Zitate aus dem Sendungsmanuskript:
Wie viele andere Industrienationen ist Deutschland ein reiches und sicheres Land. Kaum ein Präsident, kaum eine Präsidentenrede, die es der Nation nicht alle paar Jahre erneut ins Stammbuch schreibt. „Es muss ein Ruck durch das Land gehen.“ Mehr Mut, Veränderungsbereitschaft und Risikofreude werden eingeklagt. Aber am Ende siegen doch immer wieder Kleinmut und Angst. In puncto Angst scheinen wir Weltmeister zu sein. Angst setzt auf Nummer sicher. Angst macht dumm und unmündig. Sie ist ein Feind der Neugier. Sie scheut das Risiko und damit Veränderung. Angst macht krank. Ängste, Phobien und ähnliche affektive Störungen bilden in den sogenannten entwickelten Ländern die Krankmacher Nummer eins. In die Gesundheitsetats reißen sie das größte Loch. Angst wird zur Familienerkrankung. Jeder Fünfte leidet unter Angst, jeder fünfte Erwachsene, jedes fünfte Kind. Wie kommt die Angst in den Kopf? Diese Frage gehört zu den wichtigsten, mit denen sich die moderne Hirnforschung beschäftigt.
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Für die zeitgenössische Kulturkritik ist die tägliche Dosis Angst der Zuchtstock, mit dem die moderne Mediendemokratie gesteuert, zusammengehalten und zur Leistung angetrieben wird. Angst kann unter Umständen sehr produktiv sein. Eine der verbreitetsten Phobien ist die sogenannte soziale Phobie. Man kennt das Muster. Die Strahlenden, Fitten und Erfolgreichen werden von vielen beneidet. Und oft übersieht man, was diese Menschen bewegt. Es sind die Angst vor mangelnder gesellschaftlicher Anerkennung und die Gier nach Bestätigung, die sie und ihre Leistungen antreiben.
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Es gilt, die Strukturen, Kontexte und Machtverhältnisse einer Gesellschaft im Auge zu behalten, die Angst schaffen und sie ständig neu schaffen. Will sagen, Angst fällt nicht vom Himmel. Angst ist gemacht. „Richtige“ Erfahrung und die Kunst des Fürchtens kommen, auch das lehrt Kierkegaard, ohne Erfahrungs-Offenheit und Kritik an dem, was ist, nicht aus. Ohne sie gibt es keinen Mut zum Risiko und keine Veränderung. Ohne sie kommt das Neue nicht in die Welt.
Nochmal: ich behaupte NICHT!! dass Drosten die ultimative Wahrheit in dem Bereich kennt. Ich denke nur, dass auch wenn er kein Epidemiologe ist, er dennoch auch in diesem Bereich ein gewisses Wissen hat. Auch ist er absolut firm in den Übertragungswegen von COVID-19.
