Callcenter Agent > Gewerbeanmeldung??

The Grinch

The Grinch

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Meine Schwester hat mir heute von einer komischen Geschichte erzählt, ich finde aber wenig darüber.

Sie studiert und wollte nebenher im Callcenter arbeiten :rolleyes:.
Jetzt haben die sie gebeten ein Gewerbe anzumelden um dort zu arbeiten!

Natürlich hab ich ihr abgeraten, aber was ist das denn?

Das würde doch für sie bedeuten:
  • Gewerbe anmelden,
  • GewSt. Erklärung abgeben,
  • Kleinunternehmerbefreiung von der USt. beantragen,
  • Rechnungen stellen,
  • Sozialabgaben abführen
Das Callcenter hätte den Vorteil keine Sozialabgaben zahlen zu müssen.

Das riecht doch ganz stark nach Scheinselbstständigkeit!?
Zudem frage ich mich was bei "Kaltakquise" mit den Leuten passiert, müssen dann direkt die Agents haften statt des Centers?

Jemand so etwas schonmal gehört?
 
Moin,

ja, das ist gängige Praxis und war der Hauptgrund für mich, mein Studium anders zu finanzieren. Im Einstellungsworkshop war das auch einer der ersten Punkte, wie man das Thema Scheinselbständigkeit umgeht. Das war auch kein kleiner Laden, sondern einer der Größten. Ich bin da sehr skeptisch und würde eher abraten.

Beste Grüße

Jan
 
Das würde doch für sie bedeuten:
  • Gewerbe anmelden,
  • GewSt. Erklärung abgeben,
  • Kleinunternehmerbefreiung von der USt. beantragen,
  • Rechnungen stellen,
  • Sozialabgaben abführen
Das Callcenter hätte den Vorteil keine Sozialabgaben zahlen zu müssen.

Das riecht doch ganz stark nach Scheinselbstständigkeit!?
Zudem frage ich mich was bei "Kaltakquise" mit den Leuten passiert, müssen dann direkt die Agents haften statt des Centers?

1 ja
2 nein, sie wird nicht gewerbesteuerpflichtig
3 Warum? So kann sie sogar Vorsteuer absetzen? Aber bei dem Einkommen ist die Befreiung wohl sinnvoller
4 klar
5 Welche Sozialabgaben? Solange sie keine Angestellten hat. Ggf. wird das nur mit der KV kritisch, aber vielleicht kann sie sich ja sogar in der PKV versichern. Muss geklärt werden.

Haftung: Betriebshaftpflicht sinnvoll. :)


Meines Erachtens ist das ganze nur seriös, wenn auch ein Stundenlohn gezahlt wird, der für Selbstständige abgemessen wäre, also mehr als 20 EUR. Das wird wahrscheinlich aber nicht der Fall sein, wenn dem so wäre, halte ich es nicht für seriös.
 
Als nächstes wird dann sicher auch noch Nutzung für Büro und Telefonanlage berechnet oder womöglich eine Gebühr für die bereitgestellten Adressen verlangt.

Finger weg. Das ist ein weiterer Versuch das unternehmerische Risiko auf Subunternehmer zu verlagern.

Als nächstes taucht die Frage nach der KV auf. Bleibt sie als Studentin weiterversichert oder muß sie sich freiwillig in der GKV versichern. Da sind dann monatlich mindestens um die 310,- Euro zu berappen (entsprechender %-Satz von der Beitragsbemessungsgrenze). Bei der PKV locken ja einige mit günstigsten Tarifen.
 
Als nächstes taucht die Frage nach der KV auf. Bleibt sie als Studentin weiterversichert oder muß sie sich freiwillig in der GKV versichern. Da sind dann monatlich mindestens um die 310,- Euro zu berappen (entsprechender %-Satz von der Beitragsbemessungsgrenze). Bei der PKV locken ja einige mit günstigsten Tarifen.

Bei der GKV kann man sich mit wenig Einkommen durchaus zum "Hausfrauentarif" freiwillig versichern. Allerdings klingt dieses "Jobangebot" für mich absolut unseriös. Da würde ich abraten.
 
