zu tun. Vor allem wichtig: "saubere" Dokumente mit allen nötigen Formatdefinitionen - typische Designerlayouts mit all ihren Improvisationen und händischen Modifikationen haben in einem InCopy-Workflow nichts verloren. Das heißt, ihr solltet mindestens einen versierten Reinzeichner haben, der bestimmen darf, was rausgegeben wird und was nachbearbeitet werden muß.

Wir hatten auch den Vorteil, daß unsere Editoren längere Zeit Korrekturen an einem InDesign-Platz gemacht hatten - da war der Umstieg nicht ganz so schwer. Klar, da gibt es dann solche und solche, aber technisch desinteressierte Schnarchnasen hast Du überall …

Frag ruhig weiter, wenn Du speziellere Dinge wissen willst. :)
 
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Vielleicht passend dazu die Meldung "Adobe gibt Version Cue auf".
 
Diese @&%$*§§!! :koch:

(Interessanter screenshot übrigens: die Ansicht kenne ich gar nicht …)
 
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