Meines Erachtens ist das ganze nur seriös, wenn auch ein Stundenlohn gezahlt wird, der für Selbstständige abgemessen wäre, also mehr als 20 EUR. Das wird wahrscheinlich aber nicht der Fall sein, wenn dem so wäre, halte ich es nicht für seriös.
Das Prinzip "Callcenter" funktioniert nur nach dem o.g. Prinzip.
Nach Deiner Theorie wäre die ganze Callcenter-Branche nicht seriös.
(Nebenbei: Ich bin dieser Meinung :D)
Es ist also "normal", jedoch halt nicht wünschenswert.
 
Sorry für die späte Rückmeldung, aber hatte zu viel zu tun... :(

Ich hab den Vertrag, bzw die Rahmenvereinbarung, jetzt hier - und das Ding ist eigentlich mehr eine "Gebrauchsanweisung" die Scheinselbständigkeit zu verhindern. Das steht sogar genau so in der Einleitung dazu!

Kosten für die Nutzung der Geräte etc fallen nicht an, aber das Ding ist clever genug gefasst um das gesamte Risiko, da ja selbstständige Tätigkeit, auf dem Mitarbeiter abzuwälzen. Und da mir meine Schwester noch sagte, dass dort einfach wahllos Leute angerufen werden (Nummerngenerator?), bleibt das Kaltakquise Risiko bei ihr.

Immerhin hat sie durch die "Selbstständigkeit" das Wahlrecht einfach keine Aufträge anzunehmen - komplett ohne Vertragsstrafe.
Und auch wenn das gesamte Callcenter Business so aufgebaut sein mag, den Vertrag wird sie nicht annehmen.

Übrigens ist sie durchaus verpflichtet ein Gewerbe anzumelden, und auch wenn die Gewerbesteuerpflicht - die besteht - aufgrund zu geringer Einkünfte keine GewSt verursacht, so ist das trotzdem ein gewissen Aufwand um den FA klar zu machen, das da nichts anfällt.
 
Ich würde davon auch die Finger lassen. Genial, da geben die noch tolle Anleitungen, wie man ihnen helfen kann, das unternehmerische Risiko auf sich abzuwälzen. Wahrscheinlich noch zum Angestellten-Tarif von 6–8 € oder so.

Mittlerweile stehen ja Strafen von bis zu 50.000 € im Raum, wenn es um unerbetene Kaltaquise bei Privatkunden geht, dafür kann man sich ganz schön lange die Finger wund telefonieren.

Dafür wird es wohl auch die Klausel der Ablehnungsmöglichkeit geben, dann können die nachher sagen: „Tja, sie hätten dort ja nicht anrufen müssen, Ihr Problem“. Denn wenn man in der Realität laufend ablehnt ist man eh schneller raus als man drin war.

Da wird es sich eher lohnen, nebenbei sorgenfrei an der Tanke zu arbeiten vermute ich mal.
 
Bei der GKV kann man sich mit wenig Einkommen durchaus zum "Hausfrauentarif" freiwillig versichern. Allerdings klingt dieses "Jobangebot" für mich absolut unseriös. Da würde ich abraten.

Die schauen dann aber auch, dass die Gewerbetätigkeit kein zu großen Umfang hat.
Habe das mal bei einem Bekannten erlebt, es kann einem dann durchaus passieren, dass die in der jährlichen Beitrageinstufungsüberprüfung einen dann rückwirkend nicht mehr zum sog. Hausfrauentarif einstufen, sondern zu dem Tarif für einen "richtigen" Selbstständigen.
Und man muss dann nachzahlen.
 
Das ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Scheinselbstständigkeit.

Die Finanzämter gehen da mittlerweile teilweise so weit, und plädieren auf Scheinselbstständigkeit auch wenn Du mehrere Kunden hast, mit einem aber über 50% Deines Umsatzes machst.

Um sowas dann "wegzustreiten" brauchts wiederum nen sehr guten Steuerfachanwalt.

Ich sag auch: Is sich nix seriös! (...zumindest anhand Deiner gelieferten Infos...)

Achja, ich kann übrigens nicht bestätigen, das das Call-Center-Business so ausgerichtet ist - viele meiner Kunden sind Call-Center, und klar gibt es immer schwarze Schafe, aber die Regel ist das nicht!

Charlie
 
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